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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Und hast Du vielleicht eine?" vernahm man eine dumpfe Stimme aus der Menge. Das war Michail's Stimme. Die Bauern sahen sich um, und als sie ihn erkannten, begriffen sie die ganze Sache. Er war ohne Kopfbedeckung, barfuß, mit zottigem Haar und sah gänzlich verwildert aus. Es schien, als ob er mit unbeschreiblichem Genuß mit seinen Augen das furchtbare Flammenmeer verschlang.

ob das schöne Heu verbrannte oder nicht. Es waren diese Drei die einzigen fest angestellten Arbeiter, denn der Gutsherr zog billige zufällige" Arbeiter hände vor. Während Perechwatow von Zeit zu Zeit mit einem Eimer Wasser schöpfte und es voll Erbitterung auf das Heu goß, erhob sich ihm zum Aerger der Morgenwind. Funken flogen nach jener Richtung, wo vom hellen Schein der Flammen be­leuchtet die prächtigen Heuschober standen. Perech­

Helft doch! Helft!" flehte verzweifelt Perech- watow lief sinnlos mit leerem Eimer um das Heu.

watow.

Die Bauern standen wie angewachsen.

"

Warum riihrt Ihr Euch nicht? Mörder! Schufte! Vernichten wollt Ihr mich!... So werde ich Euch! Nach Sibirien   kommt Ihr! In die Bleiwerke! Das ist grausam! Ihr seid keine Christen, Mörder seid Ihr!"

Berechwatow sah fürchterlich aus. Sein Gesicht war voll wilder Wuth, die mit Blut unterlaufenen Augen schienen aus den Höhlen springen zu wollen. Er wußte nicht, was er that. Drei Arbeiter aus seinem engeren, häuslichen Gefolge" machten sich ruhig und langsam bei den Wasserfässern zu schaffen. Es war auch ihnen anscheinend ganz gleichgültig,

"

Die Sonne finkt."

Nicht lange durftest du noch

Herbranntes Herz!

Berheißung ist in der Luft,

Rus unbekannten Mündern bläft mich's an Die große Kühle kommt...

Meine Honne ftand heiß über mir im Mittage: Seid mir gegrüßt, daß ihr kommt,

The plöhlichen

inde,

Thr kühlen Heister des Nachmittags!

Die Luft geht fremd und rein.

Schielt nicht mit schiefem

Berführerblick

Die Nacht mich an?...

Bleib stark, mein tapfres Herz! Frag nicht: warum?-

Friedrich Nietzsche  .

Säerin. Langsam, gleichmäßig schreitet die junge Bäuerin über das Saatfeld, und in gleichem Taft greift die Rechte in den Samenkorb, holt aus und streut, den Arm in einem kleinen Bogen schwingend, die leichten Körner über die aufgelockerte Erde; die Linke hält den von einem Bande über der Schulter getragenen Saatkorb. Jast zierlich ist ihr Gang, graziös, trop der kräftig ent­wickelten Formen des Körpers, ihre Erscheinung. Leis wiegt der Oberkörper in den Hüften und beugt sich zur rechten Seite hinüber, um die Bewegung mit Nachdruck zu führen. Eine Niederbayerin ist's, nach ihrer kleid= samen Tracht, dem hochgeschürzten, einfachen Rock, dem anschließenden Leibchen, dem kunstvoll umgeschlungenen Kopftuch.

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Hülfe war nicht mehr möglich. Ein Augenblick- und auch die Schober wurden ein Raub der Flammen.

Erschöpft ließ sich Perechwatow auf dem Rasen nieder. Er knirschte mit den Zähnen. Allmälig wurde die Flamme fleiner und kleiner. Aus dem glimmenden Stroh und Hen wirbelten dichte Rauch­glimmenden Stroh und Heu wirbelten dichte Rauch säulen empor. Endlich blieb nichts als glühende Asche. Alles, was auf Perechiwatow's Hofe stand, Alles, was auf Perechwatow's Hofe stand, war den Flammen geopfert. Der Verlust war ungeheuer, und ebenso groß war Samsson Platono­witsch Perechwatow's Kummer.

In einer Tabakfabrik in Sevilla  . Enge Räume, erfüllt von dem Gifthauch der frischen Tabakblätter, mühsame Arbeit um fargen Lohn und, dadurch bedingt, frühes Siechthum: das ist es, woran das Motiv des heutigen Bildes uns zunächst gemahnt. Nicht eigentlich diese Seite, das ernste Lebensbild der schwer ringenden Arbeit, hat der Maler in unserem Bilde festgehalten. Ihm fiel mehr die buntbewegte Szene auf: In dem schmalen Raum im Hintergrunde die dicht gedrängt ſizenden Frauen in cmfiger Arbeit, und vorn an dem einzelnen Tisch die Mädel, die gerade eine Pause gemacht haben und nun eifrig miteinander schwagen. Daß sie nur für einen Augenblick ihre Arbeit unterbrachen, zeigt der Tisch, der mit Tabak und den bereits fertigen Zigarretten bedeckt ist. Eine wichtige Neuigkeit wird von der erzählt, die den Beschauer den Rücken kehrt; wie gebannt hängen die Anderen an ihren Lippen, um ja kein Wort zu ver­* Aus ,, Die Perlenschnur". Gine Anthologie moderner Pyrit, terausgegeben von Ludwig Gemmel. Berlin   und Leipzig  , Schuster& Loessler.

Die Bauern famen in einer ganz ungewohnten Stimmung nach Hause. Viele fühlten Gewissens­bisse, aber gleichzeitig war ihr Herz gegen ihren

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Feuilleton.  

lieren. Es sind echte spanische Typen, prächtig in dem üppigen schwarzen Haar und den lebhaften dunklen Augen. Und was unsere Abbildung nicht zeigt, die kräftige Farbe, trat auch hinzu, die Szene dem Maler werthvoll zu machen. Gelbroth und Grün in malerischer Gruppirung sind die Haupttöne auf spanischen   Bildern. Aber der Ernst des Lebens spielt auch in diese Darstellung hinein. Dort in der Ecke sitzt eine junge Mutter sie muß die furze Pause benußen, ihr Kind zu nähren. Das Kind fand nirgend sonst eine Unterkunft, die Mutter mußte es an die Stätte der Arbeit, in all den Dunst, der den jungen Lungen Gift ist, mitnehmen...

Eine Handwerkerschule in New York  . Um den nöthigen Nachwuchs von eigentlichen Handwerkern, ins= besondere auf dem großen Gebiete des Bauwesens zu schaffen, hat man in Amerifa Einrichtungen getroffen, die die Unterweisung in den Arbeitsmethoden und Hand­griffen des eigentlichen Handwerks von der Betriebs­werkstatt loslöften, sie damit dem Zufall entrissen und fie in eigentliche Lehrwerkstätten verlegten und so mehr tonzentrirten. Eine solche Einrichtung ist die New- Yorker Handwerkerschule, deren Eröffnung im Herbst 1881 mit etwa 30 Schülern stattfand; gegenwärtig besuchen sie schon mehr als 600 junge Leute. Die Hauptzahl der Schüler stellt das Baugewerbe im weiteren Sinne: Maurer  , Stuffateure, Bauklempner, Installeure und Elektrifer, Zimmerleute, Anstreicher, Schildermaler, Wand­und Freskomaler  , Grobschmiede und Fassadenmacher; außerdem giebt es aber auch noch eine Abtheilung für Schriftsezer und Buchdrucker. Eine eingehendere Dar­stellung des Lehrganges findet sich in der Deutschen Zeitschrift für ausländisches Unterrichtswesen", der wir die folgenden Angaben entnehmen.

Die Ausbildung ist eine praktische und theoretische. Die praktische Ausbildung geschieht in Werkstätten, die lediglich diesem Zwecke dienen. Es sind ihrer eine ganze Anzahl in dem Gebäude der Schule vorgesehen, sämmtlich höchst praktisch eingerichtet und reichlich mit Werkzeugen und Materialien ausgestattet. Verkauft wird von den hier gefertigten Gegenständen nichts.

Willen von einer Art Genugthnung erfüllt. Niemand sprach von der Ursache des Brandes; man erzählte verschiedene Einzelheiten während des Brandes und sagte, daß Perechwatow der Strafe Gottes anheim gefallen wäre.

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Gottes? Natürlich!..." sagte unvorsichtig ein junger Bursche, aber wie eigenthümlich Michail aussah!"

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" Weshalb eigenthümlich? Er war, wie er immer war! Und Du halt' lieber Dein Maul!" schnauzten ihn die älteren Bauern an. Der Bursche verstummte.

Nach einiger Zeit begann die Untersuchung; sie zog sich sehr in die Länge. Michail wurde verhaftet und dem Untersuchungsrichter zugeführt. Es schien sehr schlecht um seine Sache bestellt zu sein, denn gegen ihn gab es viele Verdachtsmomente. Plöglich aber nahm die Sache eine wunderbare Wendung. Die Untersuchung wurde abgebrochen und Michail gänzlich unerwartet in Freiheit gefeßt. Man erzählte, daß er zur rechten Zeit von einem Kriege mit den Deutschen   gesprochen und dabei des Adelsmarschalls und anderer Persönlichkeiten gedacht haben soll. Und das hatte Michail Kusmitsch gerettet.-

Die Maurer lernen hier alle Arten von Mauerwerk selbst ausführen, und zwar wird das Mauerwerk stets mur so hoch aufgeführt, daß die jungen Leute bequem reichen können; dann wird es niedergerissen und die Backsteine werden gereinigt, um von Neuem verwandt zu werden. Zuerst wird nur auf sorgfältige Arbeit ge­sehen; erst gegen Ende des Kursus wird eine Stunde festgesetzt, in der die jungen Leute auch zeigen fönnen, wie schnell ein Jeder eine funstgerechte Mauer aufzuführen im Stande ist. Bevor eine lebung gemacht wird, zeigt der Lehrer erst, wie man es machen muß. Aehnlich werden die Stuffateure beschäftigt. Fachmänner haben sich bei einem Besuch der Schule dahin geäußert, daß die von den Zöglingen gelieferte Mauerarbeit zu dem Besten gehöre, was sie auf diesem Gebiete gesehen hätten. Die Installeure lernen Röhren legen, Bade-, Wasserleitungs-, Beleuchtungs- und Heizapparate aufstellen, nebst allen anderen in das Fach einschlagenden Arbeiten. anschaulich soll ein von den Schülern des 98er Jahrgangs hergestelltes Diagramm sämmtlicher Installationsarbeiten für das Leitungssystem eines dreistöckigen Hauses sein. Die Elektrifer lernen Zimmer- und Hausglocken, Alarm­Apparate, Drahtleitungen usw. Herstellen, Leitungsdrähte Herrichten, verbinden und adjustiren, Klingeln, Signal­

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geräthe, Tastknöpfe und ähnliches anbringen. Die An streicher, Schildermaler und Wandmaler lernen von der einfachsten Tünche bis zum künstlerisch vollendeten Plafond einsaz Alles, was für das Fach der Holz- und Wand malerei in Betracht kommt. Es wird dem Schüler gezeigt, wie Flächen für diesen Zweck vorzubereiten wie Schablonen anzufertigen und anzuwenden sind. Schriftzeichnen und Malen ist ebenfalls ein besonderes Unterrichtsfach. Die Schüler haben das Brett für die Malerei vorzubereiten, alsdann werden Musterbuchstaben und Schriften nach Vorlagen darauf kopirt. Die Buch staben werden zunächst einfarbig, dann mehrfarbig und ohne Schatten dargestellt. Hierauf folgt der Buchstaben durch Linien und Schatten. Alsdann werden Schriften auf Holz und Glas mit Vergoldung gemalt. Um den Unterricht in der Ausführung solcher Arbeiten der Wirklichkeit möglichst entsprechend zu gestalten, läßt man die Schüler auch Schilder auf einer Leiter stehend malen. Die Fresfomaler lernen vor Allem die Freskobehandlung der Wandflächen, sodann aber auch den Gebrauch der Malutensilien und die Mischung der Farben. Die Schmiede lernen die Lehandlung der Effe, den Gebrauch von Hammer und Ambos, von Zange und Feile, die Anfert gung von Klammern, Nägeln, Ningen, Ketten und Werk zeugen, sowie die Methoden des Härtens und Stählen, nebst dem Feilen und Poliren des Schmiedeeisens. Die Fassadenmacher beschäftigen sich hauptsächlich mit Fassadens arbeiten aus Eisenplatten( cornice- work). Die Schrift setzer und Buchdrucker pflegen vor Allemt den sogenannten Accidenz- und Geschäftsdruck, ohne indessen den wichtigeren Zeitungsdruck zu vernachlässigen; dabei wird auf gefälliges Aussehen des Druckes besonderer Werth gelegt.

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Die Lehrer dieser praktischen Fächer sind stets aners fannt tüchtige Praktiker. Die theoretische Ausbildung beschränkt sich auf Kenntniß der Arbeitsmaterialien, Geschäftsführung, Freihandzeichnen und Gewerbezeichnen, besonders Anfertigung einfacher Pläne und sogenannter Werkzeichnungen zur Veranschaulichung des Arbeitsstückes. Die einzelnen Fachkurse dauern drei, vier, auch sech Monate. Sie zerfallen in Tages- und Abendkurse. Die Tageskurse sind für solche junge Leute, die erst ein Handwerk erlernen wollen; diese kommen oft von weit her nach New- York  . Um ihnen billige Unterkunft 3 verschaffen, ist ein eigenes Wohngebäude errichtet, wo sie für fünf Dollars monatlich ein möblirtes Zimmer neb Heizung und Beleuchtung haben können. Die Abendkurje sind für solche Handwerkslehrlinge bestimmt, die eine gewiffe Vorbildung haben, sich aber noch vervollkommne möchten. Das Schulgeld schwankt zwischen 40 und 6 Dollars für den Kursus. Es bringt jährlich etwa 10 000 Dollars ein, während das Schulbudget sich auf zirka 35000 Dollars beläuft. Die fehlenden 25 000 Dollars werden größtentheils aus einer im Jahre 1892 errichteten Stiftung im Betrage von einer halben Million Dollars bestritten. Die Anstalt hat ihre eigene Zeitschrift, die von den Zöglingen der Seger- und Druckerabtheilung gesezt und gedruckt wird.

Nachdruck des Jnhalts verboten!

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Verantwortlicher Netafteur: Oscar Kühl in Charlottenburg  . Verlag: Hamburger Buchdruckeret und Verlagsanstalt Auer& Co. in Hamburg.  - Druck: Mar Bading in Berlin  .

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