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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Gespräch, und Törres fing an, seinen Argwohn abzulegen. Sie standen ja einander so nahe; sie fonnten in derselben Sprache zusammen reden, und Beide waren sie in einer fremden Welt ein Stück vorwärts gekommen Jeder auf seinem Wege; der Geistliche war ja am weitesten gekommen.
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Als sie einmal davon sprachen, sagte der Priester lächelnd: Sie sind sonderbar, Sie! Sie fürchten nichts, sind aber doch leicht zu erschrecken."
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Jeder nach seiner Art; aber man kann nicht zu hoch klettern, denn dann kommt man zu Fall."
Pfarrer Opstad lachte still in sich hinein, und da er dunklen Vollbart und Brille hatte, war sein Gesicht nicht immer so leicht zu verstehen; Törres glaubte nun, er lache über ihn.
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„ Ich lache," sagte der Geistliche, weil ich sehe, Sie glauben noch an diese feinen Leute, an die Bildung."
Törres sah ihn ungewiß an, aber der Geistliche nahm einen Schluck aus seinem Glase sie pflegten zusammen Toddy zu trinken, setzte sich im Stuhle zurecht und fing an:
„ Hören Sie jetzt, wie es mir gegangen ist, wie ich von der Dummheit geheilt wurde, welche wir Bauern mit uns herumschleppen, daß ein so großer Sprung zwischen uns und diesen sogenannten Gebildeten ist. Ich wühlte mich durch zum Seminar, demüthig, auf dem Bauche vor Allem und vor Allen, aber besonders vor der Bildung Bildung und Gelehrsamkeit war ja das Höchste hm!" sagte der Priester und wechselte mit einem Male den Ton: ,, Natürlich, gleich nach der Religion!"
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Natürlich," antwortete Törres ebenso ernsthaft, worauf der Geistliche gleichsam mit einem halben Seufzer in seiner natürlichen Mischsprache fortfuhr, ohne sich vor Worten aus der Bauernsprache zu schenen:
" So wurde ich Hauslehrer bei einem Bezirksrichter im Ostlande. Es war ein großer Kreis um die Kirchstadt, und ich hatte alle Beamtengöhren, eine über alle Maßen unartige Bande! Aber die Erwachsenen waren viel schlimmer! Die Herren, wenn die zusammenkamen, oder die Damen in der Küche und gegen die Dienstboten!- Bildung hahaha! Ja, da hättest Du was von Bildung hören können!"
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" War der auch dabei?"
" Ja! Der war noch der Schlimmste; denn der konnte sich und die Anderen so in Wuth reden, daß sogar die Weibsleute ganz wild wurden. Und dann führte er in seiner Predigt einen wahren Kreuzzug, schimpfte und verfluchte Bücher und ferne Mit menschen, die er nur dem Namen nach kannte. Ich sagte nie ein Wort, aber einmal stand ich auf und verließ das Zimmer. Das genügte; ich wurde als verdächtig entfernt und kam nach Christiania , um mich zum theologischen Examen durchzukriechen und durchzuhungern."
" Sehen Sie," sagte Törres lächelnd,„ Gelehrsamkeit gehört dazu!"
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,, Gelehrsamkeit!" rief Opstad und erhob sich im Eifer; 3wang und Verfinsterung! das heißt, Gottes Wort lernten wir ja pur und rein und rein."
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Auf diesen schroffen Uebergang war er so eingeübt wie ein Zirkuspferd, das ohne Kommando, nur auf eine Aenderung der Musik in eine andere Gangart übergeht; und Törres nahm seinerseits die passende Miene an, so oft er den Geistlichen heraussteckte. Es war wie eine stillschweigende Uebereinkunft zwischen ihnen, daß Alles auf die Religion Bezügliche bei ihnen Beiden in Ordnung wäre. Bezügliche bei ihnen Beiden in Ordnung wäre., Was sie aneinander band, war der gemeinsame Was sie aneinander band, war der gemeinsame Ursprung und die gegenseitige Achtung vor ihrer Ursprung und die gegenseitige Achtung vor ihrer Geschäftstüchtigkeit.
" Du müßtest lesen," sagte der Geistliche einmal später, als sie intim geworden waren.
Törres machte eine ungeduldige Geberde. ,, Nein, ich meine nicht Bücher. Aber Du solltest Zeitungen und Aehnliches lesen; da könntest Du lernen, wie wenig die Gebildeten selbst auf Bildung. geben."
Nun erhielt Törres die Zeitungen der Hauptstadt und vom Prediger Opstad christliche Zeitschriften; und als er sich nach und nach daran gewöhnt hatte, sie zu lesen, sah er ein, daß der Geistliche Recht hatte. Ueberall stand der Kampf gegen das, was er früher immer für die Kluft selbst gehalten hatte.
Wie dumm war er mit dieser Demuth gewesen! Es war ja meistentheils Tändelei und Herumratherei, was die Leute sich zu wissen einbildeten; all die Törres sah den Anderen an, der bei seiner Er- großen Worte von selbst denken" und" frei denken" zählung augenscheinlich in Aufregung gerieth.
„ Ich will nicht von der Nohheit reden, wenn der Vogt, der Richter und die ganze Blase dasaßen und fluchten, so daß die Funken nur so aus den Karten flogen, und die schlimmsten Geschichten erzählten. Aber selbst wenn sie anständig unter Damen saßen und ernsthaft sprachen, war doch nichts Anderes zu hören als ein einstimmiges Herunterreißen von all Dem, wovon ich vorher geglaubt, es gehörte mit zur Bildung."
" So?" sagte Törres ungläubig.
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, Da wurde kein einziges von den Dingen, zu denen ich bis dahin immer aufgesehen hatte, ge= nannt, ohne daß es in diesem Kreise heruntergerissen und verhöhnt wurde. Sprach man von Kunst und Literatur, so war es Häßlichkeit und Unsittlichkeit. Erwähnte man Wissenschaft, so war das etwas höchst Unzuverlässiges, womit sich nur einige wenige Auserwählte einlassen dürften, ohne in die Irre zu gehen. Aus dem Auslande, in dem auch nicht ein Einziger von ihnen gewesen war, kam all das Böse, das wir hier zu Hause uns vom Leibe halten müßten: Bücher, Bilder, Gedanken und Ideen- Alles war gefähr lich, die ganze Zeit war gefährlich selbst die Luft! Jede Sonne, die aufging, schreckte sie mit ihrem neuen Licht, vor dem sie ihre verräucherten Ofenwinkel abschlossen und verrammelten."
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Törres fiel es schwer, dem Geistlichen zu folgen, wenn er in Eifer gerieth; aber er hörte trozdem genau auf jedes Wort.
„ Ich selbst war damals tief religiös," fuhr Opstad fort, aber verbesserte sich sofort,„ das will nicht heißen, daß ich es jetzt weniger wäre, aber auf eine andere Art, verstehen Sie!"
Törres verstand das wohl, und der Andere fuhr fort: Darum litt ich auch am meisten vom Geistlichen."
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waren Humbug; die ewige Wahrheit lag in dem Kinderglauben selbst, und aller Welt Weisheit kam nicht auf gegen den kleinen Statechismus, und den kannte er hahaha!- er mußte über sich selbst lachen.
Da war er herumgegangen und hatte zu Gustav Krüger , Oberlehrer Hammer und den Anderen aufgesehen, die all das gelesen hatten, was in den Büchern stand, und nun waren sie nichts anderes als Freidenker, die in die Hölle gehörten und eigentlich nicht frei in der Gesellschaft herumlaufen durften.
Und die Geistlichen, welche er bisher als eine Anzahl unbegreiflicher Wichtelmänner betrachtet hatte, deren Macht Niemand entgehen konnte, die wurden jezt Gewerbetreibende wie er selbst; sie predigten und priesen an, sie warnten vor den gefährlichen fremden Waaren und hielten ihre Opfer mit Versprechungen und Drohungen um sich. Törres fand es vernünftig, daß es eine Hölle gab; aber er sah flar ein, daß, wenn man erst einmal den Leuten allgemein erlauben würde, daran zu zweifeln, ob es eine gäbe daß es dann erst wirklich zur Hölle gehen würde mit dem großen, schönen Geschäfte, daß die Geistlichen betrieben.
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Bei seiner Freundschaft mit Prediger Opstad fühlte er schon das gemeinsame Interesse, wie ein Berufszweig den anderen hält.
Einfluß auf sie, während er im Stillen seine weiteren Pläne vorbereitete und sich in der öffentlichen Meimung zu einem von Denen aufschwang, die eine große Zukunft hätten.
Die Konkurrenz zwischen den beiden Nachbargeschäften wurde immer schärfer, wenn auch noch immer in freundschaftlichen Formen. Törres besuchte sogar Jessen , lud ihn ein, als ob nichts im Wege wäre, und eines Abends trafen sich sogar Herr Jessen und Fräulein Thorsen auf einer fleinen Abendgesellschaft bei Törres Wall. Er hatte jetzt solche Behendigkeit und Macht in seinem Wesen, daß Keiner Zeit zum Stußen bekam; ehe die Beiden es noch recht merkten, hatte der Wirth fie lachend am Tische nebeneinander plazirt.
Von dieser Zeit an erhielt das Leben für Törres Wall das Aussehen, welches er selbst bei ruhiger Ueberlegung als das sichere und zuverlässige empfand, nach welchem man sich richten konnte, ohne von Leitern herabzufallen oder vor Klüften zu stußen. Er machte nunmehr seine Zukunftspläne, ohne mit etwas Anderem zu rechnen, als mit seinem Gelde und seinem eigenen Willen.
Inzwischen besorgte er mit unverdrossenem Eifer Frau Knudsen's Geschäft und gewann beständig mehr
Sie hatte längst jede Hoffnung verloren, daß Törres zu ihr zurückkehren würde; aber doch fühlte sie, daß sie in seiner Macht wäre. Aber als es ihr aufging, daß es sein Wille war, sie zu Herrn Jessen zurückzuführen, schien ihr das unmöglich; sie wollte ihm das sagen am nächsten Tage.
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Aber am Tage darauf und alle Tage nahm Fräulein Thorsen vergebens ihren Muth zusammen; er durchschaute sie, wich aus und schob sie immer vorwärts dorthin, wo er sie haben wollte. Es war eine schreckliche Zeit fiir sie, als Herr Jessen unsicher und fieberhaft die alten Annäherungsversuche be gann; er müßte es ja wissen!
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natürlich!
Sie hatten sich ja nicht einmal Mühe gegeben, es zu verbergen. Und jetzt kam Herr Jessen, der Alles wußte, und Törres half noch dabei! Wieder war sie hilflos zwischen diesen beiden Mannsleuten- ja, es war schlimmer als je.( Fortsetzung folgt.)
Vom Schnapsteufel und was damit zusammenhängt.
( Schluß.)
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iir die Arbeiter hat das Wirthshaus, die Kneipe, eine ganz andere Bedeutung, die durch Kaffeeschänken und Volksküchen in feiner Weise 31 erseßen ist. Für sie besteht die unabweisbare Noth wendigkeit, wenn anders sie ihre elende Lage überhaupt verbessern wollen, sich mit ihren Klassengenossen, das ist so viel wie Leidensgefährten, 311 gemeinsamem Handeln zusammen zu thun. Politische und gewerkschaftliche Organisation, das ist das Mittel, mit dem die Welt umgestaltet werden soll und wird. Wie aber soll sich der Arbeiter zum Arbeiter finden? In der Fabrit verhindert die strenge Aufsicht, die Pflicht ununterbrochener Thätigkeit die nothwendige Diskussion; die enge Häuslichkeit verbietet das Zu sammenströmen der Menschen von selbst. Wohin also? In's Wirthshaus. Kommt nun noch dazu ein System polizeilicher Unterdrückung, wie es die Staatsweisen von gestern und heute aufzurichten für ihrer Regierungskunst höchsten Triumph hielten und noch halten, dann erhöht sich dementsprechend die Bedeutung des Versammlungslokales. Nicht nur in den Sälen großer Etablissements, sondern auch in den kleinen Hinterzimmern unscheinbarer Schenkent ist viele ernste Politik getrieben worden! Hättent wir die Freiheit der Gasse und des Marktes wie die Alten, so wäre auch bei uns Manches anders. Aber Freiheit! Wo ist sie denn bei uns? Wohin wir nur blicken Bevormundung und Kned tung mit allen ihren Folgen. Gerade auf diesen wichtigen und nur allzuleicht übersehenen Punkt in der Gr örterung der Alkoholfrage hat unser Parteigenosse Karl Kautsky mit allem Nachdruck hingewiesen. Gin paar Säße aus dem, was er darüber schrieb, sollen auch hier wiedergegeben werden.„ Der Proletarier", so sagt er(„ Neue Zeit" 1891, Bd. 2, Seite 107), der in England auf das Wirthshaus verzichtet, verzichtet blos auf den Alkohol. Seine geselligen und politischen Bedürfnisse hat er anderswo besser zu befriedigen Gelegenheit. An jedem öffentlichen Platz darf, wenn nicht der Verkehr dadurch behindert wird, eine Versammlung ohne Weiteres abgehalten
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