" Geh' doch zu ihm! Er wird Dich nicht schlagen! Hat er Dir doch Geld gegeben!..."
"
Bah, laß mich in Nuhe!..." fuhr ihn das
Mädchen an, und fing an, vorauszugehen.
Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
„ Siehst Du, Weib und Hund müssen gleich behandelt werden!" sagte der Geselle, auf das Mädchen zeigend. ,, Prügele sie, und sie springt Dir in's Feuer nach."
Mit diesen Worten verschwand er, während sein Hohnlachen durch die nächtliche Stille zu Hans herüberdrang.
Noch immer stand dieser regungslos da, den starren Blick in die Finsterniß gerichtet und horchte. Dann fehrte er zwischen die Gerüste zurück und starrte auf die Stelle, wo noch vor Kurzem das Mädchen gesessen.
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Ihn schwindelte, während die Brust vergebens nach Athem rang. Hatte sie ihm doch soeben gesagt, und war daß sie nur ihn allein lieben wolle dennoch fortgegangen. Eben war er so glücklich gewesen, hatte sich neben diesem lebenden Geschöpf so gut gefühlt.. war's ja ein Mädchen!.. Und jezt!.. Wie öde und traurig!
Warum hatte sie ihn verlassen? Doch nur, weil es ihr so beliebte! Was konnte er dagegen thun, er, so gut und kräftig er auch war! Instinktiv brachte er ihrer Anhänglichkeit für den Gesellen Achtung entgegen, zürnte ihr nicht, daß sie ihm ihr gegebenes Versprechen gebrochen hatte, dachte auch nicht daran, ihr seine Gefühle mit Gewalt aufzu= drängen. Trotz alledem that sie ihm so leid... So leid...
Mit den von Kalt zerfressenen Händen wischte er sich die Augen, dann nahm er seinen Kittel auf, der noch warm auf einem Ziegelhaufen ausgebreitet lag. Er trat wieder auf die Straße hinaus. Nichts war zu sehen, als die durch den Nebel funkelnden rothen Laternenlichter. Er kehrte zwischen die kalten Mauern zurück und legte sich auf die Erde hin. Doch statt zu schlafen, seufzte er schwer und tief in dieser Einsamkeit und Sehnsucht nach seinem Mädchen.
Nach seinem Mädchen!.. Hatte sie ihm doch selbst gesagt, sie wolle nur ihn allein lieben.
Am folgenden Tage machte sich der Bauer wie gewöhnlich an die Arbeit. Doch sie ging ihm nicht von Statten. In seiner Trostlosigkeit und Erschöpfung war ihm dieser Bau zum Ekel geworden. Wohin er trat, was er berührte, wohin er auch blickte, Alles erinnerte ihn an das Mädchen und seine bittere Enttäuschung. Auch die Leute verspotteten ihn, indem sie ihm nachriefen:" Nicht wahr, dummer Hans, die Mädchen in Warschau sind recht theuer?"
Ja wohl, recht theuer! Hatte er doch für die Eine alle Ersparnisse hergegeben, sich zu Tode ge= hungert, sich nicht das Geringste angeschafft, keine Frende von ihr gehabt, und war noch so treulos von ihr verlassen worden. Schmerz und Scham erfüllten ihn, und da er hörte, daß in der inneren Stadt die Maurergehülfen besser bezahlt würden, machte er sich auf den Weg dahin. Er suchte einen Gesellen auf, der ihm versprochen hatte, ihn dorthin zu führen, wo am meisten Häuser gebaut würden.
Am frühen Morgen machten sie sich auf. Beim Anblick der Brücke, die über die Weichsel führt, riß der Bauer die Augen auf, und in diesem Moment war ihm sogar die Erinnerung an das Mädchen verschwunden. Beim Wächterhäuschen blieb er zögernd stehen.
"
Was ist Dir?" fragte ihn der Geselle.
" Ich weiß nicht, Herr, ob man mich hier durch läßt," entgegnete Hans.
" Dummkopf!" schalt Jener." Wenn Dich Jemand anhält, so sage, daß Du mit mir gehst!"
Richtig!" dachte der Bauer, und wunderte sich, daß ihn eine solche Antwort nicht früher eingefallen war.
Dann war er voll Verwunderung über die Badeanstalt und die Schiffe, die trotz ihrer Größe nicht untersanken; dann wollte er nicht glauben, daß die ganze Brücke aus purem Eisen sei.
, Dahinter steckt etwas!" sagte er zu sich selber, ,, so viel Eisen ist in der ganzen Welt nicht zu haben." ( Schluß folgt.)
Dem Andenken Grillenbergers.
A
Is wär's ein Stück von mir
Das war die Empfindung, die sich in den Herzen von Millionen deutscher Arbeiter regte, als sie im Oktober vorigen Jahres die Kunde vernahmen, der unerbittliche Tod habe der Besten einen, unseren Carl Grillenberger, plößlich aus unserer Mitte abberufen. Jäh und unerwartet war das Ende: noch am Morgen seines Todestages hatte er, der löwenmuthige Verfechter der Voltsrechte, in der der löwenmuthige Verfechter der Volksrechte, in der bayerischen Kammer der Abgeordneten für ein freieres Wahlrecht in hinreißender, leidenschaftdurchglühter Nede gewichtige Worte gesprochen am Abend schon lag er auf der Todtenbahre. So hatte er es sich immer gewünscht, das Uuabwendbare: auf dem Schlachtfelde, in den Stiefeln hatte er sterben wollen
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nur keinen langen Strohtod, kein häßliches Ringen mit nagender Krankheit, die Stück um Stück von Körper und Geist abbröckelt. Eine siegfreudige Natur, wollte er kämpfen bis zuleßt, und dann, da es doch einmal sein muß, rasch fallen.
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Lebens auch in den engen Reihen der Parteigenossen nicht an Stämpfen gefehlt; wo sie seiner Meinung nicht folgen zu können glaubten, haben seine Freunde ihm manchmal Widerpart gehalten, und er wäre der Legte gewesen, der das anders gewünscht hätte. Wenn man von den Erfolgen des Verstorbenen redet, so muß man sich wohl daran erinnern, daß sie hart erarbeitet worden sind, und wenn man seine Vorziige preist, so treten sie nirgends leuchtender zu Tage, als in seinen Kämpfen. Unter den schwierigsten Verhältnissen hat er für die Partei auf einem Boden gewirkt, der zum Theil außerordentlich unfruchtbar aussah; aber die Schwierigkeiten reizten ihn, der Kampf war sein Lebenselement, das macht, er war ein ganzer Mann.
Schon gleich nach dem Tode Grillenberger's regte sich unter den Nürnbergischen Parteigenossen der Wunsch, ihm ein würdiges Denkmal zu errichten. Ein öffentlich sichtbares Zeichen unauslöschlicher Dankbarkeit sollte es sein, ein Abbild sozusagen des Denkmals, das er sich in unseren Herzen errichtet hat. Der Wunsch wurde zur That. Auf dem Zentralfriedhof zu Nürnberg hat die treue Liebe seiner Parteigenossen seiner Asche eine Stätte bereitet; ein
So hatte er es sich gewünscht, so ist es ihm schlichtes, aber machtvoll wirkendes Postament aus geworden.
Aufrichtiger und inniger ist wohl selten um einen Mann des öffentlichen Lebens getrauert worden, als um Carl Grillenberger. Hervorgegangen aus den Reihen des modernen Industrieproletariats, hat er sich je und je in seinem Denken und Fühlen eins Er war ein gewußt mit dem werkthätigen Volke. volksthümlicher Redner größten Stils, nicht etwa nur, weil er seine Worte so zu wählen wußte, daß auch der minder Gebildete und wenig Geschulte ihren Sinn verstand, nein, weil er direkt aus der Seele seiner Zuhörer herauszusprechen verstand:„ Das ist deine Sache, die da verhandelt wird, das ist dein Mann, der da spricht," so dachte Jeder, der seinen Reden lauschte. Aber Grillenberger, dessen scharfsinniger Geist die verwickeltsten Probleme der modernen Volkswirthschaft zu meistern verstand, der mit unvergleichlicher Zähigkeit an seiner Bildung rastlos arbeitete und, wohl vom Vater Schulmeister her, sich die Lust am Lernen bis in seine allerlegten Tage bewahrte, stieg nie zur flachen Alltäglichkeit hinab. Er war sich seiner geistigen Ueberlegenheit wohl
rothem Granit giebt in einer Nische der Aschenurne Raum und wird gekrönt von dem lebensvollen Broncebild des Verstorbenen. Heinrich Schwabe's Meisterhand hat diese Büste, die dem Parlamentarier und Volksmann ebenso gerecht wird, wie dem gemithvollen Kameraden, geschaffen, in der Lenz'schen Erzbildnerei ist sie gegossen worden. An dem Sonntag, der auf den Jahrestag seines Todes folgte, ist das Denkmal enthüllt worden. Schlicht und wiirdig verlief die Feier, die allen Theilnehmenden die Thränen in die Augen trieb; imposant war der Vorbeimarsch der Nürnbergischen Arbeiter am Denkmal: Einundeinehalbe Stunde lang währte der Zug, Tausende und Abertausende brachten ihre stille Huldigung dar.
Und Keiner ist wohl von den Tiefbewegten dort am Denkmal vorbeigepilgert, dem es nicht durch Herz und Sinne gezogen:" Als wär's ein Stück von mir!"..
Die Bedeutung
bewußt und auch der Pflichten, die sie ihm auf der Elektrizität für die Industrie.
bürdete: die Schaaren des Proletariats zu seiner eigenen Höhe hinaufzuerziehen, das war seines Lebens großes Ziel, daran hat er Alles gesetzt. Aber seine erzieherische Thätigkeit, die nur Die recht würdigen können, die sie in nächster Nähe beobachteten, hätte nie diese überraschenden Erfolge gezeitigt, wenn nicht sein prächtiges, goldiges Gemüth ihm erst die Herzen der Männer geöffnet hätte, deren Köpfe er revolutioniren wollte. niren wollte. Sein unvergleichlicher Humor, der bald in einer kleinen, wißigen Bosheit sich entlud, bald in bajuvarischer Derbheit dreinschlug, aber nie dauernd verleßend wirkte, weil er nie tückisch wurde, bewahrte ihn vor aller Pedanterie. Seine lustigsten bewahrte ihn vor aller Pedanterie. Seine lustigsten Einfälle, die so oft in Versammlungen, auf den Parteitagen, in den Parlamenten Stürme der Heiterfelt entfesselten, gegen wen richteten sie sich in erster felt entfesselten, gegen wen richteten sie sich in erster Linie? Gegen die pedantischen Sauertöpfe und Wichtigthuer, denen selbst der Sinn für das Komische ihres Treibens mangelte. Ganz durchdrungen von dem Ernst und der weltgeschichtlichen Bedeutung der Bewegung, der er sein Leben gewidmet, brauchte er ihr sich doch nicht ohne Rest hinzugeben, so reich war seine Persönlichkeit.
Eine Persönlichkeit, das war Carl Grillenberger, und persönlich, ganz persönlich war sein Wirken. Darum standen auch die Schaaren, denen er der Führer war, in einem eigenen Verhältniß zu ihm. „ Unser Garl", unser Alter" so hieß er und
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heißt er noch in Nürnberg , dem Ort, an dem er den größten Theil seines Lebens geweilt hat. Er war mehr als ein erfolgreicher Agitator, mehr als ein verdienstvoller Parlamentarier, mehr als ein schneidiger Journalist, er war ein Freund, ein Vater seiner Anhänger. Ob es schon patriarchalisch anmuthet, hatte dieses Verhältniß doch nichts Sentimentales an sich; es hat Grillenberger Zeit seines
( Schluß.)
Von S. Lux.
enn man den elektrischen Strom zwischen zwei Kohlen oder Metallspißen übergehen läßt, so daß er den gewaltigen Luftwiderstand zu überwinden hat, so findet bei der Bildung des sog. Flammenbogens eine außerordentliche Temperatursteigerung statt, es werden Temperaturen erzeugt, bei denen selbst die Kohle schmilzt und verdampft. Dieser Vorgang wird bekanntlich in erster Linie dazu bemußt, das überaus helle Bogenlicht zu erzeugen, in zweiter Linie aber wird der elektrische Flammen bogen dazu benußt, die für die Gewinnung und Bearbeitung gewisser schwer schmelzbarer Metalle oder Metallverbindungen erforderlichen hohen Temperaturen zu erzeugen. Man ist durch kein anderes irdisches Mittel im Stande, ähnlich hohe Temperaturen hervorzubringen. Selbst Platin und Iridium werden im elektrischen Ofen mit Leichtigkeit zum Schmelzen gebracht; mit Hülfe der gewaltigen Hitze des Flammenbogens erzeugt man den Carborund, jenes werthvolle, überaus harte Schleifmaterial, das in der Gegenwart zum Zweck der Acetylenerzeugung viel verwandte Calciumcarbid ; und es ist selbst gelungen, feine Diamantsplitter im elektrischen Ofen zu erzeugen. Welche technische Bedeutung in elektrometallurgischer Beziehung der elektrische Ofen besißt, werden wir bei der Besprechung der elektrolytischen oder elektrochemischen Wirkungen des Stromes sehen. Hier interessirt vor Allem die Verwendung des Flammenbogens zur Metallverarbeitung.
Verbindet man nämlich ein zu bearbeitendes Metallstück mit dem einen Pol einer Elektrizitätsquelle und ein Kohlenstück mit dem anderen Pol, sezt man dann das Kohlenstück auf das Metallstück