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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Bier, Bier will ich!" komandirte der Unternehmer.
Auch damit können wir dienen," beruhigte der den Gästen entgegenkommende Heger.
„ Das wird eine schöne Jauche sein," räfonuirte der Unternehmer weiter. Da haben Sie ver muthlich dem Wirth von Jewan ein Viertel- Gimer längst angezapfter Brühe abgenommen, haben es stundenlang in der Sonnengluth hierher transportirt und haben es jetzt auf dem Boden im Heu ha... nicht? Solches Bier ist für mich das reine Gift, aber... her damit! Ein Schluck wird mich noch nicht umbringen, und ich bin am Verdurften."
Das Mißtrauen des Unternehmers wurde durch einen guten, frischen Trunk beseitigt.
Die ganze Gesellschaft besezte die im Freien aufgezellten Tische. Das vorzügliche Vesperbrot brachte Alle in die beste Laune, auch den Herrn Chladet, der nach dem fünften Glase mit aller Hartnäckigkeit ein Lied anzustimmen versuchte und seine Frau unbarmherzig malträtirte, um sie auch zum Singen zu bewegen. Der Sauerteig seines mehlbreiigen, sanguinistischen Naturells drängte sich nach der Oberfläche.
Man konnte sich kaum einen herrlicheren Speisesaal wünschen. Der wellige Boden mit einem zarten, weichen Teppich belegt, inmitten der in Gruppen stehenden Bäume, die, stellenweise in lange Kolonnaden gereiht, die herrlichste Perspektive gewährten. Von den Zweigen hingen Büschel langer, saftiger Nadeln wie kostbarste Draperien. Hoch über den Bäumen der klare, blaue Himmel, dessen milden Wiederschein, der über dem Walde ausgebreitet lag, hundertfache Sonnenstrahlen treuzten, einzelne Partien wie mit flüssigem Golde begießend. An leichten oder halb versteckten lauschigen Pläßchen war kein Mangel. In den Bäumen sang ein sanfter, kaum wahrnehmbarer Wind seine geheimnißvolle Melodie; hier und dort regte es sich leise in den Wipfeln. Nichts unterbrach die köstliche Nuhe, als vielleicht ein ferner Peitschenknall, die Stimme eines weidenden Thieres, oder das Liedchen eines Hirten.
III.
Nach dem Vesperbrot lagerte sich die ganze Gesellschaft in dem weichen Moose. Die Kinder hängten sich an das Dienstmädchen, das mit ihnen Schwämme, allerlei Gräser und Kräuter und Heidelbeeren suchte. Frau Chladek nahm zwischen dem Assistenten und dem Zeichner Plaz und brachte ein elegant gebundenes Buch zum Vorschein, dessen sich der Assistent sofort galant bemächtigte, um der Gebieterin daraus vorzulesen. Sie willigte ein und fischte dann aus ihrem Handkörbchen einen angefangenen Strumpf mit Strickzeug heraus.
Celestyne setzte sich etwas abseits; fie blickte stumm zu den fliehenden blauen Wölfchen empor, und der Ingenieur, der, nicht ganz zufällig, sich in ihrer Nähe niedergelassen, schaute zu ihr hin.
" In einer Weile lauft Ihr mir Alle auseinander, ich sehe es schon. Und da wollen wir vorher zusammen sprechen, Ingenieur," sagte Herr Chladek. Kaum daß der Unternehmer die Angelegenheiten seines Magens geregelt hatte, dachte er schon wieder an das Geschäft.
Herr Chladek erklomm mühsam ein geleertes Bierfäßchen und nahm seinem Menschen" gegenüber Play.
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Halb sizend, halb liegend ruhte unfern von den Beidei Celestyne. In der unbewußt malerischen, von allem konfessionellen Zwange freien Lage famen die ingendlich frischen Formen ihrer ebenmäßigen, elastischen Gestalt zum Vorschein. Nur mit Mühe fonnte sich der Ingenieur von ihrem Anblick losreißen.
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Mit einer raschen Bewegung griff er nach seinen Aften und erklärte kurz und bindig, die aus den Verträgen mit der„ Böhmisch- Mährischen Verbindungsbahn- Gesellschaft" sich ergebenden Verhältnisse. dungsbahn- Gesellschaft" sich ergebenden Verhältnisse. Das Geheimniß aller meiner Fortschritte bei den Arbeiten ist sehr durchsichtig," schloß der Ingenieur, die Hauptsummen der Leistungen und der Auslagen rekapitulirend, seine Ausführungen. Der Schliffel dazu liegt in meiner Strebsamkeit. Wenn Sie die Belege genau priifen, werden Sie finden, daß mein Erfolg einzig auf einer systematischen, ökonomischen Ausbeutung aller vorhandenen Arbeitsfräfte basirt. Bei mir werden die einzelnen Arbeiten nicht der Reihe nach hergestellt, sondern alle verden gleichzeitig in Angriff genommen. Es ist keine einzige Hand dabei, die da faullenzt, und was noch mehr ist, feine ist der anderen hindernd im Wege."
Geben Sie mein Bündel daher, Galat!" befahl er diesem.„ Ich muß Ihnen bekennen, Ingenieur, daß ich Ihren Rechnungsfascikel noch garnicht angeschaut habe. Zwar hatte ich den besten Willen dazu, und ich habe es auch gleich, wie ich zu Hause angekommen war, vor mich hingelegt und mit dem ersten Blatt angefangen. Aber es geht mir manchmal recht furios, ich strenge meine Augen an und suche die Ziffern beim Wickel zu fassen, aber sie entschlüpfen mir immer wieder, und ich muß immer wieder von vorne anfangen, bis bis ich auf einmal merke, daß ich auf dem besten Wege bin, einzuschlummern. Dann schenke ich mir ein Gläschen Sherry ein, wissen Sie, weil..."
,, Ja, ja, ich weiß schon. Sie legten sich dann hübsch in Ihr Bett und schliefen," bemerkte der Ingenieur leichthin. Ich stehe ja zu Diensten, und hoffe, daß Ihnen Alles bald flar sein wird."
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Galat brachte das Packet mit den Papieren.
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Den Kopf auf ihren weißen, vollen, plastisch vollkommenen Arm, von welchem der weite Aermel
bis zum Ellenbogen herabfiel, stigend, hörte Gelestyne den Ausführungen des Ingenieurs zu. Ihr Antlitz war ihm im halben Profil zugewendet, ein Anblick, welcher, gepaart mit der gesammten aparten Erscheinung des Mädchens, die Aufmerksamkeit des Ingenieurs derart ablenkte, daß er die Einwendungen des Unternehmers faum beachtete.
„ Aber für die Menge Arbeit habe ich auch eine Menge Geld zahlen müssen," hörte er den Unternehmer sagen.
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,, Ganz gewiß. Absolut sogar mehr als die anderen Unternehmer, vergleichsweise jedoch bedeutend weniger. Unsere Nachbarn Parsch& Koß lassen ihre Arbeiten ebenso wie die Anderen im Akkord herstellen, und zahlen für ein Rubikmeter Aufschüttung vierzig Streuzer, uns kostet dieselbe Arbeit zweiundvierzig Kreuzer, uns kostet dieselbe Arbeit zweiunddreißig. Oder das Steinbrechen...'
Celestyne nahm den Hut ab und ihr entfesseltes, dichtes braunes Haar fiel lose auf die Schultern und den Nacken, und verlieh ihrem zarten, weichen Teint eine kostbare Folie.
Nun also... Was kostet uns das Steinbrechen?" frug Herr Chladek weiter.
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„ Ja... so!" besann sich der Ingenieur. Barsch& Koß zahlen für einen Kubikmeter anderthalb Gulden. Wir haben vorige Woche in den Steinbrüchen zwei hundert und neunundsechzig Gulden und fünfzehn Kreuzer ausgegeben, und haben dafür zwei hundert und vierundzwanzig Meter Material gewonnen. Rechnen Sie also nach und Sie werden sich überzeugen, daß wir auch in diesem Falle um zwanzig Prozent billiger arbeiten."
denn in der Arbeit kenne ich keine Nachsicht und kein Erbarmen, weder mit mir, noch mit den Anderen!"
Celestyne stand auf.
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Mensch, Sie haben vor mir noch nie geprahlt," bemerkte der Unternehmer, und da Sie es heute thun, so schließe ich daraus, daß Sie sich ärgern. Nun... beruhigen Sie sich, ich weiß ja, was ich an Ihnen habe. Aber. warten Sie, ich habe im Keller einen famosen Wein, ich schicke Ihnen zwei Flaschen davon. Trinken Sie ihn mit Sodas wasser und spillen Sie den Aerger hinunter."
Die Erzieherin wandte ihr volles, von einer inneren Bewegung erregtes Gesicht den beiden Männern zu. So oft ihre lange Wimpern sich hoben, traf den Ingenieur ein zündender Blick aus ihren schönen Augen, in denen es glühte.
Der Ingenieur konnte sich nicht losreißen von dem Anblick des wundervollen Mädchenbildes, in dem ihn jedoch der vom Eigennutz besessene Unternehmer unaufhörlich störte, indem er mit den Papieren „ seinem Menschen" vor den Augen herumfuchtelte.
" Ich könnte Ihnen noch eine ganze Neihe von solchen Vergleichen vorführen, die Sie jedoch selbst spielend finden werden," resumirte der Ingenieur Zaul." So viel können Sie jedoch überzeugt sein, daß Ihre Arbeiter im wahren Sinne des Wortes das Brot im Schweiße ihres Angesichtes verdienen müssen...."
Celestyne erhob sich zur Hälfte, und ein langer, flammender Blick traf den Ingenieur.
" Ihr Mißtrauen hat mich allerdings gekränkt, um so mehr, als Sie es mich in einem Augenblid fühlen ließen, den ich für geeignet hielt, Ihnen mitzutheilen, daß ich im Begriffe stehe, die eine Hälfte der Arbeiter zu entlassen."
So missen Sie mit mir reden, Freundchen," freute sich der Unternehmer." So werde ich also der Erste sein, der das barfüßige Gesindel los wird! Und in allen Dingen will ich Ihnen vertrauen und nachgeben, wenn ich nur recht viel einnehme und wenig auszugeben habe. Galat, räumen Sie die Papiere wieder weg!"
... daß ich einen Jeden zum Anspannen aller seiner Kräfte anzutreiben verstehe, und zwar zur Arbeit bis zur Erschöpfung, dadurch habe ich Ihnen Tausende noch über den falkulirten Gewinn verdient,
Celestyne wandte sich von den beiden Männern ab und schritt zu den Kindern, die in einiger Gnt fernung im Walde spielten. Der Ingenieur wollte sich ihr nähern, sie merkte es und beschleunigte ihre Schritte. Sie wich ihm aus.
Wenn es den Herrschaften vielleicht gefällig wäre, das Innere der Stirche des heiligen Georg in Augenschein zu nehmen," frug der Heger, einen Schlüsselbund in der Hand schwingend. böhmischer Bau, sehr alt, sehr alterthümlich."
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„ Hören Sie auf!" unterbrach ihn der Ingenieur. Es ist nicht Alles alterthümlich, was alt und schimmelich ist. Auch Ihr stilloses Stirchlein nicht, das aus einer Periode stammt, wo in Böhmen Böhmen nicht mehr bauten."
Der Heger führte stillschweigend die Herrschaften zu dem Eingange, schloß das freischende Schloß auf und blieb an der Thüre stehen.
Viel des Interessanten gab es allerdings nicht zu bewundern. Herr Chladet, der eine Erkältung befürchtete, war der Erste, der das Haus verließ; ihm folgte der Ingenieur, den der Lärm, welchen die Kinder auf dem Glockenthurm verursachte, hin auflockte. Emil hatte dort richtig eine Glocke heraus gefunden, die aus dem Jahre 1611 stammte, und eingedent der Ermahnungen seines Geschichtslehrers, der seine Schüler gern zu archäologischen Forschungen aufmunterte, quälte er sich unter der Bewunderung der staunenden Mama und der Mitwirkung seiner Schwestern damit ab, für den erwähnten Lehrer Inschriften zu entziffern.
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Der Ingenieur überließ ihn dieser mühevollen Arbeit und stieg wieder herunter. Er war allein. Draußen mühte sich der Unternehmer mit dem legten noch vorhandenen Neste des Bieres ab, und in der Kirche war es still wie in einer Gruft. Er streifte flüchtig nochmals das Innere des in traumhafter Dämmerung versunkenen Raumes, und sein Auge, an das herrschende Zwielicht bereits gewöhnt, erblickte im Presbyterium eine lichte Gestalt.
Mit leisem Schritte betrat er das Hauptschiff und näherte sich dem Altare.
Regungslos, selbstvergessen kniete hier auf den untersten Stufen Gelestyne. Das lose Haar floß in langen Wellen bis zu den Knien und ihren ges falteten Händen. Ihr Kopf war ein wenig zurüc gebeugt und aus dem blassen, wie imi Affekt ers starrten Antlig blickten zwei glühende, weit- offene Augen empor, als würden sie den Himmel im trozigen Verlangen eines sich aufbäumenden, leidens schaftlichen Herzens beschwören.
Allmälig neigte sich ihr Stopf tiefer, und die Lippen senkten sich auf die gefalteten, zur Brust ers hobenen Hände, und ein schwerer Seufzer brang aus der von mächtiger Erregung durchzitterten Bruſt. Plötzlich schlug sie beide Hände vor ihr Antlig und sant mit der Stirn auf die Erde. So lag sie da, auf den Stufen des Altars, und aus dem bebenden, zuckenden Körper rang sich ein stilles, inniges Gebet...
Mächtig ergriffen stand der Ingenieur. Es war thm zu Muthe, als milßte er hinstilrzen und das
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