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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

seinen Bruder nach England; hier aber war dieser durch bittere Noth sehr bald gezwungen, die Näh­maschine an W. Thomas fiir 5000 Mart mit dem vollen Fabrikationsrechte zu verkaufen. Allerdings war verabredet worden, daß Thomas für jede von ihm fabrizirte Nähmaschine eine Abgabe von 60 Mark an Elias Hove in Boston zahlen sollte, aber der Erfinder hat nie einen Pfennig von dem Engländer erhalten; dagegen verstand es Thomas, die Näh­maschine als seine Erfindung auszugeben und auf Grund seines englischen Patents aus dem Jahre 1846 von jeder in dem Inselreiche gebauten Maschine dieser Art eine Gebiihr von 40 Mark zu erheben.

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Um die Nähmaschine auch für die Herstellung der Korsetts gebrauchen zu können, ließ sich Thomas im Frühjahr 1847 E. Hove selbst kommen. Nachdem der Erfinder die Aufgabe gut gelöst hatte, wurde er entlassen. Als er im April 1849 wieder nach Amerita zuriickfehrte, erfuhr er, daß seine Erfindung mit einigen Veränderungen mittlerweile doch Eingang gefunden hatte. Nach langen Bemühungen gelang es Hove , seine in London versetzte Nähmaschine zurück zukaufen. Seine nunmehr an die Nähmaschinen­Fabrikanten gerichtete Aufforderung, die Herstellung aufzugeben oder ihm Abgaben zu entrichten, blieb unbeachtet. Hove strengte daher einen Prozeß an, den er auch glücklich gewann, obwohl sein Haupt­gegner, J. M. Singer , nicht nur nachwies, das Hunt bereits eine im Prinzip ähnliche Maschine vor Hove tonstruirt hatte, sondern auch diesen Erfinder auf­zusuchen verstand und dessen Maschine, die seit dem Jahre 1834 auf dem Boden gelegen hatte, als Beweis vorfiihrte.

Die endlich im Jahre 1854 getroffene Ent­scheidung des Gerichtes ist nicht nur darum von Be deutung, weil das Patent Hove's als zu Recht be­stehend anerkannt und Singer's Maschine als Patent­verlegung bezeichnet, sondern auch ausdrücklich hervor­gehoben wurde... daß nicht der geringste Zweifel darüber obwalte, daß der Segen, den die Einführung der Nähmaschine der Menschheit bringe, Herrn Elias Hove zu danken sei." Bis zum Früh jahr 1867 bezog der Erfinder denn auch eine be­stimmte Abgabe von jeder hergestellten Nähmaschine, dann aber zeigte er eine seltene Uneigenniißigkeit, indem er auf die Verlängerung seines Patentes ver­zichtete, indem er erklärte, schon mehr Vermögen zu haben, als er brauche. Bereits am 3. Oktober des­selben Jahres starb Hove.

Die Einführung der Nähmaschine in großem Maßstabe bewirkt zu haben, ist das Hauptverdienst Singer's, der auch seine Maschine mit dem Schubrad und dem federnden Drückerfuß als Transportvorrich­tung versah. Nach Ausgang des für den Erfinder gut verlaufenen Patentstreites verstand es Singer , noch im Oktober des Jahres 1856 die Vereinigung der vier größten Nähmaschinenfirmen,( Hove , Wheeler & Wilson, Grover& Baker, Singer ) durchzuführen. Die von der Singer Manufacturing Company " betriebene Fabrikation von Nähmaschinen nahm bald einen solchen Aufschwung, daß im Jahre 1874 die jährliche Produktion fast eine Viertelmillion Ma­schinen ausmacht.

Wilson, der sich später mit dem Kaufmann Wheeler verband, verbesserte die Nähmaschine in der Weise, daß sie sowohl beim Vor- als Rückgange des Schiffchens je einen Stich machte; später ersetzte er dann das Schiffchen durch einen Drehhaken. Der Schneider Grover, welcher mit Baker zusammen eine Fabrit errichtete, veränderte Hove's Erfindung dadurch, daß er das Schiffchen durch eine Einrichtung ersetzte, welche beim Nähen den Knoten oder Doppelkettenstich er­zeugt. Endlich ist A. Gibbs als Erfinder der Ketten­stich oder Einfaden- Nähmaschinen zu erwähnen.

Nachdem so die Nähmaschine in ihren Haupt­fonstruktions Formen überall eingeführt war, ist natürlich der menschliche Erfindungsgeist nicht müßig gewesen, sondern hat rastlos auf neue Verbesserungen gesonnen; so ist es denn erklärlich, daß im Laufe der Jahre diese Maschinenart in allen Theilen auf jede Art und Weise vervollkommnet wurde, wovon die noch jetzt jährlich ziemlich große Anzahl der Patent- Anmeldungen und Ertheilungen Zengniß ablegt.

Außer den verschiedenartigen Nähmaschinen für Stoffe werden heutzutage noch für alle nur denkbaren Stoffe werden heutzutage noch fiir alle nur denkbaren gewerblichen Zwecke mannigfache Spezialmaschinen geliefert.

Hand in Hand mit dem Ausbau aller Arten der Nähmaschine ist eine Vervollkommnung der Zubehör­Nähmaschine ist eine Vervollkommnung der Zubehör theile und der Hülfsapparate gegangen, wodurch die Vornahme sehr komplizirter Arbeiten mit Leichtigkeit ermöglicht wird.

Um in größeren Betrieben dem Menschen das Treten der Maschine, also die Hauptarbeit abzunehmen, sind natürlich auch von der Technik entsprechende mechanische Antriebs- Einrichtungen fonstruirt worden, die sich allerdings bisher wenig eingeführt haben. Abgesehen von den wenig rationell arbeitenden Feder­motoren sind in dieser Hinsicht die Wassersäulen maschinchen und der elektrische Antrieb besonders erwähnenswerth.

In Deutschland hat die Nähmaschinen- Fabrikation immer mehr und mehr an Ausdehnung und Bedeutung zugenommen; der Werth der deutschen Produktion wird auf jährlich 35 Millionen Mart geschätzt. Eine eigenartige Thatsache ist hierbei noch erwähnenswerth: während nämlich Amerika uns in der eigentlichen Näh­maschinen- Erzeugung bedeutend überlegen ist, liefern wir nach dort dennoch die größte Anzahl der für diese Maschinen gebrauchten Nähnadeln.

Wenngleich die Erfindung Hove's bereits äußerst große Verbreitung gefunden hat, so ist doch der Bedarf ein derartiger, daß in Amerika , England, Deutschland und Desterreich zusammen jährlich 3 Millionen Näh­maschinen fabrizirt werden können.

Aleber die Färberei.

( Schluß.)

A

Von Heinrich Vogel.

us dem frither Gesagten ergiebt sich, daß die Lichtechtheit eines Farbstoffes nicht allein von ihm selbst abhängt, sondern auch von der Art seiner Verbindung mit der gefärbten Faser. Methylen­blau färbt Baumwolle direkt und lichtecht; auf Seide blau färbt Baumwolle direkt und lichtecht; auf Seide und Wolle dagegen ist es im höchsten Grade unecht. Auf diesen läßt es sich nicht direkt färben, sondern nur in Form einer Tanninverbindung unter Mithilfe von Brechweinstein. Gerade in dieser Verbindung wird der Farbstoff allmälig vom Lichte zerstört. Die Kunst des Färbers besteht nun darin, die Farben und Farbenverbindungen zu wählen, die sich auf der Faser firiren lassen, ohne daß das Licht einen merklich Faser firiren lassen, ohne daß das Licht einen merklich zerseßenden Einfluß auf sie selbst oder auf die ge­färbte Faser ausübt. Solche Farben giebt es so wohl unter den natürlichen wie unter den künstlichen.

Eine besondere Art Farbstoffe sind diejenigen, die die empfangenen Lichtstrahlen theilweise in so­genannte Ultraviolette, dem Auge gewöhnlich nicht sichtbare Schwingungen ändern. Sie zeigen im reflektirten Lichte eine andere Farbe, als im auf­fallenden. Solche Stoffe, die es unter den finst­lichen wie unter den natürlichen Farben giebt, nennt man fluoreszirende oder Schillerstoffe; sie sind wenig lichtbeständig, wie z. B. Eosin.

Damit ein Webstoff eine Farbe rein in sich aufnehme, bedarf er oft einer gewissen Vorbereitung. Im rohen Zustande sind mit den Fasern oft Stoffe verbunden, die ihre Beneßung mit der Farbflüssigkeit hindern. Wolle ist in rohem Zustande mit einem Fettstoffe, dem Wollfett, überzogen, Seide mit einem wachsartigen Stoff, Baumwolle mit einem Harze; auch enthält diese Faser einen braunen Farbstoff, ähnlich die Leinfaser. Hierzu kommt bei gewebten Stoffen oft noch Weberschlichte und bei allen noch Schmuz. Sollen schon gebrauchte Stoffe neu gefärbt werden, so sind die noch vorhandenen Farben oft den neu gewünschten hinderlich. Alle diese Stoffe missen daher erst von der Faser entfernt werden. Dies geschieht in der Wäsche und Bleiche, indem man sie erst in schwach alkalischen Laugen kocht. Seide wäscht man nur in einem Seifenbade; dies nennt man degummiren. Bei Baumwolle sezt nennt man degummiren. Bei Baumwolle sezt man zu der alkalischen Lauge vortheilhaft Harzseife.

Hierauf werden die Stoffe sorgfältig in reinem Wasser nachgespült und dann gebleicht. Dies geschah früher ausschließlich durch die sogenannte Rasenbleiche, wobei die auf dem Rasen ausgebreiteten Stoffe öfter mit Wasser besprengt werden. Dies dauert bei Baumwolle 2-3, bei Leinen etwa 6 Monate. Heute werden Leinen und Baunuvolle meist mit Chlorkalklösung, Wolle, Seide und Stroh mit schwef­liger Säure gebleicht. Auch diese sogenannte Schnell­bleiche dauert bei Flachs länger als bei Baumwolle. Man bleicht ersteren daher oft nicht vollständig und unterscheidet bei ihm eine Ganz-, Dreiviertel- und Halbbleiche. Zuweilen benugt man zum Bleichen übermangansaure oder doppeltchromsaure Salze. Federn und Haare bleicht man jegt meist mit Wasserstoffsuperoryd. Auch die Elektrizität benut man schon zum Bleichen, indem man als Bleich­fliissigkeit eine Lösung von Chlormagnesium anwendet und diese durch den elektrischen Strom zersetzt, wobei das frei werdende Chlor bleichend wirkt.

In der Zeugfärberei unterscheidet man Garns, Stoff- und Lappenfärberei. Lettere besteht im Auf­färben gebrauchter Kleidungsstiicke. Erstere sind meist Groß-, letztere meist Kleinbetriebe. Erstere nutzen die Errungenschaften der Wissenschaft und Technik in weitestem Maße aus, lettere arbeiten oft noch in recht altmodischer, unpraktischer Weise. Was die Farbstoffe betrifft, so sind, wie schon gesagt, die aus dem Thier- und Pflanzenreiche in den lezten dreißig Jahren mehr oder weniger vollständig durch Theer farben verdrängt worden. Für mindestens drei Viertel aller Färbereiarbeiten werden jezt Theerfarben ver wendet, von denen jedes Jahr neue, schönere und haltbarere erfunden werden. Die Theerfarbenfabriken haben die praktische Einrichtung getroffen, daß sie mit den Farben gleichzeitig an die Färbereien spezielle Gebrauchsanweisungen für dieselben geben. Die An­wendung derselben ist nicht schwieriger, vielfach leichter und fiirzer, als die der früher gebräuchlichen Farben. Auch bei ihnen sind vielfach Beizen wie Tannin, Zinnsalz oder Brechweinstein nöthig, oder Nachspiilen in saurem oder schwach alkalischem Wasser, das so­genannte Aviviren.

Neben Theerfarben werden am meisten noch Blan holz und Indigo verwendet. Die Farbstofflösungen nennt man Flotten, die von Indigo Küpen. Für Wolle werden sie kochend heiß, fiir Baumwolle meist nur warm gebraucht, und die vorher gereinigten und eventuell gebleichten Stoffe in denselben so lange be wegt, bis der gewünschte Farbenton erzielt ist, wobei beachtet werden muß, daß ein Stoff in nassem Zustande stets mehr gefärbt erscheint, als in trockenen, weil in letzterem Falle die dazwischengelagerte Luft den Farbenton abschwächt. Oft müssen auch Stoffe abwechselnd zwei- bis dreimal in das Farb- und in das Beizbad gebracht werden, ehe sie genügend gefärbt sind, worauf sie in reinem Wasser gespilt werden.

Wenn schon in den großen Zeugfärbereien ein sehr vervollkommnetes maschinelles Verfahren ein geführt worden ist, so hat dies. doch noch weit mehr in den Kattundruckereien Plas gegriffen. Zuerst frat an die Stelle des in Indien üblichen Hand­druckes der Maschinenplattendruck, dann an Stelle des Plattendruckes der Walzendruck, ferner an Stelle des einfarbigen, der mehr- und vielfarbige, wie ihn z. B. die bis 20 Farben gleichzeitig druckende Walzen­druckmaschine einer Firma in Manchester liefert.

Durch das Degummiren und Schälen der Roh seide verliert dieselbe 23 bis 24 Prozent an Gewicht ( Flachs bis 33 Prozent), ein Verlust, der zum Theil später durch den aufgenommenen Farbstoff wieder ausgeglichen wird. Aber man beschwert die ges färbte, namentlich schwarze Seide noch absichtlich durch beschwerende Zusäße zu den Farben und Beizen. Man hat diese Beschwerung so weit getrieben, daß man aus einem Pfund Nohseide 41/2 Pfund schwarz gefärbte Seide gemacht hat. Durch eine solche be­trügerische Beschwerung wird auch die Haltbarkeit des Stoffes beeinträchtigt.

Zum Färben von Stroh, Holz, Federn, Horn, Knochen, Elfenbein und ähnlichen Stoffen kann man im Allgemeinen dieselben Farben und Beizen ver wenden, wie zu den animalischen und vegetabilischen Webstoffen. Zum Färben von Bernstein kann man

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