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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Unter den Kastellen, die bisher genauer erforscht sind, ist bei weitem das bedeutendste das der Saal­ burg bei Homburg vor der Höhe, um dessen Er­forschung und wissenschaftliche Schilderung sich der Baurath Jacobi große Verdienste erworben hat, wie auch der verstorbene Ingenieuroberst August von Cohausen , dem die Limesforschung im Allgemeinen großen Dank schuldet.

Suchen wir uns ein Bild zu machen von dem Leben am Grenzwall.

Mit ihren Kulturgewohnheiten und Kulturbedürf nissen brachten die römischen Soldaten vielleicht nicht die volle handwerksmäßig gelernte Geschicklichkeit, aber die Kenntniß ihrer Produkte mit und etwas Kenntniß der Technik.

Neben ihrem militärischen Dienst: Wacheſtehen, Patrouillegehen, Ererziren hatten die Soldaten im Taunuskastell der Saalburg meistens Räter und Vinde­licier, also germanische Hülfstruppen- mit Handwerks­arbeiten alle Hände voll zu thun; in erster Linie mit Instandhaltung der Wallbefestigungen, als Zimmerer und Maurer , dann als Bearbeiter von Stein, Holz, Leder und Metall, um Waffen, Kleider, Schuhe usw. zu verfertigen für ihren Bedarf.

Mit ihren germanischen Hülfsvölkern betrieben die Römer im Taunus Bergbau auf Eisen, bauten Hochöfen, von deren Betrieb noch mächtige Schlacken­hiigel bei Oberhain Zeugniß ablegen. Am Glas­fopf, westlich vom Feldberg, war eine Glashütte in Gang, in welcher 30 Geviert- Centimeter große Glas­scheiben für die vornehmen Wohnungen am Grenz­wall hergestellt wurden.

Um das Festungswerk, das Fort, in welchem die Garnisonen stationirt waren, herum standen anfangs Zelte, dann Hütten, endlich feste Häuser, in denen Händler( mercatantes) ihren Aufenthalt hatten, welche den Soldaten allerlei kleine Bedürfniß artikel verkauften, ihnen wohl auch etwaige nicht sofort verzehr- und verwendbare Stücke ihres etwaigen Beuteantheils nach einer siegreichen Expedition ab­handelten.

Auch die Soldaten selbst bauten sich Wohnungen für sich und ihre Angehörigen. Unter den Legionären waren manche lange Jahre außerhalb Italiens , schlossen eheartige Verbindungen nicht streng römisch- rechtliche Vollehen! und blieben haften, da sie nach so langer Zeit der italischen Heimath allgemach entfremdet und hier eingewurzelt waren. Auch ausgediente Veteranen verwendeten ihren ge­sparten Sold oder Ehrengeschenke dazu, sich anzu­siedeln. Sie richteten ihre Wohnungen ein nicht nach Art der Barbaren ", in deren Land sie hier saßen, sondern nach Römerweise. Und diese Weise ward von den Germanen angenommen. Das zeigt schon die große Anzahl römischer Fachausdrücke der deutschen Sprache im Bauwesen. Da haben wie die Mauer lateinisch murus, aus Bruch- oder Back­steinen, den die Steine verbindenden Mörtel lateinisch mortarium, den Kalf lateinisch calx. lateinisch calx. In die Mauern werden Fenster- lateinisch fenestrae und Pforten portae gebrochen oder eingebaut, das Dach bedeckt sich mit Ziegeln- tegulae; int Hause befinden sich gewölbte Gelasse, Kammern

camerae.

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Nahe dem Kastell bildete sich die bürgerliche Niederlassung, die Lagerstadt, bewohnt von den ge­nannten Elementen: dem Troß des Heeres, den Marketendern und Händlern, von römischen und ger­manischen Zuzüglern. Hier konnte sich römische Bau­kunst und römische Handwerksgeschicklichkeit in uni­fangreicher Weise bethätigen.

römischen Soldaten, die an den Limes gebunden waren, den Tiefbrunnenbau. Was das für eine Förderung der Garten- und Feldkultur bedeutet, liegt auf der Hand.

Blumen, Früchte und Gemüse aller Art, an­fangs von italischen, französischen, also römischen Händlern eingeführt, von den Deutschen gekauft und genossen, wurden allgemach von ihnen selbst gezogen: Wein, Kirschen, Pflaumen, Kohl, Senf usw.

Damit wurde der Speisezettel mannigfaltiger, die Auswahl der Lebensmittelvorräthe größer, das Leben genußreicher und schöner, bis in den zu Leben genußreicher und schöner, bis in den zu einiger Volkszahl, Größe und Wohlhabenheit heran­wachsenden wirklichen Städten alle Bequemlichkeiten, ja alle Moden der Weltmetropole nachgeahmt wurde. Bei längerer Muse schufen sich die an Noms Lebensannehmlichkeiten gewohnten Offiziere und Be­amten ihre Badehäuser, Rennbahnen; endlich er= standen sogar Theater und Odeen, d. h. Konzert­Häuser. häuser. Den Legionsgottheiten errichtete man an geeigneten Pläzen Altäre, den verstorbenen oder im Kampf gefallenen Kameraden Denkmäler und Grab­steine in mehr oder minder künstlerischer Ausführung. Auch Schulen für die Nachkömmlinge entstanden in den Städten, die fleißig benutzt wurden.

Auch die Bodenkultur nahm einen mächtigen Aufschwung. Das Beispiel der Römer, der Sol­daten sowie zugewanderter römischer Bürger, welche die Eingeborenen dazu anleiteten, bestimmten die Ureinwohner zu umsichtigerer Rodung der Wälder, wodurch ausgedehnte Breiten Ackerlandes für den Pflug gewonnen wurden. Höher entwickelte Land­wirthschaft faßte Fuß in Germanien , man eignete sich die besten Geräthe und Methoden schnell an, man erhielt durch römische Vermittelung eine Menge neuer Stulturpflanzen, namentlich Obstbäume. Hatte man sonst Siedelungen nur da errichtet, wo genieß­bares Wasser zu Tage lag, so lernte man von den

Den Soldaten und Händlern schlossen sich zu­gezogene Handwerker aus Südfrankreich , aus Italien au und wurden anfangs zu Lieferanten vollkonim­nerer handwerklicher Produkte, allmälig zu Lehr­meistern ihrer Künste für die staunenden Barbaren, die den Vortheil vollkommnerer Geräthe, Waffen usw. schnell begriffen und Jenen gleich zu thun trachteten.

Stellen wir uns nun einmal vor, wie eine solche lange Kulturlinie, wie die römische Militärgrenze, auf das Volk jenseits des Walles wirken mußte.

Hatte einer der Barbaren " den Limes passirt und die Wunder einer höheren Lebensführung mit eigenen Augen gesehen und allerlei neue Lebens­erleichterungen und genüsse kennen gelernt, so kam er heim, voll der neuen Eindrücke und Erfahrungen, berichtete davon und erregte die Neugierde seiner Volksgenossen. Andere bekamen Lust, diese Wunder auch kennen zu lernen; man suchte herbei, was man Ueberflüssiges hatte, um es einzutauschen gegen Neues, Schönes, Nüßliches, Luftbares, was nur von jenseits des Limes einzutauschen war. Man sah, lernte, tauschte, kaufte und ahmte nach.

Lebhafter und lebhafter wurde der Verkehr, immer mehr wurden die Zustände jenseits des Limes ro­manisirt, kultivirt. Auf deutschem Boden erstanden mit der Zeit Römerstädte, in denen ein Leben wogte mit der Zeit Römerstädte, in denen ein Leben wogte so heiß, wie in der ewigen Roma selbst, in denen kaum eine Bequemlichkeit, ein Lebensgenuß fehlte, den der raffinirteste Lebemann aus der Hauptstadt des Weltreiches nur wünschen konnte. Ja Glieder der kaiserlichen Familie, selbst Damen derselben, fanden ihr volles Genüge in Colonia Agrippina, dem heutigen Köln , in Trier , der belgischen Kaiser­stadt, und in vielen anderen Römerstädten auf ger­manischem Boden.

Als die christlichen Kulturträger kamen, brachten sie an materiellem, technischem und sonstigem Gut auch ferner nichts Eigenes, sondern Habe und Er­rungenschaften des klassischen Alterthums und setzten lediglich fort, was vom Grenzwall aus schon vor ihnen nach Germanien hinein gewirkt hatte. Sie pflegten es, lehrten es auch den Heiden, die sie dann tauften, daß sie es üben möchten zu ihrem eigenen, d. h. der Kirchen und Klöster, zu der Pfaffen und Mönche Vortheil, die sich die Arbeitserträge ihrer Zöglinge und Gläubigen genau so vortrefflich an­zueignen verstanden, wie der römische Sieger es ehedem gethan hatte.

Die Germanen erwiesen sich als sehr gelehrige Schüler, denn wir dürfen sie uns schon zur Zeit, da der römische Grenzwall seine Kulturwirkungen begann, nicht mehr als Wilde" vorstellen. Nahmen doch auch die Römer mancherlei germanisches Kulturgut an, das ihnen schön und nüßlich erschien! Wovon vielleicht ein anderes Mal gehandelt werden soll. Sicherlich aber danken sie den Römern unendlich viele Bereicherungen ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, jedenfalls friher gespendete und unendlich mehr, als den Propagandisten des Christen­thums, den großen Bekehrern und ihren Schülern, den Mönchen. Darum haben wir sicherlich eher das Recht, die Kultur des Mittelalters römisch- gerinanisch zu nennen, als christlich- germanisch. In dieser Be­zeichnung sind im Gegentheil zwei Elemente zu­zeichnung sind im Gegentheil zwei Elemente zu sammengekoppelt, die sich ihrem innersten Wesen nach sanimengekoppelt, die sich ihrem innersten Wesen nach ausschließen, sich feindlich gegenüber stehen wie Wasser und Feuer. Christenthum und Deutschthum sind Gegensäße", schreibt Gleinpaul in seinem kultur­geschichtlichen Werke: Das Mittelalter, durch die Einführung des Christenthums hatte das deutsche Volt seine Religion, seine Sprache und seine ganze Volt seine Religion, seine Sprache und seine ganze Nationalität verloren."

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Erdmannshöhle im südlichen Schwarzwald .

Von Oskar Geck.

on Säckingen aus, der idyllisch am Rhein gelegenen Trompeterstadt, erreicht man auf der neuen strategischen. Bahnlinie Säckingen­Schopfheim, die dazu bestimmt ist, im Verein mit der neuerbauten Verbindungsstrecke Lörrach- Leopolds­höhe das in den Baseler Rheinwinkel hineinragende Stückchen Schweizer Landes zu umgehen, in kaum einer halben Stunde die Station Hasel am Ein­gange des wohl 3 Kilometer langen Fahrnautunnels. Man steigt nach rechts in dem saftigen Wiesenthal am Haselbach aufwärts und erblickt schon nach wenigen Minuten das Hüttchen rechts unten an einem Hügel­abhang, das über der Eintrittsstelle zur Hafeler-, auch Erdmannshöhle" genannt, erbaut iſt.

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Der äußere Ueberbau der Höhle, der durch einen faum 30 Meter hohen, oben abgeplatteten und mit Buschwerk, Obstbäumen und Feldfrüchten bewachsenen Hügel gebildet wird, bietet nichts Auffälliges, und Niemand wiirde in seinem Inneren etwas Besonderes vermuthen. Den Grundbestand der Anhöhe bildet der in jener Gegend häufig vorkommende und vielfach als Straßenschotter verwendete Kalkspat. Darüber hinweg führt mittelst bleistiftdicker Kupferdrähte die Leitung der an den Rheinfeldener Stromschnellen gewonnenen elektrischen Energie hinüber in das obere Wiesenthal, wo sie als Straft- und Lichtquelle in den Dienst der dort zahlreich vorhandenen großen industriellen Etablissements gestellt wird. Bald werden in jenem Thale die vielen riesigen Fabrikschlote ihr Qualmen eingestellt und die Dampfmaschinen den legten Kolbenhub gethan haben; und an ihre Stelle tritt die Elektrizität, die Tochter des schönen Rhein­stromes, der auf dem Wege vom Bodensee bis Basel , eingezwängt zwischen den Ausläufern von Schwarz­ wald und Jura, in unermüdlichem Schaffensdrang feine Jugendkraft bethätigt.

In dem bescheidenen Hüttchen am Eingang zur Höhle werden die Besucher in weite leinene, mit Kapuzen und Aermeln versehene Ueberwürfe gesteckt, die sie gegen die herabfallenden Wassertropfen schizen sollen, indeß der Führer, der jugendliche Sprößling des Besizers, der im nahen Dorfe Hasel gelegenen Gastwirthschaft Zur Erdmannshöhle", eine Handvoll langer Buchenspähne in Brand seßt, die er dann als bescheidene Leuchten unter die Höhlenwanderer vers theilt.

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Wenn man den durch Absprengungen künstlich erweiterten Eingang passirt hat, gelangt man nach etwa zwanzig Schritten in einen weiten und hohen Naum, die sogenannte Versammlungshalle, von der aus die Höhle sich nun in drei Gänge gliedert. Rechts hin führt eine Holztreppe hinauf in den ,, langen Gang", gradeaus geht's hinab in die Bach­höhle", links zum Höhlensee". Man folgt den jungen Höhlenstrategen zuerst in den langen Gang". Hier beginnen die eigentlichen Tropfsteinbildungen. Die Wissenschaft erklärt die Entstehung dieser Mineral form jüngsten Ursprungs als einen Niederschlag aus den herabträufelnden Wässern, die vermöge ihres Kohlensäuregehaltes den Kalt des übergelagerten Kalkspates aufgelöst und bis zur Bildungsstelle mit­geführt haben. Decke und Wände des Ganges sin

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