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der auf

,, Strenger, alter Herr, nicht?

Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

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Schadet aber nichts. Ist ganz gut, ung wenn man Euch jungen Leuten auf die Finger sieht. lbst haben auch manchmal dumme Gedanken im Stopf, was? Bischen nimen und so weiter...?" Er prach mit gezwungener Luftigkeit.

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O!"... Fedor brach ab, er bekam kein Wort äre hervor, ein glühendes Roth stieg in seine Wangen. veil Schubert lachte:" Sehen Sie... Sehen Sie, zerst ich hatte Recht. Na, lassen Sie's gut sein, junger

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Mann, das sind Kinderkrankheiten, die geben sich, wenn man vernünftig wird. Aber ich höre meine eins Frau Frau... zu Tisch, meine Herren, zu Tisch!" ber Die Tafel war hübsch gedeckt, sehr viel Krystall ben, und sehr viel Silber; die Speisen gut, der Wein und fast noch besser; dennoch wollte in der kleinen Ge­ung sellschaft keine rechte Stimmung aufkommen. Nur ung Frau Kläre sprach. Der neue Teppich nahm noch alle ihre Gedanken gefangen. Sie schwelgte in den ten: Farben und der Zeichnung des Musters, sie war förmlich begeistert, aber ihre Begeisterung fand bei fein den drei Herren keinen Widerhall. Sparmann ant Die wortete einfiltig und zerstreut, ebenso ihr Gatte. den Auf seinem Gesicht lag wieder die kleine Falte, die der bem Doftor schon vorhin aufgefallen war; sein Mund Fall,

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sprach, aber seine Augen gingen in's Leere. Als bereite das Gespräch ihm eine seelische Qual, wandte er sich beinahe brist an Fedor Russell: Wir hatten id eine gute Staffee- Ernte dieses Jahr."

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Der junge Mann hatte bis dahin schweigend gesessen. Er war verstimmt; die jubelnde Glück­seligkeit, mit der er diesen Sonntagnachmittag herbei­gefehnt, war völlig verflogen. In den phantastischen esen Träumen, die während der lezten Tage sein Hirn Deus bewegt, hatte er den Mann, der da an seiner Seite eie, faß, als eine Art philiströsen Schivachkopf verachtet; Belegt, wo Jener seine heiligsten Ideale spottend als bel, Dummejungen- Träume verlacht hatte, begann er bei­ung nahe ihn zu hassen, und es mischte sich wie Eifer­der sucht in diesen Haß. Da lag der Teppich, dieses ices Brachtstick- sein Geschenk! Und sie, die er heim­

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lich als unverstandene Sklavin des nüchternen, ge= der fühlsarmen Gatten bedauert, als deren Erlöser er a. ich schon geträumt, fie jubelte auf über dies Ge­schent und hatte nicht Auge und Ohr für ihn. Nein, nicht Auge und Ohr, gerade nur, daß sie ihm mit einigen Höflichkeitsphrasen die Speisen bot, oder rlich wenn es sich nicht umgehen ließ, das Wort im All­gemeinen an ihn richtete. Ein heißes Weh wallte tolle in ihm auf, ein wirgendes Gefühl, fast wie Thränen. Und dabei sollte er über das Geschäft reden, über Export und Import, über tausend Sachen, die ihn Sten, nicht interessirten, gerade heute noch weniger als eifen sonst. Er sah zu ihr hinüber, ein fragender Blick. ndes Was meinst Du dazu? allein sie löffelte gleich­Rich­müthig ihren Erdbeercrême und sah auf die Pro­menade hinaus, wo das Sonntagstreiben eben zu erivachen begann. Erst nach geraumer Zeit, als auch ihr die Unterhaltung langweilig zu werden schien, legte sie das Goldlöffelchen bei Seite und len fagte: Es ist still heut draußen." Sparmann, der leich bisher mit Interesse der Unterhaltung der beiden Anderen gefolgt war, drehte sich zu ihr hinüber: " Ja, sehr still. Man merkt schon die Reisezeit." Sie niďte nachdenklich: Ja, Alles fliegt aus nur wir nicht."

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Wäre auch fabelhafter Unsinn, so idyllisch wie wir wohnen!"

Idyllisch!" sie lachte auf. Idyllisch ist gut, Männe, Steglig idyllisch! Nun wissen wir es doch Bifsite wenigstens, Sparmann."

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idyllischer jedenfalls als... na, Hm. zum Beispiel die Naunynstraße." Renn' ich nicht." " Verlierst auch nicht viel daran."

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Glaub' ich, Männe, wenn selbst Du es findest. Aber im Ernst" sie legte die Arme auf den Blas. Tisch Sie glauben garnicht, wie es mich fort­zieht, diesmal. Bei jedem Reiseforb, der vorüber­Engs gefahren wird, giebt es mir einen Stich. Wenn man mit fönnte, in den Wald, an das Wasser!"

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Können wir ja jeden Tag: geh' in den Grune­ wald und lege Dich an den Hundekehlensee bann hast Du Wald und Wasser aus erster Hanb."

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Die Dir natürlich Berge und Meer ersetzen..."

, Und auch recht gut ersetzen können, wenn man auf Berge und Meer verzichten muß. Natur bleibt Natur und immer schön... Hab' ich Recht, Doktor?" Was die Grunewaldseen betrifft, entschieden: es sind Perlen im märkischen Sande."

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Gott , Sparmann, Sie, Sie finden ja sogar auch Dahlem schön."

,, Muß ich ihm beistimmen, meine theuerste Kläre, muß ich ihm beistimmen." Schubert lachte, er war plößlich in Stimmung gekommen. Die alten Bäume, die Strohdachhäuser und dann die wogenden Felder ringsum..

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Du bist ja förmlich begeistert."

,, Bin ich auch, und um die Begeisterung in Thaten umzusetzen, mach' ich einen Vorschlag: gehen wir gegen Abend Alle hinüber, zeigen wir Herrn Russell ein Stick märkischer Landschaft. Nachher sezen wir uns bei Start in den Garten und trinken ein paar große Weißen."

,, Ach, na ja, da läuft's hinaus!... Wußt' ich doch, daß die Sehnsucht nach Dahlem irgend einen Hintergrund haben mußte! Start's große Weißen, Dein Ideal!"

Sind sie auch, verehrte Frau Gemahlin, Weiße mit Himbeer- delikat! Sparmann verachtet sie also aber auch nicht. Sparmann, Sie niden also einverstanden, wir gehen."

, Einverstanden, wenn die gnädige Frau will." Sie schob die Unterlippe vor: Nach Rügen ginge ich lieber."

" Heute noch?"

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,, D, es könnte auch morgen sein." Sie drehte den Löffel zwischen den Fingern." Nein, Kinder, Ihr könnt es Guch wirklich nicht denken, ich ver­gehe fast vor Sehnsucht nach der See."

,, Nun, dann reisen Sie doch aber hin." ,, Sie haben flug reden, Sparmann. Läßt mich sie stieß ihren denn der Tyrann hier fort?" sie stieß ihren Mann in die Seite muß ja seine Alte immer am Rockzipfel haben... Ich gäbe was drum, könnt' ich jezt in Ahlbeck sein."

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, Na, denn doch schon lieber Heringsdorf , Ahl­ beck ist ein altes Sonnenloch, aber Heringsdorf ..." Ist auch' ne theure Gegend."

" Das spielt doch bei Ihnen keine Rolle, Herr Schubert."

,, Nee, bewahre! Bezahlen wir mit einer Hand!" Schubert blies den Rauch der Zigarette in die Luft; seine Augen folgten einer Schwalbe, die draußen ihre Kreise um das Fenster zog.

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,, Und ich komme doch noch hin," sie warf einen herausfordernden Blick auf ihren Mann ,, wenn ich nur mal will wetten, Männe?" Sie hielt die offene Hand hin; bevor er indessen antworten konnte, erschien das Dienstmädchen und meldete, es sei noch Besuch gekommen.

Beim Kaffee war große Gesellschaft. Geschäfts­freunde von Schubert hatten sich mit ihren Frauen eingefunden, außerdem noch ein paar alte Tanten. Es ging sehr lustig her. Frau Kläre strahlte, der neue Teppich war wieder das Hauptthema, erst all­mälig ging man zu Geschäfts- und Familienangelegen heiten über. An den Spaziergang nach Dahlem dachte Niemand mehr.

Fedor saß unter all' den lachenden, schwazenden Menschen, ohne mit mehr als den nöthigsten Worten an der Unterhaltung Theil zu nehmen. Er war tief unglücklich. Noch nie war er sich so verlassen und heimathlos vorgekommen wie heute. Er vermied es, selbst mit Sparmann in Berührung zu kommen; er fühlte instinktiv die forschenden Blicke, mit denen Jener sein Innerstes zu durchdringen suchte. Wie ein Alp fiel es ihm von der Brust, als die Gesell­schaft endlich zum Aufbruch rüstete und er die Ge­wißheit hatte, hinauszukommen, allein zu sein mit seinem Schmerz. Plößlich fühlte er einen warmen Händedruck und hörte das leise geflüsterte Wort: .. Donnerstag Abend dreimal flingeln!".

Seine Augen leuchteten, als er die Treppe hin­unterging, bie ganze Welt war wieder rosig und licht. Er nahm es nicht einmal übel, als der Doktor ihm beim Abschied zweideutig zuraunte: Träumen Ste nicht zu viel bon 3hrem Gentus."

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Steglig, 24. Jult.

Lieber Herr Fedor!

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In aller Gile, damit Sie morgen Abend nicht vergebens kommen, ich fahre Vormittag zehn Uhr auf vier Wochen an die See. Beste Grüße in­zwischen. Sonntags sind Sie selbstredend draußen zu Tisch; trösten Sie meinen Männe. Auf Wieder­sehen Ihre ergebenste Kläre Schubert.

P. S. Lachen Sie, ich habe meine Wette ge­wonnen!

Er lachte aber garnicht. Er starrte auf das goldgeränderte rosa Kärtchen und las die krausen Buchstaben wieder und wieder. Es flimmerte ihm vor den Augen, er begriff nur Eins: sie war fort, für lange Wochen fort, gegangen ohne ein Abschieds­wort, ohne auch nur ihre Adresse anzugeben, gerade als gäbe es nicht ein Band, das sie vor allen An­deren miteinander verknüpfte.

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Und gab es denn eins? War es am Ende nicht doch nur Einbildung, wenn er in ihr die unterdrückte Seele gesehen, die wie die seine nach einer anderen gleich gestimmten suchte, die nach dem Erlöser rief und in ihm den Erlöser sah. Sie verstehen mich so gut ja, wenn Alle so wären wie Sie!..." Er meinte die Worte wieder zu hören, die sich wie süßes Gift in seiner Seele festgesogen war das Alles nur Phrase gewesen? Er grübelte und sann und sann und grübelte, aber Klarheit wollte ihm nicht kommen.

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Ansichtspostkarten.

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Gruß aus Binz , 25. Juli.

Lieber Herr Fedor. Warum lassen Sie denn garnichts von sich hören? Besorgen Sie mir doch d'Annunzio's L'Innocente", dürfen ihn auch vorher lesen. Aber nichts Männe sagen! Er mag das nicht! Was macht die Kunst? Studiren Sie fleißig? Sehr nette Gesellschaft hier. Gruß! Ihre Kläre Schubert.

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Gruß aus Stubbenkammer, 3. Auguft.

Bin heute mit dem Dampfer herüber gefahren. Wundervoll! Wäre etwas für Sie mit Ihrem Poeten­herzen! Vermisse Sie sehr!!! Wie könnten wir schwärmen!! Wo bleibt ,, L'Innocente"??? Herzlichen Gruß! Kläre Schubert.

Binz, Strandhotel, 10. Auguft, Zimmer 12. Ich hab' Ihnen keine Adresse genannt? Solche Wuschigkeit! Zürnen? Weshalb denn? Hab' mich aber gefreut, daß Sie Männe so gut ausgehorcht haben am Sonntag. Gemerkt hat er doch nichts??? Was haben Sie den ganzen Sonntag angefangen da draußen? Gespielt, was? Sparmann immer voran. Kann ich mir denken! Beste Grüße! Sl. Sch.

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Binz, Strandhotel, 10. August, Abends. Hab' ja vorhin die Hauptsache vergessen! Natiir lich ist Carlos eine Nolle für Sie, sind sogar der geborene Vertreter dieser idealen Figur!!! Sobald ich zu Haus bin, üben wir zusammen. L'Immo­cente" hat Ihnen auch gefallen? Ja, nicht wahr, herrlich! Solche Liebe herrlich! Solche Liebe wenn man die fände!!! Tausend Grüße! Kläre Sch.

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Vom Saßnizer Strand, 20. Auguft.

Ist es nicht schön hier? Unter der großen Buche auf dem Felsen siz' ich und schreibe an Sie. Eten Ihren lieben Brief erhalten. Tausend, tausend Dank! Ja, ich will Ihre Muse sein. Männe wundert War sich, daß Sie nicht wieder in St. waren. Ihnen wohl zu interessant da? Verstehen Sie mich jezt??? Innigen Gruß! Kläre.

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Stubbenkammer, a. d. Königstuhl, 25. August. Grauer Himmel, graues Meer, grau auch mein Herz!!! Heut' einen Brief von meinem Mann, soll Sonnabend heim kommen. Selbst in diese Schön­heit wird mir des Alltags Sorge getragen!!! Ach mein Freund, schreiben Sie mir ein Trostwort, das mich wieder zu mir selber bringt.

Tiefbetrübt Ihre Kläre.