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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
,, Waren sie noch nicht hier?" fragte Perechwatow den Diener, der sich schlaftrunken das linke Ange rieb.
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Wen meinen Sie?" fragte Thimophee außer= ordentlich unliebenswürdig.
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"
Jene... die von gestern."
Die Bauern? Nein, die waren noch nicht hier." Nach einer halben Stunde rief Perechwatow nochmals: Thimophee, noch nicht?"
" Nichts zu sehen. Soll ich sie vielleicht rufen?" " I bewahre! Sollst Niemandem ein Wort davon sagen, hörst Du?"
" Zu Befehl."
war nichts zu verstehen. Perechiatow wußte aber Alles, was er zu wissen brauchte.
worteten nicht; es schien ihnen ganz gleichgültig, ob die Sonne brannte oder nicht. Thimophee zeigte sich in der Thiir. „ Na, schläft Samson Perechwatow noch?" fragten unterbrach Pere.hwatow das Murmeln des Haufens. verlegen die Bauern.
,, Natürlich schläft er; wozu soll er so früh aufstehen? Vielleicht Ener Gnaden wegen?" antwortete mit unnachahmlicher Frechheit Thimophee und verschwand sogleich, um dem Herrn Mittheilung zu machen. Perechwatow zog nach empfangener Nachricht die Uhr aus der Tasche und auf das Zifferblatt starrend, saß er genau fiinf Minuten im Zimmer. Dann zog er den Rock aus und den Schlafrock an, es sollte
Perechwatow sah unablässig zum Fenster hinaus, aussehen, als ob er eben aus dem Bette käme. immer nach der Sonne.
Ach, was für eine strahlende Sonne! Eine wahre Gluth! Wird wohl Alles versengen," seufzte er und lief mit Leichtigkeit durch das Zimmer, troẞ seiner zweihundertundzwanzig Pfund. " Na, meinetwegen, ich werde schon leiden. Aber Ihr sollt mich kennen lernen, meine Guten," unterhielt er sich im Geiste mit den Aufrührern".
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Um halb sechs tamen die Bauern zu Perechwatow auf den Hof. Ihr Aussehen war ein gänzlich anderes als gestern; fast konnte man meinen, es feien auch andere. Die Gesichter trugen den Ausdruck einer ſtumpfen Ergebenheit. Sie sprachen auch nicht, von Zeit zu Zeit hob Jemand den Kopf zur Sonne mit der furzen Bemerkung sengt". Die Anderen ant
Als der Gutsherr in der Thür erschien, nahmen die Bauern wie auf Kommando die Müzen herunter, und ebenso einmüthig räusperten sie sich, als ob sie alle mit einem Male sprechen wollten. Berechwatow war in seinen Bewegungen langsam und majestätisch, ganz wie gestern; man mußte denken, daß er sich über seine Lage keine Sorgen machte. Nun, was wollt Ihr, meine Lieben," sagte er in demselben weichen Tone, in dem er gestern seine Rede begonnen.
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Die Bauern schwiegen, anscheinend in der Erwartung, daß einer von ihnen das Wort ergreifen werde. Da aber Michael Kusmitsch nicht zugegen war und sich ein anderer Redner nicht fand, be= gannen sie Alle gleichzeitig zu sprechen. Natürlich
" Ich verstehe ja nichts, Einer von Euch soll reden,
Dann vernahm man die heisere Stimme des fränt lichen Bauern, desselben, der gestern das unglückliche Ende der Sache prophezeit hatte. Er zeigte sich beredter als alle anderen.
Erlaubt, Euer Gnaden, wie Ihr uns gestern befohlen," röchelte er aus allen Kräften,„ Euren Roggen vom Felde zu nehmen. Darnach möchten wir unser Korn herunternehmen. Wir sind mit allem einverstanden..."
Wieso?" rief Perechwatow erstaunt.„ Warum bringt Ihr denn nicht das Geld? Habt Ihr doch alle Taschen voll Geld. Was soll denn das heißen? Ich verstehe nichts, ich kann wirklich nicht begreifen?"
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,, Geld? Gott hat uns schon für unsere Sünden eine Strafe geschickt. Gestern mußten wir die Steuern bezahlen. Soll ein Krieg ausgebrochen sein mit den Deutschen ."
„ Krieg? So, so... Das ist mir ganz neu. Wieso habe ich denn nichts davon gehört? Und nun soll ich Euch doch erlauben, das Korn abzunehmen? Ich weiß wirklich nicht, das muß ich mir erst überlegen."
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,, Erlaubt, Euer Gnaden, die Zeit ist so gefährlich jetzt. Mit jeder Minute kann Alles verloren gehen, Eures und das Unsrige." Die Bauern machten tiefe Verbeugungen. ( Schluß folgt.)
Feuilleton.
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pai
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Neues Werden!*
Dieses wogende Gedränge
Dunkel nur empfund'ner Gluthen, Die gedankenfruchtbar fluthen In die Welt aus Daseins- Enge...
Diese keimenden Gesänge, Welche lang im Schlummer ruhten, Thres Werdens wohlig Bluten Still umhaucht von Tuffgepränge: Klingt es nicht wie füße Ahnung, Daß aus morschen Denkenstrümmern Keine Ideale schimmern?
Tenz, ich jauchze deiner Mahnung, Und, wie Du, voll Tuff am Ringen Will ich neue That vollbringen!
Franz Hermann.
fich im Schlafe fortsetzen kann. Da der Mensch im tiefen Schlaf nicht träumt, so müssen die„ Träume durch Assoziationen" aufhören, wenn der Schlaf hinreichend tief geworden ist. Die Träume, die gegen Morgen, wenn der Schlaf wiederum leicht wird, auftreten, müssen also eine andere Ursache haben. Die Forschung hat ergeben, daß diese Träume durch Nervenreize direkt ausgelöst werden. Aber nur starke Reize vermögen sich geltend zu machen, am ehesten wahrscheinlich Druck- und Temperaturempfindungen, späterhin, gegen Morgen, auch Gehörsund Gesichtsempfindungen. In weit größerem Umfange üben Zustände des Organismus selbst einen Einfluß auf das Gehirn aus, z. B. die freie oder gehemmte Athmung, die Blutzirkulation, chemische Veränderungen des Blutes, die Lage des Körpers, Hunger und Durst, frankhafte Zustände usw.; dann können aber andere Neize hinzutreten und den Verlauf des Traumes ändern, eine weitere Urjache für den unregelmäßigen Charakter der Träume.
Frühling. Sonnenfluthen durch den Naum, der Himmel in strahlendem Glanze. Ein lauer fräftiger Hauch zieht über die Ebene, die letzte Knospe hat ihre Hüllen gesprengt, frisches Grün, so weit das Auge blickt... Das Motiv, das Heinrich Zügel , der Münchener Maler, in unserem heutigen Bilde gemalt, bringt nichts Neues: Die Bäume, unter deren Kronen sich ein Ausblick auf die weite Ebene eröffnet, die darunter grasenden Schafe, all' das hat er schon oft gemalt, und auch den Lesern der„ Neuen Welt" ist er durch ein ähnliches Bild bekannt. Aber es verlohnt sich, ihm darin zu folgen, so neu und machtvoll weiß er es immer wieder zu gestalten. Wie hier die Ebene schier meilenweit sich dehnt, zur Mitte sich senkt und dann wieder mälig zu der fernen Horizontlinie anfteigt, wie sie mit Gehöften und Feldern besetzt ist, wie man es wirklich empfindet, daß unter dieser Fläche die alte feste Erde ruht, in der starke Bäume unerschütterlich wurzeln, das ist mit einer außerordentlichen Kunst der Darstellung gegeben. Und wieder sind auch die Schafe, über deren breite Wollrücken die Sonne spielt, mit der ganzen Kunst Zügel's , des besten unserer Thiermaler, gezeichnet.
Die Ursachen der Träume. Eine scharfe Grenze zwischen dem wachen Zustande und dem Schlafe giebt es nicht, der Schlaf tritt allmälig und unmerklich ein. Daraus folgt, so führt Alfred Lehmann in seinem Buche Aberglaube und Zauberei" aus, daß die Vors stellungsreihe, die im wachen Zustande begonnen hat,
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Da man annehmen darf, daß jeder Nervenreiz stets dieselbe Empfindung hervorruft, so muß ein häufig wiederfehrender Nervenreiz auch sehr leicht denselben Traum auslösen. Der gleiche Nervenreiz muß ferner auch bei verschiedenen Menschen gleiche Träume hervorrufen. Der Inhalt derselben kann natürlich bei dem so überaus verschiedenen Bewußtseinsleben der Menschen nicht vöuig übereinstimmen; aber es giebt doch bei den meisten eine ganze Reihe gleichartiger Träume, die durch bestimmte Umstände verursacht werden. Jeder kennt wohl aus eigener Erfahrung Träume, in denen man die Empfindung des Fliegens oder eines jähen Sturzes hat usw. Derartige Träume banen sich auf einer bestimmten, von einem Nervenreiz ausgehenden Empfindung auf, die durch ihre Stärke und ihre Dauer das ganze Traumbewußtsein beherrscht.
der Betreffende schlief weiter. Nachdem er geweckt worden, erzählte er, er hätte ein furchtbares Alpbrücken gehabt ein häßliches Thier wäre ihm plöglich auf die Brust gesprungen und hätte ihn am Athmen gehindert. Gine der Versuchspersonen erklärte auch, daß ihr der plötzliche Sprung des Thieres das Auffallendste gewesen wäre, da es sonst immer schleichend über sie zu kommen pflegte Gewöhnlich tritt eine Hemmung der Athmung im Schlafe nur allmälig ein, und dies erscheint dem Träumenden als ein schleichendes Herannahen des feindlichen Wesens. Die Empfindung eines tiefen und jähen Falls hat zur Ursache eine Erschlaffung der Beinmuskulatur. Recht häufig ist solch ein Fall der Schluß eines langen und äußerst unbehaglichen Traumes, in dem man fich verfolgt wähnt. Um seinen Verfolgern zu entgehen, springt man dann aus dem Fenster oder von einem Berge, oder von einer Höhe hinab und wacht dann während des Fallens in großer Angst auf. Solche Träume rühren gewöhnlig davon her, daß das eine Bein über dem anderen liegt, so daß die Blutzirkulation durch den Druck auf eine größere Ader gehemmt wird. Um dieselbe wieder aus zugleichen, arbeitet das Herz bedeutend fräftiger; daburd entsteht bei dem Schlafenden das Angstgefühl, von dem der ganze Traum ausgeht. Lehmann führt an, daß den Traum wiederholt willkürlich dadurch hervorrief, das er sich mit übereinandergeschlagenen Beinen zum Schlafe
So rührt die Empfindung des Fliegens oder Schwebens von einer freien und leichten Athmung her. Lehmann erzählt als Beispiel, er habe während eines Mittagsschlafes auf dem Sopha einen langen Traum des Inhalis gehabt, daß er sich damit beluftigte, auf und nieder zu schweben. Als er erwachte, lag er auf dem Rücken, hatte die Arme an den Seiten, den Kopf stark zurückgebogen und die Brust sehr hoch, die Athmung war sehr frei, und er befand sich sehr wohl. Der physiologische Gegensatz zum Fliegen ist die Beklemmung, das allgemein bekannte Alpdrücken. Die Ursache dieses Zustandes liegt darin, daß die Athmung durch irgend eine Ursache behindert ist. Man hat verschiedene Versuche angestellt, um dies zu beweisen. So wurde Personen, die an Alpdrücken litten, mitten im Schlaf eine wollene Bettdecke über Mund und Nase gelegt. Sofort begann der Schlafende in tiefen, langen Zügen zu athmen. Dabei wurde sein Gesicht roth, die Athmungsmuskeln arbeiteten gewaltig; er ſtöhnte, rührte fich aber nicht, bis er sich plößlich mit einer gewaltsamen Anstrengung im Bett umbrehte und dadurch das Gesicht von der Decke befreite. Nun wurde die Athmung wieder ruhig und
niederlegte; wenn er dann über dem Fallen erwachte, schlug der Puls jedesmal schneller als normal. Empfindung, nackend zu sein, tritt ein, wenn
bie
Veitdecke hinabgleitet und ein Theil des Körpers entblößt wird. Endlich werden zahlreiche Träume dadurch aus gelöst, daß man sich frank fühlt; diese sind natürli ebenso abwechselnd und mannigfaltig, wie die Krankheit
ursachen selbst.-
Km Waldrand.
In nackten Bäumen um mich her der Häher, Der ewig freischende, der Eichelspalter, Und über Farrnfraut gaufelt nah und näher Und wieder weiter ein Zitronenfalter, Ein Hühnerhabicht schießt als Mäusespäher Pfeilschnell fnicklängs vorbei dem Pflugsterzhalter, Der Himmel lacht, der große Knospensäer, Und auf den Feldern flingen Osterpsalter. Detlev von Liliencron .
Nachdruck des Inhalts verboten!
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Berantwortlicher Redakteur: Oscar Kühl in Charlottenburg . Berlag: Hamburger Buchdruckeret und Berlagsanftalt Auer& Co. in Hamburg .
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