Nr. 167.Berlin, Donnerstag den 13. October186S.�ocinl'lenioltrnt.Diese Zeitung erscheint täglichmit Ausnahmeder Sonn- und Festtage.Organ des Allgemeinen deutschen Ardciter-Vereins.Redigirt von I. B. v. Hosfiettcn und I. B. v. Schweitzer.Redaction und Expedition-Berlin.Dresdnerstraße Nr. 85.Abonnements- Preis sitr Berlin incl. 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Mnßmaßlicher Grimd: entweder Leitartikel über dieZukunftsgestaltung Deutschlandsoder Notiz über die in Preußen erfolgte Con-fiscation von Rogeards:„Armes Frankreich!"Armes Preußen!Du warst groß in der Geschichte Europas,du durstest kübne Pläne haben, als das Schwertdes Heldenkönigs deine Schlachten focht, alsder Philosoph von Sanssouci auf deinem Thronesaß!Damals, Preußen, brauchtest du FrankreichsHeere nicht zu fürchten— Roßbach weißdavon.Und noch einmal, Preußen, warst du großin der Geschichte Europa's. Es war damals,als begeistert deine Freiheitskämpfer hinaus-zogen.Auch damals, Preußen, brauchtest du Frank-reichs Heere nicht zu fürchten— Waterlooweiß davon.Ach, das war damals, damals!Und nun kommt auf einmal die böse Weltund will behaupten, du habest wiederum großePläne und wollest wiederum europäische Ge-schichte machen!Wirklich? Und waS glaubt sie weiter, dieseböse Welt?Glaubt sie, du wollest eS daraus wagen, obein Roßbach und Waterloo oder ob ein Jenakomme?Jena! Jena! War es nicht dort, wo dasstolze Frankreich deine übermllthigen Junker spielend in den Staub trat?Ja! Ja! Dort war es— und jetzt kämedie böse Welt und glaubte, du wollest ein neuesJena wagen?Ach nein! Das glaubt sie nicht! Das wäreja so boshaft nicht!Diese böse, garstige Welt meint, du nähmestdein Jena im voraus sgr gewiß und eiltest, deinergroßen Pläne voll, fürsichtiglich gen Paris, dirum den Kaufpreis deutschen Landes dieGunst von Frankreichs Herrscher zu er-kaufen!ArmeS Preußen!V v r t r a gvor drr allgrmrinrn Ärbritrr-Ucrsammliingin der Berliner„Alhambra",am 8. October l. I.(Mit einiger AnSfeilung noch stenograph. Aufzeichnniig.)(Fortsetzung.)Meine Herren! Bevor Einer zur Production,d. h. zur Erzeugung neuer Werthgegenstände schrei-len kann, muß er bei einer Arbeit von nur einigemBelang zuvor schon, bevor er an die Arbeit geht,im Besitze mehrfacher bereits vorhandener Werth-gegenstände sein; er muß für die Zeit der ArbeitWohnung, Lebensmittel u. s. w. haben; er brauchtzur Arbeil allerlei Werkzeuge, welche ihm die Arbeitermöglichen oder erleichtern u. s. f. Wenn nunEiner im Besitz einer größeren Menge solcherbereits vorhandener Werthgegenstände ist, so kanner zu einer Anzahl solcher, welche gänzlich besitzlossind, sagen?„Helft mir an der Arbeit die ich vor-habe!" Aber er sagt nicht zugleich:„Das Ergebnißunserer gemeinsamen Arbeit soll unS gemeinsamgehören, unter Berücksichtigung des Schadens, dermir aus dem Gebrauch oder der Abnutzung meinervorhandenen Werthgegenstände erwächst;" sonderner sagt:„Ihr habt nichts zu leben, ich gebe Euchfo viel, daß ihr leben könnt." Diejenigen nun,welche gänzlich mittellos und daher froh sind, �wenn sie ihr Leben nur fristen können, sind ge-nöthi�t, auf den Vorschlag einzugchen. Es ergiebt�sich hieraus, daß zwar gemeinsam gearbeitet wird,daß aber der durch die Arbeit entstehende neueWerth nicht etwa den Arbeitenden als solchen zuGute kommt, sondern vielmehr dem Unternehmerder Arbeit, d. h. demjenigen, welcher die Arbeitselbstständig gerade darum unternehmen konnte, weiler von Anfang an bereits im Besitze vorhandenerWerthgegenstände war. Hieraus ergiebt sich weiter:daß, je belangreicher, je weitaussehender eine Arbeitist, desto mehr Einer, um sie selbstständig unter-nehmen zu können, im Besitze schon vorhandenerWerthgegenstände sein muß. Wie sehr nun dieFortsetzung dieses Weges zur einer Beherrschungder Arbeit durch das Kapital, d. h. durch die bereitsvorhandenen Werihgegenstände, führt, dies wird er-sichtlich, wenn man ein äußerstes, ein am Ende desWeges liegendes Beispiel nimmt: Denken Sie Sicheine große Fabrik; der Inhaber derselben brauchtgar nicht am Platze zu sein; er reist in fernen Län-dern umher und macht sich Vergnügen jeder Art;denn er hat ja in der Heimath einen Mann, derdie in der Fabrik geschehende Arbeit im Gangehält und überwacht, auch für Absatz der Erzeug-niffe sorgt; er hat Tausende von Arbeitern,die damit beschäftigt sind, für ihn, den abwesendenFabrikherrn, neue Werthe zu erzeugen. An diesemSachverhalt: daß der Unternehmer der Arbeit hierüberhaupt gar nicht mitzuarbeiten braucht, sondernin fernen Ländern umHerreisen kann,— an diesemBeispiele sehen Sie deutlich in welch' vollkommenerWeise unter den jetzigen Verhältnissen das Kapitaldie Arbeit zu beherrschen vermag.—Nun bat Ihnen Herr Schulze vorigen Sonn-tag auseinander gesetzt, daß heutzutage die Arbeilgünstiger stehe, wie früher; er hat mit Recht her-vorgehoben, daß ein ungeheurer Bortheil darinliegt, daß die Arbeit nicht mehr in den Fesseln b«Sklaverei oder der Leibeigenschast schmachtet, son-dern der Form nach heute frei ist. Allein, m. 9-jHerr Schulze hat eigentlich nicht behauptet, daßdie Lage des Arbeiter« heutzutage eine günstige sei!er hat nur gesagt, daß sie eine günstigere sei imVergleich zu früherer Zeit, und hat andererseitsaus die Zukunft verwiesen, indem er behauptete,durch die fortwährend steigenden Errungenschaftender Wissenschaft werde diese Lage eine immer besserewerden. Zur völligen Klarstellung der Sache werdeich Ihnen die AuSsührung des Herrn Schulze-De-litzsch in diesem Punkte nach dem Berichte der„Staatsbürger Zeitung" vorlesen. Es heißt da:„In früheren Zeiten waren jene Klassen derGesellschaft, die sich noch heute mit allzu großerVorliebe ausschließlich Arbeiter nennen, leider nichtviel mehr als menschliche ArbeitSmaschinen, die überden mechanischen geistlosen Verrichtungen ihreswerbes stumpf und dumpf werden, Lust und Fähig"keit zu höheren Strebungen verloren. Mit demDienstbarmachcn der Naturkräfte, mit der Einfüh'rung der Maschinenarbeit erst ist es anders ge-worden, ist es gelungen, aus deni Wesen asiatischerArbeitskasten, aus dem zünftlerischen Zopfthum desMittelalters sich emporzuschwingen aus den Wegzu freier Menschenthätigkcit; die starren Rechtsun-terschiede von früher sind geschwunden, aber nochimmer bestehen drückende Scheidungen. Sie zubeseitigen, die Arbeit leichter, schöner, müheloser zumachen, kann allein dadurch gelingen, wenn wirenergisch weiter vorschreiten, auf dem betretenen zu-kunftsreichen Wege der Dienstbarmachnng der Na- jturkräfte zu den sonst von Menschenhänden getha-neu mechanischen Verrichtungen, wenn wir die Ar-beitsmethode immer mehr vervollkommnen, den Ar-beiter zum Lesier der arbeitenden Maschine, dasHandwerk zum Kopfwerk erheben. Dazu ist aberBildung das erste Ersorderniß, sie muß in stetshöherem Grade nothwendige Voraussetzung bei demArbeiter für seine Leistungen werden, und mit ihrerAnordnung für sein gewerbliches Fach wird dirhumane und bürgerliche Bildung nothwendig glei-chen Schritt halten, denn das Betreten einer gnsti'gen Bahn eröffnet naturgemäß alle andern geisti'gen Bahnen, und wer erst nach einer Richtung hiufrei denken lernt, der denkt auch nach allen Riä>°lungen hin. Das Produkt freien Denkens undForschens aber sind neue wissenschaftliche Entdeckun-gen und diese führen nothwendig wieder zu neuen gr-werblichen Erleichterungen, durch welche hinwiederumein Theil der vorher in mechanischer Arbeit gcbun-denen Menschenkräfte zu geistiger Arbeit frei wird-'