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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
fertigen. Die ältesten Werke dieser Art waren die Uhrenwerke mit der sogenannten Waag; die treibende Straft einer solchen Waaguhr bildet ein sinkendes Gewicht, durch das ein gezahntes Rad, das Kronrad, in Drehung versezt wird. Die Waag ist ein horizontaler, um eine senkrechte Achse hin und her schwingender Stab, an dessen beiden Armen kleine Gewichte verschiebbar hängen. An der Achse befinden sich zwei Schaufeln, die abwechselnd in die Zähne des Kronrades eingreifen. Greift jeßt die obere Schaufel ein, so wird das Rad gehemmt; gleichzeitig kehrt die Waag infolge des bei der Hemmung erhaltenen Stoßes um, so daß die hemmende Schaufel das Kronrad losläßt und dieses weiter geht. Nun hemmt aber die untere Schaufel das Rad, worauf die Waag wieder umkehrt, und das Spiel von Neuem beginnt.
Diese Waaguhren, gewissermaßen Uhren mit horizontalem Pendel, fanden in den nächsten Jahrhunderten weite Verbreitung. Im 15. Jahrhundert erkannte man, daß die Achse der Waag nicht senkrecht zu sein brauchte, die Waag also auch in einer anderen als der Horizontal- Ebene schwingen konnte; freilich mußten dann die kleinen Gewichte, durch deren Verschiebung die Zeitdauer der Schwingungen regulirt werden konnte, an ihr festgemacht werden. Doch bot die Uhr dann den großen Vortheil, daß sie ohne Störung transportirt werden konnte. Aber zu einem bedeutenden Aufschwung kamen die beweglichen, in der Tasche zu tragenden Uhren erst, als man das fallende Gewicht als Triebfraft beseitigte und dafür eine gespannte Spiralfeder einführte. Die erste der artige Uhr soll im Jahre 1500 von Peter Henlein in Nürnberg verfertigt worden sein; die Nürn berger Gier, wie man die Kunstwerke wegen der eiförmigen Gestalt des Gehäuses nannte, fanden bald große Verbreitung. Damit die aufgezogene Spirale, deren eines Ende am Uhrgehäuse festsitzt, während das andere an der Welle eines Zahnrades befestigt ist, nicht sofort abläuft, muß sie, ebenso wie ein fallendes Gewicht, in regelmäßigen Zwischenräumen gehemmt werden. Die hierzu dienende Waag war in ein Rädchen, die Unruhe, umgestaltet, die beständig hin und her schwingt; auch an ihrer Achse figen zwei Schaufeln oder Lappen, die abwechselnd in die Zähne des dem Kronrad entsprechenden Steigoder Hemmungsrades eingreifen. Die Unruhe wurde außer durch den Stoß der Zähne des Steigrades noch durch zwei Schweinsborsten, die als Federn dienten, im Gange gehalten. Diese Schweinsborsten wurden erst 150 Jahre später, um 1650, durch eine Spiralfeder ersetzt, die natürlich bedeutend feiner sein muß, als diejenige, die man als Triebfeder benutzt. Der Holländer Huyghens führte diese Verbesserung ein und erreichte dadurch eine Genauigkeit und Gleichmäßigkeit im Gange der Uhr, daß sie von Seefahrern benutzt werden konnte.
Der gesteigerte Seeverkehr war es wohl überhaupt, der den Anstoß zu immer weiterer Vervollkommnung der Uhr gab. Hat der Seefahrer eine gut und gleichmäßig gehende Uhr, so weiß er, wie spät es in dem Hafen ist, aus welchem er kommt. Ermittelt er nun durch den Stand der Sonne die Zeit, die bei ihm gerade herrscht, so findet er durch
die Zeitdifferenz den Längenkreis oder Meridian, auf dem sein Schiff sich gerade befindet; denn jede vier Minuten Zeitdifferenz entsprechen einem Abstand um einen Kreisgrad auf der Erde. Die Beobachtung der Mittagshöhe der Sonne liefert dem Schiffer noch die Breite, in der sein Schiff dahinsegelt, und durch Länge und Breite ist sein Ort vollständig bestimmt. Je genauer nun die Seeuhr oder der Schiffschronometer geht, um so sicherer ist die Ortsbestim mung auf hoher See, so daß man große Mühe darauf verwandt hat, den Gang der Uhren möglichst gleichmäßig zu gestalten. Immerhin zeigten die ersten Huyghens'schen Seeuhren mit einer Spiralfeder für die Unruhe noch tägliche Abweichungen von fiinf Minuten voneinander; hundert Jahre später bekam Harrison von der englischen Admiralität einen Preis von 10000 Pfund Sterling, gleich 200 000 Mark, für eine Uhr, die nach einer halbjährigen stürmischen Seereise nur eine Abweichung von 1/2 Minuten zeigte. Die angebrachten Verbesserungen betreffen hauptsächlich die Art der Hemmung, worauf hier hauptsächlich die Art der Hemmung, worauf hier nicht näher eingegangen werden kann, und eine Kompensation oder Ausgleichung, um die Unruhe gegen die Aenderungen der Temperatur unempfindlich zu machen. Wird es wärmer, so dehnt sich die Unruhe, wie alle Körper, aus, ihre Speichen werden etwas länger; dadurch verlangsamen sich ihre Schwingungen, und die Uhr bleibt in ihrem Gange zuriick; umgekehrt geht sie etwas zu schnell, wenn es kälter wird. Um geht sie etwas zu schnell, wenn es fälter wird. Um diesen Uebelstand aufzuheben, zu kompensiren, ist das Unruherad aus zwei voneinander getrennten Hälften verfertigt, die mit je einem Ende auf einer sie verbindenden Brücke auffißen. Diese halben Radreifen bindenden Brücke auffißen. Diese halben Radreifen bestehen an der Innenseite aus Stahl, an der äußeren bestehen an der Innenseite aus Stahl, an der äußeren aus Messing, das sich bei Erwärmung stärker ausdehnt als Stahl. dehnt als Stahl. Da es jedoch mit dem Stahl fest zusammengelöthet ist, so kann es sich nicht ge= nügend strecken und krümmt sich daher bei der Erwärmung stärker; dadurch werden die freien Enden der beiden Unruhe- Hälften der Brücke, auf der ihre anderen Enden festsißen, etwas genähert, sodaß das bei der Erwärmung sich ausdehnende Nad wieder etwas verkleinert wird und seine ursprüngliche Größe bewahrt. Die kleine Abweichung, die nun noch ein genauer Chronometer bei einer Aenderung der Temperatur bei seinem Gange zeigt, wird genau ermittelt, bevor man ihn in Gebrauch nimmt, und dem Instrument mitgegeben, damit sie bei Berechnung der geographischen Länge auf dem Schiffe Berücksich tigung finden kann. Die Instrumente der deutschen Kriegsmarine, deren Schiffe mit drei und vier Chronometern ausgerüstet sind, werden in Kiel und Wilhelms haven geprüft; die Schiffe der Handelsmarine, die sich mit ein und zwei Chronometern begnügen, führen meist von der Hamburger Seewarte geprüfte Instrumente. Alle diese Uhren dürfen höchstens um wenige hundertstel einer Sekunde täglich gewinnen resp. verlieren; sonst genügen sie den Ansprüchen nicht mehr, die man heutzutage an solche Instrumente stellt. Es mag übrigens noch bemerkt werden, daß die Gleichmäßigkeit der Abweichung wichtiger ist, als die Kleinheit; eine Uhr, die täglich um 3/100 Sekunde abweicht, ist besser, als eine, die nur um 2 oder 1 Hundertstel abweicht, falls die Abweichungen
Sterbender Frühling.•
Von Dorothee Goebeler.
Bogelgezwitscher und Blumenduft, Tönendes Klingen durchzieht die Luft. Maienwind hat sich aufgemacht, Jauchzend durchfährt er die Frühlingsnacht, Zaust den Birken die grünen Locken, Daß sie sich schütteln, jach erschrocken, Fährt in des Apfelbaums Blätterhaus, Rauft ihm die schneeweißen Blüthen aus, Und mit hellem Juchhe und Juchhei Wirbelt er sie durch den blühenden Mai Jubelnder Frühling.
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dieser letzteren schwanken, bald 1, bald 11/2, bald 2 Hundertstel betragen; denn dann gestattet sie feine so genaue Berechnung, als die erstere, bei der die Regelmäßigkeit der Abweichungen ihre Berücksich tigung ermöglicht.
Dem Fortschritt, den die Uhren um die Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Einführung der Unruhe- Spirale machten, stellte sich um dieselbe Zeit ein anderer zur Seite. Wie diese Spirale in ihren Schwingungen von außerordentlicher Gleichmäßigkeit ist und sich dadurch als so außerordentlich geeignet zum Eintheilen der Zeit erweist, so ist auch dasselbe mit dem Pendel der Fall, dessen Schwingungsgeseze in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erforscht wurden. Ob ein Pendel ein wenig weiter ausschwingt oder nicht, ist für die Dauer der Schwingung gleichgültig, während die Länge des Pendels hierfiir Zum Messen von entscheidender Bedeutung ist. Kleinerer Zeitabschnitte sind daher die Schwingungen eines Pendels vorzüglich geeignet und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Beobachtern des Himmels vielfach benutzt worden. Mit der Uhr wurde das Pendel zuerst von Galilei und bald darauf auch von Huyghens , dem Erfinder der UnruheSpirale, benuẞt. Bei der Pendeluhr wird, wie bei der alten Waaguhr, das Steigrad durch ein sinkendes Gewicht getrieben: mit dem Pendel ist die Hemmung fest verbunden, und zwar besteht sie heute meist aus einem Anker, der immer nach einer halben Schwingung einen Zahn des Steigrades freiläßt, um alsbald auf der gegenüberliegenden Seite mit seinem anderen Ende einen Zahn zu hemmen. Die Zähne des Steigrades haben schräge Endflächen, mit denen sie auf den ebenfalls schrägen Endflächen des Ankers hingleiten; bei jeder Hemmung erhält der Anker und damit das Pendel einen kleinen Stoß, durch den es befähigt wird, die Reibungswiderstände zu überwinden und dauernd in Gang zu bleiben, bis das Gewicht abgelaufen ist. Statt des treibenden Gewichtes benußt man bei Pendeluhren gegenwärtig auch vielfach, wie in den Taschenuhren, eine gespannte Spiralfeder.
Für die Schwingungsdauer ist, wie erwähnt, die Länge des Pendels von entscheidender Bedeutung; nun ist diese genau wie die Unruhe von der Temperatur abhängig, das Pendel verlängert sich bei Erwärmung und verkürzt sich bei Abkühlung. Auch diese Uhren gehen daher zu langsam, wenn es heiß ist, zu schnell, wenn sie in einem falten Raum hängen. Um den Fehler auszugleichen, benutzt man ein sogenanntes Rostpendel, das wie ein Ofenrost aussieht; es besteht aus zwei Eisen- und zwei Zinkstäben, von denen die ersteren sich nach unten ausdehnen. Sie tragen ein Querbrett, auf dem die Zinkstäbe stehen, deren freie Enden sich wieder nach oben dehnen. Dadurch erreicht man ein Gleichbleiben der Länge des Pendels, da man das Verhältniß, das Eisen- und Zinkstäbe zueinander haben, leicht ausrechnen kann.
In unserem 19. Jahrhundert hat sich noch eine neue Art von Uhren entwickelt, die sogenannten elektrischen Uhren, die auf elektrischem Wege regulirt werden. Wir behalten uns vor, auf sie gelegentlich in einem besonderen Artikel einzugehen.
Enges Stübchen die Fenster schmal, Wände niedrig, schmucklos und kahl. Frierend auf dürftiger Lagerstatt Kauert die Mutter, siech und matt. Vater und Söhne lärmen und streiten, Schelten fluchend die harten Zeiten, Und am Fenster, im Abendwind, Näht und stichelt ein blasses Kind. Ewigen Werkeltags Einerlei Flieht ihr das Leben vorbei- Sterbender Frühling.
vorbei!
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