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Die Nene Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

zustammeln. Man hat wohl der Sozialdemokratie den Vorwurf gemacht, sie stehe der Alkoholfrage zu gleichgültig gegenüber; man hat z. B. auf Belgien hingewiesen, wo unsere Genossen, an ihrer: Spize der geistvolle, gescheidte und redegewandte Vandervelde, eine starte Mäßigkeitsbewegung in's Leben gerufen haben; aber in Wirklichkeit ist es doch so, daß die deutsche Sozialdemokratie, auch wenn sie nicht viel Aufhebens davon macht, in Wirklichkeit dem Alkoho­lismus beständig den Boden abgräbt. Die bes wundernswerthe geistige, moralische und materielle Hebung unseres Proletariats, die sie durchgesezt hat, ist die beste Anti- Alkoholbewegung, die sich überhaupt nur denken läßt. Wir können uns auch da wieder auf die ruhigen und klaren Worte Grotjahu's be­ru en, der ausführt: Wie mannigfaltig auch die Ursachen des mißbräuchlichen Genusses alkoholischer Getränke in den einzelnen Ländern sind und wie verschiedenartige Mittel dementsprechend auch zur Bekämpfung dieses Mißbrauches angewendet werden müssen, eines giebt sich mit plastischer Deutlichkeit zu erkennen: Das ursächliche Moment, hinter dem alle übrigen an Bedeutung zurücktreten, ist der direkte und indirekte Einfluß der sozialen Verhältnisse, ihre Besserung ist das wirksamste Mittel im Kampfe gegen den Rikoholismus. Ist der Nährboden der sozialen Misère dem Spirituosenmißbrauche entzogen, so wird auch die individuelle Erziehung durch das belehrende Wort eine größere Wirkung als bisher ausen und der Alkoholgenuß seine Vorzüge entfalten können, ohne in Mißbrauch überzugehen." Das ist auch unsere Meinung von der Sache.

Wie steht es nun aber eigentlich mit der Frage, von deren Erörterung wir ausgegangen? Wir sagten, der Philister behaupte in der Regel keck, das Elend der Massen verschulde der Schuapsteufel, Andere dagegen setzten dem entgegen, das Elend schaffe den Schnapsteufel. Wer hat nun eigentlich recht? Können wir darauf eine klare, eindeutige Antwort geben? Wer das Vorausgehende aufmerksam gelesen hat, der wird uns wohl zustimmen, wenn wir sagen: Ja. Und die Antwort lautet so: Es liegt in Beidem ein Theil der Wahrheit, aber in dem Saße des Philisters liegt entschieden der kleinere Theil. Die Grundursache, der der Alkoholteufel seine Eristenz verdankt, ist zweifellos das Elend; aber der ver wünschte Kerl hat so eine Art Dankbarkeit in sich, oder mag man es Selbsterhaltungstrieb nennen: Kurzum, er trägt das Seine dazu bei, das Elend 31t verewigen. Darum gehört er aber zu unseren Feinden, dieser Herr Schnapsteufel. Und ich denke, wir werden auch mit ihm fertig werden. Man sagt ja nicht mit Unrecht: Die Sozialdemokraten fiirchten sich vor dem Teufel nicht!-

allerdings infolge des permanenten Austausches der glühenden unteren und fühleren oberen Schichten und gewaltigen Ausbrüchen glühenden Wasserstoffgases der Schauplaz furchtbarster Gluthwirbel, die jedoch im Wesentlichen einen Austausch in vertikaler Richtung d. h. von unten nach oben und umgekehrt vermittelten.

Als jedoch die Oberfläche des Erdballs sich mit einer die innere Erdgluth und den eisigen Weltraum trennenden Erstarrungsrinde bedeckte, trat unzweifel­trennenden Erstarrungsrinde bedeckte, trat unzweifel­haft eine allgemeine Beruhigung der Atmosphäre ein. Stürme fehlten wahrscheinlich gänzlich oder waren doch nur von geringer Stärke. Die Grundursachen doch nur von geringer Stärke. Die Grundursachen aller Stürme sind nämlich lediglich Temperatur unterschiede und dadurch bedingte Dichtigkeits- und Schweredifferenzen innerhalb unserer Lufthülle. Diese fehlten aber ehemals während langer Zeiträume entweder ganz oder waren doch nur sehr gering, auf der ganzen Erde herrschte ein gleichmäßig heißes auf der ganzen Erde herrschte ein gleichmäßig heißes Klima, daher fehlten natürlich auch stürmische Aus­gleiche.

Erst als zur Tertiärzeit klimatische Unterschiede auf der Erde sich fühlbar machten, besonders als die Erkaltung der Polarregionen derartige Fortschritte gemacht, daß ewige Eis- und Schneekappen die Pole umlagerten, trat eine neue Sturmperiode ein. Während jedoch die Gluthwirbel der Urzeit im Wesentlichen, wie bereits erwähnt, einen Ausgleich von oben und unten darstellten, findet in der späteren, zweiten Sturmperiode der Ausgleich vorzugsweise in horizon taler Richtung zwischen Aequator und Polen , den taler Nichtung zwischen Aequator und Polen , den heißen und kalten Zonen statt.

Da nun aber die Eis- und Schneekappen der Polargebiete infolge der zunehmenden Erkaltung des Erdballs langsam vorschreiten, wie die offen zu Tage liegende Verschlechterung des Klimas von Grönland und Island deutlich beweist, die zur Zeit nur noch lediglich von der Sonne abhängende Temperatur der Tropen, der Gebiete zwischen den Wendekreisen, aber nahezu oder vielleicht bis auf Weiteres ganz un­verändert bleibt, so riicken sich die Ertreme von Tag zu Tag näher, das unausbleibliche Resultat ist eine fortwährende, langsame Steigerung der atmosphäri­fortwährende, langsame Steigerung der atmosphäri­schen Störungen.

Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das: die Orkane werden von Jahr zu Jahr langsam an Gewalt und Zahl zunehmen, wir gehen einer täglich sich steigernden Schnelligkeit derselben entgegen, mag diese Zunahme auch nur äußerst ummerklich vor sich gehen und vielleicht erst in Jahrhunderten oder Jahr­tausenden deutlich fühlbar werden. Erst wenn in­folge der Erfaltung alle Wärme von der Erde ver­schwunden sein wird, werden auch die Stürme wieder schwunden sein wird, werden auch die Stürme wieder verschwinden.

So ganz sicher ist nun eine faum fühlbare Zu­nahme allerdings nicht, denn gerade die letzten Jahr zehnte zeigen eine recht auffallende Häufung von schweren Stürmen, in erster Linie der furchtbaren Tornados in Nordamerika . Doch auch in Europa

sofort dorthin, die gestauten Massen kommen in Bewegung, gleiten an einander hin, und die bald sich ungeheuer verstärkende Wirbelbewegung ist aus­gelöst. Nun tritt ein zweiter wesentlicher Faftor in Thätigkeit. Innerhalb des Luftwirbels bildet sich nämlich naturgemäß ein nahezu luftleerer Naum, in den aus den höheren Negionen der Atmosphäre eis­talte, stark verdünnte Luft herabsinkt. Diese wird ununterbrochen von dem Wirbel wieder fortgesogen, aber stets durch Nachschub ergänzt; das Resultat find gewaltige Wasserdampfkondensationen, tief dunkle Wolken, die oft schwarze Nacht verbreiten, Wolfen­brüche und elektrische Erscheinungen von außer ordentlicher Stärke.

Bei den größeren Wirbeln, den vorzugsweise in heißen Gegenden auftretenden Zyklonen und auch den Tornados der gemäßigten Zonen, welche über größere Strecken eilen, spielt nun noch der Erd­umschwung eine Rolle, da diese Stirme stets aus Gegenden mit schneller Rotationsbewegung in solche mit langsamer übertreten. Daraus ergiebt sich erstens bei Wirbelstürmen der nördlichen Erdhalbkugel eine Drehungsrichtung der Luft des Wirbels von rechts nach links, also entgegengesezt der Richtung, in welcher die Zeiger einer Uhr rotiren, auf der süd­lichen Hemisphäre ist es gerade umgekehrt; dann aber auch findet die Ortsveränderung des gesammten Sturmes auf der nördlichen Erdhälfte anfänglich in westlicher, dann nördlicher, schließlich nordöstlicher Richtung, auf der südlichen in westlicher, siidlicher und endlich südöstlicher Nichtung statt, die Tornados der Nordhemisphäre laufen meistens von Südwest nach Nordost, die der südlichen Halbkugel von Nord­west nach Südost.

Die kleinen Luftwirbel, welche mit dem Namen Wettersäulen oder Tromben, die über dem Lande sich als sogenannte Windhosen, über dem Meere, über Seen und Flüssen als Wasserhosen sich ents wickeln, zeigen meistens derartige Regelmäßigkeiten hinsichtlich der Drehungsrichtung und Fortbewegung nicht, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß sie unwesentlicheren, örtlichen Zufälligkeiten ihre Ents stehung verdanken.

Die großen Zyklone Westindiens entstehen dadurch, daß aequatoriale Luftströmungen in vom Pole her kommende einbrechen, was dadurch bedingt wird, daß die über dem asiatischen und afrikanischen Kons tinente aufgestiegene heiße Luft infolge der Erd­rotation nach Westen abschließt, mit anderen Worten gesagt, der schnell rotirenden Oberfläche nicht mit gleicher Geschwindigkeit zu folgen vermag. Dadurch versperrt sie aber dem oberen Passat seinen Rückweg nach den Wendekreisen und zwingt diesen, nach unten auszuweichen, woraus dann die Wirbelstürme als Ausgleichsprozeß hervorgehen.

Während nun in dem horizontal über der Erde rotirenden Luftringe die Geschwindigkeit des Sturmes eine ungeheure ist, herrscht im Zentrum desselben

Wirbelstürme und Wettersäulen. zeigten sich in den lezten Jahren derartige, frither völlige Windstille bei außerordentlich niedrigem Luft­

von Th. Overbeck.

& fann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß in früheren Weltperioden, vor vielen Millionen, von Jahren, zerstörende Natur­ereignisse im Allgemeinen weit häufigere Erscheinungen waren als gegenwärtig. Es zeigt sich aber ein völlig anderes Bild, wenn man die verwüstenden Er­scheinungen nach ihrer Art getrennt betrachtet. Während die jetzt relativ doch seltenen furchtbaren plutonischen und vulkanischen Erschütterungen, ge­waltige Erdbeben, vulkanische Ausbrüche, Erhebungen und Versinken von Gebirgen und größeren Gebieten in den ältesten Zeiten unzweifelhaft äußerst häufig waren, spielten die, zur Jeztzeit oft so entsegliche Verwüstungen hervorrufenden, Wirbel- und Strom­bewegungen der Lufthülle unseres Planeten, die Orfane, in der Vergangenheit, mit Ausnahme der allerältesten Zeiten, nur eine untergeordnete Rolle.

Während des ältesten, solaren, d. h. des Sonnen­stadiums der Erde, als letztere noch eine strahlend leuchtende Kugel in höchster Gluth befindlicher ge= schmolzener Massen darstellte, deren Oberfläche einen wogenden Feuerozean bildete, war die Erdatmosphäre

hier sehr seltene Erscheinungen in recht auffälliger Anzahl. Die relative Seltenheit der Tornados oder Wettersäulen in Europa ist unzweifelhaft auf die gewaltige Gebirgsmauer zurückzuführen, welche von den Pyrenaen an, in östlicher Nichtung fast lückenlcs bis in's ferne Ostasien sich erstreckt und eine direkte Berührung der heißen südlichen und kalten nördlichen Lüfte äußerst erschwert.

In Nordamerika fehlt eine derartige oftwestliche Gebirgswand, dafiir ist eine Nord- Südkette im Westen vorhanden, ungehindert können sich die Ertreme be­rühren, die heißen Lüfte des Südens stauen sich direkt an den Felsengebirgen, wodurch sie östlich abgelenkt werden; das Resultat sind die furchtbaren, zahlreichen Tornados der Vereinigten Staaten .

Die Ursache aller derartiger Wirbelbewegungen der Luft ist nun ursprünglich der Druck senkrecht oder nahezu fenfrecht auf einander stoßender Luft­ströme. Scheinbar, was sogar meistens der Fall ist, fann daher vorher absolute Windstille sein, in den Luftmassen herrscht aber dennoch eine gewaltige Spannung, die oft eine Kleinigkeit auslösen kann.

Oft genügt in solchen Fällen ein kleines, durch irgend einen unwesentlichen Zufall hervorgerufenes Luftdruckminimum. Die gespannte Luft bewegt sich

druck. Hieraus resultirt die merkwürdige Erscheinung, daß an den Orten, die in der Bahnrichtung des Sturmes liegen, also in der Nichtung, in welcher der Wirbel über der Erde weiter wandert, scheinbar zwei, durch die Windstille des Zentrums getrennte Ortane auftreten, die aber in entgegengesetzter Nichtung wüthen.

Wahrhaft entseßlich ist nun die Gewalt dieser Luftwirbel, am schrecklichsten sind aber die Wirkungen der vorzugsweise nordamerikanischen Tornados, das betroffene Gebiet ist bei diesen jedoch glücklicherweise meistens relativ gering, während die eigentlichen Zyklone über große Gebiete dahinbrausen. Ueber die Gewalt dieser Stürme wird vielfach geradezu Unglaubliches berichtet, auch zeigen dieselben oft räthselhafte Begleiterscheinungen, die noch der Er forschung harren.

Ant 2. August 1837 wurden von einem Zyklon auf Antigua Häuser geradezu umgedreht, das Untere nach oben gefehrt. Bei dem Hurrifan( englischer Name der Zyklone) von Guadeloupe ( 25. Juli 1825) durchschlug ein dünnes Brett von 1 Meter Länge einen 45 Zentimeter im Durchmesser haltenden Palmens stamm. Auf Mauritius ward im Jahre 1818 ein auf einem 400 Meter hohen Berge stehendes Haus