Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Erst jetzt bemerkt er Blut an seinen Händen, er wäscht sie in einer Pfüße ab und stellt sich dann unter das Hausthor, wo der Verwundete liegt. Ju's Innere des Hauses verlangt es ihn nicht. Ist er denn ein Doktor? Was kann er ihm helfen?

Unterdessen wird es immer lebhafter. Neugierige kommen herbeigerannt, Droschken herangefahren, und aus der Ferne erklingen sogar die Glocken der irr­thümlich alarmirten Feuerwehr.

Eine Menschenmenge, der es nur um Sensationen zu thun ist, hat sich vor dem Thore angesammelt, und mit der Faust bahnen sich die Eifrigsten den Weg zum blutigen Schauspiel.

Einem dieser Leute ist Hans in den Weg ge= treten.

Packe Dich, Maulaffe!" brillt ihn der Herr an, da er sieht, daß der barfüßige Bauer unter dem Druck seiner Hand nicht gewichen ist.

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lichen Wirbelmoleküle nehmen. In allen Flüssigkeiten ist nun das Atomgefüge der Molekeln bei weitem lockerer, als in festen Körpern. Bei dem Wandern der Friktionsmolefeln findet infolge des Hindurch­schwingens dieser eine weitere Lockerung des Mole­kulargefüges der Flüssigkeit statt, und die Friktions­molefeln nehmen auf ihrem Wege die jeweiligen Elementarbestandtheile der Flüssigkeit von dem einen Pole zu dem anderen.

Bei diesen Zersetzungen nennt man die Eintritts­stelle des Stromes Anode, die Austrittsstelle Kathode.

Läßt man beispielsweise einen elektrischen Strom durch eine Lösung von blauem Vitriol( schwefelsaures Kupfer) hindurchgehen, so scheidet sich an der Anode

unter sofortiger Bildung von freier Schwefel­säure und Entweichen von Sauerstoff- das soge­nannte Säureradikal aus, während sich an der Kathode chemisch reines Kupfer niederschlägt. Bei der elek­

Warum denn?" fragt Hans verwundert über trolytischen Zersetzung des Wassers, das ans Sauer­die Gile.

Wer bist Du denn, frecher Kerl!" schreit der Neugierige. Wie, giebt es denn keine Polizei, solche Müßiggänger zu vertreiben?"

" Oho, das wird schlimm!" denkt der Bauer und fürchtet für solch ein Vergehen eingesperrt zu werden.

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Und um den Teufel nicht an die Wand zu malen verschwindet er in der Menge. Einige Minuten später wurde vom Thor aus Derjenige gerufen, der den Verunglückten aus den Trümmern hervorgetragen hatte.

Niemand meldete sich.

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Wie sieht er aus?" fragte man.

Ein Bauer ist's, in weißem Kittel, runder

Müße und barfuß."

stoff- und Wasserstoffgas besteht, erhalten wir an der Anode Sauerstoff, an der Kathode Wasserstoff. Dabei vollziehen sich die Zerseßungen unter den beiden Ge­setzen, daß erstens die in verschiedenen Fällen aus­geschiedenen Mengen des gleichen Stoffes sich wie die durchgegangenen Elektrizitätsmengen verhalten, und daß zweitens die beim Durchgang derselben Elek­trizitätsmengen ausgeschiedenen Mengen verschiedener Stoffe sich wie ihre chemischen Verbindungsgewichte verhalten. Für die Praxis haben diese beiden Ge­seße, die schon von Faraday erkannt worden sind, Bedeutung, wenn es sich um die elektrische Gewin nung von Metallen handelt.

Die Kosten der elektrischen Metallgewinnung stehen in direktem Verhältniß zu den Kosten des Stromes, so daß sich in jedem Falle im Voraus berechnen

Ist Keiner auf der Straße, auf den die Be- läßt, ob die rein hüttenmännische Gewinnung der

schreibung paßt?"

Man begann zu suchen.

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Metalle oder die elektrische vorzuziehen ist.

Eine große Zahl von Metallen wird heute aus­

Es ist ein solcher Bauer hier gewesen," rief schließlich durch die Elektrolyse gewonnen, so unter Jemand, aber er ist fortgegangen."

Die Polizei lief suchend nach allen Richtungen, die Arbeiter gleichfalls.

Aber Hans war und blieb verschwunden.

Die Bedeutung

Anderem Aluminium, das seine technische Bedeu tung ausschließlich der Elektrolyse verdankt. Ferner Magnesium, Chrom, Rein- Nickel, Kobalt, Mangan, Uran, Arsen. Aber auch eine ganze Reihe von anderen Metallen, die gewöhnlich auf hüttenmännischem Wege gewonnen werden, so zum Beispiel Kupfer, Gold, Silber, werden vielfach auf elektrischem Wege gewonnen, besonders wenn es sich, wie beim Kupfer, darum handelt, dasselbe chemisch absolut rein, wie es für gewisse Zweige der Technik

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besondere des Schwefels, außerordentlich an Dehn­barkeit einbiißt, und weil andererseits durch diese Beimischung das hohe elektrische Leitungsvermögen des Kupfers, das nur noch von dem Silber über­troffen wird, sich erheblich reduzirt. Insbesondere die Elektrotechnik hat aber einen sehr großen Bedarf an chemisch reinem Kupfer, und infolge dessen hat sich gerade hier die elektro- metallurgische Stupfer­herstellung besonders rasch eingebürgert; denn nur durch dieses Verfahren kann wirklich chemisch reines Kupfer gewonnen werden. Man verfährt hierbei so, daß man durch Rösten aus dem Kupferkies den Schwefel nach Möglichkeit entfernt, wobei man das sogenannte Schwarzfupfer erhält, das sich in Platten gießen läßt. Solche Schwarzkupferplatten hängt man nun als Anode in eine saure Kupfervitriollösung, während man eine Platte von chemisch reinem Kupfer als Kathode benutzt. Läßt man nun den elektrischen Strom hindurch gehen, so scheidet sich aus dem Kupfer­vitriol an der Kathode chemisch reines Stupfer aus, während sich an der Schwarztupferplatte der Anode Schwefelsäure bildet. Diese Schwefelsäure verbindet sich sofort wieder mit dem Kupfer des Schwarz­kupfers zu Kupfervitriol, wodurch die Kupfervitriol­lösung immer gleichen Konzentrationsgrad behält, während die fremden Beimischungen der Schwarz­kupferplatte als Schlamm zu Boden sinken. Man erhält auf diese Weise nicht blos ein außerordent­lich reines Kupfer, sondern es wird auch ermöglicht, mit größerer Leichtigkeit die Bestandtheile des Schlam­mes auszusondern und insbesondere die werthvollen Edelmetalle zu gewinnen.

Während bei der elektrolytischen Kupfergewinnung ausschließlich wässerige Lösungen benutzt werden, kommen bei der Aluminiumgewinnung nur feuer= flüssige Lösungen zur Anwendung.

Die werthvollen Eigenschaften des Aluminiums, des metallischen Bestandtheiles der Thonerde, hatten schon vor langer Zeit das Bestreben der Techniker darauf gelenkt, Aluminium zu erzeugen. Durch kein hüttenmännisches Mittel gelang es aber, das Aluminium aus der Thonerde auszuscheiden. Nur aus gewissen Aluminiumverbindungen vermochte man, unter Zu­hülfenahme von metallischem Natrium, Aluminium zu erzeugen, und da ein dem gewonnenen Aluminium äquivalentes Quantum Natrium aufgewendet werden mußte, so richtete sich naturgemäß der Preis des Alu­miniums nach dem Preise des metallischen Natriums, das selbst durchaus nicht billig zu erzeugen war.

der Elektrizität für die Industrie. durchaus nothwendig ist, zu erhalten. Intereſſant Eine vollständige Umgestaltung trat erst in dem

Von H. Lux.

Die chemischen Wirkungen des elektrischen

Stromes.

n einem meiner Einleitungsaufsäge habe ich, gelegentlich der Besprechung des galvanischen Elements, auseinandergesetzt, wie infolge der chemischen Zersetzung eine gewisse Druckdifferenz in dem galvanischen Element erzeugt wird, wodurch die Friktionsmolefeln gezwungen werden, von einem Pole der Batterie durch die Flüssigkeit hindurch zu dem anderen Pole zu wandern. Sind die Pole der Batterie durch einen Leitungsdraht mit einander ver­bunden, so können die Friktionsmolefeln, die eben so wenig wie die Flüssigkeiten im Allgemeinen zu sammendrickbar sind, außerhalb der Batterie von dem zweiten Pole zum ersten außen herum zurückwandern, und es verläuft in dem ganzen System ein elektri­scher Strom.

Leitet man nun umgekehrt einen elektrischen Strom durch eine chemisch zusammengesetzte Fliissigkeit, gleich­gültig, ob es eine Lösung zusammengesetter Sub­stanzen in Flüssigkeiten oder eine fenerflüssige Substanz ist, so findet unter der Einwirkung des elektrischen Stromes eine Zersetzung der Flüssigkeit in ihre chemi­schen Grundbestandtheile statt. Unter Zuhülfenahme der Vorstellung von den Friktionsmolekeln kann man sich nun auch ein ungefähres Bild von den Vor­gängen machen, die bei dieser chemischen Zersezung verlaufen: der elektrische Druck oder die Spannungs­differenz bewirken eine Bewegung der Friktionsmolekeln in der zuzersetzenden Flüssigkeit. Diese Friktions­molekeln müssen ihren Weg durch das Gefüge der stoff­

ist es auch, daß auf diesem Wege gewisse Abfall­stoffe, wie Weißblechabfälle, noch ausgenutzt werden können, indem man auf elektrolytischem Wege das Zinn von dem Eiſen trennt. Die Elektrometallurgie, wie man diese Art der Metallgewinnung bezeichnet, gewinnt mit der Verbilligung des elektrischen Stroms von Tag zu Tag größere Bedeutung.

Auf die beiden wichtigsten elektrometallurgischen Verfahren soll hier noch des Näheren eingegangen werden, weil sie zur Illustrirung der verschiedenen hier in Frage kommenden Prinzipien dienen können: nämlich auf die elektrolytische Gewinnung von Kupfer und die elektrolytische Herstellung von Aluminium. Dort, wo das Kupfer nicht gediegen, sondern als Erz vorkommt, und das ist bei den weitaus meiſten Kupferlagerstätten der Fall muß das Kupfer durch einen hittenmännischen Prozeß aus dem Erze ausgeschieden werden. Relativ am ein­fachsten ist die Gewinnung von Kupfer aus reinem Erz bei den kohlensauren Kupferverbindungen wie Malachit, Lasur 2c. Ik: gleich schwieriger dagegen stellt sich die Kupfergewinnung, wenn es sich um seine Abscheidung aus schwefelhaltigem Erze, dem Kupferties, dem Fahlerz 2c. handelt, weil sich in diesen Fällen die vollständige Trennung des Schwefels diesen Fällen die vollständige Trennung des Schwefels von dem Kupfer nur sehr schwer bewerkstelligen läßt und weil weiter fremde Beimengungen des Kupfer­fieses, wie Stobalt, Nickel, Antimon, Wismuth, Arsen, Eisen, Zinn neben Gold und Silber sich nur sehr schwer und durch wiederholtes Raffiniren von dem Kupfer trennen lassen. Für viele Fälle der Für viele Fälle der Technik ist aber die Gewinnung von möglichst reinem Kupfer unbedingtes Erforderniß, weil dasselbe durch die geringste Beimengung fremder Substanzen, ins­

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Augenblick ein, als man gelernt hatte, Aluminium im elektrischen Schmelzofen, durch elektrolytische Zu­setzung von schmelzenden Aluminiumverbindungen, zu gewinnen. Leider haben sich die häufigsten natür­lichen Aluminiumverbindungen, insbesondere die Thon­erde, noch nicht auf diesem Wege zersetzen lassen, und man stellt das Aluminium meistens aus dem Chriolyth, einem Aluminium- Natrium- Fluor- Doppel­salze, her. Der Chriolyth wird zu diesem Zwecke in den elektrischen Tiegel gebracht, der im wesent­lichen aus Thon und Graphit besteht. Der Tiegel bildet hierbei die Kathode, während eine Kohleplatte als Anode dient. Sowie eine Verbindung zwischen Kathode und Anode hergestellt ist, verläuft der Strot zwischen diesen. Entfernt man nun die beiden Pole um ein Weniges von einander, so entsteht in ähnlicher Weise wie bei den elektrischen Bogenlampen ein elektrischer Flammenbogen, dessen außerordentlich hohe Temperatur, die auf 3-4000 Grad geschäßt wird, die Chriolythmasse zum Schmelzen bringt. Hierbei zersetzt sich der Chriolyth und es scheidet sich an der Kathode metallisches Aluminium aus, während sich an der Anode Fluor bildet, welches leẞtere durch Hinzufügen von Aluminiumoryd zur Wiedererzeugung eines Aluminiumfluorsalzes dient. Ein Kilogrammi Aluminium erfordert zur Ausscheidung rund 29 elek­trische Pferdestärken, und danach stellt sich ein Kilo­gramım Aluminium auf rund Mk. 1,60, wenn man die Kosten für Abnutzung der Gebäude, Maschinen, Arbeitslöhne usw. außer Acht läßt. Der Verkaufs­preis von Aluminium beträgt gegenwärtig etwa Mf. 3,20-4. Im Jahre 1885 wurde das Kilo­gramm Aluminium noch mit zirka Mt. 1000 ver= kauft. Während damals und bis in die siebziger