Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

bewegt. Als einfachste Sonnenuhr ergab sich daher schon in uralten Zeiten der sogenannte Gnomon, ein senkrecht in die Erde gesteckter Stab, dessen Schatten durch seine Länge und Richtung die Zeit angab. Freilich mußte man bald erkennen, daß dieser Schatten nicht gleiche Winkel in gleichen Zeiten durchlief; aber auf genauere Zeitbestimmungen tam es bei den einfachen Arbeiten, die in den ältesten Kulturzeiten zu verrichten waren, auch garnicht an. Uebrigens lernte man sehr frühe bei der genaueren Erforschung der Bewegungen am Himmel, daß ein Stab die Richtung auf den Polarstern haben muß, damit sein Schatten auf einer zu ihm senkrechten

werden; die kleinen Abweichungen vom regelmäßigen Gang der Sonne konnten wohl den Forschergeist anregen, kamen aber für das praktische Leben faum in Betracht, und ebenso wenig machte sich ein Be­in Betracht, und ebenso wenig machte sich ein Be­dürfniß zur Zeitmessung während der Nacht bemerkbar.

An trüben Tagen jedoch, wo die Sonne am bleigrauen Himmel überhaupt nicht zum Vorschein kommt, versagt die Sonnenuhr ebenfalls ihren Dienst, kommt, versagt die Sonnenuhr ebenfalls ihren Dienst, und das ist wohl der mächtigste Antrieb dafür ge­wesen, daß sich die Menschen nach einem Ersatze umsahen. Das älteste Instrument, das hierzu er­funden wurde, ist die Wasseruhr. Sie besteht funden wurde, ist die Wasseruhr. Sie besteht aus zwei kegelförmigen Gefäßen, die mit ihren engen

157

einfache Wasser- und Sanduhren noch im 17. Jahr­hundert benutzt. Der berühmte dänische Astronom Tycho de Brahe ( 1546-1601), der bedeutendste Gegner des Kopernikanischen Weltsystems, an dessen Stelle er ein anderes, von dem alten und dem neuen verschiedenes ersann, ersetzte das Wasser durch Queck­silber; denn vom Wasser bleibt stets ein Theil an den Glaswänden der Gefäße haften, was beim Queck­silber nicht der Fall ist. Seine Quecksilberuhr hat Tycho bei den bedeutenden umfangreichen Beobach­tungen benutzt, die später das Material lieferten, aus denen die Kepler'schen Gesetze und die wahren Bewegungen der Planeten abgeleitet wurden.

Kanus

Ein Zweikampf. Nach dem Gemälde von Ludwig Knaus .

Scheibe ganz gleichmäßig umläuft. Daher kam man sehr bald zur Konstruktion von Sonnenuhren, deren Zeiger in der Nichtung der Weltare steht, d. i. eben die Richtung nach dem Polarstern hat; auf einer zu ihn senkrecht stehenden Scheibe sind in gleichen Abständen Ziffern angebracht, und diese Abstände werden von dem Schatten stets in gleichen Zeiten durchlaufen.

Freilich erkennt man sofort, daß diese Sonnen­uhren eine Reihe erheblicher Mängel haben, die ihre Benuzung außerordentlich erschweren. Zunächst ist der Lauf der Sonne nicht ganz so regelmäßig, wie man gewöhnlich annimmt; sie erreicht am 12. Fe­bruar erst 15 Minuten nach 12 Uhr ihren höchsten Stand, und am 18. November schon 16 Minuten vor 12 Uhr. Außerdem ist sie in der Nacht nicht sichtbar, so daß die Uhr dann ihren Dienst versagt. Indessen konnten diese beiden Mängel wohl ertragen

Enden aneinander stoßen; die Scheidewand ist mit mehreren Löchern versehen, durch welche Wasser aus dem oberen in das untere Gefäß fließt. Ist alles Wasser abgeflossen, so wird der Apparat einfach umgedreht, worauf das Wasser von Neuem nach unten fließt. unten fließt. Schon um 2000 v. Chr. wurde diese Uhr von den alten Assyrern benußt; um 500 war fie in Griechenland bekannt, um 150 bei den Nömern in Gebrauch. Im Hausgebrauch wurde sie vielfach durch die fast ebenso alte Sanduhr verdrängt, bei welcher der durch die Löcher rieselnde Sand die Stelle des Wassers einnimmt. Solche Sanduhren findet man auch heute noch bisweilen in Küchen, wo sie beim Eierkochen benutzt werden; in neuerer Zeit werden sie auf Telephonämtern als Zeitmesser für Gespräche benutzt. So sind auf dem Haupt­fernsprechamt in Berlin etwa 90 Sanduhren im Betrieb. Für genaue astronomische Messungen wurden

Einer weiteren Ausbildung waren die Wasser­uhren leicht fähig. Mit Hilfe des abfließenden Wassers kann man ein Räderwerk treiben, durch welches ein Zeiger über ein Zifferblatt geführt wird; auch mit Klangwerken konnten solche Uhren, die zu wahren Kunstwerken ausgebildet wurden, versehen werden.

Auch der Gedanke war wohl ein nahe liegender, die Bewegung eines fallenden oder herabsinkenden Gewichtes zum Treiben eines Räderiverks zu be= nußen. Doch ist es ungemein schwierig, einem Nade einen ganz gleichförmigen Gang zu geben, während Schwingungen, die stets gleich lange Zeit brauchen, bis der schwingende Körper umkehrt und nun nach der anderen Seite in genau gleicher Zeit schwingt, ver­hältnißmäßig leicht hervorgebracht werden können. Es gelang wohl schon im zehnten Jahrhundert, Uhren mit einer sogenannten Hemmung zu ver­