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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Entzauberung.

Dort drüben liegt sie riesenbreit erstreckt

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Von Bruno Wille .

And vielgezackt zum Wolkengrau gereckt Die steinern fahle Stadt von Hunderttausend Tagwerken murrend und erbrausend.

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Ein Dunst umhüllt die Dächer, rußig, bleiern: Der Schlote Ausgeburt- die noch nicht feiern. And doch schon murmeln von der Vespersfunde Die düstern Thürme mit dem Glockenmunde.

Wie dort der Häuserwall, der Vorstadt- Rumpf, Aus fünfgezeilten Fenstern stumpf Sinüberstarrt- zum braunen Ackergrund, schmuhigroth die Mauern

Wo

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Bwei qualmende Fabriken kauern.

Horch, die Maschine heult das Vesperzeichen! Da rinnt aus dem Fabrikenthor Ein langer Bug von Arbeitsvolk Den Ackerweg dahin zur Stadt.

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And fieß', die Säuferstirnen röthet matt Der Abendwolken Widerschein.

Auf einmal quillt der Feuerball herein Aus einem Wolkenriß und überfluthet Die Landschaft, daß sie golden gluthet.

Bauberthat! Die Stadt mit ihrem Dunst Siegt nun verklärt, von Purpurduft umflossen; Ein Berg, um den in ungestümer Brunst Aus grauem Dorn, blufrothe Rosen sprossen.

And sieh nur, wie die Scheibenzeilen strahlen, Mit rothem Blik das Sonnenfeuer malen- Wie alle Häuser, alle Fensteraugen, Mit heißem Durst die Purpurquelle saugen And saugend immer lichter sich verklären- Als ob sie fluchbelad'ne Schlösser wären,

Die für ein karges Weilchen von der bösen Verwünschung sich erlösen.

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And sie betrachtend voller Staunen Sör' ich die Häuser gramvoll raunen:

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Verwunschne Schlösser, verfluchte Mautern, Ach wohl, das sind wir! Müssen ja trauern In düst'rer Gede jahraus, jahrein, Sülfloses Grauen im lahmen Gebein. Durch Kerkerräume Gespenster poltern, Viel arme Menschenseelen zu foltern,

Mit teuflischen Zangen, mit Dürften und Fasten, Mit knechtischen Keffen, unmenschlichen Lasten. Auf faulem Stroh die Armuth kauert, Verzehrt von Fieber und frostdurchschauert; Das Auge irrt,

Es ringen die Hände; Doch fledermausig

Die Sorge schwirrt Am unsere grausig

Verdammten Wände...

Fluch und kein Ende!

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Nur manchmal naht die Gnadenstunde,

Wo die purpurne Sonne mit küssendem Munde Die Stirn uns rührt- und an denen gemahnt, Den unsere Seele erschauernd ahnt: Den Strahlenbräutigam wundervoll, Den starken Helden- der kommen soll, Aus gespenstischer Noth, aus Nacht und Ketten Auf ewig uns zum Sichte zu retten."

So klagen die Verfluchten. And der Scheiben Roth Ward düster und erstarb in matten Funken. In Stumpfheit lag die Stadt zurückgesunken: Ein Schlackenhaufen, Schwarz- und kalt

* Aus Einsiedelkunst aus der Kiefernhaide". Berlin , Schuster& Loeffler.

as Wasser in dem rußigen Topfe des kleinen eisernen Ofens war dem Kochen nahe. Der Meister nahm die alte kreischende Kaffee­mühle von dem Sims, schittete Bohnen in den Trichter und begann sie vorsichtig zu zermalmen, wobei er den aufsteigenden, kräftigen Duft voll sicht lichen Behagens einsog. Jezt gab er dem ächzenden Griff noch einen fräftigen Schwung, daß er wie ein Streisel ein paar Mal herumfuhr und zog die kleine Schieblade der Mühle heraus, als die Thüre des Stübchens mit einem Mal heftig aufgestoßen wurde. Meister! he, he, Meister!"

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"

Er wendete gleichmüthig den Kopf der erregten Ruferin zu. Was?" fragte er lakonisch. Die Buben sind an Euren Haselnüssen." " So," entgegnete Meister Tobias in vollster Seelenruhe, und schüttete den Kaffee in das sprudelnde Wasser.

,, Sie reißen alle reifen Nüsse ab, die miserablen Tagediebe."

"

Viel sind es ja nicht," begütigte er; seine Auf­merksamkeit war in weit größerem Maße von dem Kaffee als von den gestohlenen Nüssen in Anspruch genommen.

Sollen sie Euch die paar vor der Nase weg­holen? Nehmt den Knieriemen und

Ach, ich hab' es in meiner Jugend gerade so

und fodt.

Meister Tobias. he

Von Carlot Gottfried Reuling.

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gemacht," meinte Tobias. Den Buben schmecken die Nüsse besser wie mir."

"

So? Und die Astern, die die Rangen zertreten, und den Mohr, den sie mit Steinen werfen?"

Wirklich ertönte in diesem Augenblick das Miauen einer Kaze aus der Ferne. Der Alte fuhr erregt in die Höhe und griff nach dem Knieriemen.

"

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, Das Mohrchen? Ei, da soll Euch gleich-- Die Pantoffeln des Meisters flapperten die steile Treppe hinunter, man hörte einen gellenden Pfiff, verklingendes Nufen und Schimpfen. Frau Lene horchte gespannt, ob sich nicht auch einige Schmerzens­töne unter den Lärm mischten und schüttelte, als sie sich in ihrer Erwartung getäuscht fand, mißbilligend den Kopf. Dann eilte sie an den Ofen und sah eifrig nach dem Topfe, damit der Kaffee ihres alten Nachbars nicht etwa überkochen könnte. Einige Minuten später trat Letterer wieder in die Stube, einen mächtigen schwarzen Kater auf dem Arm tragend.

,, Habt Ihr die Satansbrut tüchtig durchgehauen?" rief ihm Frau Lene schon entgegen, als er kaum die Thüre geöffnet hatte.

,, Sie haben ja dem Mohrchen nichts gethan," erwiderte er gelassen und hing den Knieriemen wieder an den Nagel. Dieses Züchtigungsinstrument hatte bei ihm nur symbolische Bedeutung.

" Natürlich! Euch kann nichts aus der Seelen­

ruhe bringen! Wenn man Euch bestiehlt und be­trügt, so laßt Ihr's Euch ruhig gefallen. Euch tanzt Jeder auf der Nase herum."

Meister Tobias beantwortete diese und ähnliche heftige Worte nur mit einem unendlich freundlichen Lächeln. Er wußte aus langjähriger Erfahrung, daß seine alte Freundin durch nichts schneller zum Schweigen gebracht werden konnte, als eben durch Schweigen. Und er hatte allen Grund, treue Nach­barschaft zu halten, denn wenn Jemand auf der Welt um sein Wohlergehen und seinen Nugen besorgt war, so war es Frau Lene.

Schon als Kinder waren sie Freunde gewesen; die Eltern wohnten in dem letzten Hause der kleinen hessischen Landstadt, auf dem sogenannten Stiefelberg. Jede der beiden Familien besaß die Hälfte des Hauses, und die Kinder spielten täglich zusammen auf der hohen schmalen Steintreppe.

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Dann war Tobias als lebensfroher, hoffnungs freudiger Bursche in die Fremde gezogen, und man hatte viele Jahre nichts von ihm gehört. ältere Bruder übernahm die Schusterwerkstätte und Lene, das einzige Kind, verheirathete sich. ihr Mann starb nach kurzer Zeit und Frau Lene haufte wieder allein mit ihrem Buben in den engen Näumen. Tobias schien verschollen zu sein. Der Bruder, ein wunderlicher, einsamer Mensch, redete

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