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Die Neue Welt. Illuftriertes Unterhaltungsblatt.

der Phantaste erlebt hat. Derartige Phantasielügen wird man nicht bestrafen. Man darf sie auch keinesfalls als Charakter­fehler ansehen. Gewiß darf man sie nicht überwuchern lassen, sondern wird das Kind auf den Boden der Wirklichkeit zurückführen, ohne ihm seine Phantasiewelt gänzlich zu zer­stören. Kinder, die in übertriebenem Maße zu solchen phantastischen Aussagen neigen, wird man zur Ablenkung praktisch beschäf tigen, man wird sie auch einmal zum Zeich nen anregen, um ihnen so ein anderes Aus­

Bagabundin. Der Name Salvator Rosa , von dem wir erst fürzlich eine Zeichnung reproduzierten, ist heute eigentlich nur noch den Kennern geläufig. Und doch hat diefer italienische Maler des 17. Jahr­hunderts einst einen beispiellosen Ruf ge­habt. Er war der Maler leidenschaft lich wilder, erregter Natur- und Menschen­Szenen, der Maler der Stürme, Kämpfe, Untergänge und Katastrophen, und zwar

malte er diese Dinge nicht in nüch terner Sachlichfeit, sondern in phantastischer Steigerung. Die Zeitgenossen bewunderten ihn höchftlichst, fie sahen in ihm einen kühnen Neuerer, einen Mann, der der Kunst durch sein Genie neue Bahnen gewiesen habe. Um das zu verstehen, müssen wir uns vor­stellen, wie damals die Dinge lagen: das 16. Jahrhundert hatte in den Schöpfungen des abgöttisch verehrten Raffael die Schön­heit des edlen Maßes, der ruhigen Ver. haltenheit, der vornehmen Zurückhaltung zum Siege geführt. Damals fonnte nichts aufkommen, was gegen den flassischen" Charakter der raffaelischen Kunst gewesen märe, und wenn auch in den Schöpfungen Michelangelos , Correggios und einiger an derer nach Raffaels Tode mehr und mehr eine Steigerung der Leidenschaften zum Ausdruck fam, so blieb sie doch immer so­zusagen im Hellen. Da fam dann freilich die Kunst jenes Kreises italienischer Maler, bem Salvator Rosa zugehört, als etwas völlig Neues. Denn sie brachte auch die

druckmittel zu geben. Man wird sich ferner bemühen, solche Kinder zur Beschreibung von einfachen Naturgegenständen zu ver anlassen, damit sie auf diese Weise lernen, das Tatsächliche und Wirkliche ins Auge zu fassen und treu wiederzugeben, so daß sich thr Wahrheitsempfinden dabei stärkt und entwickelt Für größere Kinder sind der­artige schriftliche Uebungen zu empfehlen, fleinere fönnen mündlich solche einfachen Be­schreibungen geben.

Auf alle Fälle ist es also zur Bekämpfung

Aus allen Ecken

3.

2.

1.

Gegerbtes Kaninchenfell als Oberleder für Damenschuhe.

1. Oberer Schaft. 2. Borderblatt. 8. Absaz.

Nacht zur Darstellung. Gab es früher gleichsam nur heiteren sonnigen Himmel, so ließen Rosa und seine Kunstgenossen zer­rissene dunkle Wolfen sausen, wilde Wellen sich stürzen, malten sie mit Vorliebe die dämonischen Zustände der Natur. Hatte es bei Raffael eigentlich nur schöne, edle, ge­messene Menschen und Bewegungen gegeben, so stellten die Maler des 17. Jahrhunderts lieber die Bettler, Landstreicher, fahrenden Gesellen, Buschklepper und Landsknechte dar. Und weil das Publikum sich den ewigen Sonntag etwas übergesehen hatte, nahm es diese neue Kunst mit schrankenlosem Enthu­fiasmus auf. Bielleicht überschäßte es zu­nächst die geistige Bedeutung dieser Män­ner. Daß diese aber, mögen wir heute auch wieder etwas fühler über sie urteilen, nicht zu unterschätzen sind, beweist die Tatsache, daß verschiedenlich immer wieder Zeiten von mehr romantischer Weltanschauung in Sal vator Rosa. und seinen Gesinnungsgenossen die geniale Ader bewundert haben. a. b.

Die Bergdhinesen an der burmanisch chinesischen Grenze sind von Europäern nur wenig besucht worden. Um so interessanter find die Berichte, die Dr. Robert Brun­huber, der den Salweenfluß auf nur wenig bekannten Pfaden entlang zog, zu geben hat. In seinem Buche An Hinterindiens Riesen­strömen"( Berlin- Friedenau, Dr. Franz Ledermann) hat er als Tagebuchaufzeich nung von einem Standort an der Schnee­grenze der den Mekong und den Salween scheidenden Gebirgszüge folgendes notiert:

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der Lüge notwendig, ihre Quellen zu unter­suchen. Die zweite Notwendigkeit, Ber­trauen zu erwecken und ruhige Ausspra­chen möglich zu machen, ist von gleicher Wichtigkeit. Das Verlangen: ich will nicht füger" muß im Rinde selbst geweckt werden. So werden Menschen erzogen werden, denen die Wahrhaftigkeit so not wendig erscheint wie die äußere Reinlichkeit, denen die Zuverlässigkeit eine Lebensnot wendigkeit geworden ist. Sch.

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Wint, auch eine Zigarre probieren zu dür. fen. Anthropologisch und ethnographisch fiel mir hier zuerst die große Veränderung des chinesischen Typus auf. Unter den Män­nern bemerkte ich nicht selten den Chinesen­schlag, den man mit Jünnantypus zu be zeichnen pflegt. Männer mit auffallend finsteren, gebräunten Zügen und ganz dich­tem Schnurr- und Knebelbart, hochgezogenen Brauen und einem breiten blauen Turban. Auch Leute mit den bei den Shans gebräuch lichen Umhängetaschen fonnte man sehen. Der Typus der Frau ist noch ausgeprägter; fie haben runde, schärfer als bei gewöhn lichen Chinesinnen an Mund und Nase ge­schnittene Gesichter, gleichen mit ihrem strup­pigen Haar und dem filberbeschlagenen Kopf­puz vielmehr den Kachinfrauen und tragen auch ähnliche mit roten Aufschlägen besetzte Beinkleider und Röcke. Aber selbst die ge­naueste Nachfrage ergab immer wieder als Antwort, daß es echte Chinesinnen feien. Ist es auch erfreulich zu beobachten, daß sich selbst in der erbärmlichsten Hütte der Chinese als erste Tageshandlung- das heißt nach der Pfeife der Sitte entspre= chend mit einem nassen warmen Luche das Geficht wäscht und mit den Fingern die Bähne putt so sind die Leute doch im all­gemeinen mehr als erbärmlich und schmie rig, Fezen tragen fie als Kleider, Häuser und Höfe starren vor Schmuh. Die chines sischen Kinder, die sonst so reizend aufge­putt, mit bunten beweglichen Schmetter lingen behangen und sauber gehalten wer­den, sind hier nicht zum Anfassen. Dazu tritt bei den Männern jene ungesunde fahle, franfhaft quittengelbe Gefichtsfarbe, die neben dem unftät flackernden Blick sofort den Opiumraucher erkennen läßt.

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Räffel- Aufgaben. Nandrätsel.

Man ordne die Buch­staben der nebenstehen den Sigur, daß die einzelnen fentrechten Reihen Worte von fol gender Bedeutung er 1. Buchstabe. 2. Vertreter eines felti

AAB DDEEE EEEEEEE FHIILLLMN geben: DPRRRRR schen Bolisstammes. RSTTT 3. Schillersche Dramen figur. 4. Deutsche Stadt. TUU 5. Amerikanische Infel gruppe. 6. Muse. U

7. Schiffsgerät. 8. Ber storbener sozialdemokratischer Reichstagsabgeord neter. 9. Buchstabe. Sind die Worte richtig ge funden, so nennen die Randbuchstaben ein Kriegs­ziel der Mittelmächte.

Auflösung

des Dreieckträtsels

MEDEA

ELBE

ARM

OB

Das Schreibpult für Kinder fertigt man, indem man den Raum unter dem Fenster als Bücherregal und zur Aufbewahrung der Mappe ausnüßt. In halber Höhe vom Fußboden bis unter das Fensterbrett wird rechts und lints je eine Letite aufgenagelt, auf die ein passendes Brett zur Aufnahme für die Bücher gelegt wird. Der untere Raum bleibt für die Mappe frei. Ein großes Brett ( Bultbrett), welches die Breite und die untere Höhe bis zum Fensterbrett haben muß, wird mit Schar nieren am Fensterbrett befestigt. Zwei Konsole werden gleichfalls seitwärts durch Scharniere angebracht. Bird das Schreibpult nicht benußt, so flappt man die Scharniere nach innen und die Platte nach unten. Nachdruck des Inhalts verboten! Berantwortl. Redakteur L. Salomon- Lessen, Berlin. ( Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen sind zu richten nach: Berlin , Lindenstr. 8. Berlag Hamburger Buchdruckerei und Berlagsanstalt Auer& Co., Hamburg . Drud: Borwärts Buchdruckerei und Bertagsanstalt Baul Singer& Co, Berlin S. 68.

Der Herr des Hauses in Dschuifai( unse­rem Quartier) bot mir eine Pfeife Tabat aus seiner Tabakdose an. Von jenem strohi­gen schlechten chinesischen Zeug. Ich über­reichte ihm darauf eine Shroot, eine meiner fleinen burmesischen Zigarren. Sofort fam die ganze herumstehende chinesische Gesell­schaft mit einer Brise Tabak als zartem

des Verschiebe- Rätsels APFEL ELFF INDIEN GANS MAGEN ROSE OTTO GNESEN WANNE

( Namen der Rätselläfer werden nicht veröffentlicht.)