Feuilleton.
Ganz still einmal
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any fill einmal im Grünen liegen dürfen.. zu einem sommerblauen Himmel sehn, mit weißen Wolken und auf das Bwitschern in den Wipfeln hören auf das Geriefel heimlicher Duellen.. den Duff der Luft einschlürfen und des blühenden Taubes, die felige Ruhe rings des vollen, reifen Lebens... ganz fill, und nicht zu denken haben an all die hundert nichtigen Dothwendigkeiten, die so und so viel Sorglichkeit und Müh' erfordern, und nur: damit das Pendelwerk des Tag's nicht fehen bleibt... ganz fill einmal im Grünen liegen können
und Alles
vergessen dürfen, was man soll und muß.. und will! für Andere und für sich, und will und soll und muß
und seine Träume
gleich Schmetterlingen gaukeln lassen, Sonnenfelig,
von Rosenstrauch zu Rosenstrauch, mit schimmernden Flügeln, das flimmernde Thal hin, über goldene Felder und wallende Flüsse zu duffverlorenen fernen Höhen, und weifer, fief und immer fiefer, in's kühle Wogenblau des Himmels.. Sonnenfelig.. ganz fill einmal fo liegen können
und ohne daß
auch diesem Tag dann wieder vom Kirchkhurm drüben eine Glocke klingt
und ohne dah
auch dieser Tag dann wieder im Grau der Abenddämmerung untersinkt!
Sommermorgen. Hinter der bewaldeten Berglehne stieg rothglühend der Sonnenball auf. In der Frühe bedeckte Gewölk weithin den Himmel. Vor den einfallenden Strahlen der Sonne hat es sich verflüchtigt, nur noch ein paar weiße Wölfchen schwimmen lichtdurchtränkt am Firmament. Die ganze Natur ist von flimmerndem Glanze erfüllt, überall wirkt die belebende Kraft des Lichtes. In der Luft zittert und flirrt es, in weißlich schimmerndem Scheine strahlt der Himmel, in die Baumkronen dort drüben am Waldesrande wühlt es sich ein und umsäumt sie mit einem breiten Streifen. In mächtigem Strome fluthet es über das weite Gelände und zieht die letzten Nebelschleier von ihm. Wie aus dem Schlafe erwacht, in frischem Duft liegt die Wiese; Alles grünt und blüht. Ueppig wuchernd sind Gräser und Blumen fußhoch empor geschossen. So ist es den Rehen gerade recht, die da aus dem Walde herausgetreten find und nun behaglich äsend über den Wiesengrund ziehen. Es scheint aber, als sollte das friedliche Idyll gestört werden. Zwei von den Nehen heben witternd den Kopf, noch ein Laut, ein verdächtiges Geräusch, und sie werden wieder zurückwechseln nach dem Walde, woher sie gekommen..
Ein Museum der Zollübertretungen. In Paris giebt es eine wenig bekannte Sammlung, die dem Staate gehört und die den Zweck hat, die tausenderlei Wege zu illustriren, auf denen der menschliche Erfindungsgeist versucht hat, die Regierungskassen in ihren Einnahmen zu fürzen. Unter Führung eines Cicerone unternahm ich die Besichtigung dieses bunt zusammengewürfelten Mischmasches von Gegenständen, von denen viele absolut nicht am Plage zu fein schienen und die doch alle nur ein und dieselbe Bestimmung hatten. So bemerkte ich mit Erstaunen einen ungeheuren weißen Marmorblock, der abgesehen vom Geldwerthe, übermenschliche Straft erfordern mußte, um ihn blos von einer Stelle auf die andere zu rücken. Ich äußerte das gegen den Führer, der mich lächelnd anhörte und als einzige Antwort die Aufforderung an mich richtete, den kostbaren karrarischen Marmor einmal anzuheben. Ich that es, und die enorme Masse mit einer Hand zu bewegen! Folgendes war die Geschichte des geheimnißvollen Blockes: Eines Tages beförderte ein Güterzug sechs solcher Blöcke aus Italien nach Frankreich . Einem Zollbeamten kam einer von ihnen etwas fremd vor, und er hatte die Idee, mit dem Hanimer eine Ecke daran abschlagen zu wollen. Und siehe da, der köstliche Marmorblock bestand aus gewöhnlichem Eisenblech und verbarg in seinem Innern für 25 000 Francs venetianische Spizen! In einem Winkel lagen Scheite Brennholz aufgeschichtet, dem Anschein nach nur darauf wartend, daß sie klein gehauen und in den Ofen gesteckt würden. Ein großer Irrthum! Diese Scheite sind von Metall, geschickt mit Borke überzogen und an jedem Ende mit einer natürlichen Sägefläche versehen. Man fand sie ausgefüllt mit eingeschmuggelten Zigarren. Weiterhin liegen umfangreiche Rollen Leinewand. Stößt man mit
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dem Schirm daran, so verräth der helle, metallische Klang, daß sie weiter nichts sind, als mit Leinewand bedeckte Kannen für Alkohol. Der Führer lenkte meine Aufmerksamkeit auf reihenweise aufgestapelte Schichten ge= wöhnlicher Speiseteller, je vier Dußend übereinander. Nur die obersten und die untersten zwölf waren wirkliche Teller, die übrigen vierundzwanzig boten nur den äußeren Anschein von Tellern, stellten jedoch nichts als die Umhüllung für eine Zinkkanne dar, in der sich Spirituosen befunden hatten.. In diesem Augenblick fiel mein Blick auf einen Bedienten in voller Livree, der in einem Winkel saß, die Arme übereinander geschlagen hatte, und dem das müde Haupt in sanftem Schlummer auf die Brust ge= sunken war. Sehen Sie den Thürhüter," bemerkte ich zu meinem Führer, die große Hize hat ihn dermaßen eingeschläfert, daß selbst unser lebhaftes Gespräch ihn nicht gestört hat."" Nun, er wird sich ja wohl erwecken lassen," erwiderte der Mann geheimnißvoll lächelnd und rüttelte den Bedienten leicht am Arm. Wie groß war mein Entsetzen, als der kräftig gebaute Mensch ohne Weiteres vom Stuhle sank und leblos am Boden lag! Die Hize hat ihm einen Schlagfluß zugezogen! dachte ich erschüttert. ,, Erschrecken Sie nicht so sehr," sagte aber lachend der Cicerone.„ Der Mann hat gethan, was man von ihm verlangte, indem er hinterliftiger Weise Unmengen von Alkohol einschmuggelte. Fühlen Sie ihn an! Er ist aus Zink gemacht. Nur Kopf und Hände sind aus Wachs, aber so täuschend ähnlich nachgeahmt, daß die Natur selbst sich dadurch hätte betrügen lassen. Diesem Loch am Schädel verdanken wir seine Entlarvung. Jeden Nachmittag gegen sechs fuhr ein Herr von X., der seine Viktoria selbst lenkte, durch das Thor des Bois de Bou logne . Sein Diener war mit gekreuzten Armen eingenickt. Die ersten Male wurde das Gefährt regelmäßig angehalten und nach steuerpflichtigen Sachen durchsucht. Als die Beamten nichts fanden, begnügten sie sich damit, Herrn von X. mit einem höflichen Nicken des Kopfes passiren zu lassen, was er durch ein Salutiren mit der Peitsche erwiderte. Schließlich wurde der Herr so fühn, daß er immer in vollem Trabe vorüberfuhr. Das sollte sein Verderben werden. Eines Tages rannte die leichte Equipage gegen ein Laftfuhrwerk, das soeben von den Beamten durchsucht wurde, und Herr und Diener wurden auf's Pflaster geschleudert. Herr von X. wurde ohnmächtig aufgehoben; doch sein Diener befand sich in einem noch bedauernswertheren Zustande. Ihm war bei dem Anprall der Schädel gespalten worden, und aus demselben ergoß sich eine gelblich aussehende Fluth auf die Straße, die sich als nicht mehr und nicht weniger als ein ausgezeichneter Rognak entpuppte. Sogar die Equipage, die vom Sturz stark beschädigt worden war, ergab sich als für das Schmuggeln eingerichtet, denn aus ihren hohlen Wänden strömten gleichfalls kleine Kaskaden von Kognak!"„ Nun sehen Sie, bitte, diese Mühlsteine an," fuhr der Führer fort. Sie haben als Zigarrenbehälter gedient. Ferner dieses Schnürleibchen aus Gummi, worin Branntwein transportirt worden ist. Es hat zu den Reizen einer PseudoAmme beigetragen, die als eine gar umfangreiche und gewichtige Person auftrat, obgleich fie in Wirklichkeit so dürr war wie ein Stock. Ihr Baby, gleichfalls aus Gummi, nährte sie mit den achtzehn Litern Branntwein, die sich in seinem Innern befanden. Dieser Kürbis, den uns ein Zollamt in der Normandie geliefert hat, passirte drei Monate hindurch vor den Augen der Beamten mitten unter anderen Marktfrüchten die Grenze, so oft sein Befizer zu Markte fuhr. Unvorsichtiger Weise vergaß der Bauer seinen nachgemachten Kürbis zu Hause zu lassen, als die Kürbiszeit vorüber war. Dadurch wurde er den Zollbeamten auffällig, und als sie ihn untersuchten, fanden fie, daß er mit Obstwein gefüllt war..."
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Der Tempel des Schlangengottes in Kabà. In seinem interessanten Buche„ Notizen über Meriko", ( Berlin , F. Fontane& Co.) schildert Harry Graf Kessler auch den Eindruck, den die Städtetrümmer und Tempelrefte Yukatáns auf ihn gemacht. Vor Einwanderung der Azteken wurde dieses Land von dem Volke der Mayas bewohnt. Vor Ankunft der Spanier hat ganz Yufatán einer einzigen Stadt geglichen. Die Trümmer von hundert großen Städten eine jede mit weiten Terrassenanlagen, Steinpalästen und hohen Tempeln geschmückt hat ein zeitgenössischer Forscher in der Waldwildniß gefunden, die heute diesen alten Kulturboden überwuchert. Eine uralte Kultur ist hier zu Grabe gegangen. Die Deutung der von ihr hinterlassenen Denkmäler steht noch aus. Einen Begriff von der eigenartigen Baukunft des Mayavolkes giebt wohl nachstehende Beschreibung des obengenannten Autors:" Das bedeutsamste. Bauwerk in Rabà ist wegen seiner Fassade der Tempel des Kukulcan, des Schlangengottes. Er setzt sich aus fünf Doppelheiligthümern zusammen, die in einer Reihe hinter einer einzigen langen Front liegen. Diese Front besteht in ihrer ganzen Länge und von unten bis oben aus nebeneinander und aufeinander gestellten je drei Fuß hohen Kolossalmasken mit blanken Zähnen, großen, viereckigen Augen und vorgestreckten Rüsseln; ein fräftiges Gebält und die mächtigen Monolithe der Eingangsthüren bieten dem Blick einen Maßstab und halten das Ganze so zusammen, daß es trotz seiner Phantastik den Eindruck eines Architektur werkes, eines großen Gebäudes, macht. Die Pupillen,
* Aus ,, Von Alltag und Sonne". Berlin . F. Fontane& Co. Verantwortlicher Redakteur: Oscar Kühl in Charlottenburg .
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die Einem aus den zahllosen Augenhöhlen der Maskenreihen entgegenblicken, die Menge der Lippen, die in regelmäßigen Zwischenräumen, mit Schmuck beladen, in der Fassade herniederhängen, die Gebisse, die ihre geschlossenen Zähne zeigen, überziehen die ganze Front wie mit einem Riesenmuster aus Augen und blanken Zahnreihen. Durch die Thür des mittelsten Heiligthums sieht man an der Rückwand auf dem Boden eine ähnliche Maske wie die der Fassade stehen; ihr Rüssel, der in drei Bogen auf dem Grdboden vorrollt, bildet den Stufenaufgang zit einem zweiten, höher gelegenen Raum, der wohl das Allerheiligste war. Wenn man auf der Treppe, die die Terrassen des Tempels emporführt, die oberste Stufe erreichte, starrte Einem plötzlich zwischen den übrigen Ungeheuern aus dem schwach erhellten Tempelinnern diese aus dem Boden anfragende Riesenmaste wie ein Phantom entgegen; und darüber in der hinteren Kammer, in noch tieferem Dunkel der Gott ."
Einfluß des Regens auf die Temperatur. Wenn die Sonne brennend heiß herniederscheint, so daß die Glieder erschlaffen und ihren Dienst versagen, dann bedeckt sich der Himmel häufig mit schwarzen Wolfen. Zwar hört die sengende Glut der Sonne dann auf, weil ihre Strahlen die nebligen Wolfenmassen nicht zu durchdringen vermögen; aber die ermattende Hiße wird nur noch schlimmer und drückender. Endlich fallen die ersten großen Tropfen, und bald strömt der Regen, häufig von Donner und Blizz begleitet, in ungeheuren Mengen zur Erde nieder. Schon während desselben macht sich häufig eine Abkühlung bemerkbar; ist er aber vorbei, und lacht die Sonne wieder heiter am Himmel, so ist die drückende Hiße einer angenehmen fühlen Temperatur gewichen.
Diese Thatsache, die jetzt in den drückenden Sommiertagen von Tausenden und Millionen beobachtet wird, beruht auf einem einfachen physikalischen Gesez, desseit Wirkungen sich beinahe stündlich in unserem täglichen Leben zeigen. Fast bei Allem, was wir als Nahrung genießen, ist es nöthig, bei der Zubereitung Wasser zu kochen. Das geschieht, indem Wasser in einem Gefäße auf den Herd gestellt und ihm dann durch die Feuerung Wärme zugeführt wird. Indem das Wasser die Wärme aufnimmt, gewissermaßen verschluckt, wird es naturgemäß heißer. Das geht aber nur bis zu einem gewissen Grade; ist dieser erreicht, so geräth das Wasser ins Kochen, wird aber nicht mehr heißer, sondern immer weniger, es kocht ein, wie man zu sagen pflegt. Das Wasser verwandelt sich nämlich durch die weiter zugeführte Wärme in Dampf, der in die Luft aufsteigt und die aufgenommene Wärme in gebundenem Zustande, wie man das nennt, mit sich führt. Ueberall, wo große Wassermassen verdampfen, sind dazu große Wärmemengen nöthig, die daher nicht erwärmend auftreten können; folglich bleibt die Temperatur tiefer, als wenn die Verdampfung nicht statt fände. So ist es bekannt, daß es an der Seeküste, wo stets viel Wasser verdampft und viel Wärme hierzu verbraucht, immer fühler ist, als auf dem platten Lande, wo der Boden durch die Sonnenstrahlen ohne jeden Schuß erhizt wird. Wenn umgekehrt gasförmiger Wasser= dampf sich in tropfbares Wasser verwandelt, so giebt es die früher aufgenommene Wärmemenge bei dieser Ver wandlung wieder zurück. In diesen Thatsachen liegt die Erklärung, weshalb der Regen die Luft abkühlt. Heiße Luft ist gewöhnlich stark wasserhaltig; doch giebt es stets eine Grenze, über die die Menge des Wasserdampfes in der Luft nicht hinausgehen kann. Ist diese erreicht, so muß die Feuchtigkeit als Regen niederfallen. Da fältere Luft weniger Wasserdampf enthalten kann, als wärmere, so wird namentlich, wenn ein kälterer Luftstrom auf einen wärmeren trifft, Wolkenbildung und Regen eintreten. Doch was auch die Ursache der Wolfenbildung an heißen Tagen sei, jedenfalls wird dabei massenhaft gasförmiger unsichtbarer Wasserdampf in tropfbare Nebelmasse, aus der die Wolfen bestehen, verwandelt. Hierbei wird die im Wasserdampf gebundene Wärme frei und erzeugt die drückende Schwüle, die dem Gewitter vorhergeht. Sind aber die Regenmassen zur Erde gefallen, so beginnt sofort der umgekehrte Vorgang, das Wasser verdampft wieder und bindet bei der Verwandlung in Dampf große Wärmemengen, die dem Erdboden und der Luft entzogen werden. Daher er scheint die Temperatur nach dem Regen so wesentlich abgekühlt.-
b.
Einst und Jetzt. Dem preußischen Kultusminister b. Zedlitz( geb. 1731, Kultusminister seit 1771 bis 1788, wo ihm der berüchtigte Wöllner folgte) hielt das Bres lauer Konsistorium vor:" Derjenige Unterthan sei der beste, welcher am meisten glaube, und derjenige der schlechteste, welcher am meisten raisonnire." Der Minister entgegnete:„ Seine Majestät sei nicht gesonnen, die Sicher heit des Staates auf die Dummheit der Unterthanen zu gründen."
-ch.
Nachdruck des Inhalts verboten! Alle fiir die Redaktion der„ Neuen Welt" bestimmten Sendungen sind nach Berlin , SW 19, Beuthstraße 2, zu richten.
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