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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
amt des Innern herausgegebenen Statistik über die deutschen Fischereifahrzeuge, welche nach dem Bestande vom 1. Januar 1898 außerhalb der Küstengewässer Fischerei betrieben, 117 Fahrzeuge mit einer Besayung von zusammen 1187 Mann. Inzwischen haben sich in dem halben Jahr die Zahlen etwas geändert, da fortwährend neue Dampfer gebaut und in Betrieb gesetzt werden. An der Dampfhochseefischerei sind hauptsächlich die Weserkanten betheiligt; von den 120 Fischdampfern, welche die Nordsee befahren, laufen allein 91 von Geestemünde , Bremerhaven , Nordenham 2c. aus.
Unsere Leser dürfte es interessiren, einen Fischdampfer in seiner Einrichtung näher kennen zu lernen. Diese aus Stahl gebauten Fahrzeuge sind äußerst seetüchtig und haben, im Durchschnitt gerechnet, eine Länge von 30-33 Metern, eine Breite von 5/ 2-61/ 2 und eine Tiefe von 3-3 Metern. Die älteren Dampfer haben Kompoundmaschinen, die 2-300 Pferdekräfte indiziren. In neuerer Zeit hat man sich mehr den dreizylindrigen Maschinen zugewandt. Die unter Volldampf erzielte Geschwindigteit beträgt 9-11 Seemeilen in der Stunde. An Deck eines Fischdampfers sind außer den für jeden Seedampfer erforderlichen Einrichtungen die Vorrichtungen und Geräthe zur Fischerei untergebracht. Diese bestehen unter Anderem aus zwei Neßen, die, sobald der Dampfer nicht dem Fanggeschäft obliegt, an der Reeling befestigt sind, ferner aus einer starken Dampfwinde, die auf einer Trommel die 400 Meter langen, 6-8 Zentimeter starken Stahlleinen zum Schleppen des Nezes trägt, sowie aus starken stählernen Rollvorrichtungen, die zum Aussehen und Einholen des Nezes gebraucht werden. Im hinteren Schiff, unter Deck befinden sich die Kajüten für den Kapitän, Steuermann und Maschinisten, daran schließen sich nach vorn die Räume für die Dampfmaschinen, für den Kessel und zu beiden Seiten die der Kohlenbunker. Weiter hieran liegen die Räume zur Aufbewahrung der gefangenen Fische, des Eises, und hierauf folgt das Mannschaftslogis. Im Vorderschiff befinden sich auch Räume zur Aufbewahrung von Tau und Netzwerk, sowie Süßwassertanks.
Die Besatzung besteht durchschnittlich aus 11 Mann: dem Kapitän, Steuermann, zwei Maschinisten, Koch, Nezmacher, 3 resp. 4 Matrosen und einem Heizer. Bei größeren Fahrten wird die Mannschaft um 1-2 Matrofen verstärkt. Der Dienst auf dem Fischdampfer ist schwierig und stellt an jeden Einzelnen die höchsten Anforderungen. Die gezahlten Heuern sind etwas besser als die der Mannschaften auf großen Fracht- resp. Passagierdampfern. So erhalten die Matrosen 70 Mark, während sie auf anderen Schiffen nur 50 Mark bekommen.
über die ganze, 547 623 Quadratkilometer große Nordsee . Im Allgemeinen wird im Sommer der südöstliche, im Herbst der mittlere und im Winter bis in den Frühling hinein der nördliche Theil der Nordsee befischt. Das Skagerak wird fast während des ganzen Jahres und die Gewässer bei Island nur während der ruhigeren Jahreszeit bearbeitet. Die Fischerei in der Nordsee darf einem internationalen Vertrage zufolge innerhalb drei Seemeilen von der Kiiste nicht betrieben werden.
Mit der Entwickelung der Fischerfahrzeuge ist auch die der Fischereigeräthe im Besonderen vorwärts geschritten. Es gilt, möglichst schnell und viel Fische zu fangen, und so verwendet man zunt Fang jezt fast ausschließlich das Scheerbretternet, das äußerst scharf in den Grund greift und bedeutend größere Fänge an Plattfischen zu erzielen im Stande ist, als das bis vor Kurzem und auch jetzt noch hier und da gebrauchte„ Baumnetz". Das Scheerbretternet ist etwa 38 Meter lang, die Breite der Nezöffnung beträgt 28 Meter. Die an beiden Seiten aufrecht stehenden, mit starken Eisenbeschlägen versehenen Bretter im Gewichte von 350 Kilogramm dienen zur Offenhaltung des Nezes beim Schleppen. An der Innenseite dieser Scheerbretter, dem Neße zu= gekehrt, sind je 4 Ketten angebracht, welche sich in einem Ninge, der auch die Schleppleine aufnimmt, vereinigen. Das Netz ist aus startem Manilagarn die Fäden haben 2-3 Millimeter Durchmesser gefertigt, das an dem hinteren engeren Theile, dem sogenannten Steert, doppelt verarbeitet ist. Zur Konservirung ist das Netz mit Theer getränkt. An die Haltbarkeit dieses werthvollen Fischereigeräthes müssen große Anforderungen gestellt werden, da es häufig vorkommt, daß auf dem Meeresboden ruhende häufig vorkommt, daß auf dem Meeresboden ruhende Anker, Wrackstücke, große Steine usw. außer dem Fang, der mitunter ein bedeutendes Gewicht reprä sentirt, sich im Netz vorfinden.
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Einem Fischfang beizuwohnen ist außerordentlich interessant; erhält man doch beim Leeren des Netzes erst einen Begriff davon, wie mannigfaltig die Meeresfauna sich gestaltet und welch wunderliche Geschöpfe sich in der Tiefe vorfinden.
und Spülen der Fische begonnen. Hierauf folgt die Verpackung, und zwar wechseln Eisschichten mit Fischen ab. Die Neisen der Dampfer danern in der Regel im Sommer 6-8, im Winter 9-12 Tage. Die schon Eingangs erwähnte Abfischung der Nordsee läßt die Dampfer bis nach Island fahren, welche Reisen gewöhnlich 14-16 Tage in Anspruch nehmen. Die eingebrachten Fänge werden in den Häfen auf Auktionen verkauft.
Der Erlös der vier deutschen Hauptmärkte Geesteminde, Bremerhaven , Hamburg und Altona aus Seefischen und Meererzeugnissen belief sich im letzten Jahre Jahre auf zusammen 7 653 326 Mark gegen 7 169 091 Mark im Jahre 1896. Davon entfielen auf: Geestemünde 2 897 897 Mark, Hamburg 1 852 430 Mart, Altona 1 832 207 Mart, Bremer haven 1070 791,34 Mark. Hierzu kommen dann noch die nicht unbedeutenden Erträge aus den Fängen der Dampfer der Wilhelmshavener Hochseefischereigesellschaft, der Deutschen Dampffischereigesellschaft„ Nordsee " in Nordenham , der Segelfischer an der ostfriesischen Küste usw., über die leider fein zuverlässiges Ziffernmaterial vorliegt.
Einen weiteren Beweis dafür, daß die Kleinbetriebe mehr und mehr expropriirt werden, bietet die im Januar gegründete„ Herings- und Hochseefischerei- Aktiengesellschaft zu Geesteminde". Die Heringsfischerei, die bisher ausschließlich mit Segelloggern von Emden , Vegesack , Elsfleth und Glückstadt aus betrieben wurde, soll nunmehr dem Dampf unterliegen. Von den in Auftrag gegebenen Dampfloggern ist fürzlich der erste, Harald", in Geestemünde vom Stapel gelaufen. Dieser Dampfertyp ist größer als die Dampfer der Hochseefischerei. Die Dampflogger sollen in den Sommermonaten dem Heringsfang mittelst Treibneßen, im Winter dem Frischfischfang mit dem Grundschleppnet obliegen. Wo die Segellogger im Winter brach lagen, sind die Dampflogger in der Lage, zu jeder Jahreszeit auf Fang auszugehen.
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Eine bedauerliche Abnahme der Fischgründe ist die Folge der unersättlichen Profitgier des Kapitals. So werden jetzt schon hin und wieder Fische auf Hat der Dampfer den Fischgrund erreicht, so den Markt gebracht und verkauft, die man früher wird, nachdem genau gelothet ist, das Netz ausgesetzt. nach dem Fang über Bord warf, weil die Exemplare Dasselbe wird in gleichmäßigem Tempo geschleppt, zu klein waren. Eine rationellere Befischung der etwa 2-21/ 2 Knoten in der Stunde, also 60 bis Nordsee hätte, nach unserer Meinung, dem Volke 80 Meter in der Minute. Der Nezzug dauert je nach ein billiges Nahrungsmittel auf längere Zeiten geWassertiefe und Grundbeschaffenheit 4-7 Stunden, sichert, denn mit dem Aufschnellen der Preise hört dann wird mittelst der Dampfwinde das Netz auf- der Massenkonsum auf. Die griindliche und schnelle gehievt, an dem unteren Ende geöffnet und entleert. Ausbeutung der Nordsee wird für die an der Fischerei Die Hauptfischarten, die gefangen werden, sind: Betheiligten mit der Zeit einen empfindlichen RückSchellfische, Kablian, Schollen, Steinbutt, Rothschlag geben, dessen Folgen weder durch wissenschaftliche zungen usw. Sofort wird jetzt seitens der gesammten
Das Arbeitsfeld der Fischdampfer erstreckt sich Besatzung mit dem Sortiren, Schlachten, Entweiden
( Fortsetzung.)
n diesem Moment tauchte Herzkirsche mit Behagen seine Füße in die Strömung der Fon tanelle , und gleichzeitig schwamm sein ganzes Wesen in einer Glückseligkeit, die noch weit erfrischender war als das Wasser der Quelle.
Nun, Claude," sagte Norine, ihn von der Seite anblickend, raubt Ihnen die Hize die Sprache? Sie sind ja stumm wie ein Fisch."
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Es ist nicht die Wärme," erwiderte er,„ die Zufriedenheit ist es. Mir ist, als träume ich, und ich habe stets Furcht, zu erwachen. Manchmal, wenn ich so in meiner Hängematte im Gefängniß schlief, passirte es mir auch, daß ich träumte, ich wäre frei; dann, wenn ich halb wach war, merkte ich, daß es ein Traum war, und ich versuchte, wieder einzuschlafen, um ihn noch länger währen zu Lassen. In dieser Stunde ist es dasselbe; ich wage nicht mich zu rühren, aus Furcht, plötzlich die Fontenelle, die Werkstätte und Sie selbst, Norine, plößlich wie Rauch verschwinden zu sehen und mich wieder in den Krallen des Oberauffehers zu befinden." Es liegt nur an Ihnen, daß das weiter dauert... Der Vater ist zufrieden, und er versichert, daß Sie
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Herzkirsche. W
Von André Thenriet.
Alles besitzen, was man braucht, um in unserem Handwerk geschickt zu werden. Er wird Sie gern behalten... wenn," fügte sie mit pfiffigem Augen blinzeln hinzu, wenn es Ihnen nicht unangenehm ist, bei uns zu bleiben
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,, D, Norine, wie können Sie das nur sagen?... Ich bin ja nur bei Ihnen glücklich."
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" In diesem Falle verhalten Sie sich ruhig," fuhr Norine Vincart in entschiedenem Tone fort, , und quälen sie sich nicht mit Dingen, die nicht vorhanden sind!... Heute haben wir Urlaub bis zum Abend... Der Vater wird bis zum Einbruch der Nacht nicht von dem Markte zu Gargis nach Hause kommen. Bis dahin sind wir unsere eigenen Herren, und ich werde die Gelegenheit benutzen, um ein bischen im Grase zu schlafen."
Sie richtete sich auf dem Steine auf, reckte die Arme und ließ ihre kleinen, gerötheten und von Wasser triefenden Füße abtropfen; dann betrachtete sie forschend die Umgegend des Baches, bemerkte auf einer schattigen Anhöhe eine Fläche rothen Haidekrauts und streckte sich hier aus, die Beine in ihren Rock gewickelt und die Arme um den Kopf gefaltet.
Feststellungen, noch durch verspätete reichsgesetzliche, schärfere Bestimmungen beseitigt werden können.
Herzkirsche war ihr gefolgt und sah, einige Schritte von ihr niederkniend, zu, wie sie es sich bequem machte. Während sie wartete, bis der Schlummer fam, betrachtete Norine in ihrem Bette von Haidekraut, mit halbgeschlossenen Augen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, nachlässig durch die Lider ihren schweigsamen Gefährten, die unbeweglichen Bäume und den Himmel zwischen den Zweigen; nach und nach senkten sich ihre brannen Augen vollständig; ihre Lider fielen zu, ihre Lippen schlossen sich aufeinander, und sie schlief ein.
Herzkirsche, der noch immer auf den Knieen lag, hatte sich der Schläferin genähert. Er hatte seine Jacke ausgezogen und legte sie vorsichtig auf die nackten Füße Norines. Dann riß er ein breites Blatt Farnkraut aus und bewegte es wie einen Fächer hin und her, um die Fliegen zu hindern, den Schlummer des Mädchens zu stören.
Er hatte tüchtig zu thun. Die Fliegen des Flusses, die von der Hize tückisch geworden waren, flogen mit eintönigem Summen hin und her, und setzten sich hartnäckig bald auf ihren Hals, bald auf ihre rothbraunen Wangen. Von Zeit zu Zeit unter