Die reue Welt

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Nr. 36

( Schluß.)

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Bllustrirte Unterhaltungsbeilage.

Jakob.

Noman von Alexander L. Kielland. Autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Leo Bloch  .

an machte über Herrn Bankdirektor Groß­händler T. Wall feine Wize mehr. Es wurde schon als geschmacklos angesehen, enn jetzt Jemand mit Frau Knudsen's Kasse" hätte anrücken wollen. Das mußte ganz anders großartig zugegangen sein, wenn man sich einen solchen in so wenig Jahren zusammengeflogenen Reichthum erflären wollte; das war ein Anlaß, den selfmade man und Gottes Segen zu bewundern.

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So wie er jetzt gestellt war, vermochte er in seiner kleinen Gesellschaft all den Schaden anzu­richten, der einem rücksichtslosen und heißhungrigen Kapital folgt, das Bank und Kredit beherrscht. Seine Augen waren überall, wo ein Schilling zu ver­bienen war, streckte er sofort die Klauen aus und bertrieb die Kleinen von der Beute. War ein kleines Geschäft in Flor gekommen, so unterband er seinen Strebit, verleumdete den Inhaber bei den auswärtigen Verbindungen, zog die Verbindung selbst an sich und berdrängte die früheren. Ueberall war er zur Stelle, beit über sein eigentliches Geschäft hinaus, im Schiffs handel, in allen möglichen Spekulationen, Schmähte auch nicht zwei Kronen, wenn er sie einem Anderen abnehmen konnte.

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er ver=

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Darum wurde er wie ein Moloch verehrt fogar noch mehr als der Bankpräsident; denn ganz grimmig war dieser nie gewesen. Alle Kaufleute neigten sich vor ihm und versteckten sich mit ihren fleinen Knochen in einen Winkel; sie wagten faum 3 annonciren, damit der große Mann nicht ahnte, baß sie einigen Umsatz hätten, und ihnen das Eſſen bom Munde wegnähme.

Nur der Arbeiterring" wollte nicht auf seine Wahl eingehen. Sie hatten Simon Varhoug zum Obmann, und der warnte vor Törres Wall. Aber da ging Törres eines Tages zum Speicher hinunter und sagte so, daß es mehrere hörten: Du Simon, Du Sozialist

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Ganz erschrocken fing Simon zu protestiren an. Aber es tam in der Stadt herum; es stand sogar in einer Zeitung, daß sich eine starke sozialistische Strömung im Arbeiterring geltend machte. Und als Simon Varhoug ganz empört zu der angesetzten Versammlung fam, um sich und seine Kameraden von diesen fürchterlichen Anschuldigungen zu reinigen, mußte ihm sein lieber Freund und Mitchrist Halvor Nöidevaag mittheilen, daß jeder Einzelne sich aus dem Arbeiterring" abgemeldet hatte und der ganze wie dieselbe Zeitung Saal leer stand, so daß bemerkte am nächsten Morgen nichts Anderes von diesem prachtvollen Ring über war, als die beiden Edelsteine: Simon Varhoug und Halvor Röidevaag.

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So wurde Törres mit großer Majorität gewählt. Anfänglich bereute er es und fühlte sich sehr übel in der Kammer. Er glaubte lange, daß sie ihn zum Narren hielten.

Ein Gefühl gleich dem, das er in seiner Jugend vor der Kluft in der Gesellschaft gefühlt hatte, be= unruhigte ihn zwischen diesen ernſten Männern, welche über Anträge der Protokollkommission aufbrausten und noch über vieles, vieles Andere, was er nicht verstand.

Aber nachdem er sich über diese Kerle mit den großen Worten und muthigen Mienen erkundigt hatte, erfuhr er ja, daß sie arm wären, der Eine ärmer als der Andere ha! arm wie die Kirchen­Alle! Hahaha! Was kümmerte ihn ihr - Alle! Hahaha! Was kümmerte ihn ihr rollendes rr und ihr steifer Nacken? Ein paar reiche

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Und darum wurde er auch zu allem Möglichen gewählt, in die Stadtverwaltung und in alle mög­lichen Gesellschaften und Unternehmungen; ohne seinen mäuse Namen war das beste Geschäft sicher, zu scheitern. Hatte Jemand ihn beleidigt, so konnte er eben so Leute gab es da, denen schloß er sich an, kam mit gut mit seinen Büchern sofort zum Stadtvogt gehen. Als er so in wenigen Jahren Alles an Ver­ehrung und Vortheilen aus der Stadt gezogen hatte, toas fich nur herauspumpen ließ, fand er, daß er legt, da er über dreißig Jahre alt war, auch De­putirter werden wollte.

Es war Brauch in der Stadt, wenn Giner reich geworden, machte er gern eine Sprigtour in's Parla­

ment. ber

er

Bur Rechten sagte er nichts, aber sein Freund, Geistliche, zwinkerte nur mit den Augen, wenn ihn empfahl. 3ur Linken sagte er, er wäre ein selfmade man, entstammend

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felbstständig, aus der Wurzel des Volkes, und Aehnliches, was man vortrefflich fand. Außerdem war er ein Mann ohne gefährliche Bildung, dazu ein reicher Mann,

Der in die Kirche ging.

mehreren in der Stadt im Verkehr und stieg hoch auf im Gesellschaftsleben, ohne zu fallen.

Im Saale   und bei den Kommissionsverhand­lungen langweilte er sich ungeheuer. Aber draußen in den Gängen, auf den Treppen, von den ge= mauerten Kellern tief unten bis ganz hinauf zu den Gallerien da liebte er zu wandeln. Am meisten Nachmittags, wenn Alles erleuchtet und das ganze Gebäude geheizt war da lautlos auf weichen Teppichen von Gang zu Gang wandern, gegrüßt von den Boten und Thürhütern, in ein Zimmer hin­ein und ein bischen auf einem weichen Armstuhl zu sizzen, sich in der Reſtauration zu erfrischen, sich brinnen eine kleine Weile auf einem Plaz zu zeigen und dann neue Wege zu wandeln und all' das mit dem Bewußtsein, Geld dafür zu bekommen das wurde für Törres Wall ein großes Vergnügen.

1899

Und diese Bauern, welche er traf, aber in seiner Eigenschaft als städtischer Großhändler in einiger Entfernung von sich hielt, wie gut konnte er verstehen, er, der das enge Leben bei ihnen zu Hause kannte, daß sie eher bereit sein mußten, ihre Seelen und den letzten Rest ihres Ehrgefühls zu verkaufen, als auf dieses mollige Leben in diesem weitläufigen Palast für die Schwindelwichtigkeit zu verzichten.

Besonderen Ruhm aber erhielt seine Kammer­fahrt, nachdem er seine Rede gehalten hatte.

Die Jdee hatte er vom Prediger Opstad und er wartete nur auf einen Gegenstand, wo sie passen könnte. Eines Vormittags, als Saal und Gallerie voll besetzt waren, erhob er sich in einer Debatte über eine Frage des Schulwesens und sagte, daß er, was ihn beträfe, ausschließlich auf dem Boden des Kinderglaubens stände. Es wäre ihm nicht unbekannt, daß man heutzutage so etwas nicht sagen dürfe, wenn man für einen gebildeten Mann, einen vorgeschrittenen Mann gelten wollte, aber er wollte es jetzt trotzdem sagen, klar und geradeaus nach seiner Art, wie er entsprossen sei aus der Wurzel des Volkes; des Volkes; ja, es war ihm sogar lieb, das in diesem Saal bekennen zu dürfen, daß er nicht weiter gekommen wäre so wahr, wie er da stand

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er war nicht weiter gekommen, als bis zu dem demithigen Grunde des Kinderglaubens, und er wollte Gott   darum bitten, daß er nie weiter kommen möchte.

Seine Rede erregte Aufmerksamkeit, denn er sprach mit großer Frische, und man wunderte sich darüber, daß dieser junge Mann, der so schnell ein Vermögen gemacht hatte, gleichzeitig so stark von der Religion eingenommen sein konnte. Und obgleich er später nie mehr sprach, wurde er doch darauf zu den besten Kräften auf der Seite von Thron und Altar gerechnet.

Daheim in seiner Stadt zwinkerten die Männer der Rechten Pastor Opstad zu und drückten ihm warm die Hand.

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Die Linke stand, wie gewöhnlich, mit langen Nasen und fluchte wie gewöhnlich: Auch er!" Aber Simon Barhoug flüsterte seinem Freunde und Mitchristen Halvor Röidevaag zu: Was habe ich gesagt? Der Mensch hat den Teufel!"

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Aber das größte Aufsehen erregte es doch, als die Zeitung der Hauptstadt in einer Art, daß man die offizielle und zuverlässige Quelle merkte, die Nach­richt brachte, Herr Abgeordneter, Großhändler und Bankdirektor T. Wall würde bei nächster Gelegenheit zum Ritter des Olafsordens ernannt werden diese Nachricht machte einen allseitig überwältigenden Eindruck.

Selbst Die, welche über diese Kinkerlitzchen am