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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

bewegung, durch welche die ausgezogenen Fasern Drehung erhalten, wird ebenfalls so lange fort­gesezt, als es bei freischwebender Spindel möglich ist. Alsdann wird die Garnschlinge von der Spindel­spige abgestreift, und die Spindel in solcher Lage gegen den Faden in Umdrehung gesezt, daß der Faden oberhalb des Schwungringes aufgewickelt wird, so daß annähernd die Form einer Webspule entsteht. Sobald das zum größten Theil geschehen ist, wird der Faden von Neuem zur Spindelspige geführt, die Schlinge gemacht und weiter gesponnen, so daß die ganze Arbeit also in zwei fortwährend abwech­selnde Operationen zerfällt: die Bildung des Fadens und das Auswickeln desselben. Diese Arbeitsfolge ist auch auf einen Theil unserer mechanischen Spinn­maschinen übergegangen, im Gegensatz zu anderen, welche fontinuirlich den durch die Zusammendrehung der Fasern gebildeten Faden sofort aufwickeln.

Es fonnte nicht ausbleiben, daß man versuchte, durch mechanische Hülfsmittel die Drehung der Spindel zu bewerkstelligen. Die einfachsten Apparate dieser Art waren so angeordnet, wie wir heute noch Aehnliches in dem von den Webern gebrauchten Spulrad haben; eine horizontal gelagerte Spindel wurde durch ein Schwungrad vermittels Schnur und Wirtel ange­trieben, die Spinnerin ordnete das Fasermaterial der Längsrichtung der Spindel folgend an und änderte, nachdem der Faden Draht genug hatte, diese Stellung des Fadens in eine zur Drehrichtung der Spindel rechtwinklig gelegene um, so daß der fertige Faden auf die Spindel sich aufwickelte. Genau dasselbe machen unsere Weber heute noch beim Spulen stärkerer Garne, besonders bei Futterschuß, in welchem man feine Knoten in der Waare verarbeiten darf. Man nennt solche Verbindungsstellen zweier Fäden denn auch Anspinner. Dieselben werden hergestellt, indem die Spulerin die zwei Enden der Fäden drei bis vier Gentimeter neben einander legt, dieselben in Längs­richtung der Spindel hält und nun das Nad in Be­wegung setzt; dadurch drehen sich beide Enden spiral­förmig um einander, und es wird, wenn eine ge= niigende Festigkeit erreicht ist, der Spulprozeß durch Aenderung der Fadenrichtung fortgesezt.

Weitere Anflänge an diese Methode finden wir heute noch in dem sogenannten Seilerrad, welches in verschiedener Form zu verschiedenen industriellen Verrichtungen Verwendung findet, zum Drehen der Poilen fiir die Plüsch- und Krimmerindustrie, zur Herstellung der Fransen an Tüchern 2c.

Die Erfindung des Spinnrades wird gewöhnlich in das Jahr 1530 verlegt und einem Johann Jürgen aus Watenbiittel bei Braunschweig   zugeschrieben. Vor Jürgen aber war um 1500 ein Mann in der Konstruktion einer Spinnmaschine bereits weit vor­geschritten, so daß seine Maschinen an Vollkommenheit und Durchdachtheit den Spinnapparaten der Neuzeit außerordentlich nahe kommen. Dieser Mann war Leonardo da Vinci  ,* der berühmte Maler, Ingenieur und Philosoph. Die Kriegswirren im Beginn des 16. Jahrhunderts ließen diese Ideen jedoch nicht zur Ausführung kommen; die Manuskripte und Hand­zeichnungen des Künstlers blieben Jahrhunderte lang

* Dr. H. Grothe, Bilder und Studien zur Geschichte der Industrie und des Maschinenwesens.

( Fortsetzung.)

arl Schubert saß am Fenster und las die Zeitung. Er sah müde und gedrückt aus, auf seinem Gesicht lag nichts von dem Froh­finn eines Glücklichen, der der geliebten Frau soeben ein tostbares Geschenk zu Füßen gelegt. Gine tiefe Falte schob sich zwischen seine Brauen, und in der Art, wie er eben mit der Hand über die Stirne fuhr, lag es, als ob er etwas fortwischen wollte, etwas, das ihn drückte wie eine schwere Last. Sparmannt ging auf ihn zu: Fehlt Ihnen etwas?"

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Er schreckte zusammen und fuhr auf: Was ah, Sie sind es, Sparmann? Wie Sie mich erschreckt haben! Wie fommen Sie darauf, daß mir etwas fehlen müßte?"

theils verschollen, theils gingen sie verloren, und erst in neuerer Zeit ist dieser bedeutende Entwurf in die Deffent­lichkeit getreten. Ob diese Maschine ursprünglich für die Aufwindung und das Wickeln der Seide beſtimmt war oder zum Spinnen von anderen Gespinnstfasern ist gleichgültig in Anbetracht der Konstruktion und Kombination der Spindel und Spule, worin bereits vollständig der Gedanke enthalten ist, den unsere Vorspinnmaschinenspindeln vertreten, nämlich die Mög­lichkeit, Spule und Spindel zur gleichen Zeit ungleich mäßig schnell zu drehen. Nach dieser Richtung hin steht die Erfindung Leonardo's unseren heutigen Spindelkonstruktionen vollkommen ebenbiirtig gegen­über; sie übertrifft die Einrichtung des Johann Jürgen in seinem Spinnrade und die Konstruktion späterer Erfinder; erst die Einrichtungen des Engländers Antis zum Hin- und Herschieben der Spule( 1792 und 1795) enthielten die Anordnung einer Spindel und Spule, welche eine Differenzbewegung ermöglichte wie bei der Erfindung Leonardo da Vinci's  .

Die Konstruktion des Spinnrades folgt im Al­gemeinen der Anordnung der kontinuirlich bewegten Spindel, sezt aber als neu den sogenannten Spinn­fliigel hinzu, der in seiner Form ungefähr einem fliigel hinzu, der in seiner Form ungefähr einem etwas länglichen Rechted entspricht, dem die vierte furze Seite fehlt, so daß die zwei Längsseiten mur durch die eine furze verbunden sind; durch die Mitte der furzen Seite geht die in der primitiven Form erwähnte Spindel als Achse, mit dieser ein Ganzes bildend; bei Antrieb der Spindel durch Schnur und Wirtel muß dieser Flügel der Spindelbewegung folgend um seine Achse schwingen. Die freie Spiße der Spindel ist ein Stück ausgebohrt, diese Bohrung setzt sich, von der graden Linie abgehend, schräg nach außen bis an die Oberfläche der Spindel fort, so außen bis an die Oberfläche der Spindel fort, so daß ein Faden, an der Spize eingeführt, durch die seitliche Fortseßung resp. Oeffnung wieder heraus­genommen und an einem Häkchen des Spinnflügels befestigt werden kann. Bei der nun folgenden Um­drehung der Spindel muß der durch die Spige ein­geführte Faden sich so oft um sich selbst drehen, wie der Flügel um seine Achse. Die an den Längsseiten des Spinnfliigels befestigten Häkchen haben indessen nicht den Zweck, den Faden daran zu befestigen, nicht den Zweck, den Faden daran zu befestigen, sondern sie sollen demselben nur als Leitung dienen, die eigentliche Befestigung des Fadens geschieht auf der Spindel oder auf einer, auf diese gesteckten Spule, da ohne diese ein Fortschreiten des Spinnprozesses, ein kontinuirliches Spinnen nicht zu erreichen wäre. Die erwähnte Spule sist lose auf der Achse, ist also pon der Bewegung des Fliigels unabhängig, wenigstens insoweit, als sie nicht genau die Bewegungen desselben mitmachen braucht, sondern die Umdrehungen beider mitmachen braucht, sondern die Umdrehungen beider Theile in gewissen Grenzen der Zahl nach beliebig differiren können.

Denkt man sich einen wenig angespannten Faden durch das hohle Ende der Spindel, über die Häkchen des Flügels nach dem Umkreise der Spule hinein gezogen und an letterer befestigt, so ergiebt sich leicht die Wirkung, welche derselbe erfahren muß in jedem der verschiedenen Fälle, welche hinsichtlich der Um­drehung von Spindel und Spule möglich sind. Bei der Annahme, daß die Spindel mit dem Flügel sich dreht, die Spule aber gänzlich an der Umdrehung

Frau Kläre.<

Novelle von Dorothee Goebeler. " Sie sehen blaß aus."

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Seh' ich's?" Er warf einen Blick in den Spiegel. Nut, bei der Hize!..." Er strich sich über die Stirn wieder jene abwehrende Be­wegung. Ein paar Minuten saßen sie schweigend, dann sagte Sparmann: Ich habe soeben den Teppich bewundert, er ist sehr kostbar.

" Oja sehr kostbar!" Es lag fast wie Ironie in des Mannes Stimme, und mit einem leichten Seufzer sagte er: Kläre wünschte ihn ja so sehr... Aber da haben wir ja Herrn Russell... Die Herren kennen sich schon?"

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Sparmann, der Fedor's Verneigung mit einem festen Händedruck erwidert hatte, neigte den Kopf:

verhindert wird, erleidet der Faden erstens eine Zusammendrehung des zwischen der Hand und der Spindelspize liegenden Theiles, weil jeder Umlauf der Spindel den gefaßten Theil einmal um sich selbst dreht; des Weiteren vollzieht sich eine Aufwickelung auf die Spule, weil der Flügel mit dem auf ihr liegenden Faden im Kreise um die Spule herumgeht. Für den Fall nun, daß die Spule stillstände, wäre ein brauchbares Gespinnst nicht zu erreichen, weil dabei die Drehung des letzteren nothwendig äußerst gering ausfallen würde. Angenommen, die Spule habe einen Umfang von 80 Millimeter, so wird jeder Umlauf der Spindel 80 Millimeter Faden herein ziehen und aufwickeln. Dieses Fadenstick wird aber nicht mehr als eine einzige Drehung erhalten haben, wenn man es später von der Spule abwickelt; und in dem Maße, wie durch fortgesetzte Aufwickelung die Spule an Dicke zunimmt, miißte die Drehung noch geringer werden.

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Auch das umgekehrte Verhältniß fann eintreten: die Spindel steht still und die Spule dreht sich. In diesem Falle kann nur Aufwickelung, dagegen fein Zusammendrehen des freien Endes erfolgen. Anzahl der Gesammtdrehungen, die hierbei in den Faden hineingebracht worden sind, sind gleich der Umdrehungszahl der Spule, jedoch nur für den Fall, daß man den Faden wieder in der Längsrichtung der Achse von der Spule abzieht. Dreht man hingegen, um den Faden zu gewinnen, die Spule wieder riid wärts, so werden wieder sämmtliche Drehungen aus dem Faden herausgebracht; die Hauptaufgabe des Spinnens bliebe mithin unerfüllt, und somit ist das ebenfalls keine brauchbare Anordnung.

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Es mag hier auf einen Umstand hingewiesen Träun werden, der auf die Zahl der Windungen des Fadeus nicht ohne Einfluß ist, nämlich die Art und Weise, wie der Faden von der Spule abgezogen wird. Be trachten wir den Spinnprozeß mit der Handspindel, so fommen wir wohl zunächst auf die Abwickelung über die eine Spize hinweg, also in Richtung der Längsachse. Bei der Handspindel ist diese Abwick lung die bequemste, da man die Spindel mit der linken Hand etwas geneigt festhalten und mit der fühlsa rechten sehr schnell viele Meter Faden abziehen fan. ich sch Die beim Spinnrad auf die Spindel gesteckte Spuleichent hat meist, wie die gewöhnliche Garnrolle, zwei er habene Ränder, über welche hinweg ein Abziehen des Fadens in Richtung der Längsachse beschwerlich ist; eine solche Spule steckt man meist auf einen Draht und läßt beim Abziehen des Fadens die Rolle sich drehen.

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Dieser Vorgang resp. der Unterschied beider Ab Erpor wickelungsweisen läßt sich noch deutlicher beobachten, nicht wenn man an Stelle des Fadens einen Papierstreifen sonst. oder ein Band aufwickelt. Beim Abziehen des Bandes Was über die Spige der Spindel hinweg, also in Rich müthig tung der Längsachse, wird dasselbe ganz deutlich Drehungen um sich selbst zeigen, während es bei seitlichem Abzuge, also in senkrechter Nichtung der Längsachse, glatt bleibt. Die Drehungen des Bandes bei der ersten Abzugsweise lassen sich auch zahlen mäßig sehr leicht feststellen, sie sind nämlich gleich der Anzahl der Umgänge um die Spindel.

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( Schluß folgt.)

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Richtig, meine Frau sprach ja davon. Ja, es that mir sehr leid, daß wir uns verpaßten, Herr Nussell. Wollte eigentlich inzwischen immer mal mit heraufkommen, fand aber nie recht Zeit. Na, Sie haben sich inzwischen in Berlin   eingebürgert, was?"

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Ja, danke," Fedor nahm an seiner Seite Plab. Tisch ich fühle mich beinahe schon völlig heimisch." zieht, gefahr

" Ja, Sie haben es auch gut getroffen. Eng lische Arbeitszeit, das hat man hier nicht überall. Da können Sie sich eine ganze Menge ansehen. Ar beiten Sie übrigens direkt unter dem alten Behrens?" Auf dem Hauptkomptoir, jawohl."

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