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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

arme, die Niemand kennt. Dann die schier endlose Schaar der Leidtragenden.

Die Gruppe der Bekannten, die nur bis zur Kirche gehen.

( Die Unterhaltung entspinnt sich unter Leuten, die sich zusammenfinden, um den Weg zusammen zurückzulegen.) Sie kannten Vaudreuil also?"

" Ja,' n bischen!... Wir standen in Geschäfts­berbindung."

" Ja, ja, das ist unser aller Schicksal!"

" Ich bitte Sie, ein Schlaganfall!... Damit ist nicht zu spaßen!"

" Ja, aber so plöglich!... Sie wissen doch, wie die Sache gekommen ist? Er war zu einer armen Familie gegangen, um dort Unterstützungen zu vertheilen, und da plöglich... ein Schwindel... er fällt auf die Erde... bums!.. aus war's!" " Das ist die offizielle Auffassung!... die Sie in seiner Zeitung gelesen haben?"

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Es giebt also noch andere?"

" O, mehrere andere. Die Einen behaupten, er wäre in seinem Wagen gestorben; Andere wieder, bei sich zu Hause. Einige erzählen... Na, man weiß nicht so recht!...

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,, Er hinterläßt ein enormes Vermögen?"

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Ein ganz bedeutendes!... Und dabei hat er recht flein angefangen!"

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War er nicht zuerst ein kleiner Reporter?" ,, Kleiner Reporter, fleiner Börsenjobber, kleiner Kommissionär, Alles was Sie wollen... Er be­trieb alle Gewerbe, um sich sein Brot zu verdienen."

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" Wie hat er es denn aber möglich gemacht?" Erstens folossales Glück!"

Und Intelligenz?"

,, Vor allem Spirsinn!... Den Spürsinn eines Jagdhundes für die Geschäfte, bei denen man auf die menschliche Dummheit spekulirt!"

" Ja, da ist noch was zu verdienen! Er hat ia wohl auch, Das Licht gegründet?"

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" Ja, und das hat ihn ja eben auf die Höhe der Macht geführt; denn er besaß eine schreckliche spige Feder, die aber auch sammetweich, salbungs­boll und überzeugend zu werden verstand, wenn sie sich mit einer seltenen Gewandtheit in den Dienst einer großen Sache stellte. Er identifizirte sich mit den tugendhaften, wohlthätigen oder patriotischen Ideen, und zwar mit einem solchen Genie, daß man schließlich glaubte, diese Ideen seien wirklich von bas ihm!"

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Einige Reihen weiter.

Hören Sie mal!... Heute werden aber eine Menge Leute einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Baudreuil wußte so vielerlei!"

" Sagen Sie lieber, er wußte Alles. Ich glaube, er kannte die ganze Welt, und die ganze Welt er­zählte ihm ihre Geheimnisse und gab ihm ihre kleinen Papiere."

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Oder verkaufte sie ihm vielmehr! Man hat wohl die Siegel bei ihm angelegt?"

" Ja, aber vierundzwanzig Stunden nach seinem Tode, um den kleinen Papieren Zeit zu lassen, fortzufliegen."

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Eine Macht hatte dieser Mann!"

" Das kann man heut so recht beurtheilen! Es wohl fünfhundert Personen im Zuge, die ihn nie gesehen haben, und die einzig und allein ge= tommen sind, um bei seinem Begräbniß, bemerkt 311 werden. Man wird wohl erst morgen anfangen, sein Gedächtniß zu zerfleischen; heute ist der Leichnam noch warm genug, um für Die, die ihm folgen, Reklame zu machen."

Sie waren sehr befreundet mit Baudreuil?" " Nein, wir gehörten demselben Verwaltungsrath ant. Und Sie?"

" Ach, ich! Einfache Gesellschaftsbekanntschaft. Meine Frau hatte die seinige bei dem jährlichen Bazar der Wohlthätigkeitsgesellschaft kennen gelernt. Es iſt merkwürdig, aber er ist mir nie sehr sym­patisch gewesen. Troßdem war er ein Universal­

mensch!"

" Wenigstens glaubte es die Welt!"

Im Wagen des Ministers.

" Ist Ihre Rede lang?"

Nein, nur ein paar Phrasen. Sie begreifen, der Gegenstand begeistert mich nicht. Es ist sogar hart, daß ich wegen meines Departements an Vau­dreuil's Grabe sprechen muß, während ich doch allein bei der Berathung gegen die offizielle Vertretung bei seiner Leichenfeier stimmte."

"

Ich habe Ihnen darin nicht Recht geben können!" Und ich konnte nicht begreifen, daß Sie meine Ansicht nicht theilten, der Sie doch Alles wissen, was wir über ihn wissen."

"

Vor allem muß man Regierungsmensch sein und nicht seine eigenen Stügen vernichten! Vaudreuil war ein Pfeiler der Regierung! Eine sehr bedeutende

Straft!"

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Eine sehr bedeutende Kraft der Zersegung!... der Auflösung!"

"

Wenn nur der Schein gewahrt blieb! Und der wurde so weit gewahrt, daß er als ein Muster galt! Bedenken Sie doch, für eine große Zahl seiner Lands­leute ist Vaudreuil ein Fetisch, ein schirmender Buddha unserer Gesellschaftsordnung!"

"

Man wird schon früher oder später die Kehr­seite des Gottes fehen... Und dann?"

"

, Dann werden wir nicht mehr sein, mein lieber Kollege! Unsere Nachfolger werden die Pillen der Blamage verschlucken. Wir dagegen haben in gutem Glauben gehandelt, als wir ihm Kränze, öffentliche Ehrenerweisung and Soldaten spendeten! Ist Ihr letztes Lebewohl ein bischen innig, ein bischen warm?" Mein Sefretär hat's geschrieben! Sie wissen doch, der kleine Werchin? Er leistet in solchem Zeug ganz Bedeutendes!"

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Na, wenn er Ihnen Ihre Reden macht, dann fönnen Sie ihm die Palmen" wirklich geben, er verdient sie!... Sie verdanken es ihm ja, daß Sie als Kabinetsredner gelten!"

" Ja, man kommt manchmal zu was, und weiß

nicht wie!"

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Die Redaktion Des Lichtes".

Er hat' ne recht hübsche Abschiedsvorstellung, der Alte! Er wird recht zufrieden sein, wenn er uns von oben bemerkt!"

,, Von da oben! Ich sehe ihn noch garnicht im Paradies!"

Warum denn nicht?... Er stand ja mit den Tugendbolden auf Erden so gut!"

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Ein unglaublicher Komödiant. Heute hat er ein Gefolge, das seiner wiirdig ist. Hoffentlich schreiben Sie mit solchem Material einen brillanten Artikel?"

Wozu denn noch einen Artikel? Die Liste der Namen ist eindrucksvoll genug: Die hohe Literatur, die hohe Politik, der hohe Adel, die Hochfinanz, die hohe Wohlthätigkeit!"

,, Kurz, alle Komödianten der hohen Posse! Und wie ernsthaft die Leute alle aussehen! Als wenn sie fühlten, daß sie einen Meister ihrer Kunst, einen Pontifer verloren haben. Und diese Menge von Maulaffen, von Gaffern, die sich vor der vorüber­ziehenden Leiche verneigen und unwillkürlich von dem Glanze des Einflusses und des Geldes, der sie be­gleitet, von Achtung ergriffen werden!".

" Haha! Sie hätten ihn nur wie wir, seine Sefre­täre, im Negligé seines Arbeitszimmers sehen müssen, wenn er müde war und sich so weit vergaß, er selbst zu ſein."

" Der Tiger in der Verdauung!"

" Und wenn sie, wie wir, die wir sie über uns ergehen ließen, die Beleidigungen, die Schimpfereien hätten hören können, die diesem Munde entströmten, den er doch so honigsüß zu spißen wußte, um das berühmte Lächeln der Gite zu fabriziren, mit dem er so famos Reklame machte."

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Das ist egal, er war doch ein großartiges Temperament!"

Der wahre Kämpfer fin- de- siècle ! Der strugg­ler for life ersten Ranges!"

"

Das ist das richtige Wort!"

" Sein Sohn ist nur eine schwache Kopie!"

Ein Abzug! Nur die Laster treten greller

hervor!"

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,, Dabei besitzt er aber nicht die Fähigkeit des Vaters, sie zu übertünchen!"

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Was wird unter ihm aus dem, Licht' werden?" Es wird bald aus sein."

Ja, ja, der Sohn wird die Milliönchen des Vaters schnell verpuzen!"

Im Landauer der intimen Freunde.

Diese Kanaille von Vaudreuil hat's besser als

die Pompadour; er hat eine prächtige Sonne zu seinem kleinen Spaziergang."

"

Der Himmel hat Festtagskleidung angelegt!" Das war er ihm auch wohl schuldig!" ,, Erinnert Ihr Euch noch, lieben Freunde, an

jenes Frühstück im Quartier Latin ? Es sind jetzt fünfunddreißig Jahre her. Keiner von uns war glänzender noch reicher, als der Andere; nur Van­dreuil war mit seinen zerrissenen Schuhen und seiner zweifelhaften Wäsche noch verlumpter als wir. Wir aßen irgend ein innennbares Mahl für dreinnd­zwanzig Sous, als ein prächtiges Begräbniß den Boulevard Saint Michel entlang.

Das des großen Lestranges!"

,,, So! sagte Vaudreuil, der von Begeisterung erfaßt, aufgestanden war, so will auch ich eines Tages zu Grabe getragen werden, und alle Mächte, alle Berühmtheiten, alle Eitelkeiten dieses Paris , das mich nicht kennt und mich verachtet, sollen mir folgen! Es wird mich erdrücken, oder ich werde es unter­jochen und mit Füßen treten! Entweder wird man mich mit dem Hundewagen zum Armengrab führen, oder meine sterbliche Hülle wird von edlen Rossen gezogen, mit Blumen und Zierrath bedeckt wie in einer Apotheose durch die Hauptstadt gefahren werden!' Er schien zu prophezeien!"

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, Er hatte einen tüchtigen Appetit!"

,, Und einen tüchtigen Magen! Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Schwefelsaz! Dazu ge= hörte eine Keckheit!"

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An dem Tage hielt ich ihn für verloren! Das Licht lag bereits im Sterben... Die Börsen­spekulationen mußten seinen Chefredakteur ja rui­niren... Die Gläubiger überfielen ihn gleichzeitig von allen Seiten, und man vermuthete seine Mit­schuld im Phosphor- Syndikat. Am nächsten Tage hätte er verhaftet werden müssen!"

" Ja, und am nächsten Tage blühte ihn der Oh, Triumph! Der Coup war gelungen!... ich habe das Alles im Gedächtniß, als wäre es gestern gewesen. Die Angst des einen Tages und vierundzwanzig Stunden später die Freude, der Stolz des Erfolges!"

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Das war der Grundstein seines wunderbaren Vermögens!"

,, Und infolgedessen auch des unsrigen!"

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,, Einige Monate später entwickelte sich, Das Licht' und wurde nach und nach ein bedeutendes Organ. Dann kam die Gründung der Bank zur Ausbeutung der Kolonien."

Der schönste Gedanke seines Lebens!" Namentlich der einträglichste!"

" Ich bitte Sie, der Tod so vieler französischer Soldaten mußte doch wenigstens Einzelnen etwas einbringen!"

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Aber es gehörte Genie dazu!"

Meiner Ansicht nach war die größte, die einzig dastehende Idee Vaudreuil's die Liga zur Ent­wickelung der nationalen Tugenden!"

( Alle brechen in lautes Lachen aus.) Oh, diese Ferrliche Liga!"

Mehr als herrlich! Es giebt kein Epitheton dafür!... Dieser Mann, der an nichts glaubte, der weder Moral, noch Gewissensbisse, noch Prin zipien irgend welcher Art hatte, der seine eigenen Brüder erwürgt hätte, um sich ihrer Haut zu be= mächtigen, wirft sich auf zum großen Patrioten, zum großen Philanthropen, zum großen Birger, vertheilt, Lob und Tadel, entscheidet über Gute und Böse und sitzt über die Ehre und das Gewisse: Anderer zu Gericht!... Und Ihr findet das nicht wunderbar?"

"

Als er mir seine Idee zum ersten Mal unter­breitete, hielt ich ihn fiir verrückt!"

, Wirklich?"