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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Das wird wohl faum gehen, ich glaube nicht, daß dies hier ein bequemer Ort zum Kampiren sein wird, Herr," antwortete Jimmy mit mürrischem Tonfall in der Stimme.

Der Angekommene, der die dort übliche und fast selbstverständliche Gastlichkeit vorausseßte und schon seinem Pferde den Sattelgurt zu lockern begann, wandte sich schnell um nach dem verdrießlich drein­schauenden Sprecher.

"

Was?" sagte er enttäuscht, Ihr mögt mich hier nicht lagern lassen? Ihr wollt mich hier nicht haben?"

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Jimmy's Füße scharrten verlegen den Erdboden und er sah angelegentlichst auf eine Kaktuspflanze. Hm, seht Ihr, Herr, Eure Gesellschaft habe ich schon ganz gern, aber, müßt Ihr wissen, einige von diesen gelbhäutigen Schlingeln werden mich wohl diese Nacht vom Rancho wegtreiben wollen, und wenn ich eines Mannes Gesellschaft auch wohl möchte, so könnte ich ihn doch nicht mit hinein verwickeln, wenn er garnichts mit der Sache zu thun hat."

"

Nun, sie sagten, sie wiirden's thun."

Und sie werden's mit Gewalt thun, werden Euch tödten, meint Ihr?"

" Weiß nicht, kann's nicht sagen vorher. Seht Ihr, sie nehmen einen Mann, der da allein ist, wie ich, und dann schleichen sie sich hervor, wenn er nicht gerade bereit ist füir sie, und geben ihm aus ihrem rostigen Schießgewehr eine Ladung Allerlei, bevor er sich besinnen kann. Sie werden bald hier herum liegen und auf eine Gelegenheit warten, und die kommt früh genug. Natürlich, so Giner wie ich, hat wach zu bleiben; aber mag doch sein, sie fangen ihn im Schlaf; mag aber auch sein, man wird des Wachens und Wartens müde, und sucht die Gesell­schaft am hellen Tage selber auf und tödtet zwei oder drei von ihnen und heßt sie damit alle zugleich auf sich, und es hat dann wenigstens ein Ende. Es liegt Ginem aber doch etwas schwer auf der Seele, sich von einer heimtiickischen Bande bedroht und um­schlossen zu wissen."

Und heute Nacht werden sie in Euer Lager Wollen Euch vom Rancho wegtreiben?" rief hereinbrechen?" rief der Andere. Und woher wißt der Fremde überrascht. Ihr's, wer sagte es Euch?"

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"

Einer kam und warnte mich."

" Und was werdet Ihr thun?.. Euch wehren?"

" 1

Seh' fein anderes Mittel," sagte Jimmy düster und noch immer nach der Kaktuspflanze starrend.

Eine Weile war Schweigen. Endlich rief der Neuangekommene erregt: Wahrhaftig, von dergleichen hörte ich in meinem Leben noch nicht. Aber warum geht Ihr denn nicht lieber fort?"

" Hab' ich nicht nöthig," sagte Jimmy; außerdem kann ich hier grad' mein Leben machen; wie's anderswo ist, weiß ich wieder nicht."

,, Und wie viel sind ihrer?"

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' s mögen acht sein," antwortete Jimmy, nun hört mal. Ihr habt, scheint mir, hier herum nichts Wichtiges zu thun gerade jezt, und Ihr thätet besser, Euch davon zu machen, bevor es dunkelt. Ich frage nicht um Hilfe in dieser Sache. Ich weiß, Euer zufälliges Vorbeikommen giebt mir fein Recht, darum zu bitten; deshalb geht lieber fort." Aber warum seid Ihr denn nicht zum Sheriff geritten?"

" Sheriff? Oh,,!" hiistelte Jimmy.

( Schluß folgt.)

Cu

Feuilleton.

G

im

Mädchenfrage.*

( Zu unserem Bilde.)

Is Kind hab' ich oft geweint,

Wuht nicht, warum,

Bun muß ich oft heimlich lachen, Weiß nicht, warum.

Es greift in meine Sailen Eine räthselhafte Hand, Ein Fremdes will mich leifen In ein unbekanntes Land.

Selffam wunderliche Gedanken, Die mein Work nicht nennen kann, Bau'n um mich purpurne Schranken Und halfen mich in Bauber und Bann.

Ich false dich nicht, v Leben, Weiß nicht, wer wir Beide sind,

Weiß nicht, wohin wir freben,

Wo ich mein Biel wohl find'.

Als Kind hab' ich oft geweint,

Wuht' nicht, warum

Bun muß ich oft heimlich lachen, Weiß nicht, warum.

Maria Janitschek .

Im Höhlenlande von Kleinasien . Auf ihren Reisen durch Syrien und Kleinasien gelangten die Forscher Roman Oberhummer und Heinrich Zimmerer in das berühmte Höhlenland". In einem umfangreichen Werke Durch Syrien und Kleinasien"( Berlin , Dietrich Reimer) ist eine Schilderung ihrer Reisen niedergelegt.

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Von der Stadt Nigdeh, nördlich vom Taurus, ge­langten sie über Melegob nach dem merkwürdigen Dorfe Inegi. Es zeigte sich vollständig unterhöhlt, heißt es in ihrem Buche, und wir erfuhren, daß es von 160 christlichen und 300 türkischen Familien bewohnt sei. Wir stiegen die aus Stein gehauenen Treppen einer unter­irdischen Privatwohnung hinab, kamen durch dunkle, niedrige Gänge und endlich in beträchtlicher Tiefe in einen weiten, großen Raum, in welchem vor 100 Jahren 150 Christen von den fanatischen Muslims regelrecht belagert und schließlich durch Rauch erstickt worden sein sollen.

Es war eine Luft, in der erquickenden, fühlen Oktoberluft weiter zu reiten zwischen den rundlichen Kuppen und Höhen, auf deren vulkanischem Boden der Wein vortrefflich gedeiht. An der mächtigen Pyramide des Dschar- Dagh mit seinen Felsenhöhlendörfern ging es vorbei nach Göry, einem großen, wohlhabenden Dorfe, das wie ein Schwalbennest im Großen an einem schroff in ein bachdurchströmtes enges, grünes Thal abfallenden

* Aus ,, Die Perlenschnur". Eine Anthologie moderner Lyrit. Herausgegeben von Ludwig Gemmel. Berlin und Leipzig , Schuster& Loeffler.

Hange sich aufbaut. Es ist ein seltsames Volk, welches diese unzähligen Erblöcher und Felsenhöhlen bewohnt. Gleich Gemsen zeigen sich die buntfarbig gekleideten Frauen und Kinder auf den Zinnen ihrer Behausung, Seren Eingang, eine Felsriße oder eine durch große Stein­blöcke halb verschlossene Oeffnung in den Bergabhängen, den Auge lange verborgen bleibt. Eben hatten wir eine sanfte Bodenwelle überschritten, als sich mit einem Schlage Der Anblick einer großen Stadt eröffnete. Malerisch um einen gegen den Halys auslaufenden Bergzug gruppirt, lag Newscheher( Neustadt) zur Linken eines breiten, grünen Thales, in dem der Bach dem Qyzyl- Yrmak zu­strömt. Am 46. Tage nach unserer Abreise von Damaskus waren wir in unserem Arbeitsfelde angelangt.

Unsere Absicht war, sowohl in Newscheher, als in dem drei Stunden weiter östlich gelegenen Uergüb ein kleines Haus zu miethen, um in Ruhe die Umgebung besichtigen und erforschen zu können. Alsdann verließen wir die steilen Straßen von Newscheher und ritten durch die grünen Weingärten über die unabsehbare Hügel- und Tufflandschaft in 3/2 Stunden nach Uergüb. Es scheint, daß nach dem Aufbau der Hauptpfeiler der von Norden nach Süden streichenden Ketten die vulkanische Tuffmasse zu den selt­samsten Gebilden, besonders in Kegel- und Pyramiden­form, ausgespült wurde. Zahlreiche dieser Kegel, deren Höhe zwischen 5 und 30 Metern schwankt, tragen auf ihrer Spize je einen großen Block eines härteren Ge= steins, offenbar der Lavamasse, welche Klöße vor undenk­lichen Zeiten als vulkanische Auswürflinge in den noch unzerstörten, weit ausgebreiteten Schichten ruhten, um später die unter ihnen lagernden Massen gegen die senk­recht grabende Arbeit des fließenden Wassers zu schützen. An der Steilseite des Halys stürzen diese Tuffwände fast senkrecht blendend weiß mit einem rothen Quergange zum Thale hinab. Das ganze Terrain zwischen der hochführenden Straße von Newscheher nach Uergüb und dem Halys erweist sich als eine riesige Erosionsmulde, in welcher eine Reihe von Felsengebilden stehen geblieben ist. An diese haben sich die Dörfer angelehnt und in sie eingegraben.

In Uergüb hatten wir wieder den überraschenden Blick auf die wunderliche Umgebung der Höhlenstadt. Von unserer ersten Wanderung in den Schluchten kamen wir ganz starr und wirr über die romantische Märchen­welt, in der wir wandelten, zurück. Es ist wie eine Staffage zu Goethe's Walpurgisnacht. Von einem Schritt zum anderen uns erhebend, begegneten wir neuen Gebilden von weißem und rothem Tuff in den fühnsten Regeln und Pyramiden, neuen Fraßen- und Herengestalten, und sie alle durchlöchert, zu Häusern und Vorrathskanımern ausgebohrt, dazwischen Weingärten und Fruchtbäume, Taubenschläge und Menschenwohnungen innig gepaart. Kaum versieht man sich, und es flettert ein Menschenkind auf einer Leiter aus dem nackten Fels, wo eine Oeffnung sich findet, herab zu dem säulengeschmückten Vorbau in Untergeschoß. Darüber leuchtet die wärmste Sonne, und während wir feuchend auf dem weichen Boden im Rinnsal aufwärts klimmen, zaubert das Tagesgestirn farbige Tinten und Schatten auf die bizarren Nadeln und Obelisken. Im Hintergrunde im Osten überragt das Ganze der schneegekrönte Argäus; ein Bild, das uns endlich glauben machte, wir seien in Uergüb.

Ringe um den Mond. Außer den Höfen, von denen sich der Mond und zuweilen auch die Sonne umgeben

zeigen, erblickt man bei flarem Wetter, besonders Herbst, manchmal den Mond von einem großen Ringe umgeben, der einen Abstand von 22 bis 23 Grad, weilen auch den doppelten Abstand vom Monde hat. In seltenen Fällen erscheinen auch beide Kreise gleichzeitig. Am häufigsten stellt die Erscheinung einen weißlichen Kreis dar, zuweilen ist jedoch eine Färbung in den Regens bogenfarben bemerkbar, bei der das Noth nach Innen gekehrt ist.

Die Entstehung der Ringe ist eine ganz andere, als die der Höfe; während diese beim Durchgang der Licht strahlen durch die Zwischenräume, welche sich zwischen fleinen Dampfbläschen befinden, gebildet werden, ent stehen die erwähnten Ringe dadurch, daß die Lichtstrahlen in den feinen Gisnadeln, welche in der Luft in großer Höhe schweben, eine Brechung erleiden. Die Kreisform der Erscheinung ergiebt sich daraus, daß die Stryftalle mit ihren Aren in zufälliger Anordnung, also in allen

möglichen Richtungen liegen.

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Daß diese schon einige hundert Jahre alte Erklärung eine zutreffende ist, davon kann man sich am besten dadurch überzeugen, daß man eine ganz ähnliche Erscheinung durch derartige Lichtbrechungen willkürlich hervorrufen kann. Gießt man nämlich eine falt gesättigte Alaun lösung in eine platte Glasflasche von 1/2 bis 2 Genti meter Dicke und fügt dann schwachen Alkohol hinzu, fann man leicht durch einiges Umrühren einen Nieder schlag fleiner Alaunkrystalle hervorrufen, die man glänzende Fünfchen in der Flüssigkeit umherschwimmen sicht. Schüttelt man dann die Flasche tüchtig und ficht durch sie hindurch nach der Flamme einer Kerze, so wirb

man zuerst das Licht nebelhaft verschleiert erblicken;

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bald

aber klärt sich der Nebel auf, und es tritt on enger Kreis auf, der einen Ring von 23 Grad darstellt. All mälig nimmt er lebhafte Färbung an und nach einiger Zeit zeigt sich ein weiterer solcher Ring von bedeutend schwächerem Glanze und doppeltem Durchmesser.

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Je mehr die Krystalle auf den Boden der Flafde niedersinken, um so mehr verschwindet der Glanz sunken sind, gänzlich aufhört.-

Erscheinung, bis sie, wenn alle Krystalle zu Boden ge

Schnißel.<

dt.

Hälfte von dem thäte, was er von Anderen verlangt.

Es wäre eine Freude zu leben, wenn Jeder bit

Mancher spricht von seinem guten Herzen und hat

nur ein schwaches.

Die infamſten Lügen sind die, bei denen man fein Hund wedelt, wenn er uns beißen will.

lächelt

Mancher fühlt sich als Theil des Universums, we er einen Stern im Knopfloch hat.

Eine Rede anzuhören ist oft schwerer, als sie halten.- Peter Sirius.( Aus der Spruchsammlung: Tausend und Ein Gidanten.)

Alle für die Redaktion der Neuen Welt" bestimmten Sendungen sind nach Berlin , SW 19 Beuthstraße 2, zu richten.

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Nachdruck des Juhalts verboten!

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Drud: Mar Bading in Berlin .

Berantwortlicher Redakteur: Oscar Kühl in Charlottenburg . Verlag: Hamburger Buchbruckeret und Verlagsanftalt Auer& Co. in Hamburg .