Die reue Welt
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Nr. 11
( Fortsetzung.)
X.
Bllustrirte Unterhaltungsbeilage.
Dilettanten des Lebens..
er berühmte Gefangprofessor Dämel lag in seinem Musifzimmer auf dem Ruhebett, dem einzigen Polstermöbel in diesem geheiligten Raum. Er hatte eben Stunde ertheilt an ein paar recht talentlose Amerikanerinnen; die eine knautschte zwischen den Zähnen, man hörte überhaupt nichts; die andere riß den Hals auf und blökte falsche Töne in die Welt, daß dem Hörer grauste.„ Aber die Kunst geht nach Brot," pflegte der berühmte Mann mit Achselzucken zu sagen, das sind meine melkenden
Rühe!"
Jezt war er sehr angegriffen und wollte nicht gestört sein. Die Jalousien vor den Fenstern waren geschlossen, draußen briitete die Sommersonne. Er blinzelte nach den Sonnenfringeln an der Wand und schloß dann behaglich die Augen.
Da
ein Klingeln! Unwirsch fuhr er auf; wenn auch draußen stand: Sprechstunde von vier bis fiinf Uhr, er wollte doch nicht gestört sein.
"
Nicht zu sprechen," hörte er draußen das Mädchen sagen und gleich darauf eine weiche Stimme im Tone der Enttäuschung:„ Ach, nun bin ich schon ,, Ach, nun bin ich schon zum zweiten Male vergebens hier! Bitte, zeigen Sie Herrn Professor wenigstens meine Karte!" Diese weiche verschleierte Stimme flang so mustwo that er sie doch nur gleich hin? Dämel rieb sich die Stirn. Da kam auch schon das Mädchen. Er las:" Magdalena Bredenhofer", und darunter war mit Bleistift gefrigelt:„ Lena Langen, frühere Schülerin".
-
- vergessen?! Wie können Sie so etwas denken? Eine so hoch talentirte Schülerin vergißt Was man nie," beeiferte er sich zu versichern. macht die Musif, la bella voce?"" Ich danke."
"
Die junge Frau war entschieden schlichtern; warum nur? Man mußte ihr entgegenkommen. „ Also der Gesang blüht; wohl die große Freude Ihres Herrn Gemahls? Ja, ja, kann ich mir denken. Schön, solch' kleine Nachtigall fiir immer eingefangen zu haben. Gigentlich jammerschade, daß er Sie uns, der Kunst, entzogen hat! Das geht garnicht, Sie müssen die Musik wieder aufnehmen!"
Lena's schmales Gesicht erglühte, die Anerkennung des Professors belebte sie; sie sprach freier.„ Das " Das ist's ja eben, Herr Professor, ich ich möchte, ich ist's ja eben, Herr Professor, ich ich möchte, ich muß meinen Gesang" Sie stockte nun doch wieder.
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Er half ihr weiter mit einem jovialen Lächeln und in ermuthigendem Ton." Das ist recht, das ist brav; freut mich sehr, daß Sie zu mir fommen, gnädige Frau. Wer hat denn auch solches Interesse an Ihnen, wie Ihr alter Lehrer?!"
"
„ Das dachte ich auch," sagte sie mit einem hoffnungsvollen Blick. Und glauben Sie denn wirklich, Herr Profeffor, daß es sich lohnt, daß es mir gelingen wird?"
Ohne Zweifel," versicherte er eifrig, bei dieser musikalischen Begabung, der süßen Stimme und der poetischen Auffassung! Sie wissen, wie viel ich immer
von Ihnen gehalten habe!"
„ Ach " Ach ja, ja." Sie erröthete und griff nach seiner Hand., Lieber Herr Professor, entschuldigen Sie nur, daß ich Sie damit behellige, aber ich wußte
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1899
" Ich? Garnicht; nein, da irren Sie wirklich, Frau Frau Bredenhofer, nicht wahr? Es werden fast gar keine Anfragen an mich gerichtet; zu dergleichen habe ich in der That auch gar keine Zeit. Aber ich will Ihnen einen guten Nath geben, gehen Sie zu einem Konzertagenten; es ist doch das Metier dieser Leute, Engagements zu vermitteln. Hier" er zog sein Notizbuch hervor und schrieb fliichtig die Adresse nieder:" Bär, Konzertagentur, Schöneberger Ufer 4".
„ Ach, danke sehr." Sie ergriff wohl den Zettel, aber sie steckte ihn nicht ein, ihre Hand bebte.„ Diese Leute verlangen zu viel Prozente und schon eine vorherige Anzahlung das kann ich nicht, Herr Professor!" Ihre großen Augen sahen ihn mit einem bangen Blick an. Er konnte nicht umhin, zu finden, daß sie schöne Augen hatte, eigentlich das einzig Bemerkenswerthe in dem schmalen Gesicht; sie hatten einen feuchten Glanz, das dunkle Braun der Iris zeigte goldige Lichter und schwamm in bläulichem Weiß. Und einen hübschen Mund hatte sie auch, mur die Lippen zu blaß und die Winkel herabSie schien mit Thränen zu kämpfen. gezogen.
"
Armes Ding!" Dämel strich sich den Bart und ließ einen langen Blick über die zarte Frauengestalt gleiten nicht viel dran, aber anmuthig! ,, Kindchen," sagte er in dem Ton, halb gutmüthig, halb spöttisch, den Lena vom Konservatorium her
"
noch genau im Ohre hatte, Kindchen, Sie wissen doch, mit Ihrer zarten Stimme ist nicht viel zu machen."
Vor des Professors Gedächtniß stand sofort das schlanke Mädchen mit den übergroßen Augen und wirklich nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. noch
dem Lockengewirr; vor einem halben Jahre war sie aus der Gesangsklasse ausgeschieden, hatte sich verheirathet, anscheinend eine sehr gute Partie gemacht. Dämel fannte die Verwandten des Mannes; die Allensteins waren elegante Leute, viel in Gesellschaft. Was wollte die kleine Langen? Ah, jedenfalls
Sie können mir helfen!"
-
Wie komisch das klang! Dämel wurde unsicher die junge Frau saß da, wie eine Bittende; das war wirklich eine ganz merkwürdige Art, so um Stunden nachzusuchen, die man theuer bezahlte. Was wollte sie eigentlich? Er faßte sie scharf in's Auge.
,, Aber, Herr Professor, Sie sagten doch vorhin
“
Was, was? In der That, ganz richtig, ganz richtig! Ich widerrufe nichts, Ihr Talent ist unleugbar, aber nicht für den Konzertsaal! Für's Haus, fiir's Haus da liegt der Schwerpunkt. Im intimen Kreis reizend, jedoch für den Konzertsaal-?" Er zog die Brauen in die Höhe und zuckte die
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Privatstunden nehmen, à dreißig Mark; ihre Mittel Ihr Kleid war geschmackvoll, aber sehr einfach, der Achseln. Sie müssen sich doch selbst erinnern, in
erlaubten ihr das jetzt.
" Ich lasse die Dame bitten!" Er erhob sich geschmeidig, trat vor den Spiegel und ordnete seinen
Saum rund herum staubig, die Schuhe auch ganz grau; gefahren war sie keineswegs. Unruhig hob und senkte sie die Lider, um ihren Mund hatte sich
schön gepflegten Bart, die Bewunderung sämmtlicher ein Fältchen eingegraben. Jetzt seufzte sie.
Konservatoriſtinnen.
" Herr Professor!"
Er fuhr herum; auf der Schwelle diese überzarte Frauengestalt im dunklen Kleid, war das Lena Langen? Er hatte sie sich als Frau anders vor
gestellt.
" Ah, gnädige Frau, ich freue mich sehr, ich freue
der Philharmonie verflatterte Ihr Ton zu garnichts. Viele sind berufen, Wenige auserwählt. Der Geist ist willig, aber die Stimme ist schwach! Haha!" Er sah sich selbstgefällig um; die bewundernden Blicke der Konservatoriſtinnen, ihr gemurmelter Beifall fehlte. Schade um den vorzüglichen Wiz! In Lena's Augen schwammen große Thränen, fie fiihlte sich grenzenlos entmuthigt. „ Ich muß meine Musik ver„ Wenn Sie mir dann doch wenigstens Stunden," stotterte fie, Stunden verschaffen könnten!" Daran hatte sie nie gedacht; Stundengeben, der Verderb
Womit kann ich Ihnen dienen?" fragte er um eine Nuance fälter.
Ihre Lider zitterten, dann hob sie den Blick und sah ihn traurig an.
werthen," sagte sie leise, würden Sie nicht die große Güte haben, mich zu empfehlen? Ach, Sie fönnen mir gewiß Konzertengagements verschaffen;
mich herzlich, Sie wiederzusehen! Bitte, bitte, nehmen ich würde auch gegen bescheidenes Honorar in kleinen
Sie Plak!"
Lena murmelte etwas.
Städten singen. Ich weiß, Sie haben immer so viel an der Hand."
"
-
"
nun
Stünſtler, Herabwiirdigung seines Zalents für ben schien es ihr der Rettungsanfer. Sie flammerte sich ,, Wenn Sie mir wenigstens einige Stunden
daran.