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brüche und Ausdrücke eines rechten Kriegs- und Siegshumors unserer Vorfahren"( Hildebrand) finden sich vielfach im deutschen Heldenlied, besonders häufig auch in der Sprache und Dichtung der Landsknechte.
Wie Baumgarten sich mit dem segenspendenden Priester vergleicht, so auch die Landsknechte, die ihren Beruf geradezu einen Orden nennen, der freilich wenig mit freiwilligem Fasten und Beten zu thun habe, aber doch seine Prozessionen mit den langen Spießen abhalte und mit Spieß und Hellebarde antrete zum Kapitel, zur Berathung, wenn's gilt, den Feind anzugreifen. Da geben sie, wie der Priester, manch' Einem„ die letzte Delung" oder ,, legen ihn hin", wie's in der Landsknechtssprache heißt.
Mit diesem wilden Humor schont der Landsfnecht auch seiner selbst nicht.
Bittere Selbstverspottung athmet das Lied vom armen Schwartenhals, einem gänzlich mittellosen Landsknecht , der im Wirthshaus als armer Schächer gar gering geachtet und übel bewirthet wird. Anfangs, als man ihm die Leere seines Beutels noch nicht ansah, ging die Sache noch gut. Das Lied sagt:
Man setzt mich oben an den Tisch, Als( ob) ich ein Kaufmann wäre, Und da es an ein Zahlen ging, Mein Säckel stund mir leere.
Da ich zu Nachts wollt schlafen gehn, Man wies mich in die Scheuer, Da war mir armen Schwartenhals Mein Lachen viel zu theuer.
Und da ich in die Scheuer kam,
Da hub ich an zu nisten,
Da stachen mich die Hagendorn,
Dazu die rauhen Disteln.
Da ich zu Morgens früh aufstund,
Der Reif lag auf dem Dache,
Da mußt ich armer Schwartenhals
Meins Unglücks selber lachen.
Ein gleicher Galgenhumor waltet in dem Stoßgebet eines heruntergekommenen Landsknechts an die Jungfrau Maria:
Unser liebe Fraue
Vom kalten Brunnen,
Bescheer' uns armen Landsknechten
Ein' warme Sunnen,
Daß wir nit erfrieren!
Wohl in des Wirthes Haus Tragen wir ein' vollen Säckel, Und ein' leeren wieder aus. Vom ,, gartenden"( bettelnd und raubend sich herum= treibenden) Landsknecht bis zum Galgen, dem„ drei beinigen Thier", wie ihn die Soldaten- und Gauner sprache nennt, ist's nicht allzu weit. Den schönsten Blick auf manche Stadt hat man an vielen Orten heute noch von einer Anhöhe mit dem Namen Galgenberg . Aber die Sache ist sehr klar: wo man von oben am weitesten hinabsehen kann, dahin kann man auch im weitesten Umkreis von unten hinaufsehen! Und da wirkt ein solches Gebäude auf alle Die, welche es angeht, als nachdrückliches Warnungszeichen. Wenigstens war das die Absicht. Ein allzeit wohlbesezter Galgen* war der Stolz einer mittelalterlichen Stadt; der zureisende Fremde konnte daraus entnehmen, daß hier für gute, wenigstens strenge Justiz gesorgt sei.
Man kennt die galgenhumoristische Anekdote, die heute in vielfach verschiedener Fassung umgeht, von jenem Hinrichtungskandidaten, der seine todtbetrübten Angehörigen ant Tage vor der Erefution zu trösten und zu zerstreuen sucht durch die freundliche Einladung:„ Na, Ihr kommt doch morgen auch ein bischen mit' naus!" Da der Hinrichtungstag ein Da der Hinrichtungstag ein Montag war, machte er die Bemerkung:„ Zum Teufel! Die Woche fängt gut an!" Bei der Fahrt zur Nichtstätte erhob sich Sturm und Regen, und der Todeskandidat hägte sich, und mit einer gewissen Schadenfreude sagte er zu seinem Begleiter, dem Nachrichter:" Aetsch, ich brauch' nicht wieder heim zu fahren bei dem Sauwetter!" Den Geist
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* Sieben machen einen Galgen voll! sagt das Sprüch= wort; doch gab es auch solche für weniger Personen bis zu einer herab. Die nannte man je nach der Zahl der Galgenvögel, welche an ihnen Platz fanden: zweischläfrige, dreischläfrige usw. Galgen, als wären es Betten, in denen sich sanft ruhen ließe. Auch ein Stück Galgenhumor! Die böse, Unglück bedeutende 7 ist die Galgenzahl.
lichen, der ihn tröstend auf den ewigen Richter und dessen Gnade verwi.s, unterbrach er mit den Worten: Lassen Sie es gut sein, ich rede demnächst selber mit Ihrem Meister!"
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Das war schon in alter Zeit unter losem Volk ganz gang und gäbe, ist aber auch in die Sprache der honetten Leute übergegangen. Von den zahl= reichen humoristisch- sarkastischen Wendungen, welche Hängen und Gehängtwerden bezeichnen, nur eine fleine Blumenlese:
Von einem Gehängten sagte man: Er muß fliegen lernen; den Ast bauen; den dürren Baum reiten; die Luft über und unter sich zusammenschlagen lassen; auf hänfenem Pferd zum Himmel reiten; am Hanf sterben; eine Hanfsuppe essen; am grünen Baum im Hanf ersaufen; an einer hänfenen Holzbirne erwiirgen; mit häufenem Kragen geziert werden; ein hänfenes Halsband bekommen; seine lezte Stravatte friegen; in ein hänfenes Schnupftuch niesen; durch ein hänfenes Fenster fahren.
Weiter heißt es von den Delinquenten: er erfährt eine Standeserhöhung; er wird zu einer häufenen Bratwurst zu Gaste gebeten; er muß Seilers Tochter freien, mit Jungfer Strick( oder Jungfer Hänfin) Hochzeit halten, mit ihr einen luftigen Sprung von der Leiter thun; er muß mit den vier Winten zu Tanze gehen; er wird zum Lufttrocknen aufgehängt; er wird zum Feldbischof erhöht und giebt den vorbeigehenden Leuten mit den Füßen den Segen.
Das unheimliche Strafgeräth des Galgens gab auch Anlaß zur Bildung eines reichen SchimpfwörterTerifons für solche Menschen, denen man ein luftiges Begräbniß anwünschte.
Galgenbraten, nach dem Muster von Teufelsbraten gebildet, nennt man Einen, der sozusagen ein gefundenes Fressen für den Galgen ist, der, als menschenfressendes Wesen gedacht, förmlich nach ihm schnappt. Dieselbe Belebung und Verpersönlichung des Galgens liegt zu Grunde, wenn der Just in Lessing's Minua von Barnhelm" zu Franziska sagt: " Friz kann dem Galgen tausend Schritte vorgeben, und ich wette mein Leben, er holt ihn ein."
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Galgenschwengel nannte man ferner einen fiir den Galgen reifen Bösewicht, der an dem hochnothpeinlichen Instrument hin- und herbaumelu sollte, wie der Schwengel in einer schwingenden Glocke. Man sagte auch: als guter Klöppel die Feldglocke schlagen.
Feldglocke nannte man den Galgen sammt Schwengel, oder auch nur den letzteren. Um zu sagen, daß Giner verdiente, gehängt zu werden, aber leider noch frei herumlaufe, nannte man ihn eine leider noch frei herumlaufe, nannte man ihn eine unaufgehängte Feldglocke. Das Werkzeug der Hin richtung, der Strick, ward zum Namen, zur Shelte für Den, der diese Strafe verdiente: man nannte ihn Galgenstrick; die Abkürzung Strick ist schon ihn Galgenstrick; die Abkürzung Strick ist schon etwas milder, besagt aber im Grunde dasselbe: der Kerl verdiente eigentlich den Strick.
mehr jugendlich- lebensvoll, sondern trocken und dürr, nicht mehr volksthümlich, sondern gelehrt- zunftmäßig, bureaukratisch geworden ist, und da können volks mäßige Phantasie und Humor nicht mehr zu ihrem Rechte kommen. Otto Gierke , der Heidelberger Rechtslehrer, hat ein ganzes Büchlein geschrieben über den Humor im alten deutschen Recht. Grim miger Spott fehlt auch hier nicht.
Hat Jemand einen Spielmann, einen fahrenden Geiger oder Gaufler beleidigt, so soll der das Recht haben, seinen Widerpart neben eine von der Sonne beschienene Wand zu stellen und dem Schatten auf der Wand einen Schlag zu geben. Von Strafen, welche den Bestraften dem Hohn und der Schadenfreude des Pöbels aussehen, ließen sich eine Unmenge beibringen: Prellen mit straffgespannten, großen Tüchern, so daß der Geprellte auf und niederfliegt wie ein Federball, Eselreiten mit rückwärts gewandtem Gesicht, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand", das Reiten auf hölzernem Pferde, das freilich oft auch schmerzlich genug gemacht werden konnte; Hundetragen auf längere Strecken seien nur als Proben angeführt.
Bekannt ist die Klage Jakob Grimm's über die aus unserem Rechte entschwundenen Elemente der Poesie, Anschaulichkeit und des Humors. Indessen dürfen wir mehr noch klagen über die entschwundene Volksthiimlichkeit und Volksverständlichkeit unseres Rechtes und seiner Pflege.
Das Volk hat seine sprachbildende, mutterwißige Kraft aber noch nicht verloren. Auch in unseren Tagen fehlt es nicht an Bethätigungen dieser Straft. Sarkasmus und Humor werden nicht aussterben, so lange es noch gesund und fräftig empfindende Menschen giebt! Und die gedeihen allerdings am besten bei freien, glücklichen Völkern.
Das Feuer.
Von Bruno Borchardt.
er Gebrauch des Feuers erhebt den Menschen in erster Linie über das Thier; durch das Feuer allein ist er im Stande, seine Nahrung anders als im rohen Zustande zu genießen, das Feuer allein befähigt ihn auch, die verschiedensten Gegenstände zu verarbeiten und kunstfertig zu vers ändern und miteinander zu verbinden. Kein Wunder daher, daß das Feuer in den mythologischen Sagen aller Bölfer eine ganz besonders hervorragende Nolle einnimmt. Seit Menschen auf der Erde wandeln und das Feuer benußen, galt es stets als das Symbol des Vollkommenen und Reinen, durch das dereinst auch die Welt von allem Unvollkommenen und Schlechten gereinigt und befreit werden wiirde. Doch wird sie nicht zu Grunde gehen, sondern wie ein Phoenir aus der Asche sich schöner und besser erheben. Die Anbetung des Feuers verband sich oft mit der Anbetung der Sonne, der allgemeinen Licht und Wärmespenderin, die ja als glühender, feuriger Ball ihre Bahn am Himmel zieht. Mit Ormuzd dem ewig lichten Sonnengott, dem Geiste des Guten und des Feners, steht Ahriman , der Geist der Fin sterniß, die zugleich das Böse ist, in beständigen Dieser Humor ging selbst über in die Sprache Kampfe, ihm ewig unterliegend und doch immer von der Justiz, Richter und Schöffen.
Der Erzeuger dieses Hinrichtungsgeräthes, der Seiler, wurde galgenhumoristisch als Galgenposamentier bezeichnet, wie man ja auch einen halsabschneiderischen bezeichnet, wie man ja auch einen halsabschneiderischen Wucherer Kravattenmacher nennt.
Der Strick wurde als Spieß bezeichnet in der Redensart: Einen mit einem Spieß erschießen, daran man die Kühe bindet, im Gegensatz zum ehrlichen Soldatentod durch Erschießen, ehedem Erstechen mit den langen Spießen.
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Der Henfer soll, so heißt es oft in den Todes= urtheilen, den Delinquent vom Erdreich entfernen urtheilen, den Delinquent vom Erdreich entfernen und der Luft( oder den Vögeln in der Luft) anbefehlen, oder ihn anknüpfen mit seinem besten Hals, daß der Wind unter und über ihm zuſammenHals, daß der Wind unter und über ihm zusammenschlägt."
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Unsere alte deutsche Rechtssprache ist reich an humoristischen Wendungen, die ohne Anstoß von den ernsten Richtern gebraucht wurden; heutzutage ist unser Recht nichts weniger als humoristisch, höchstens gedeiht noch eine Art Galgenhumor bei den Opfern unserer Justiz, die davon reden, sie seien„ verdonnert" worden, es seien ihnen so und so viel Monate aufgebrummt" worden u. dergl. Das kommt daher, weil unser heutiges Recht nicht
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Neuem sich erhebend, gegen ihn austürmend und sich in den Herzen der Menschen festseßend. Nicht ganz dieselbe Rolle, wie in den asiatischen Religionen, spielte der Sonnengott bei den Griechen; bei ihnen ist es der donnernde und Blize schleudernde Zeus, der an erster Stelle verehrt wird. In dem Attribut des Blizes und des Donnerkeiles, die der höchste Gott in der Hand hält, spricht sich deutlich sein Zusammenhang mit dem Feuer aus. Die Menschen erhielten das Feuer, das im Besize der Himmlischen war, nur durch Verrath eines den Göttern Nahe stehenden. Der Titane Prometheus war es, der heimlich das himmlische Feuer aus dem Olymp dem göttlichen Size des Zeus , entwandte und es den armen Erdbewohnern brachte. Für seinen Frevel mußte er schrecklich biißen, denn der zornige Zeus
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