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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Aehnliche, aber lebhaft roth gefärbte Arten und daher täuschend rothe Blätter nachahmend, fand Professor Kükenthal   auf den Sundainseln auf roth gefärbten Blättern, auf denen sie, sich sicher fühlend, langsam umher krochen. Später werden dieselben gelb und grün, entsprechend der verschiedenen Färbung tropi­scher Blätter. Auch Rinde, Flechten, dürres Laub, Stengel, durchbohrte Cocons und Vogeldinger täu­schend nachahmende Insekten hat man eine ganze Reihe beobachtet.

Wie wir oben sahen, hat eine große Anzahl besonders auffälliger Farben den Zweck, dadurch andere Thiere zu warnen. Diese finden sich bei solchen Thieren, die im Kampf um's Dasein mit Vertheidigungswaffen ausgerüstet sind, mit denen sie sich vollkommen vor ihren Feinden schüßen können, wie Gifte, widerlicher Geruch und. Geschmack. Um aber von vornherein auf diese Eigenschaften auf merksam zu machen, haben solche Thiere eine auf­fallende Färbung als eine Art Warnungssignal an­genommen; so die Danaiden und Afraniden unter den Schmetterlingen, das auf seinen Flügeldecken auffallend roth und gelb punktirte Marienkäferchen, die für Insektenfresser ungenießbar sind, ebenso Wespen und verschiedene lebhaft gefärbte Raupen. Die Trußfarben sind also geeignet, anderen Thieren Respekt einzuflößen, es sind Warnungszeichen, sich mit ihren Trägern nicht einzulassen. Diese für die Erhaltung der Art so nüßliche Eigenschaft ist Gegen­stand einer sehr wunderbaren Anpassung anderer Thiere geworden. Nicht allen Thieren stehen die Vertheidigungswaffen zu Gebote, welche die mit Truzfarben versehenen besitzen; sie haben weder Stachel, noch widerliche oder giftige Säfte, welche sie vor dem Gefressenwerden schüßen; aber sie haben ein sehr wirksames Mittel, gefährlichen Angriffen zu entgehen, darin gefunden, daß sie möglichst genau Farbe und Gestalt solcher ihre Truzfarbe mit Be­rechtigung tragenden Thiere angenommen haben. Sie nehmen also, um sich ein möglichst furchtbares Ansehen zu geben, eine Art Verkleidung an, etwa wie das wandelnde Blatt", oder wie der Esel in der Fabel das Löwenfell, und sie wissen ihre Maske sorgfältiger als dieser zu tragen, deshalb erreichen sie ihren Zweck besser. Die Engländer nennen dieſe Mastirung Mimicry  ; in ihr hat sich die natürliche Zuchtwahl am weitesten entwickelt. Es giebt Schmetter linge, wie den Bienen falter, mit durchsichtigen Flügeln, ganz von der Form und Fliegebewegung der Bienen. Andere harmlose Insekten ahmen Farbe und Gestalt der Wespen und des Marienkäfers nach, die wehr­lose Schlingnatter Farbe und Zeichnung der Kreuz­otter und harmlose Kukute den Habicht. Dadurch können Glieder weit entfernter Familien sich so

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ähnlich werden, daß Männchen der einen Art Weibchen der nachäffenden nachfliegen und erst in der Nähe der nachäffenden nachfliegen und erst in der Nähe ihren Irrthum einsehen. Es ist aber bei diesen Mastirungen auch nicht ausgeschlossen, daß die mit Waffen versehene Art sich in das Gewand der wehr­Waffen versehene Art sich in das Gewand der wehr losen maskirt hat, um so sicherer ihre Opfer über fallen zu können. Denn wenn beabsichtigte Täuschung auf der einen Seite angenommen werden kann, kann es auch auf der anderen der Fall sein.

Einige Thiere halten sich durch einen plöglichen Farbenwechsel Verfolger vom Leibe. Dieser Farben­wechsel hat sie vielleicht ursprünglich in einem frank haften Zustande ergriffen und ist ihnen dabei während einer Verfolgung zu Statten gekommen. Dann hat sich nach und nach eine ganz erstaunliche Fähigkeit des Farbenwechsels herausgebildet, was äußere An­passung an verschiedene Dertlichkeiten ermöglicht. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das Chamäleon. Auch unsere Frösche und Lurche besißen diese Eigen­schaft in ziemlich hohem Grade. Eben sizzen sie noch grau oder braun an der Erde; springen sie an die hellgelbe Mauerwand, so wird ihre die hellgelbe Mauerwand, so wird ihre Farbe wesentlich heller und gelber, fast weiß, springen sie dann wieder in's Dunkle, so werden sie wieder dunkel. Auch bei einigen Fischen, den Schollen, den Forellen und der Garneele findet sich die Fähig keit, die jedesmalige Zusammensetzung des Meer- oder Flußsandes aus verschieden gefärbten Steinchen täuschend nachzuahmen. Bekannt ist ferner der Farbenwechsel des Tintenfisches, der eintritt, wenn die Thiere gereizt werden. Berührt man die kleinen Exemplare der Aquarien nur mit einem Instrument, so verwandelt sich ihre violettblaue bis braune Farbe sofort in schmußiges Grau. Es ist auch bekannt, daß größere Tintenfische sich dadurch verbergen, daß daß größere Tintenfische sich dadurch verbergen, daß sie die Farbe ihrer Umgebung annehmen.

Eine andere Bedeutung hat die Art der Fär­bung, die als Geschlechtsfarbe bezeichnet wird und die auf dem Unterschiede in der Färbung beider Geschlechter einer Art beruht. Gewöhnlich trägt das Männchen ein prächtigeres Farbenkleid als das Weibchen. Die Ursache dieser verschiedenen Färbung suchte Darwin   in der von ihm besonders stark be­tonten geschlechtlichen Zuchtwahl; denn er glaubte, daß die mit einem gewissen ästhetischen Sinne be= gabten Weibchen nur diejenigen Männchen zur Be­gattung zuließen, die ihnen durch ihr Aeußeres am besten gefallen. Wenn auch viele Färbungen, welche besten gefallen. Wenn auch viele Färbungen, welche Darwin   aus der geschlechtlichen Zuchtwahl erklären wollte, der natürlichen Zuchtwahl ihr Dasein ver­danken, so reden doch auch viele Fälle einem Ein­flusse der geschlechtlichen Zuchtwahl auf die Färbung das Wort. Man denke nur an unsere Pfauen, Fasanen und Hofhähne; auf's Höchste aber ist man

Erlebniß.*

Von Hugo von Hofmannsthal.  

lit silbergrauem Dufte war das Thal Der Dämmerung erfüllt, wie wenn der Mond Durch Wolken sickert. Doch es war nicht Nacht. Mit silbergrauem Duft des dunklen Thales Verschwammen meine dämmernden Gedanken, Und still versank ich in dem webenden Durchsicht'gen Meere und verließ das Leben. Wie wunderbare Blumen waren da,

Mit Kelchen dunkelglühend! Pflanzendickicht, Durch das ein gelbroth Licht wie von Topasen In warmen Strömen drang und glomm. Das Ganze War angefüllt mit einem tiefen Schwellen Schwermüthiger Musik. Und dieses wußt ich, Obgleich ich's nicht begreife, doch ich wußt es: Das ist der Tod. Der ist Musik geworden, Gewaltig sehnend süß und dunkelglühend, Verwandt der tiefsten Sehnsucht.

* Aus Blätter für die Kunst". II. Band.

erstaunt, wenn man zu der großen Anzahl männ licher Paradiesvögel, von denen einer immer schöner ist, als der andere, die sämmtlich höchst unansehn­lichen, gewöhnlich schlicht grau oder bräunlich gefärbten weiblichen sieht. Erst die Weibchen offenbaren dem Laienauge die Zugehörigkeit der Paradiesvögel zum Rabengeschlecht. Auch die Ornithopteren der Molukken, deren Männchen die schönsten Schmetterlinge der Welt sind, und deren Flügel die denkbar prächtigsten Farben und Zeichnungen zeigen, haben bei den Weibchen nur einfache, schlichte Farben. Anderer­seits ist dieser ausgeprägte Farbensinn der Vögel und Insekten auch als die Ursache der immer höheren Entwickelung der gefärbten Blumentheile zu be­trachten, welche gleichsam als Wirthshausschilder dienen, die die Vögel und Insekten zum Besuch ein­laden, ihren Honig zu saugen und gleichzeitig ihre Befruchtung zu vermitteln, und welche wiederum den Farbensinn bei den Thieren fördern. Mit der Uebung der Farbenunterscheidung steigert sich aber auch das Vergnügen an der Farbe. Jedes Organ, das über­haupt empfinden kann, ist irgend welcher Lust­empfindung fähig, mag dieselbe auch noch in den ersten Anfängen stehen. Man darf also annehmen, daß der Farbensinn der Thiere sich zuerst durch Suchen nach gefärbter Nahrung entwickelt hat, und daß die dadurch erlangte Eigenschaft auch auf das Farbenkleid der Thiere selbst durch geschlechtliche Auslese zurückgewirkt hat.

So haben wir gesehen, wie die Farben der Thiere, weit davon entfernt, rein willfiirliche Er­scheinungen zu sein, streng gefeßmäßigen Bedingungen ihr Dasein verdanken. Wir fanden, daß zuerst die Farben entstehen ohne weitere Zweckmäßigkeit als Produkte der physiologischen Thätigkeit des Thier­förpers, und daß sie vielfach noch jetzt direkten Ein­fliissen, wie Nahrung, Licht und Wärme, unter­worfen sind, daß aber die Farben, als sie als physikalische Eigenschaften des Thierkörpers einmal vorhanden waren, unter die Herrschaft der natür­lichen Zuchtwahl geriethen und hier in einer für ihren Träger sehr zweckmäßigen Weise verwandt wurden. So wurden die Farben der Thiere eines der mäch­tigsten Mittel, die im Kampfe um's Dasein zur Verwendung kommen.

Am Packendsten zeigt sich dies an den Gestaden tropischer Inseln, wo die Farbenpracht der Thier­welt auf dem Lande, wie im Wasser, sich alternirend mit der Farbenpracht der Pflanzenwelt steigert, wäh= rend dieselbe, je weiter sie nach dem Norden kommt, zwar ihren Einfluß behält, aber in beiden Reichen einer mehr eintönigen, schlichten Färbung weicht, bis sich, nahe den Polen  , die ganze Thierwelt in die weiße Farbe des Schnees kleidet.

Aber seltsam!

Ein namenloses Heimweh weinte lautlos In meiner Seele nach dem Leben, weinte, Wie Einer weint, wenn er auf großem Seeschiff Mit gelben Riesensegeln gegen Abend Auf dunkelblauem Wasser an der Stadt, Der Vaterstadt, vorüberfährt. Da sieht er Die Gassen, hört die Brunnen rauschen, riecht Den Duft der Fliederbüsche, sieht sich selber, Ein Kind, am Ufer steh'n, mit Kindesaugen, Die ängstlich sind und weinen wollen, sieht Durch's off'ne Fenster Licht in seinem Zimmer Das große Seeschiff aber trägt ihn weiter, Huf dunkelblauem Wasser lautlos gleitend, Mit gelben, fremdgeformten Riesensegeln.

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