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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

spieler, Neoptolemos und Aristodémos, ohne ihren Beruf aufzugeben, als Gesandte die Verhand­lungen zwischen Athen und Philipp von Macedonien führten, daß Archias General war, davon ist in der Theatergeschichte der neueren Zeit nichts zu finden. Die griechischen Schauspieler waren freie Bürger, frei von der Mißachtung, die z. B. schon in Nom auf ihnen lastete. Sie nahmen Theil an dem Ruhme der Dichter, wurden durch Denkmäler und Inschriften auf die Nachwelt gebracht, als Staatsmänner ge= ehrt, ja als Gesandte und Feldherren durch die Achtung der Völker ausgezeichnet.

Vergegenwärtigen wir uns dann, wie die alten Griechen in entzückender Gegend, im Freien, unter dem glänzenden südlichen Himmel, in würdigen, durch alle Künste geschmückten Räumen( was z. B. auch Richard Wagner bei uns anstrebte: eine Totalität der Künste), nicht alle Tage, sondern zu be= stimmten Festzeiten, die hohen Meisterwerke der Poesie in edelster, vollendetster Weise dargestellt ſehen, so kann es nicht in Verwunderung sezen, daß dort die Gebildetsten der Nation nicht nur Genuß und Erholung, sondern auch Erhebung suchten, daß das Theater, wonach Schiller und Goethe so unablässig strebten, eine Bildungsschule für Erwachsene wurde, daß endlich in ihm einer der wesentlichsten Hebel für Verbreitung und Allgemeinheit des geistigen Lebens zu sehen ist, durch welche die Griechen vor allen Völkern hervorragten.

( Schluß folgt.)

bereiteten. Immer neue, theilweise ungeheure Stümpfe wurden bloßgelegt. Als die Gelehrtenwelt Kenntniß von den interessanten Funden erhielt, entsandte die Direktion der geologischen Landesanstalt zu Berlin den Pflanzen- Paläontologen Dr. Potonié zur Vor­nahme eingehender Untersuchungen nach dem Ent­deckungsgebiet.

Betritt man den Tagbau der Grube, so thut sich den Blicken gleichsam eine neue Welt auf, ein aus vieltausendjähriger Vergangenheit wiedererstandener Wald der obermiocänen, richtiger pliocänen Ab­theilung des Tertiärs. Auf einer mehrere Morgen großen Fläche erheben sich auf der Sohle des Kohlen­flößes, völlig freigelegt, in gewissen Abständen die mehrere Meter hohen Wurzelstümpfe riesiger Bäume, schwärzlich- braune, theilweise hellbraune Stämme, wohlerhalten und meist noch mit der Rinde bekleidet. In dieser und in dem darunter liegenden Holz er­kennt man deutlich die Minirarbeit von Kerbthieren. Das Holz sieht zum größten Theil noch, wie nen" aus, ist schärzlichbraun bis hellbraun und hat große Aehnlichkeit mit dem Holze unserer Zigarrenkisten. Bisher sind schon mehr als 100 solcher Stümpfe bloßgelegt, und was dem Auge Achtung abnöthigt, bloßgelegt, und was dem Auge Achtung abnöthigt, das ist der gewaltige Stammumfang, den dieselben aufweisen.

Die erste Frage war, welche Baumart man in diesen Ueberresten vor sich habe. Anfangs neigte man der Ansicht zu, daß man es mit einem Walde von Mammuthbäumen( Wellingtonia gigantea, Sequoja gigantea), wie dieselben noch jetzt im Yosemitethal in Kalifornien anzutreffen sind, zu thun

Cypreffenwälder in Brandenburg . habe. Die Untersuchungen des Dr. Potonié haben

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Von Wilhelm Braunsdorf.

unser Wanderziel ist die Niederlausiz, jener Landstrich, der die heutigen Kreise Luckau , Kalau , Rottbus, Spremberg , Sorau , Guben und Lübben im südlichen Theil Brandenburgs um­faßt. Auf den Forscher hatte diese mit landschaft­lichen Reizen keineswegs stiefmütterlich bedachte Gegend besonders wegen ihres Neichthums an Alterthümern von je große Anziehungskraft geübt, zählt sie in prähistorischer Hinsicht doch sogar zu den bevorzugtesten Gegenden Deutschlands ; und gern durchstreift der Forscher diese Landschaft, in der ihm die große Zahl von Rundwällen und Urnenfeldern, der un­erschöpfliche Reichthum an archäologischen Fundstücken Kunde giebt von längst verflossenen Kulturperioden.

Was wir als neolitische, Bronze-, Hallstatt -, römische, slavische und Regermanisirungsperiode zu bezeichnen pflegen, hat sich auf der jetzigen Ober­flächengestalt der Lausitz abgespielt, deren Vor­geschichte, hoch gegriffen, bis in das dritte Jahr tausend v. Chr. zurückreicht. Dagegen waren wir über das organische Leben in der Laufiz zur Urzeit bisher nur auf Muthmaßungen und unklare Vor­stellungen angewiesen, weil darüber jeder beweis­fräftige Anhaltspunkt fehlte. Un so überraschender mußte daher die Nachricht wirken, daß dort in aller­neuester Zeit im Schooße der Erde Funde organischer Natur gemacht wurden, die der Vorzeit angehören und in ihrer Art sowohl in Deutschland als auch in den angrenzenden Ländern bis jetzt einzig dastehen.

In der Braunkohlengrube Viktoria" bei Groß­Näschen, an der Bahnlinie Lübbenau - Kamenz , tritt dem Auge ein Stick uralter, vor Jahrhundert tausenden versunkener Waldherrlichkeit, eine gigantisch geformte organische Welt aus grauer Zeit entgegen. Der Spaten des Proletariers, der unermüdlich die starre Erbrinde durchwiihlt, hat sie aus dem dunklen Grabe wieder an's Licht gezogen, und wie in einem interessanten Buche liest dort der Forscher aus den gut erhaltenen Ueberresten vorzeitlicher Wälder die Geschichte von Untergegangenen und Begrabenen vom ewigen Werden und Vergehen.

Die Grube Viktoria" ist ein Tagban. Schon seit längerer Zeit waren die Kohlengräber mit einer ge­wissen Regelmäßigkeit am Grunde des Kohlenflößes auf die Stiimpfe riesenhafter, aufrechtstehender Bäume gestoßen, die überaus gut erhalten, nicht mineralisirt und nicht zu Kohle geworden waren und deshalb der Gewinnung der eigentlichen Kohle Hindernisse

Die Untersuchungen des Dr. Potonié haben ergeben, daß es sich um die Wurzelstümpfe der in Deutschland bisher noch nicht aufgefundenen Sumpf­chpresse( Taxodium distichum) handelt, einer Konifere von auffallend konischem Wuchse, die eine Höhe von 150 Fuß erreicht und heute als heimischer Wald­baum nur noch in den Küstensümpfen des unteren Mississippi im Staate Louisiana , den sogenannten Swamps( Waldmooren) vorkommt. Als untrig­licher Beweis dafür dienen auch die in einiger Ents fernung von den Sümpfen hervortretenden sogenannten

Knubben" oder" Knuddeln": mehrere Fuß hohe konische Erhöhungen der weithin verzweigten Wurzeln, welche der Sumpfcypresse eigenthümlich sind und sich Diese bei feiner anderen Baumgattung zeigen. " Knuddeln" sind als Stüßen zu betrachten, welche die im Morastboden wachsende Konifere vor der Gewalt der Stiirme schüßen, bedeuten also im dar­winistischen Sinne eine Anpassung der Bäume an ihre Umgebung..

Aus dem Vorkommen dieser Wurzelstümpfe im Kohlenlager der Grube Viktoria" muß geschlossen werden, daß zur Zeit ihrer Bildung im Miocän in Deutschland ähnliche klimatische Verhältnisse geherrscht haben, wie jetzt im südlichen Theile von Nordamerika . Die Sumpfcypresse ist auch bei uns seit etwa 200 Jahren hier und da in Parks angepflanzt worden, ohne jedoch keimfähigen Samen zu entwickeln und eine solche Höhe zu erreichen, wie an ihrer sub­tropischen Heimathstätte.

Die Forscher wollen die in der Grube Viftoria" zu Tage getretene Naturmerkwürdigkeit ale ,, Cypressen­zu Tage getretene Naturmerkwürdigkeit ale, Cypressen­sümpfe", im Sinne der Amerikaner als, Cypress Swamps" betrachtet wissen, und in der That kann fein Zweifel bestehen, daß hier Sumpsboden in der fein Zweifel bestehen, daß hier Sumpsboden in der dem Pleistocän voraufgegangenen Periode gewesen ist. Die aufgedeckten Gelände bilden mithin ein bisher einzig dastehendes Seitenstück zu den heutigen Swamps, einzig dastehendes Seitenstück zu den heutigen Swamps, den ausgedehnten Waldmooren am Unterlauf des Mississippi . Ein uralter Swamps der Niederlaufiz hat seine Auferstehung gefeiert.

Im Gegensatz zu anderen Nadelhölzern wirft die Sumpfcypresse im Winter nicht nur die Nadeln, sondern auch die jüngsten Sprossen ab. Aus diesen Abfällen, sowie aus Unterholz und Gestrüpp ist die eigentliche abbauwürdige Braunkohle entstanden, und da die Bäume im Sumpfe standen, so entstand unter Luftabschluß durch das Wasser keine vollständige Verwesung, sondern ein fohliges Produft. Allmälig erhöhte sich das Moor, die Bäume starben ab oder wurden durch irgend welche elementare Gewalten vernichtet, und auf den Leichen der Vorfahren wuchsen

neue Generationen empor. Wie der Augenschein lehrt, liegen in der Grube ,, Viktoria" mehrere solcher Cypressenwälderschichten übereinander. Sie sind durch­aus an Ort und Stelle gewachsen und liefern den unanfechtbaren Beweis, daß die in vielen wissenschaft­lichen Abhandlungen verbreitete Ansicht, als seien die Braunkohlen der Niederlausiß aus dort an geschwemmten Bäumen und anderen Pflanzenkörpern entstanden, falsch ist.

Außerordentlich interessant und lehrreich und für die wissenschaftliche Forschung von weittvagendster Bedeutung ist ferner der Umstand, daß sich an der Fundstelle die Erdschichten ohne wesentliche Unter­brechung bis auf den heutigen Tag in fast schematisch genauer Zeit- und Neihenfolge abgesetzt haben. Ueber dem Kohlenflög lagert tertiärer Thon und schnees weißer Glimmersand tertiären Alters. Das jüngste Miocän geht deutlich in das bisher in der Provinz Brandenburg vermißte Pliocän , dies in das Pleistocän über, in welch' letzterem man das im engeren Sinne so zu nennende Diluvium deutlich bemerkt. Torf moorschichten zeigen alsdann das neuere Diluvium mit den Wurzelstümpfen großer Kiefern, darüber lagert wieder eine Schicht sandigen Thons, worauf ein jungalluviales Torfmoor mit Stammresten der Birke folgt, das schließlich von der obersten, aus Haideerde bestehenden Schicht überdeckt ist, die noch jetzt den Mutterboden für Wald und Acker bildet. Unter dem Flöß liegen dunkle Kohlenletten und schneeweißer Glimmersand, worauf 23 Meter unter dem ersten ein zweites Kohlenflög mit derber, stickiger Glanzkohle von noch nicht erbohrter Mächtigkeit sich befindet. Die freistehende, zum Abbau kommende Kohlenschicht ist im Durchschnitt 15 Meter stark, und an ihrem Profil lassen sich deutlich drei Horizonte unterscheiden. Die unterste Schicht, in welcher der erste Wald steht, ist 21/2 Meter mächtig, die mittlere, mit ebenfalls aufrechtstehenden Cypressenstümpfen mißt 3 Meter, die obere Schicht 2 Meter. Alle drei Schichten enthalten mehr oder minder zahlreich die riesenhaften Baumstümpfe; dazwischen lagern, theils horizontal, theils schräg gebettet, Ueberreste von Stammſtiicken bis zu 20 Metern Länge. Nachdem der erste Wald untergegangen, hat sich auf dem durch Trimmer und Ueberreste aufgefüllten Boden ein zweiter Wald entwickelt, auf diesem ein dritter. An mehreren Stellen des dritten, oberen Waldes stehen die gewaltigen Stümpfe dicht unter der Erdoberfläche, so daß die Frage entstand, wo die Stämme dieser Waldriesen geblieben sind. Haben Wirbelwinde sie zu Boden geschmettert, Wasserfluthen ste fortgespült, oder hat Feuer das Vernichtungswerk vollbracht? In den Ueberresten eines Stammes will man deuts liche Spuren von Holzkohle entdeckt haben, so daß wohl anzunehmen ist, daß das Feuer bei der Zer störung betheiligt gewesen.

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Für die Erklärung der Braunkohlenzeit und Braunkohlenentstehung in der südlichen Mark ist die Entdeckung in der Grube Viktoria" von unschäß­barem Werthe. Nun sind auch in einigen benachbarten Gruben, namentlich in den etwa 12 Kilometer süd­lich gelegenen Zschipkauer Kohlengruben, ganz. ähn liche Wurzelstümpfe entdeckt worden, und die Struktur der geförderten Kohlen aus allen Werken der Nieder­laufiz berechtigt zu der Vermuthung, daß fast sämmt liche märkischen Kohlenflöße aus untergegangenen Cypressenwäldern sich gebildet haben.

Man kann die interessante Fundstelle nicht vers lassen, ohne den Ausdruck aufrichtiger Bewunderung für den Einblick, der nach mehr als hunderttausend Jahren dem Auge des Menschen in die Werkstatt der Natur gewährt wird. Unwillkürlich schweifen dabei die Gedanken in die Vergangenheit zurück, und die Phantasie zaubert uns herrliche Cypressenhaine vor das geistige Ange, gigantische Wälder, die einst mals an dieser Stelle standen, Niesenbäume, die hoch gen Himmel ragten, bis sie zusammenbrachen und von sich überlagernden Erdfchichten gebettet wurden, . in ein scheinbar ewiges Grab. Die Sonne, die einst auf ihre frischen, rauschenden Wipfel nieder­strahlte, blidt jegt nach Jahrtausenden mit unver mindertem Glanze auf ihre leblosen Ueberreste herab.­

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