Die

hatte, ift es tein Wunder, daß Künstler, Maler und Graphiter oft ihre Motive aus dem Leben der Handwerker nahmen. Bor.  züglich in den Kupferstichen und Holzschnit­ten, welche in jener Belt eine ganz andere Rolle spielten als heute, waren fie es doch, welche, massenhaft im Bolte verbreitet, auf tlärend, belehrend und unterhaltend wirkten.

Aus den zahlreichen überlieferten Sti­chen und Holzschnitten aus dem Mittelalter fönnen wir uns ein Bild von der dama­ligen Handhabung der Gewerbe machen. Da gibt es zum Beispiel von Hans Burgf­mair, dem berühmten Holzschneider, aus feiner Sammlung Weißfunig" eine Dar­ftellung der Waffenschmiedewerkstatt. Mei­fter und Gesellen sind eifrig an der Arbeit, hämmern und punzen. Vor ihnen liegt allerlei Wertzeug. an den Wänden hängen fertige Rüftungen; Amboß  , Feuerherd und Blafebalg find deutlich zu erkennen. Daß zu den Handwerfen damals auch solche Be rufe rechneten, die wir in unserer Zeit nicht dazu zählen, zum Beispiel die Chirurgie und die Zahntechnit, ist verbürgt. Zwei Kupferstiche des Lukas von Leyden   aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts zeigen uns den Chirurgen und den Zahnarzt bei der Arbeit. Daß das Zahnziehen auch schon damals eine recht schmerzhafte Angelegen­heit war, beweist das Gesicht des Leidenben, mehr noch das der mitfühlenden Frau, die übrigens mit der einen Hand schon in den Geldbeutel greift, um den Zahnarzt zu be­zahlen. Aeußerst schmerzhaft scheint auch die Behandlung bei dem Arzt au fein, mel­

Neue Welt. Jufiriertes Unterhaltungsblatt.

vorzüglich beobachtet. Er erinnert uns, in feiner verbindlichen Art, durchaus an seine heutigen Handwerksgenossen. Der Drogen­händler mutet weniger modern an, in sei­nem geheimnisvollen Berließ, wo er die Tränte braut und merkwürdige, etwas wild anmutende Kunden empfängt. Offen, in freler Luft, arbeitet dagegen der Färber.

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Körpern der anorganischen Chemie findet sich eine Reihe bekannter Mittel: Clemente, Elettrolyte( Säuren, Bafen und Salze) und Oxydationsmittel. Unter den organischen Berbindungen sind besonders viele Bea ziehungen zwifchen der chemischen Konfti­tution und der Desinfektionskraft entdeckt worden. Gewiffe hierbei gefundene Ge­fege erlauben zum Teil, aus dem chemischen Aufbau einer Substanz einen Schluß auf ihr Desinfektionsvermögen zu ziehen. Nicht minder bedeutungsvoll sind die Zusammen­hänge zwischen der Desinfektionsgeschwindig­feit und einigen physikalisch- chemischen Eigenschaften der Zellgifte, der Löslichkeit, der Absorptionsfähigkeit usw. Eine ganze Gruppe wichtiger Desinfektionsmittel ist in Waffer schlecht löslich: die Kresole. Um fie mit Wasser mischbar zu machen, werden fie mit Seifen verfekt. Die Kresolseifen ( Lysol, Kreolin usw.) bilden im Wasser feine echten Lösungen, sondern Emulsionen, in denen die Kresole aus den Seifentröpf chen in die Batterien bringen. Durch Salze wird die Desinfektionskraft der Krefolfeifen­In hellem Licht, bel offenem Fenster, schaf lösungen verstärkt. Eine Reihe anderer fen auch der Goldschmied mit seinen Ge Desinfektionsmittel wird von den Batterien fellen. Dieses Bildchen weckt in seiner fein nach den Abforptionsgefeßen aufgenommen. ausgeführten, fubtilen, ins Einzelne gehens Die Batterien sind nach Art, Unterart, Al den Art die Erinnerung an fein ziselierte ter ufw. gegen Desinfektionsmittel sehr un­Gold- und Siberarbeiten. Einfacher, grö gleich empfindlich. Ihre im Berhältnis zur ber und derber ist( folgerichtig) die Werk- Maffe des Körpers ungemein große Körper­statt des Drahtziehers dargestellt. Der Dar- oberfläche begünstigt natürlich die Anreiche ftellung des Glodengießerhandwerts liegt rung von Gift in einer gewiffen Menge an eine gewiffe Großzügigkeit zugrunde. Beim diefer Oberfläche, und Zusammenflumpung Kannengießer fehen wir einen älteren Handschüßt deshalb. Das Medium ist das Sus

Schuhmacher bei der Arbeit

( Glasmalerel bes 13. Jahrhunderts.)

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Der Goldschmied. Der Drahtzieher. her dem Kranten anscheinend ein Geschwür hinter dem Ohr entfernt. Die abwehrend erhobene Hand und der leidende Gesichts­ausdruck des Patienten, der in einer für den Arzt bequemen, für ihn selbst weniger behaglichen Stellung am Boden fizzt, meden das Mitleid. Eine Reihe von Holzschnitten des Joft Amman führt uns durch die Werk­stätten verschiedenster Art. Da ist der Tuch Scherer, der die große Schere handhabt, der Schneider, der den Stoff verarbeitet. Wä­ren die mittelalterlichen Kostüme nicht, so fönnten wir uns bei diesem Bild sehr wohl in eine moderne Schneiderftube verseht füh­len. Der Meister schneidet mit der großen Schere zu, die Gefellen figen nähend auf dem Tisch, an den Wänden hängen auf, Bü­geln die fertigen Sachen, darunter ein ge­fätteltes( anfcheinend pliffiertes) Kleid, deffen Falten feft gespannt find. Weiter sehen wir den Barbier bei der Arbeit, haarschneidend und topfwaschend. Stellung und Ausdruc des im Vordergrund hantierenden Meifters ( mit dem Frifierkamm hinter dem Ohr) find

1902

Der Hutmacher.

Der Färber.

Der Drogenhändler.

Der Barbier. werfer mißtrauisch auf den jungen Lehr­ling blicken, der mit dem Hammer auf die Form schlägt. Aus dem 14. Jahrhundert stammen die einfachen Darstellungen von Raufleuten und Handwerkern mit ihrem Ge­rät, die wir wiedergeben. Auch die Glas malerei, den Schuhmacher darfiellend, ent­ftammt diefer Zeit. Ein Jahrhundert später entstand Wohlgemuths schöner Holzschnitt: Bimmermann bei der Arbeit".

Desinfektion.

er.

Die Wissenschaft von der Desinfektion ist, wie bekannt ist, ein Zweig der Biologie, der Lehre vom Leben; denn die Kenntnis der Lebensbedingungen der frankheitserregen­den Batterien ist eine Voraussehung der Desinfektion. Gleich allen Lebewesen, be­anspruchen die Batterlen gewiffe Mindest und Höchstgrenzen der Temperatur, der Be­lichtung, des Waffergehaltes des Nährbodens und der sonstigen chemischen qualitativen und quantitativen Zusammenfeßung des Jelben. Werden die diesbezüglichen Bedin gungen nicht erfüllt, so hört die Möglichkeit des Wachstums der Batterien auf und es tommt zu beren Schädigung oder Tod. Die Pragis der Desinfektion bedient fich deshalb Dielfach zur Tötung der Batterien der Licht­Strahlen, der Erodnung usw., als phyfifa­lischer, gewiffer Substanzen als chemischer Desinjektionsmittel. Die Desinfektions­fraft eines zur Tötung von Batterien an­gewendeten chemischen Mittels ist von Substanz zu Substanz verschieben, entspre chend ihrer chemischen Natur. Unter den

Der Kannengießer.

Der Glodengießer.

penflonsmittel für die Bakterien, das Sus. penfions- und Lösungsmittel und der Ber­teilungsweg für die Gifte, sowie der Träger britter Substanzen, die in der Praxis nie fehlen und die Desinfektion weitgehend be­einflussen. Das Medium spielt also bei den Abtötungsprozeffen eine wichtige Rolle. Die britten Substanzen tönnen die Desinfektion beeinflussen durch Wirkung auf die Batte rien, auf das Medium oder auf das Des­infektionsmittel. Ein besonderer Fall ist der, wobei die dritte Substanz felbst ein Des Infektionsmittel ist, wobei gegenseitige In differenz, gegenseitige Berftärtung und gegenseitige Abichwächung beobachtet wer ben. Ein besonderes schwieriges Problem ist die Abtötung von Batterien in lebenden Lleren, die als Chemotherapie" bezeichnet wird. Dabei gilt es, das Gift für die Bat­terien möglichst wirksam zu machen, ohne dabei die Körperzellen des Trägers der Batterien zu schädigen. Deshalb müssen gleichzeitig mit der Desinfektion Schuhmah­regeln für das Tier angewendet werden. F.

Der Tuchscherer.

Der Schneider.