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Das moderne

deutsche Theater im leßten Jahrzehnt.

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Von Leopold Schönhoff.

nter leidenschaftlichen Ausbriichen wurde der Beginn einer neuen theatralischen und Kunst­epoche geschaffen. Zugleich wurde Berlin  als herrschender Vorort für die Bühnenkunst sowohl, wie für den Bühnenmarkt bestätigt. In Berlin  entstand eine Zentrale für Deutschland   und Deutsch­österreich, wie sie in gleich umfassendem Sinn in der Theatergeschichte bisher nicht bekannt war.

Seit der Zeit der heftigsten fiinstlerischen Fehden sind jetzt zehn Jahre verflossen. Vor zehn Jahren wurde als Ausdruck der Unzufriedenheit, des unge­berdigen Dranges nach nenen tiinstlerischen Gestalten, nach neuen tiinstlerischen Wahrheiten die Freie Bühne" gegründet.

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Es ist das ein markantes Erinnerungsmerkmal. Selbstverständlich sind die jungen Wünsche und Triebe nicht erst mit der Freien Bühne" in die Höhe ge­schossen. Wer wollte im ewig fluthenden Wechsel ein einzelnes bestimmtes Moment als feststehenden Ausgangspunkt betrachten? Fremde Einflüsse, soziale Grundströmungen, die auf die künstlerisch schaffende Jugend Eindruck machen mußten, gewannen schon früher in mannigfachem Kunstbestreben Geltung. Vom stammverwandten Norden, vom benachbarten Frank­ reich   wurden Fäden zu uns hinübergesponnen. Ein Berliner   Theaterdirektor hatte es bereits gewagt, Ibsens  

,, Gespenster  " in einer Mittagsvorstellung vor einem wild aufgeregten Publikum zu spielen. Schon damals schien es, als müsse sich die lang verhaltene Unruhe energisch entladen. Es gab eine stürmisch bewegte Gemeinschaft. Viele begriffen damals noch nicht, daß mit der ersten modernen Tragödie großen Stils die beharrliche Trägheit der deutschen   Schau­bühne von damals aufgescheucht war. Aber die Ge­nügsamen und ewig Vergnüglichen witterten instinktiv, daß ihnen hier ein mächtiger Feind auferstanden sei; und die Vorwärtsstürmer jubelten. So focht man in Efstase und im Haß; das Kampfgetöse hallte in der Presse in Kritik und Gegenkritik nach. Wissen­schaftliche Fachmänner wurden aufgeboten, um die Tragödie auf ihre modern- darwinistische Wissen schaftlichkeit hin zu prüfen. So ward endlich einmal für den deutschen   Philister ohne Unterschied der Barteigesinnung eine Kunstfrage ernsthaft genommen. Bei Leuten selbst, die sonst in brutaler Bornirtheit 311 schreien pflegen:" Wir brauchen keine Dichter und Kiinstler!" dämmerte eine Ahnung von den durchaus realen fiinstlerischen Kulturverthen auf.

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Jedoch blieben derlei Vorstöße vereinzelt. Zu sammengeführt wurden sie meist in der Freien Bühne"; und noch ernergischere, ja wüste und wilde Formen nahm der Kampf in der denkwürdigen Vor­stellung des dramatischen Gemäldes Vor Sonnen­ aufgang  " an. Hiermit hatte Deutschlands   Jugend und einer ihrer Wortführer, Gerhart Hauptmann  , 31 sprechen begonnen. Junger Werdebrang verlangte nach einer Methode. Man meinte wirklich, Vor Sonnenaufgang  " in künstlerischer wie in ethischer Beziehung zu stehen; der sinnbildliche Titel des Dramas flang wie eine Prophetie; der verschwom­menen, kaum anschaulichen und epigonenhaft dahin fließenden Greifenkunst sollte die neue naturalistische Weise ein Ende mit Schrecken bereiten. Das Gesell­schaftsdrama der Gründerperiode, das phosphores­zirende, faulende Zustände höchstens mit Lindan'schem Gewißel und einem bischen Frivolität behandelte, sollte durch ehrliche, herbe Wahrheitsforschung abgelöst werden. Und so wie seiner Zeit die Maler Frankreichs  , als sie weltflüchtig in die Einsamkeit von Barbizon  flohen, um an der intimen Natur wieder sehen zu lernen, zugleich den Menschen in der Natur mit anderen Augen zu betrachten begannen, so geschah es ähnlich mit dem jungen, deutschen   Dramatiker. Einer der ersten künstlerischen Bahnbrecher Frankreichs   hat ein werthvolles Bekenntniß hinterlassen, das einen inter­essanten psychologischen Aufschluß über neue soziale Einflüsse in der Kunst giebt. Du siehst," so heißt

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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

ez darin, in der Landschaft Gestalten, die graben und hacken. Du siehst, wie eine davon sich von Zeit zu Zeit gleichsam das Kreuz einrenkt und mit dem Rücken der Hand die Stirne trocknet. Ist das die vielgepriesene fröhliche Arbeit? Und doch finde ich hier das wahrhaft Menschliche, die Poesie!"

Mit der Vertiefung in die intimen Einzelheiten der Landschaft, mit dem Bemühen nach der Treue im Kleinen stieß man auch auf den arbeitsüber­ladenen, im Schweiß und Frohndienst kenchenden Menschen. Die Arme- Lent- Malerei verschönte und verzuckerte nicht mehr; und ein herb wehmüthiger, pessimistischer Grundflang ertönte gleichzeitig aus den Bühnenschilderungen der Naturalisten. Es waren sozialistische Anregungen gegeben, aber durchaus nicht eine sozialistische Kunst gewonnen. Die Kunst als feinste geistige Frucht wächst erst auf dem gereiften Baum. Auf gefestigten Lebenserscheinungen, manch mal sogar, wenn die wieder zu zerbröckeln beginnen, entfaltet sie ihre höchste Straft.

Es ist schwierig, durch die beängstigende Fülle dramatischer Geschehnisse hindurchzuschreiten und im Großen wenigstens Weg und Richtung zu finden. Eines ist gewiß. Das Theater hat eine vorherr­schende Bedeutung innerhalb der gesammten Kunst­betrachtung gewonnen. Ihm wird oft im Wider spruch mit dem inneren Werth ein unverhältnißmäßig breiter Naum gewährt. Hervorragende Berliner  Erstaufführungen beschäftigen die Presse bis nach den vorgelagerten Provinzstädten hin. So kann man leicht zu einer Ueberschäßung des Theaters innerhalb des gesammten Kunstgebietes gelangen. Ja, der Kunstschriftsteller Edgar Steiger   stiißt sich in einem umfassenden Buch zum modernen Drama auf die Behauptung: Nunmehr eigentlich habe das dramatische Zeitalter erst begonnen und die musikalisch­Inrische Aera in der Kunst werde von der drama­tischen Entwickelung abgelöst.

Die Behauptung hat etwas Blendendes für sich, zumal wenn man die Kunst in innere Beziehung zum beschleunigten Pulsschlag unseres ganzen gegen­wärtigen Lebens bringt.

Allein, was in dem sinnbildlichen Wort Vor Sonnenaufgang  " verheißen war, ein Drängen zum Licht, zur stolzen Höhe, zu monumentaler drama­tischer Macht, hat sich bisher zum Mindesten nicht erfüllt; und heute mag man eher skeptisch als mit allzugroßem Optimismus der Entwickelung der Dinge folgen.

Was sich ursprünglich wie eine literarische Revo­Intion geberdete, scheint im Grunde futzlebig gewesen zu sein. Man verspürte zu Anfang trog aller Jrr­thümer und Ausschreitungen, die mit radikal- jugend­lichem Getriebe immer verbunden sind, trotz mancher Pedanterie andererseits, wie sie fonsequente Schul­naturalisten. mit echter deutscher Gründlichkeit übten, eine erquickende Gläubigkeit, Selbstvertrauen und den Muth, nicht mehr ein Nachbildner der Alten zu sein. Selbst wenn man die Eigenkraft zu über­schäßen liebte, so hatte trotzdem die naive Freude, mit der man in's Neue trat, etwas Erfrischendes an sich.

Bald aber stellte sich ein Rückschlag und mit ihm eine romantische, unbestimmbare Sehnsucht ein. ihm eine romantische, unbestimmbare Sehnsucht ein. Solche Rückschläge sind unvermeidlich, im Leben des einzelnen Künstlers sowohl, den die Zweifel beschleichen, den das Verlangen treibt, die Grenzen seiner Begabung nach verschiedenen Richtungen hin auszumtessen, wie in der Kunstgemeinschaft überhaupt. Was in der Gegenwart aber befremdet, das ist das andauernde, scheue Tasten und Versuchen! Müdes Sehnen und banges Suchen! Das scheint zur Zeit ein Merkmal in unseren Künsten zu sein. Daß der satte Pöbel sich, wie in früheren Zeiten, an der geistigen Armuth von hundertfach aufgeführten der geistigen Armuth von hundertfach aufgeführten Stücken, wie die Hofgunst" oder das Weiße Nößl" Blumenthal's find, ergößt, das wäre nicht so schlimm. Aber eine gewisse Peinlichkeit, mit der man vom Leben weg zu Träumen, zu spielerischen Märchen und Stimmungsbildern ohne tiefen Lebens­Märchen und Stimmungsbildern ohne tiefen Lebens­inhalt fliichtet, die klagende Resignation, der man so häufig begegnet, macht Sorgen um die kommende Entwickelung. Man möchte eine Stunft für Stünstler" schaffen, das Wesen der Kunstgemeinden tritt mannig

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fach anf; und bei all diesen Intimitäten, bei all den Zartheiten, die gewiß nicht selten feinsinnig empfunden sind, hat man wiederum das Gefühl, als fliichteten die Künstler vor dem Dasein in unserer Gegenwart. Nicht wie Leute, die sich für eine Weile sammeln und vertiefen müssen, sondern wie gar sensitive, ängstliche Naturen.

Das giebt einen merkwürdigen Widerspruch zur rauhen Spannung in unserem wirklichen Leben. Da find Diejenigen Sieger, die derb aufzutreten wissen, die sich träumerischer Versonnenheit am Wenigsten überlassen. Immer straffer werden die Kräfte in großen Sammelbecken gleichsam vereinigt. Ein Sol­datisches herrscht vor. Die Großstadt z. B. verlangt äußerste Anspannung; der Verkehr in ihr Umsicht und Disziplin. Ihre Kaufhäuser gleichen riesigen Waarenkasernements. An latenten und offenkundigen Spannungen reich ist das internationale Dasein.

Von dieser aufgespeicherten Energie entfernen sich zur Zeit Künste und Künstler. Gern und nach allen Seiten stieben sie auseinander. Es fehlt der große, zusammenfassende Eifer, wie er die verschiedenen Renaissancebewegungen in den Künsten einleitet.

Daraus sollen feine sicheren Schlüsse gezogen werden. Es soll nur betont werden, daß die Be­wegung der achtziger Jahre bisher nicht erfüllte, was sie begann, und daß der Sturm von ehedem heute wieder Melancholien gewichen ist. Der Wahr­heitsdrang, der Neu- Realismus, wie er durch unsere Künstlerschaft brauste, war gegenüber den schläfrig­akademischen Jambendramen und gegenüber den glatten Vergnüglichkeiten der Schablonenkomödie gewiß eine Nothwendigkeit. Nur konnte man in der konsequenten naturalistischen Methode, wie sie im strengsten Sinn Johannes Schlaf   pflegte( Meister Delze", " Familie Selicke"), nicht zur Höhenkunst vordringen.

Viel Schuld trägt ein theoretischer Irrthum. Man wollte es den beschreibenden Forschern gleich­thun und das Kunstwerk gleichsam wie eine natur­wissenschaftliche Erfahrung behandeln. Das hat einerseits einen dauernden Gewinn für das fort­schreitende Theater gebracht. Durch Irrthümer hin­durch gelangten wir zur Werthschäzung des intimen Theaters, der verfeinerten psychologischen Zergliede­rung, zum geschärften Blick für das sorgsame Detail. Andererseits kam die mächtig kombinatorische Phan­tasie, die erst das Detail zu einem Zeit und Ideen­drama von überragender Dauer zusammenfaßt, zu furz. Nur eine deutsche Arbeit streift, von sozia­ listischen   Zeiterregungen gehoben, troz ihrem genre­artigen Charakter an Werfe von monumentaler Wucht, und das ist Hauptmann's Weberdrama. Als Hauptmann, ebenfalls aus Zeiterregungen heraus, Genre- und Detailstudien aus weiterer historischer Vergangenheit zu einem Werke von monumentaler Bedeutung zusammenschweißen wollte, versagte seine Kraft. Es war im Florian Geyer  ", einem Helden der Bauernkriege.

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Selbst Zola, mußte das persönliche Tempe rament hervorheben, als er den Werth der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Kunst pries. Sein oft erwähntes naturalistisches Bekenntniß wollte ein Stück Natur, durch ein Temperament gesehen, wissen. Und im Grunde war das die Hauptsache zu allen Zeiten.

Das persönliche Temperament hat den deutschen  naturalistischen Produkten so vielfach gefehlt. Ja, es gab Fanatiker, die die Bedingungen vom Schaffen, als einem kiinstlerischen Akt, und vom Erkennen, als einer wissenschaftlichen Methode, völlig verkannten, die in ihren dramatischen Gebilden nach absoluter Objektivität", also nach gänzlicher Preisgabe des Temperamentes strebten.

Während das Wirthschaftsleben unserer Zeit durch naturwissenschaftliche Erkenntniß in überreicher Fülle befruchtet wurde, hat man durch die gleiche Erkenntniß in fiinstlerischer Beziehung sich oft in Ginseitigkeit und Enge verrannt. Man hat sich wesentlich an's Detail festgeklammert, in die Spezialität verbohrt und eine Seite moderner Welt mit Vorliebe gepflegt: das verschärfte Sehen, wie durch ein Mikroskop". Mannigfach ist das schon von Beobachtern unserer Kunstentwickelung betont worden. Nichts ist diesem verschärften Schauen an sich unwichtig, nicht das

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