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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

geschrittener Länder in der Zufuhr von Sachsen­gängern, Böhmen  , Italienern, Krunegern oder gar Kulis in unseren Tagen.

Man hat nicht ohne Grund gesagt, daß der Lohn sklave des 19. Jahrhunderts materiell hundert Mal schlechter daran sei, als der Sklave des Alterthums. Schon im Alterthum kamen Zeitläufte, wo die freien Arbeiter" alle Ursachen hatten, den Sklaven zu be neiden, dessen Tisch wenigstens jeden Tag gedeckt war, der wenigstens wußte, wo er die Nacht sein Haupt hinlegen sollte. Und mochte der Tisch gedeckt sein mit schlechtester Kost und elendesten Abfällen vom Schmause des Sklavenbesizers, mochte seine Ruhestätte eine Zelle des Sklavenkerkers sein, in welcher er möglicherweise mit Ketten angeschlossen wurde! Sind doch auch in unseren Tagen die Fälle beklagenswerth häufig, daß hungernde und frierende arme Teufel irgend ein Delift begehen, um in's Gefängniß gehen zu dürfen.

Aehnliches ist für das Alterthum belegt durch eine Notiz bei dem Kirchenvater Chrysostomus  ( 407), in welcher es heißt: Unzählige freie Leute ver­kaufen sich, um auf Grund eines Vertrages Sklaven zu werden, manche auf die härtesten Bedingungen hin." Zu diesem äußersten Schritt griffen diese freien Arbeiter ganz gewiß erst, als sie all ihre Versuche, als Freie eine Arbeitsgelegenheit zu finden, einen freien Arbeitsvertrag" schließend ihr Brot zu finden, absolut als gescheitert betrachten mußten.

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Die Leser der Neuen Welt" werden zum größten Theil in der Lage sein, bei Betrachtung ihrer eigenen Lage allerlei interessante Vergleiche und lehrreiche Erwägungen an diese kleine Skizze von der freien Arbeiterschaft des klassischen Alterthums anzustellen. Ihrem Scharfsinn vertrauend, unterlassen wir es, ausdrückliche Hinweise und Andeutungen dazu an unsere quellengetreue Darstellung zu knüpfen.

Die Färbung der Thiere.

Von H. Vogel.

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ie Naturforscher haben der Färbung der Thiere in früheren Zeiten wenig Aufmerksamkeit ge= schenkt. Man betrachtete die Farben mit ihren verschiedenen Uebergängen als durchaus untergeord nete Merkmale, die zu scharfer Klassifikation, früher Hauptzweck der Naturkunde wenig geeignet wenig geeignet waren. Das änderte sich mit einem Male, als eine neue Epoche der Forschung begann, deren Begründer Darwin   war. Darwin   brachte in das dunkle Chaos unzusammenhängender Thatsachen eine Fülle von Licht. Eine neue Forschungsrichtung begann sich Bahn zu brechen, welche sich nicht mehr mit den einzelnen Arten der Thiere als etwas Gegebenem beschäftigte, sondern, auf dem Gedanken der Entwickelung fußend, sich bemühte, dem Ursprung der Arten nachzuspüren und die Gesetze zu ermitteln, nach denen sich ihre Umbildung vollzogen hat und vollzieht. Nun ge­wann auch die bisher unbeachtete Färbung der Thiere erhöhte Bedeutung. Darwin   selbst stellte in vielen Fällen klar, daß das farbige Kleid nicht zufällig erlangt, sondern als dem Thiere nüßlich sich allmälig. auf Grund des von ihm aufgestellten Prinzips der natürlichen Züchtung herausgebildet habe. Andere Forscher, wie Walter Bates  , Alfred Wallace   und Ernst Häckel  , erweiterten und vertieften die For­schungen; und obwohl noch viele Erscheinungen der Aufklärung bedürfen, hat doch das Studium der Färbung schon zu reichen Ergebnissen geführt.

Eine Farbe entsteht, wenn ein Theil des auf einen Gegenstand fallenden Lichtes aufgesaugt und die übrigen Lichttheile zurückgeworfen oder, bei durch­sichtigen Gegenständen, hindurchgelassen werden. Er­scheint ein Körper rein weiß, so werden alle Licht­strahlen reflektirt und keiner absorbirt, erscheint er in einer bestimmten Farbe, z. B. blau, so werden alle anderen Lichtstrahlen, die auf ihn fallen, ab­sorbirt und nur die blauen reflektirt oder durch­gelassen, erscheint er grau oder von einer anderen unbestimmten Farbe, so werden verschiedene Licht strahlen reflektirt, und erscheint er schwarz, so werden

alle auf ihn fallenden Lichtstrahlen absorbirt und keine reflektirt oder durchgelassen. Ihre besondere Fär­bung erhalten die Körper entweder durch besondere Farbstoffe oder durch eigenthümliche Strukturen ihrer Oberfläche. Die Farbstoffe spielen bei der Färbung der Thiere eine große Rolle. Sie liegen entweder als feste Körper, meist in Form von Körnern, in den gefärbten Theilen oder sind in gelöstem Zustande darin enthalten. Alle schwarzen und braunen und die meisten rothen und gelben Farben entstehen so im Thierkörper. Den rothen Farbstoffen des Säuge­thierblutes, den Hämoglobinen, entsprechen bei den niederen Wirbelthieren die Lipochrome in vielen roth, gelb und grün gefärbten Theilen, und in den nieder­sten Thierarten, z. B. den Glockenthierchen, kommt hierzu noch der Hauptfarbstoff der Pflanzenwelt, das Chlorophyll.

Aber viele Färbungen, und eigentlich die schönsten, von Thieren find nicht durch materielle Farbstoffe verursacht. Das herrliche Farbenspiel, welches die Flügel mancher Schmetterlinge und Käfer darbieten, die schillerude Pracht der Pfauenfedern werden nicht durch materielle Farbstoffe hervorgebracht. Sie ver­danken ihre Entstehung nur besonderen Struktur­verhältnissen der farbig erscheinenden Theile. Diese Strufturfarben" werden durch besondere Schichtung, Streifung, Faserung der Oberfläche oder durch ein­geschlossene Lufträume bewirkt. Entweder erfolgt dadurch eine totale Reflexion des Lichtes, wie bei weißen Federn und Haaren, oder es findet eine Brechung des Lichtes statt, wie durch ein Prisma, oder es treten Interferenzfarben auf, wie auf Seifen­blasen, die durch eine feine Streifung oder Schich­tung der verschiedenen dünnen Gewebsschichten er­zeugt werden. Auf Interferenz( die Wirkung des Zusammentreffens zweier oder mehrerer Lichtwellen) Zusammentreffens zweier oder mehrerer Lichtwellen) beruhen besonders die Farben der Schmetterlings flügel, der Schlangenschuppen und der Perlmutter­glanz der Muschelschalen.

Diese Farben der Thiere entstanden anfänglich aus rein physikalischen und chemischen Ursachen ohne besondere Zweckdienlichkeit, wie die Farben der Edel­steine. Die dem Auge nicht bemerklichen inneren gefärbten Theile der Thiere sind meistens durch sub­stantielle Farbstoffe gefärbt. Diese Färbung hat auch im Laufe der Zeit keine Veränderung erfahren. Aber die Färbungen der äußeren Bedeckungen paßten sich zunächst bei allen höheren Thieren durch un­zählige Generationen und ungeheuere Zeiträume bis in ihre feinsten Niiancen hin besonderen Zwecken in ihre feinsten Nüancen hin besonderen Zwecken an. So wird die äußere Färbung des Thieres aus einem physikalischen Merkmal ein biologisches, das heißt, ein den Lebensvorgang beeinflußendes, indem sich im Laufe der Geschlechter gewisse Farben als die für das Thier passendsten herausgezüchtet haben.

Das ist etwa in folgender Weise geschehen. Als mit zunehmender Bevölkerung der Erde die Nach­stellungen und Verfolgungen unter den Thieren zu­nahmen, erlagen zuerst alle die, welche entweder vollkommen wehrlos waren und die durch ein auf fallendes Farbenkleid von ihrer Umgebung lebhaft abstachen, oder die nicht ausgewandert waren. Dabei blieben in den einzelnen Verbreitungsgebieten nach und nach aus verschiedenen Gruppen nur jene in dem allgemeinen Konkurrenzkampfe ganz oder am besten geschont, die durch ein mit ihrer Umgebung mehr oder weniger übereinstimmendes Farbenkleid den Blicken ihrer Feinde verborgen blieben.

Solch Bergungsfärbung finden wir bei Heu­schrecken, Rüssel- und Blattkäfern, griinen Eidechsen, Laubfröschen und grünen Raupen, die in ihrem Griin mit der Grasumgebung harmoniren; Feld- und Spitz­mäuse und Feldhasen wiederholen in ihrer Haar­färbung die Farbe des Bodens, und Blindschleichen und Erdkröten passen sich der Farbe des fallenden Laubes oder der Baumrinde an. Kriechthiere und Lurche zeichnen sich überhaupt durch sehr deutliche Schutzfärbung aus, weshalb sie auch meist unseren Augen verborgen bleiben. Unter den Vögeln ahmen Rohrdommeln, Regenpfeifer, Schnepfen und Kibize täuschend den Moorboden in ihrem Gefieder nach, das Rothkehlchen ist seiner Blattumgebung bestens angepaßt, die Fledermäuse und Eulen haben die Farbe alter Gemäuer, eine niederfliegende Holztaube

muß man lange suchen, ehe man sie im Laube ent­deckt, in das sie ihr Nest gebaut hat, und der farben­reiche Federschmuck der Papageien, Lori und Kolibri entspricht ebenso der Farbenpracht der Tropenwälder, wie die Prachtschmetterlinge, Käfer, Leguane und Baumschlangen, die dieselben noch bevölkern. In der Wüste nehmen alle Thiere die sandgelbe, fahle Farbe der Wüste an, vom Löwen und Kameel bis zur Antilope, dem Skunks, den Spring- und Wühl­inäusen, während die braunen Streifen eines im Bambusdickicht hingeduckten Tigers als Nachahmungen der Bambusstengel erscheinen. Im hohen Norden nehmen Eisbär, Polarfuchs, Schneehase und Schnee­huhn die Farbe ihrer Schneeumgebung an, welche manche von ihnen im Sommer nach dem Schmelzen des Schnees mit einem braunen Haarkleide ver­tauschen. Und während die Wale und großen Fische der nördlichen Meere die bläulich graue Farbe des Wassers haben, zeigen sich Schollen und Nochen sand­farben wie der Meeresgrund, auf dem sie sich meist aufhalten; ferner entsprechen die die Korallenriffe der Tropen bewohnenden mannigfachen Meerbewohner, die zierlichen Fische, Quallen, Medusen, Mollusken und Krabben in ihrer durchscheinenden lebhaften Farbenpracht dem überaus bunten Gezweige der von ihnen bewohnten Korallenstöcke.

Auch bei den schmaroßenden Thieren findet man Schußfärbung. So schmaroßert eine Schnecke( Capulus crystallinus Gould) auf dem Seestern, indem sie einen langen Saugrüssel durch die faltige Hülle in das Innere des Wirthes einsenkt und von dessen Säften lebt. Der Seestern ist intensiv blau und ebenso die auf ihm ſizende Schnecke, die daher schwer zu finden ist. Allerdings zeigen viele Riffbewohner von der Umgebung abstechende Farben. Diese sind aber dann stets durch ein anderes Mittel gegen ihre Feinde geschützt; die Seeigel durch ihre langen, bei manchen Arten giftigen Stachel, die Nesselthiere durch ihre brennenden Nesselkapseln, die häufig vorkommende kleine gebänderte Seeschlange durch ihre Giftzähne, und die Muränen durch ihr scharfes Gebiß. Auch die grell gefärbten Schmetterlinge bleiben infolge ungenießbarer Säfte erhalten und bilden sich ihr farben­buntes Kleid immer mehr zu einer warnenden Hülle aus.

Als Warnungsfarbe ist auch das lebhafte Gelb und Schwarz des Feuersalamanders zu be­trachten, dem von anderen Thieren nicht nachgestellt wird, obwohl er sich nur ganz langsam bewegt. Bei Raupen, Affen, Vögeln, Reptilien und zahl= reichen Insekten finden wir Schreckfarben, z. B. bei den Wespen und den metallglänzenden, giftigen spanischen Fliegen. So liefen von Anfang an zwei Farbenbildungen nebeneinander her, von denen die eine immer besserer Anpassung an ihre Um­gebung, die andere immer grellerem Abstechen von dieser zusteuert. Da nun der ewig währende Kampf um die Existenz mit den am wenigsten kampf­gerüsteten Thieren aufräumt, so haben sich nach und nach auf dem Wege der natürlichen Züchtung jene überraschenden Uebereinstimmungen zwischen Färbung und Zeichnung der Thiere einerseits und den Farben­tönen ihrer Umgebung andererseits herausgebildet, die uns heute als in's kleinste Detail getreue Nach­ahmungen einer Blüthe, eines Blattes, eines Astes, ja eines Thieres anderer Art vor Augen treten. Wenn man heute manche afrikanische Mantis( Gott­anbeterin) von der Blüthe, auf der sie sitzt, kaum unterscheiden kann, und immer wieder von einer Spannerraupe getäuscht wird und sie für einen Ast hält, so wundern wir uns freilich über solche Natur­widerspiele; aber die Thatsache erscheint nicht so wunderbar, wenn wir in eine längst vergangene Zeit zurückgreifen, in der wir uns auf rothen Blüthen nicht nur rothe, sondern auch ganz anders gefärbte Mantis­arten ſizend vorstellen müssen, die aber alle, den Blicken ihrer Verfolger preisgegeben, bald ausgerottet waren, während ihre sich der Schutzfärbung erfreuenden rothen Verwandten sich durch ihr Schußkleid im Wege der Vererbung und fortgesetzten Anpassung so gut erhalten haben, daß wir heute Nachahmung nennen, was ehemals nichts Anderes war, als Bergungs­farbe. Das wandelnde Blatt", eine Heuschrecken­art, die auf das Täuschendste einem Blatte gleicht, haben wohl manche Leser schon in Museen gesehen.