Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

ist die lästige Handhabung des Blasebalges noth­wendig, ja nicht einmal Hize hat der Schmied auss zusteheu.

Freilich ohne die Mitwirkung des Feuers ist das Eisen auch hier nicht erwärmt worden. Aber das Feuer brennt unter dem Kessel der Dampf­maschine, die die elektrische Maschine antreibt. Die elek­trische Maschine kann jedoch in be= liebiger Entfer= nung von der elef= trischen Schmiede aufgestellt sein, biele Kilometer weit... fie fann durch Wasserräder angetrieben sein

und nuẞt dann die Wärme der Sonne

aus, welche das Wasser auf Ber­geshöhe emporge­hoben hat und es imWildbach wieder niederbrausenläßt.

Hier in dem Wasserbade, an der engbegrenzten Stelle, wo das Eisen grade ein­taucht, kommt eben die zur Erzeugung derElektrizitätauf­gewandte Wärme­menge wieder zum Vorschein. In der

Dynamomaschine, in den elektrischen Leitungen ist nichts

von Wärme zu merken, nur an der Stelle, wo wir fie

brauchen, tritt fie

in Aftion, aber auch nur an dieser Stelle, und fast nichts geht von dieser Wärme für die beabsichtigte Nußleistung ver= loren, wie bei dem Schmiedeofen, bei dem der größte Theil der Wärme­menge durch den Schornstein hin­durch geht, ein an­derer sehr erheb licher Theil vom Schmiedefeuer auf die Umgebung aus­gestrahlt wird und nur ein sehr kleiner Theil für den be= absichtigten Ver­wendungszweck ausgenutzt werden fanu.

So wunders bar auf den ersten Blick die Methode

dünnen, in einen luftleeren Raum eingeschlossenen Kohlenfaden passiren läßt. Der elektrische Strom bringt den Kohlenfaden in Weißgluth und erzeugt so das angenehme und bequem zu handhabende elek­trische Glühlicht.

In dieselbe Kategorie der Wärmewirkungen des elektrischen Stromes gehört auch das kiirzlich von

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von Kupfer einige millionenmal größer, als das von reinem Wasser.

In Bezug hierauf sind also nur Quantitäts­unterschiede, aber feine Qualitätsunterschiede vor­handen. Aber ein gewisser Qualitätsunterschied ist doch vorhanden, wenn auch in anderer Hinsicht. Das Leitungsvermögen der sogenannten Elektrizitätsleiter, der Metalle 2C., nimmt nämlich mit steigender Tempe­ratur ziemlich er= heblich ab, während das Leitungsver­mögen der Iso­latoren, der soge= nannten Nichtleiter mit steigender Temperatur zu= nimmt.

In der Dachstube. Nach dem Gemälde von Agnes Stamer.

des Erhizens zur Gluth unter Wasser erschien, so einfach ist doch in theoretischer Hinsicht der ganze Vorgang. Irgend wie erheblichen Eingang in die Praris hat diese Methode jedoch noch nicht gefunden.

Dagegen hat eine andere, bekanntere Ausnutzung der Wärmewirkung des elektrischen Stromes die weiteste Anwendung gefunden, nämlich die Anwen­dung des elektrischen Stromes zur Erzeugung elet­trischen Lichtes.

Das elektrische Licht wird auf zwei Arten erzeugt, einmal durch Bildung des elektrischen Flammen bogens zwischen zwei Kohlenspizen, und das andere Mal dadurch, daß man den elektrischen Strom einen

Professor Nernst in Göttingen erfundene sogenannte Elektrolytglühlicht. Während man aber überall, wo man die Wärmewirkungen des elektrischen Stromes auszunuzen beabsichtigt, als Zwischenglied den Wider­stand eines Elektrizitätsleiters benutzt, wird bei dem Nernst 'schen Glühleiter umgekehrt ein Nichtleiter benutzt.

Der hierin liegende Widerspruch löst sich sofort, wenn wir bemerken, daß es an sich eigentliche Nicht­leiter für Elektrizität garnicht giebt, sondern, daß man eigentlich nur sagen kann, daß das Leitungsvermögen verschiedener Körper außerordentliche Verschiedenheiten aufweist. So ist beispielsweise das Leitungsvermögen

Ein glühend heißes Stäbchen aus Magnesia, wie man es zu den be­kannten Glih­strumpfträgern be­mußt, leitet die Elektrizität sogar besser, als ein Pla­tinstab von gleicher Temperatur. Na­türlich sezt eint glühendes Magne­ſiaſtäbchen elektrischenStrome

dem

noch einen außer­ordentlichen Widerstand ent= gegen, bei der Ueberwindung die­

ses Widerstandes aber wird, wie wir bereits ver= schiedentlich her­vorgehoben hatten, Wärme produzirt,

die das Magnesia­stäbchen auf eine

so hohe Tempera­tur bringt, daß es in lebhafte Weißgluth geräth. In dem glühenden Zustande sendet das Magnesiaſtäb­chen ein außer­ordentlich inten­sives Licht aus, das mit einem ge= ringeren Strom­aufwande erzeugt zu werden vermag, als das heutige elektrische Glüh=

licht, vor dem es noch den wei eren Vorzug besißt, daß das Magnesiastäb= chen nicht ver­brennt, daß man es also nicht, wie den Kohlenfaden

der elektrischen Glühlampen, in einen luftleeren Raum einzuschließen braucht. Die einzige Schwierigkeit, die der Anwendung des Elektrolyt- Glühlichtes noch im Wege steht, beruht in dem Zwange, das Magnesia­stäbchen zunächst glühend zu machen, damit es für den elektrischen Strom leitend wird.

An der Ueberwindung dieser Schwierigkeit wird zur Zeit eifrig gearbeitet, wenn sie gelöst sein wird so wird fraglos durch diese Wärmewirkung des elek­trischen Stromes eine neue und sicher überaus erfolg­reiche Periode des Beleuchtungswesens einsetzen, die die meisten der bisher üblichen Beleuchtungsarten im wort­wörtlichsten Sinne in den Schatten sezzen dürfte.­