e

T

1

T

e

1

3

וך

t

=

J.

11

rt

ir

je

ei

70

11,

ch

er

420

t,

ee

ch

De

111

11,

is

ge

Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

s war Mittagszeit. Die Familie hatte sich um den großen Eßtisch im Verandazimmer versammelt.

Mädchen, doch!" rief Herr Bürger Martha zu. Martha, die mit ihrer Gabel wählerisch zwischen den paar Fleischstückchen vor ihr auf dem Teller umherstocherte, verzog das Gesicht und wurde roth vor Verdruß.

Aergerlich sah sie zu dem Herin Kandidaten hinüber, als wollte sie ihn verantwortlich machen für die Rücksichtslosigkeit, die sich Papa ihr gegen­über in seiner Gegenwart zu Schulden kommen ließ. " Ach, nur nicht so schnippisch thun, gnädiges Fräulein! Ja?"

Martha legte demonstrativ Messer und Gabel auf den Teller und sah aus, als wenn sie in Thränen ausbre.hen wollte.

Aber, Bürger!"

Frau Bürger zog ein Gesicht.

Ach, sprich doch nich, Bertha! Wie soll denn das Mädchen da zu Sträften fommen!" sagte Herr Bürger, indem er sich ein mächtiges Stück Braten auf den Teller nahm. Sie nährt sich ja effektiv nur noch von Bonbons! Alle Tage wird se dürrer!"

"

Aber Bürger!"

Na, sehen Sie, das will mir meine Frau nu nich zugestehen, Herr Kandidat! Was sagen Sie dazu, als Pädagoge!"

Der Herr Kandidat sagte garnichts dazu. Uebrigens bearbeitete Herr Bürger bereits sein Bratenstück und faute mit beiden Backen.

Der arme Herr Kandidat saß die ganze Zeit wie auf Kohlen. Das Tischgespräch pflegte nämlich öfters ein wenig peinliche Wendungen zu nehmen, wenn Herr Bürger sich seiner bemächtigte, und sie hätten wohl auch einen Menschen mit größeren diplomatischen Fähigkeiten, als über die der Herr Kandidat verfügte, in Verlegenheit gesezt. Außerdem war der Herr Kandidat erst seit Kurzem Hauslehrer in der Familie Bürger. Er bückte sich daher ver­legen nur noch tiefer über seinen Teller und hantirte 3'emlich ungeschickt mit Messer und Gabel auf ihm

herum.

Aber bitte, Herr Kandidat, lassen Sie sich doch nicht nöthigen!" wandte sich jetzt Frau Bürger gegen ihn, etwas gereizt, denn an irgend Jemand mußte sie ihren Unmuth doch los werden.

Der Herr Kandidat zuckte zu einem Bückling zu­sammen und läche.te.

" Ja, pozz Tausend, Mann! Geniren giebt's bei uns nicht!"

Herrn Bürger's lebhaftes Gemüth war abgelenkt. " Nein, o nein! Hehe!"

Bum Beweis, daß er sich nicht im Geringsten genire, nahm der Herr Kandidat eilfertig noch ein Bratenscheibchen auf seinen Teller und nippte an

feinem Bierglas.

jam

Bis zum Nachtisch ging es nun ziemlich schweig­31. Nur das Geschirr klirrte in dem großen, mittagsstillen, lururiös ausgestatteten Zimmer, dessen Flügelthüren nach der Veranda weit geöffnet waren. Draußen, in der heißen Mittagsluft hörte man

Der Herr Kandidat.

Von Johannes Schlaf .

" Na, Doktorchen! Kommen Sie! Nun wollen wir uns ein bißchen' nausseßen und was plaudern!" Der Herr Kandidat erhob sich, halb von Herrn Bürger gezogen, mit einem Seufzer der Erleichterung.

Die unglückseligen Kirschen, die ihn nun sicher für den ganzen Tag aus dem Konzept bringen würden, hatte er, weil er sich dazu verpflichtet fühlte, nun wirklich unter nicht unbeträchtlichen Seelenqualen aufgegessen.

11

Eine Zigarre, Doktorchen?" rief Herr Bürger, der leise vor sich hin schimpfend im Büffet herum gekranit hatte.

Danke!"

So! Und nun kommen Sie, Verehrtester!" Herr Bürger trat mit ihm auf die Veranda hinaus und zog ihn neben sich auf die gelbgestrichene, gußeiserne Gartenbank nieder.

Er drückte sich in eine Ecke und faltete seine runden, weißen Hände, an denen ein dicker Brillant­ring blizte. Der Ehering verschwand fast im Fleische.

Der Herr Kandidat, der in seinem schwarzen sehr faltigen Rocke respektvoll und steif auf der äußersten Kante des anderen Bankendes saß, hielt die Augen unter der Brille gesenkt. Seine mageren, die Augen unter der Brille gesenkt. Seine mageren, sonst bleichen Backen waren von dem reichlichen, guten Mittagessen noch leicht geröthet.

Aber... Sie rauchen ja kalt, Bester!" Herr Bürger reichte ihm die Zündholzschachtel. " Ah! Da ist ja schon wieder dieser infame Haln im Garten!"

Herr Bürger sprang plöglich auf und lief mit einem Rohrstöckchen, das neben ihm in der Ecke gestanden hatte, so schnell ihm das seine Wohl­beleibtheit gestattete, die paar Stufen zum Garten hinunter auf den Rasenfleck zu, dicht vor der Veranda, auf dem sechs gelbe Cochinchinas umherscharrten. Der Hahn war dem grellbunt folorirten steinernen Zwerg, der mitten im Rasen lag und aus einer Pfeife rauchte, auf die rothe Zipfelmiige geklettert und krähte aus Leibeskräften mit seiner tiefen, dröhnenden Baßstimme.

" Theodor! Lümmel! Willst Du aus dem Garten!" schrie ihm Herr Bürger zu, indem er sein Rohr­stöckchen schwang und auf ihn zustürzte.

, Theodor verließ schleunigst seinen Standort und rannte, verdrießlich gackernd, spornstreichs mit seinen

fünf Hennen wieder in den Hof zurück.

,, Sie glauben garnicht, was ich mit dem ver­steckten Burschen meine liebe Noth habe! Er weiß recht gut, er soll nicht in den Garten kommen, aber er fann's nicht lassen, kann's einfach nicht lassen! Sie glauben garnicht, Was sagen Sie dazu?

-

wie ich mich über die Bestie ärgern muß! Und dann fräht das den ganzen Tag! Und mit einer Stimme? Was sagen Sie? Mein Nachbar Schwarzkopf hat mich doch schon wegen dem Schlingel verklagen wollen! Und dabei hat das Vieh geradezu Menschenverstand, sehen Sie! Er weiß ganz genau, was er thun soll. Aber er is so vergeßlich, so ungeheuer vergeßlich, und die anderen verleitet er

natürlich auch zum Spektakeln. Na, was will man machen! Auf der anderen Seite hab' ich die

207

Sehr! Sehr!" beeilte sich der Herr Kandidat zu versichen.

"

Nicht wahr? Sie haben nämlich eine wunder­bare Aussicht über die Gärten! Eh, Madam' Bürger! bringen Sie doch mal den Kaffee?!- Ach herrjeh! Nun fängt die Martha wieder an! Diese Klavierwuth bringt mich noch zum Verzweifeln, Na, aber meine Frau kann ich Ihnen sagen!

läßt sich nu eben mal nich ausreden, daß sowas Bildung! Is ja ganz zur Bildung" gehört.

schön! Na, kurz und gut!

-

Herr Bürger machte eine resignirende Hand­bewegung.

Wie sind Sie übrigens mit dem Unterricht zufrieden?"

-

" Oh, sehr gut! Fräulein Martha hat..." ,, Wissen Sie was? Strengen Sie sie nur nich zu sehr an. Ich begreife überhaupt nich, was das dem Mädel niißen soll, wenn sie sich den Stopp voll französische und englische Vokabeln pfropft. Höherer Klavier klimpern, französisch plappern, Mumpig! Rebensarten machen un' den lieben langen Tag Wenn sie Bonbons knabbern. Na! Ich sage! wenigstens noch' n ordentliches Essen kochen lernte! Den Walter können Sie übrigens recht stramm nehmen; der Schlingel hat kein Sizefleisch. Lernt er denn?"

" Oh, ich bin zufrieden."

Nein, wissen Sie! Genir'n Sie sich man ja nich! Wenn's mal nich klappt in der Fechtschule, dann sagen Sie's nur ganz getrost; ich will dann Schön! Schön!" schon nachhelfen!

" Bitte, Herr Kandidat!"

Der Herr Kandidat, der schon angefangen hatte, sich ein wenig wohler zu fühlen, war beim Erscheinen Frau Birger's zusammengefahren.

Erst als sie wieder in das Zimmer zurück war, wagte er, da er sich in Herrn Bürger's Nähe freier fühlte, sich ein paar Stückchen Zucker in den Kaffee zu rühren.

Herr Bürger, der ihm schmunzelnd zugesehen hatte, klopfte ihm auf seine dürre Schulter.

Also, Sie wollen nu mal Lehrer werden?" " Ja."

"

An einem Gymnasium?"

Herr Bürger pflegte manchmal aus zerstreutheit überflüssige Fragen zu thun.

" Ja."

" Nun, und fühlen Sie sich denn nun eigentlich auch wohl bei dieser Karrière?"

"

,

gewiß!"

Der Herr Kandidat fühlte sich angenehm berührt, als Herr Bürger auf diesen Gesprächsstoff kam. Seine furzsichtigen Augen belebten sich hinter der Brille. Diesem Thema fühlte er sich völlig gewachsen. Sie haben also aus Neigung Philologie studirt?"

" Ja, das heißt, anfangs ja nicht." Nicht."

" Aber da meine Eltern unbemittelt waren, und... Ich hatte in den alten Sprachen gute Fortschritte gemacht und unser Direktor rieth mir,

deutlich die großen, blauen Fliegen summen, die in Bestien auch wieder so gern, daß ich mich nicht Philologie zu studiren. Außerdem verschaffte er mir

der Sonne spielten, und die Rosen dufteten von der Verandabrüstung herein.

-

davon trennen kann. Ich kann Ihnen sagen, Sie fönnten mir den schönsten Bernhardiner anbieten, Aber, Ihre- ich ziehe meine Cochinchinas vor. brennt noch!" beeilte sich der Herr

Der Herr Kandidat, der ja wohl eigentlich die Verpflichtung fühlte, etwas zur Unterhaltung beizu- Zigarre?..."

tragen, aber bei allem heimlichen Suchen, Finden und

" Oh, sie

wurde.

-

Berwerfen viel zu befangen war, um einen ergiebigen Kandidat zu versichern und 30g, daß er feuerroth Gesprächsstoff auf das Tapet zu bringen, wurde in Ach was!- Sie is ja wieder ausgegangen! diefem allgemeinen Stillschweigen nur noch verlegener. In seiner Zerstreutheit packte er sich, von Frau Hier! Stecken Sie an! Aber mehr als drei Bürger genöthigt, den ganzen Dessertteller so voll Zündhölzchen werden nicht mehr bewilligt." Kirschen, daß er erbleichte und Frau Bürger ihn

-

Der Herr Kandidat lächelte respektvoll und steckte

über seinen noch so großen Appetit verwundert ansah. sich die Zigarre an.

Aber essen Sie doch, Herr Kandidat!"

" Ja! O ja!"-

Endlich hob Herr Bürger den Tisch auf und packte den Herrn Standidaten am Rockknopf.

Hm! Na, Verehrtester! sagen Sie mal..." Herr Birger prach maaal".

"

-

" Sagen Sie mal, also... wie gefällt Ihnen

Ihr Zimmer? Sind Sie zufrieden?"

ein paar Stipendien..."

Na, und nachher haben Sie sich bei Ihrem Studium wohlgefühlt?"

Herr Birger hatte ein Stück Zucker in den Mund genommen und führte nun die Tasse an die Lippen. ,, ja, das kann ich wohl sagen."

"

-

Na ja! hm! Aber nu sagen Sie mir mal ganz aufrichtig: wozu nügt denn nu eigentlich noch die ganze klassische Philologie. Sagen Sie mir nur mal, welchen praktischen Nugen hat ein junger Mann von den alten Sprachen!" " Oh..."

Der Herr Kandidat lächelte verlegen.

Aber Herr Bürger ließ ihn garnicht erst zu Worte kommen. Er liebte es, nach Tisch sein Halbstündchen zu plaudern.