Die Neue Welt. IllusiricrteS Unterhalhmgsblatt. 87 Studierstube. O finndurch rauschte Stille dieser Wändel Der Menschheit Geist steht aus und schaut ins'All; Gott will er suchen seinen Widerhall» Im Sternenlichte baden seine Hände. Des Niedern Seins verbrämte Nichtigkeiten Streift er wie leere Schuhe von sich los. Die reine Menschenhoheit, nackt und bloß, Will schön verklärt ins Uferlose schreiten. Gs ist so süß, von jenem Wahn zu trinken, Daß sich bie Welt um unsertwillen dreht Daß all ihr Zweck mit jenem Tag verweht, Da wir ins Grau der letzten Stunde sinken! Brtur Ziltier. Im Hauptarbeitsraum einer Flugzeugfabrik. schlotterte hinterher..Rotauge" hatte aber mit sich selbst zu tun. Als er den Fuß der Klippe erreicht hatte, ging er am Rand« -entlang und kletterte dann nach setner eige- nen Höhle hinauf, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen. .Großzahn" wechselte einen langen Blick mit Langohr". Sie verstanden stch. So- fort kletterten sie mit der größten Behut» samkeit und Geräuschlosigkeit an der Klippe hoch, von der Spitze sahen sie noch»in- mal nach dem Platz zurück. Das Dorf war verlasien..Rotauge" kam nicht mehr aus seiner Höhle, und die Horde war in den Tiefen des Urwaldes verschwunden. Die Jungen machten sich aus dem Staube. Ohne Rücksicht auf etwaige Schlangen im Grase rasten sie über offene Plötze und Abhänge, bis sie den Urwald erreichten. Auf Bäume ging es, und meilenweit fort von den Höhlen. Dann erst machten sie in einer großen, sicheren BaumgabelHalt.um- armten sich und lach- ten, dt» ihnen die Tränen über dt» Backen Uesen. Nachdem sich dl« beiden Freunde satt gelacht hatten, gingen sie aufUmwegennach der Blaubeerennie- derung, wo sie früh- stückten..Großzahn" hatte diesen Platz schon vor Jahren mit seiner Mutter besucht. Erhatte sie inzwischen nur selten getroffen. Wenn sie nach den Höhlen zum Besuch kam, war er oft ab- wesend. Einigemale hatte er denSchnat- terer" vorübergehend auf dem Dorfplatze gesehen. Bei sol- chen Gelegenheiten hatte der Junge seinen Stiefvater mit Grimassen bedacht und chn von der sicheren Höhle aus geärgert, von solchen kleinen Liebenswürdigkeiten abgesehen, ließ er seine frühere Familie streng außer acht. Er hatte kein Interesse mehr an dem alten Verhältnis und befand sich in seiner jetzigen Umgebung ganz wohl. Die beiden Abenteurer aßen sich bis zum Platzen voll an Blaubeeren, genosien zwei Nester voll halb ausgebrüteter Wachteleier als Nachtisch, und schlenderten dann vor- sichtig in den Wald zurück, um den Fluß zu erreichen. Im Vorbeigehen stattete.Groß- zahn" seinem Heimatsbaume einen kurzen Besuch ab. Seine Mutter wohnte immer noch dort. Die Familie war inzwischen ge- wachsen. Ein kleiner Junge hing fest an seiner Mutter, und von einem der unteren Aeste lugte ein halbwüchsiges Mädchen neu« gierig nach den beiden Besuchern. Sie war offenbar«Großzahns" Halbschwester. Seine Mutter erkannte ihn, warnte ihn aber, als er auf den Baum klettern wollte. Hängohr", der stets Borsichtige, zog sich so- fort zurück und ließ sich unter keinen Um- ständen von seinem Freunde überreden, wieder näher zu kommen. iForis-lmn,(oiei.) Phantasie und Lüge. Daß die Lüge bei der Erziehung der Kinder von vornherein bekämpft werden muß. wird jedermann zugeben. Ehe man iedoch an die Gegenwirkung, welche nicht immer.Strafe" sein muß, herangeht, muß man sich über die Ursache, den Entstehungs- firund der kindlichen Lüge klar fein, genau o, wie der Arzt, ehe er eine Krankheit be- kämpft, ihre Entstehungsgeschichte, ihre Ent- Wicklung wissen will. Der Grund, aus dem heraus die Kinder lügen, kann sehr verschie- dener Art sein. Das Kind lügt entweder. um sich aus der Not zu helfen, oder um an- deren beizustehen, oder aus starker Phon- tasietätigkeit heraus, oder aus trankhafter Anlage, oder aus nervöser Angst. Ter letz- tere Fall tritt dann ein, wenn ein Kind zum Beispiel barsch angefahren wird, wenn man ihm nicht Zeit läßt, sich zu besinnen. Hier ist der Erwachsene, der das Kind zur Lüge zwingt, schuldiger als das Kind selbst. Die Lüge, um sich aus der?iot zu Helsen , sollte man nicht alsNotlüge" leicht nehmen, hnn im Grunde entstehen ja die meisten Lügen, um eine Not zu beseitigen. Ber- werslich sind sie deshalb doch. Diese kleinen BerlegenheitsMgen bilden, wenn man sie durchgehen läßt, den Grund zu neue» Lüge». Bei der Bekämpfung der Lüge gilt wie bei allen pädagogischen Bestrebungen der Grund- satz. dem Kinde nie durch böses Beispiel zu schaden GeradeNotlügen" hören die Kinder leider oft bei den Erwachsenen, die unbedacht solche kleinen Unwahrheiten in Legenwart der Kinder aussprechen, ohne zu bedenken wie sehr sie den unerfahrenen Kleinen damit schaden. Kinder beobachten sehr scharf, und gerade solche Entgleisungen entgehen ihnen selten. Ist es nicht ohne weiteres zu verstehen, daß ein Kind, welches die an sich vielleicht harmlose Notlüge der Mutter mit an- gehört hat, dasselbe Recht für sich in An- sprach nimmt? Nun bat es aber nicht die Urteilskraft und d.is Berstöndnis,Harm- lose Notlügen" von anderen Lügen zu un- terscheiden und ist erstaunt und gekränkt, wenn man es für feine Lüge bestraft. Lügt ein Kind aus Not, also zum Beispiel, um sich einer Strafe zu entziehen, so wird man zunächst in Ruhe der Sache aus den Grund gehen. Es gibt Leute, die glau- den, daß man eine kindliche Lüge stets mit Schlägen be- fttafen muß, um sie «auszurotten". Man kann auf diese Weise das Kind dazu brin- gen. daß es aus der Angst heraus die Lüge läßt. Ungleich wert- voller aber ist es, ein Kind dahin zu führen, daß es aus sich selbst heraus die Lüge meiden lernt und das erreicht man aus an- dere Weise. Man «überführt" dasKind, d. h. man zeig« ihm, daß die Wahrheit doch an das Licht gekommenistundsagt ihm, daß es doch vsel einfacher und besser gewesen wäre, wenn es Vertrauen gehabt hätte und der Mutter oder dem Bater von selbst sein Vergehen ge» beichtet hätte. Man appelliert an das Ehrgefühl des Kindes und sagt ihm, daß die Lüge den Menschen nach und nach entstellen und sich im Gesicht, im Blick und schließlich im ganzen Wesen ausdrücken kann. Man regt das Kind an, sich selbst zu überwinden und bringt es dazu, daß es auf sein Gewissen achtet und es nicht mit einer Lüge auf dem Herzen aushält. Wiederholen sich die Lügen, so kann man wohl strafen, doch ist das Prügeln weniger angebracht als Strafen, die sich aus der Tat des Kinde» heraus ergeben Hat es zum Beispiel ge- nascht und die Schuld auf jemand anderen geschoben, so wird man ihm zum Beispiel einmal das Esten kürzen oder entziehen. Vor ollen Dingen aber beobachte man da« Kind und laste ihm keine Lüge durch. Eben- sowenig wie man die Lüge zu leicht nehmen soll, darf man sie tragisch nehmen. Dieses bezieht sich vor allem auf die Phantasie- lügen. Es gibt beim Kinde gewisie Jahre, In denen die Phantasie eine große Rolle spielt. Die Märchenwelt steht dann im Vordergrund und beherrscht das Gemüt des Kindes. So entstehen mitunter unwahre, d. h unwirk- liche Behauptungen, die dem Kind als Lüge selbst nicht bewußt sind. Das Kind spinnt sich ganz in seine Spiel- und Traumwelt ein und erzählt Dinge als erlebt, die es nur in