Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
von den holländischen Rhedereien Schiffe durch die Magalhãesstraße senden zu dürfen. Um jenes Monopol zu umgehen, fuhren jene Beiden um den Süden von Feuerland und bestimmten seine Küste näher. Anzeichen eines großen südlichen Kontinents dagegen fanden sie nirgends. Troßdem glaubte man immer noch an das unbekannte Südland; der große Seefahrer Abel Tasman z. B., der neben Cook als der eigentliche Entdecker Australiens anzusehen ist, war noch zur Entdeckung dieses Südlandes ausgefahren. Als er 1642 auf die Südinsel von Neuseeland gestoßen war, glaubte er Anfangs noch, hier das Land vor sich zu haben, das sich bis in die Gewässer im Süden von Amerika erstrecken sollte. Erst durch die denkwürdigen Fahrten Cook's wurde jeder Glaube an ein bewohnbares, noch im gemäßigten Klima ge=
mit größeren Mitteln ausgerüstet. Diesmal wollte Cook von Westen nach Osten fahren. Er verließ die Kapstadt im November 1772 und überschritt am 17. Januar des folgenden Jahres unter 38 Grad östlicher Länge von Greenwich als Erster den südlichen Polarkreis; doch gelangte er nicht weiter als bis 6714 Grad, wo ihn eine riesige Eismasse zum Ausweichen nach Norden zwang. Diese Eismasse war vollkommen flach und überall gleich hoch, und zwar mindestens 5-51/ 2 Meter, und so ausgedehnt, daß selbst von den Mastspizen kein Ende zu sehen war. Vielleicht ist hier zum ersten Male eine der großen Eismauern in Sicht gekommen, in denen überall in den antarktischen Gebieten Gletscher und Inlandseis gegen die See abbrechen. Für den Rest des Sommers durchforschte er den südöstlichsten Theil
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menden Eismassen taum etwas anderes sein konnten als die eis- und schneebedeckten Gipfel eines Landes.
Im folgenden Jahre durchfuhr Cook den Stillen Ozean von Neu- Seeland aus nach Osten unter 50 bis 60 Grad südlicher Breite, und stellte auch in dieser Breite das Fehlen des Australlandes fest. Dann fuhr er um den Süden von Amerika herum und durchforschte den südlichen Theil des Atlantischen Ozeans nach einem etwa vorhandenen Kontinent. Im März wandte er sich nördlich nach Kapstadt , von wo er nach England ging; nach einer Reise von mehr als dreijähriger Dauer langte er dort auf der Rhede von Spithead wieder an.
Diese zweite Weltumsegelung Cook's ist in Bezug auf ihre Ergebnisse eine Leistung allerersten Ranges und muß unbedenklich neben die Entdeckungen des
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Auf der Haide. Nach dem Gemälde von Emil 3schimmer.
legenes Australland völlig vernichtet. Man erkannte, daß der Atlantische, der Indische und der Stille Ozean ineinander übergehen, und daß überall nur kleinere Inseln von geringer Ausdehnung, nicht aber ein großer Kontinent vorhanden sei.
Cook war im Sommer 1768 von England abgefahren, um den Vorübergang der Venus an der Sonnenscheibe, der am 3. Juli 1768 stattfand und in der Südsee sichtbar war, zu beobachten. Nachdem er die Südspiße von Amerika umfahren, wandte er sich nördlich, seinem Bestimmungsorte, der Insel Tahiti zu. Nach Beendigung seiner Aufgabe durch forschte er den Stillen Ozean bis zur Breite von 40 Grad und stellte hier fest, daß ein Australland nicht vorhanden war. Dann wandte er sich weiter östlich nach Neuseeland , das er völlig umsegelte und so dessen Inselnatur und seine Trennung in eine Nordinsel und Südinsel feststellte. Dann fuhr er nach Neu- Holland, dem heutigen Australien , dessen Ostküste er genau aufnahm.
Wegen der großen Erfolge dieser Weltumsegelung wurde von der englischen Regierung sofort eine zweite
des Indischen Ozeans , wo er bis über 60 Grad hinaus das Fehlen eines Australfontinents feststellte und sich dann nach Neu- Seeland wandte. Im nächsten Sommer ging er von Neu- Seeland nach Südosten, und stellte auch in den südlichsten Gegenden des Stillen Ozeans das Fehlen des Australlandes fest. Hierbei überschritt er wieder den Polarfreis und gelangte bis über den 71. Breitengrad. Südlich vom Schiff befand sich hier ein etwa eine Seemeile breiter Gürtel von echtem Packeis, d. h. von dicht aufeinander gethürmten Eismassen, in die noch zahlreiche Eisberge eingefeilt waren. Hinter diesem PackeisEisberge eingeteilt waren. Hinter diesem Packeisgirtel zeigte sich eine vollkommen kompakte, unge brochene Gismasse, die nach Süden zu allmälig höher anstieg, bis sie am Horizont verschwand. Cook meinte, daß dieses Eis sich wohl bis zum Pole ausdehne oder seit Urzeiten an ein Land anlehne, und daß hier die Ursprungsstelle aller der Eisberge sei, die er, weiter im Norden getroffen. Auch aus der Anwesenheit von Pinguinen und anderen Vögeln schloß er auf die Anwesenheit von Land, vermuthlich mit vollem Recht, da die nach Süden an Höhe zuneh
Columbus und seiner Nachfolger gestellt werden. Wie Columbus an Stelle eines zu schmal angenommenen Meeres, durch das er einen Weg nach Asien suchte, einen neuen Kontinent fand, so fand Cook an Stelle eines seit dem Alterthum vermutheten bewohnbaren Riesenkontinents eine schier endlose Meeresfläche und wies somit nach, daß die Oberfläche unserer Erde zum weitaus überwiegenden Theile vom Wasser eingenommen ist. Er stellte somit die wahren Grenzen der für den Menschen bewohnbaren Erde fest, mit Ausnahme der Ausdehnung Nord amerikas gegen Nordwesten; diese lettere Aufgabe löste er auf seiner dritten großen Reise, auf der er in Hawaii seinen Tod fand( 1779). Was die Landmassen in sehr hohen südlichen Breiten betrifft, die Cook erblickt und deren Küste er sich sehr genähert hat, so hielt er eine nähere Erforschung derselben nicht für nützlich. Er schildert sie als„ Länder, die die Natur zu ewiger Starrheit verdammt hat, die nie erwärmen sollen in den Sonnenstrahlen, für deren furchtbaren und wilden Anblick ich keine Worte finde. So sind die Länder, die wir entdeckt haben;