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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Edmund Schmeiß das war ganz etwas Anderes! Das war ein proper" aussehender junger Mann, immer patent" angezogen und mit, noblen" Manieren, überhaupt prima"! Sam hatte immer seine geheime Freude gehabt an dem forschen Auf­treten seines Günſtlings. Er zweifelte keinen Augen­blick daran, daß der Kommissionär auch das Wohl­gefallen des Grafen schon durch seine Erscheinung gewinnen werde.

Edmund Schmeiß wurde also ausersehen, nach Berlin   zu reisen. Zuvor natürlich einigte man sich über die Provision, wie das unter vorsichtigen Ge­schäftsleuten üblich ist.

,, Sagen Sie dem

Jener nicht zumachen konnte. Herrn Grafen," rief er mit einer Stimme, die be= rechnet war, auch in den Zimmern gehört zu werden, ,, ich hätte dem Herrn Grafen   wichtige Nachrichten von der Herrschaft Saland zu bringen. Hier ist meine Karte."

Der Kammerdiener las die Karte, betrachtete sich den Mann noch einmal, zuckte die Achseln und verschwand darauf.

Nachdem man den Agenten eine geraume Zeit hatte warten lassen, erschien der alte Diener wieder. Sein Benehmen hatte an Geringschäßung zugenommen. Die Herrschaften wären jezt beim Luncheon, erklärte er, der Graf ließe dem Herrn aber sagen, wenn er mit ihm sprechen wolle, möchte er in einiger Zeit wiederkommen. ( Fortsetzung folgt.)

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hunderts, größere Bedeutung gewann er aber erst mit dem Aufkommen der Hüttenindustrie und der Verwendung der Feuermaschinen" in den beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts.

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In geologischer Beziehung ist das Tarnowizer Plateau, auf dem schon in frühester Zeit Bergban betrieben wurde, mineralreich wie selten ein Fleck der Erde. Auf der Oberfläche und in geringer Tiefe liegen Eisenerze, darunter Zink- und Bleierze, unten vorzügliche Steinkohlen, die mit den besten englischen wetteifern. Der Reichthum des Bodens an Steinkohlen beschränkt sich aber nicht blos auf den oberschlesischen Industriebezirk in engeren Sinne dieses Wortes; das sogenannte oberschlesische Kohlenbecken, das reichste Deutschlands  , erstreckt sich ostwärts nach Nußland( das Dombrowaer Nevier mit dem beden­tenden Industrieort und Bahnknotenpunkt Solnowice) und nach Galizien  ( Hauptort Jaworzov), südwärts

Sam vereinigte immer gern mehrere Geschäfte, wenn es sich machen ließ. Da er sich nun einmal in die Kosten gestürzt hatte, seinen Kommissionär nach Berlin   zu schicken, gab er diesem gleich noch ein paar andere Aufträge mit. Man hatte Ge­schäftsverbindungen mit Berlin  . Schmeiß bekam Ordre, verschiedene Freunde von der Produktenbörse Aus der Geschichte eines Induftriebezirks. nach der Südspitze des Natiborer Streises( das pult­

aufzusuchen und ein wenig auszuhorchen über dieses und jenes. Ueberhaupt hätte Sam gern etwas über die Stimmung im Kreise der Eingeweihten erfahren. Besonders für Weizen interessirte sich der Händler gegenwärtig lebhaft. Die Berliner   Verichte lauteten feit etwa acht Tagen stehend:" Weizen ruhig, bei ziemlich behauptetem Preise." Aber Sam traute nicht. Das war wohl nur die Stille vor dem Sturm. Der Markt litt nicht unter starkem Angebot, und trotzdem kein Anziehen der Preise! Noggen litt unter Glattstellungen, Gerste war still. Wahrscheinlich dachte ei.te Anzahl großer Firmen, im Trüben fischen zu fönnen; etwa die niedrigen Notirungen zu benutzen, ut im Stillen Deckungen auszuführen und dann mit einem Male, wenn sie genug hatten, die Preise zu schnellen. Es wäre recht interessant gewesen, hinter die eigentlichen Absichten der maßgebenden Leute im Weizengeschäft zu kommen. Wenn man das Ziel des Manövers rechtzeitig erfuhr, konnte man sich in seinen Manipulationen darnach richten.

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Edmund Schmeiß reiste also nach Berlin   ab. Zunächst versah er sich in einem Modemagazin mit einem neuen Zylinder, rothbraunen Handschuhen und ciner Kravatte von prächtiger Farbe. Er meldete sich nicht an; denn da ristirte man eine Ablehnung. Er wollte überraschen, wenn es sein müßte, über­rumpelu! Die Mittagsstunde schien ihm die beste Zeit für seinen Besuch. Er nahm eine Droschke erster Klasse, der Kutscher   sollte vor der Thür auf ihn warten man durfte nichts versäumen, was und fuhr nach guten Eindruck machen konnte und fuhr nach den Zelten", wo, wie er durch das Adręßbuch er­sehen hatte, der Graf seine Wohnung hatte.

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Fast gleichzeitig mit ihm fuhr ein Coupé vor. Der Diener sprang vom Bock und öffnete den Schlag. Ein lanenoffizier stieg aus und eine Dame. Der Herr gab dem Kutscher   noch Weisungen und schritt dann der Dame nach, in's Haus.

Edmund Schmeiß hatte die Szene mit Neugier verfolgt und sich die Physiognomien genau eingeprägt. Er trat an den Wagen heran, nahm den Hut ab und fragte den Kutscher, wer das gewesen sei. Der Kutscher   nannte den Namen seiner Herrschaft.

Der Kommissionär war zufrieden, nun wußte " er doch, daß der Graf zu Haus sei. Er sah sich noch einmal Wagen und Pferde an. Die Geschirre, die Livreen, bis herab auf die Bockdecke und die Handschuhe von Kutscher   und Diener, Alles vom Besten, geschmackvoll und gediegen.

Edmund Schmeiß ließ ein paar Minuten ver streichen, während der er auf dem Trottoir auf und ab ging, und begab sich dann in's Haus. Ein Kammer­diener öffnete auf sein Klingeln. Der Kommissionär hatte eine gleichgültig überlegene Miene vorbereitet, von der er annahm, sie müsse auf einen Bediensteten Eindruck machen. Der Diener, ein großer bartloser Graufopf, mit der gemessenen Haltung eines Lords, warf einen einzigen prüfenden Blick auf den Fremden und erklärte darauf, der Herr Graf seien nicht zu Haus. Damit wollte er die Thür schließen, aber der Kommissionär, fix im Auffassen, wie im Handeln, hatte sich zwischen Thür und Angel gestellt, so daß

Von A. Winter.

ie Geschichte der Industrie und ihrer Wirkungen auf Land und Leute läßt sich bei solchen Industriezweigen am leichtesten verfolgen und am deutlichsten erkennen, die au bestimmte Dertlich­feiten gebunden sind. Zu diesen Industriezweigen gehört namentlich die Montanindustrie, der Bergbau und Hüttenbetrieb, die besonders früher, aber auch heute noch trotz Schifffahrt und Eisenbahnen nur da emporblühen kann, wo sich die für diese Industrie nöthigen Rohmaterialien, Kohlen und Erze, in hin­reichender Menge finden. Montanindustrie- Gegenden sind im Unterschied von Gegenden mit anderen In­dustrien auch dadurch interessant, daß sie meist eine umfangreichere Geschichte haben als diese. Der Berg­bau Deutschlands   hat es stellen- und zeitweise im frühen Mittelalter sowohl als auch in den späteren frühen Mittelalter sowohl als auch in den späteren Jahrhunderten zu gewissen Blütheperioden gebracht, ist aber erst in der neuesten Zeit, im Zeitalter der Maschinen, zu großartiger Bedeutung gelangt.

So hat auch der oberschlesische Industriebezirk, jene so lange verachtete und doch so ungeheuer werth­volle Ecke im äußersten Südosten des Reiches, an der Grenze dreier Kaiserreiche, seine Geschichte. Ge­rade in diesen Jahren wird die Aufmerksamkeit des Beobachters dieses Bezirks auf dessen Geschichte gelenkt, da der ungeahnte, rapide Aufschwung, den er nimmt, unwillkürlich zu Vergleichungen zwischen dem Jetzt und dem Ehemals dieser Gegend anreizt. Gerade in diesen Tagen treten einige Veränderungen in die Erscheinung, die nichts weiter sind als Folgen eines Emporblühens der Industrie, an das Niemand früher denken konnte. So hat es die Entwickelung des Industriebezirks bewirkt, daß der Verwaltungs­apparat der Regierung in Oppeln   für Oberschlesien  nicht mehr genügt und ein neuer Regierungsbezirk gebildet werden muß, daß ferner die bisherige Ge­werbeaufsicht, obwohl sie erst im vorigen Jahre durch Einrichtung einer neuen Inspektion verbessert wurde, nicht mehr ausreicht und in dieseni Jahre schon wieder eine neue Inspektion eingerichtet werden muß, und daß der alte Kreis Beuthen  , der mit dem Industriebezirk so ziemlich identisch ist, nunmehr in sechs Streise zerlegt worden ist. Der zuletzt gebildete Kreis ist zudem ein Stadtkreis, bestehend aus einer Stadt, die erst neunundzwanzig Jahre alt ist, aber schon mehr als fünfzigtausend Einwohner umfaßt und so die größte Stadt Oberschlesiens   ist.

Aber die Montanindustrie selbst hat sich nicht eher zu ihrer heutigen Bedeutung emporarbeiten können, bevor nicht auch in den übrigen Produktionsgebieten der Uebergang von Handwerk und Manufaktur zum Fabrifbetrieb begann und sich vollzog. Insbesondere der Kohlenbergbau ist viel jünger als der Erzbergbau, da man eher die Metalle als die Steinkohlen brauchte oder zu gebrauchen verstand. Auch in der ober­schlesischen Montanindustrie hat der Erzbergbau eine weit ältere Geschichte als der Kohlenbergbau. Berichte von jenen befizen wir schon aus dem dreizehnten Jahr hundert, und höchstwahrscheinlich betreffen diese Be­richte nicht einmal die ersten Anfänge des Bergbaues; der oberschlesische Kohlenbergbau dagegen datirt erst ziemlich genau seit der Mitte des vorigen Jahr

schiner Becken) und nach Oesterreichisch- Schlesien   und Mähren  ( Hauptorte Ostrau   und Witkowiz). Nach fachmännischer Schäßung sind in ihm bis zu einer Tiefe von 600 Metern 50 000 Millionen Tonnen Kohlen vorhanden; in größerer Tiefe, aus der zu fördern sich jedoch bei dem heutigen Stande der Technik nicht lohnt, noch weitere 200 000 Millionen Tonnen. Der Abbau ist bequem und billig, da die Flöße sehr mächtig sind; Flöße unter 2 Metern Stärke gelten als nicht abbauwürdig, 4-6 Meter beträgt die Durchschnittsstärke der Flöße. Es kommen aber auch Lager von 12-15, ja, an einer Stelle im russischen Theile des Beckens von 19 Metern reiner Kohle vor. Die beste Gegend für den Abban ist ein Streifen von Zabrze   über Kattowitz   bis nach Sielce in Rußland  .

Nächst dem Neichthum an Steinkohlen ist das Vorkommen von Zinkerzen für Oberschlesien   von der größten Bedeutung. Oberschlesien   ist das wichtigste Zinkproduktionsgebiet der Erde; noch vor Kurzem lieferte es 40 Prozent der gesammten Zinferzeugung der Welt. Blei und Silber kommen in geringeren Mengen vor, aber der oberschlesische Blei- und Silber­bergbau verdient deshalb ein gewisses Interesse, weil der Staat, der preußische Bergfiskus, der Haupt­produzent ist, dem die Quadratmeilen große Friedrichsgrube bei Tarnowiß gehört, und weil ge­rade die Errichtung der Friedrichshütte am Ende des vorigen Jahrhunderts einen wichtigen Anstoß zur Erweiterung des gesammten oberschlesischen Berg­baues gab.

Naturgemäß war es das Silber, das hier wie auch sonst zuerst gesucht wurde; mit ihm zusammen das Blei. Auf Blei und Silber scheint sich der oberschlesische Bergbau des dreizehnten Jahrhunderts beschränkt zu haben. Die Pingenziige dieses alten, von deutschen   Bergleuten betriebenen Bergbaues sind noch heute nicht ganz verschwunden. Lange mag das Silbersuchen nicht gedauert haben, wenigstens besitzen wir aus dieser Zeit nur wenige Nachrichten über den Fortgang des Bergbanes.

Erst die Funde auf den Bergen" im fiinf­zehnten Jahrhundert haben wieder zu neuen Arbeiten angeregt; Berge bei dem heutigen Ternowiz, das damals aus den nach den Funden schnell entstandenen Kolonien gegründet wurde, waren gemeint. Tarnowiz wurde der Mittelpunkt des Bergbaucs und blieb es bis in unser Jahrhundert hinein noch heute ist Tarnowiß der Siz der oberschlesischen Knappschaft  ; im Verhältniß zu den übrigen Hauptorten des In­dustriegebietes ist es in diesem Jahrhundert sehr zurückgeblieben, eine ganze Anzahl junger Dörfer sind doppelt so groß und größer, als die alte Stadt Tarnowiz. Jm nächsten Jahrhundert( 1562) wurde Tarnowiß eine freie Bergstadt", es erhielt ein Bergamt; die alte Bergordnung für Oberschlesien  ist die Tarnowiger vom Jahre 1528. Damals waren sämmtliche Bürger dieser Stadt Bergleute oder Gewerken. Die oberen und auch die unteren Bergbeamten waren Deutsche  , meist aus Sachsen  ; die Arbeiter waren Polen  . Und wenn noch heute die deutschen   Grubenbeamten die polnischen H...." verfluchen, so ahmen sie damit nur das Beispiel ihrer Vorfahren nach, die ebenfalls das Bergwerks­gesindelein", die ,, groben, polnischen Leute, ungezogen,

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