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Nr. 232.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements- Preis für   Berlin: Bierteljährlich 3,30 Mart, monats lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit dem ,, Sonntags= Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter   Kreuzband: Für  Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 8 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

8. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet. Fern sprech- Anschluß: Amt VI, Nr. 4106.  

Berliner Bolksblatt.

Bentralorgan der sozialdemokratischen Partei   Deutschlands.

Redaktion: Benth- Straße 2.

Bur Geschichte des

Sonntag, den 4. Oktober 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

Tozialen Königthums. welche dagegen proteftirten, in Zuchthäuser und Feſtungen Tagen einen vorläufigen Bericht ein, vorläufig

I.

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Karlsbader Beschlüsse, die heilige Allianz, durch die schofelste datirt. Die Herren in   Düsseldorf reichten am 21. Fe­Metternichtigkeit abgestattet hatten, haben sie die Ideologen, bruar 1823, also nach zwei Jahren und sechzehn geschickt, allen voran Preußen. Die Schmalz, die Kamph, deshalb, weil er sich nicht auf eine von einem Mitgliede der die Dambach waren an der Arbeit, und was sie gethan, das Regierung an Ort und Stelle noch vorzunehmende Unter­Die Vergangenheit läßt lehrreiche Schlüsse auf die erzählt erschütternd und wahrheitsgetreu u. A. Friz Reuter, suchung stüßte, sondern nur auf Nachrichten, welche welt­heutigen Zustände zu, und es ist wohl angebracht, die der es am eigenen Leibe erfahren, ir seinem unvergänglichen liche und geistliche Ortsbehörden und dritte Personen ihr Stellung des preußischen Staates zur Arbeiterschutz- Gesetz- Buche:" Ut mine Festungstid". Doch, um mit dem mohl übermittelt hatten." gebung einmal an einem der historischen Kritik ver- gesinnten Herrn Anton zu reden, die demagogischen Um- Hören wir, was dieser Bericht über die Zustände in fallenen Gegenstande zu untersuchen. triebe" veranlaßten auch eine Untersuchung gegen Privat- dem mit Bauten und Trompeten zur Nachahmung em­Bekanntlich stammt die erste öffentlich- rechtliche Maß- schullehrer, die gleichfalls belastet" waren, und so wurde pfohlenen" Musterbetriebe" dieses Wort kannte man regel, welche sich gesetzgeberisch mit der Lage des preußischen denn auch die oben erwähnte Fabrikschule dem   Berliner damals noch nicht sagt. In zwei Spinnereien des fabrikant­Fabrikproletariats beschäftigt, aus dem Jahre 1839; es Ministerium wieder in Erinnerung gebracht. Der Unter- lichen Kinderfreundes wurden sowohl zur Tages- als zur war dies das Regulativ vom 9. März 1839. Nach der richtsminister verlangte am 5. Februar 1821 von der Nachtarbeit Kinder vom sechsten Jahre an aufgenommen. aftenmäßigen, die früheren Arbeiten Beckedorf's, Thun'  s, Regierung Mittheilungen über die Errichtung, Dotation und In der einen arbeiteten am Tage 96, bei Nacht 65 Kinder, Brentano's u. f. w. vielfach ergänzenden Darstellung, wie Einrichtung der Schule. Die Fürsorge des Fabrikanten in der anderen bei Tage 95, bei Nacht 80 Kinder. Die fie jüngst Dr. G. R. Anton in einer   Berliner Promotions- für die in seiner Fabrik arbeitenden Kinder verdiene allen Arbeitszeit währte im Sommer von 7 Uhr früh bis schrift, dem Bruchstück und Vorläufer eines größeren Werkes, Beifall und Ermunterung zur Nachahmung für andere", Abends 8 Uhr, im Winter von 8 Uhr früh bis 9 Uhr gegeben hat, wollen wir zeigen, mit welcher Langsamkeit äußerte der Minister. Abends. Die Nachtarbeit begann mit dem Schlusse der

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dies Regulativ ins Leben getreten ist, was für Mühen es Der   Düsseldorfer Regierung kam diese Verfügung Tagesarbeit und dauerte bis zu deren Wiederbeginn. Der gekostet hat, bis der bureaukratische Schlendrian und die sichtlich ungelegen". Der Grund hierfür war sehr einfach. Verdienst der Kinder bestand für die Kleineren in faft(!) Rücksicht auf die Unternehmerinteressen sich zu diesem ersten Kurz nachdem sie jene Kabinetsordre in ihrem Amtsblatte 2 Gilbergroschen, für die größeren in 3 Silbergroschen täg­winzigen Pseudoreförmchen bequemt haben. bekannt gegeben hatte man wird sich erinnern, daß dies lich." Die Greuel der englischen Kinderausnüßung vor der Im September 1818 erwähnte die   Düsseldorfer Regierung im Spätjahr 1818 geschehen war- war ihr die An- Zehnstunden- Gesetzgebung, wie sie uns Engels und Marr in ihrem amtlichen Blatte lobend eine Fabrikschule, die ein zeige gemacht worden, daß in den Spinnereien jenes geschildert haben, finden ihr Gegenstück in diesem christlich­rheinischer Bürgermeister und Fabrikant auf seine Kosten würdigen, öffentlich belobten und vom Könige ausgezeichneten borussischen Bilde aus dem rheinischen Industriebezirk. Die errichtet hatte, und in welcher die in seiner Fabrit arbeiten- Fabritpatriarchen und Stadtvaters eine Menge Kinder am Tage arbeitenden Kinder waren in fünf Klaffen ein­den Kinder, abwechselnd von der Arbeit ruhend, in zu elfstündiger nächtlicher Arbeit angehalten getheilt, von denen jede täglich eine Stunde Unterricht er­Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen u. s. w. Unterricht wurde, was sie in nicht geringe Berlegenheit fette". hiel Die einzelnen Klassen lösten sich ab. Die Nacht­empfingen. Friedrich Wilhelm III. jab hierin", ipte Richts ist charakteristischer für das Verhalten dieser Bearbeiter wurden zusammen nach beendeter Arbeit zwei bei unserem Gewährs.anne, ein Beispiel, welches rege hörde als das, was Anton über sie sagt: Schritt sie zu Stunden unterrichtet. Sur standalösen Exploitation kommt Nachahmung verdiene, und trug der Regierung in der einer förmlichen Untersuchung gegen den soeben erst vom der infame Hohn dieses Unterrichts", der als Zusatz zur Rabinetsordre vom 7. November desselben Jahres auf, jenem Könige öffentlich belobten Mann, so gab sie damit gleich elfstündigen Arbeitszeit verabreicht wird. Die abgehudelten Fabrikanten seine Zufriedenheit auszusprechen". Die Aus- zeitig zu erkennen, daß ihr Zeitungsbericht, auf Grund Kinder, die des Nachts ihren Schweiß und ihr Blut für beutung findlicher Arbeitskräfte fand sonach die königliche dessen dieses Lob erst erfolgte, ein oberflächlicher gewesen den pädagogischen Plusmacher geopfert, werden gar hinter­Billigung, sobald sie nur mit der Einrichtung einer Schule war. Sie zog daher vor, auf gütlichem Wege durch her noch mit zwei Schulstunden geplagt. verknüpft war. Kein Wunder, daß die   Düsseldorfer Re- Vermittelung der weltlichen und geistlichen Ortsbehörden Der Unterrichtsminister tadelte gemeinsam mit dem gierung die Rabinetsordre zur allgemeinen Kenntniß brachte dem Fabrikanten Borstellungen machen zu lassen. Diese Handelsminister, Grafen von Bülow, das Verhalten der und dem Unterrichtsminister von Altenstein darüber Bericht blieben indeß ohne jeden Erfolg." Die Düsseldorfer Regie- Düsseldorfer Regierung gegenüber einer so unverant­erstattete, welcher in seiner Antwort der Hoffnung Ausdruck rung verherrlicht also einen schmählichen Ausbeuter; auf wortlichen Mißhandlung unmündiger Kin­gab, von den fortschreitenden guten Erfolgen der löblichen geklärt über das Wesen dieses Edlen macht sie nicht etwa der" und gab ihr auf, unverzüglich zur Untersuchung der Bemühungen der Regierung für die Errichtung von Fabrik ihr unerhörtes Versehen wieder gut, indem sie ihren Frr- Sache zu schreiten und den Mißbrauch von Kindern unter schulen". Die naive Auffassung, welche sie hier kundgiebt, thum eingesteht und gegen den Unternehmer scharfe Maß- 14 Jahren zu nächtlicher Arbeit sofort zu verbieten. Die entspricht dem damaligen Stande der Dinge. Eine eben regeln provozirt. Sie vertuscht, sie kompromisselt, sie ehrliche, warmherzige Entrüftung Altenstein's ist sehr an­erst aufsprießende Großindustrie, gehätschelt von den sucht auf dem famosen Wege der freien Vereinbarung", erkennenswerth, und es zeugt von seinem guten Willen, daß herrschenden Gewalten, begeistert von dem Bürgerthum be- der also schon damals für derartige Mogeleien gangbar er sich um den Bericht eines Geheimen Oberfinanzraths grüßt, dessen Macht in dem mobilen Kapital wurzelt. gewesen ist, den industriellen Herodes umzustimmen. Natür an den Grafen v. Bülow nicht scheerte, in welchem Berichte Nun kam das Jahr 1819 und mit ihm", wie Herr lich ohne Erfolg! Der Mann steht auf seinen Schein, er mit dreifter Ungenirtheit wie folgt geflunkert worden war: Anton sich ergöglicherweise ausdrückt, die bekannten dema- darf sein Kinderfleisch konsumiren, der König hat ihn ja vor Die nachtarbeitenden Spinnereifinder unterschieden sich von gogischen Umtriebe". Ueberflüssig, unseren Lesern zu sagen, aller Welt gelobt. den bleichen Berlinern durch kräftiges und blühendes Aus­daß die so berüchtigten wie schändlichen Umtriebe der Was weiter? Da die Regierung fortdauernd nicht sehen, die Nachtarbeit griffe sie so wenig an, daß sie Reaktion gegen die freiheitliche Bewegung, daß die schmach- geneigt war, durch energisches Vorgehen ihren Fehler wieder auf ihrem über eine Viertelmeile langen Heimwege vollen Machenschaften der Demagogenhete gemeint sind. auszugleichen, würde ein Stillstand der Angelegenheit ein- Muthwillen aller Art trieben, und die Gewohnheit, stets Nachdem die   Fürsten ihr Wort gebrochen und den Dank getreten sein, hätte nicht jenes Ministerial- Reffript einem bei Tage zu schlafen, sollte bewirken, daß sie sich ebenso für die Befreiung vom forsischen Parvenü" durch die solchen vorgebeugt." Das Neskript ist vom 5. Februar 1821 wohl befänden, wie die- Tagesarbeiter.

Feuilleton.

Nachorua verboten.]

Er kehrt zurück!

Driginalroman von Jean Meroz.

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visorischen Regierung. Sein Antrag fand bei den Journalisten und einigen Deputirten Beifall.

Crémieur unterstützte denselben und verlangte noch, daß sich die Regierung aus fünf Mitgliedern zusammensetze. Odilon   Barrot sprach zu Gunsten der Regentschaft, während der Abgeordnete La Rochejaquelain einen ge­hässigen Ausfall machte.

Aber in diesem Momente ertönte im Flur ein uner­Man hält ihn zurück und der schmutzige Feigling Dupin hörter Lärm, die Thüren zersplitterten krachend unter verkündet der Kammer die Abdankung des Königs zu Gunsten Kolbenschlägen und herein stürzte eine gewaltige, rasende des Grafen von   Paris und die Ernennung der Herzogin Menge. zur Regentin.

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seine naive Zuhörerschaft erzielte, er wartet auf den Moment, wo er das Wort wird ergreifen können.

Worauf wird er wohl sinnen, dieser Mann, der fast ein Vierteljahr lang eine so wichtige und verhängnißvolle Rolle spielen sollte? Welche Partei wird er ergreifen? feiner stolzen, aristokratischen Gesichtszüge seine innersten Er ist in tiefes Nachsinnen verloren, wobei der Ausdruck Gedanken und seine Unentschlossenheit wiederspiegelt.

Die zahlreichen Parteigänger der Regentschaft rechnen auf ihn. Etliche gemäßigte und zaghafte Republikaner er­innern sich, daß er die Geschichte der Girondisten" ges schrieben. Indeß nur er allein fennt die Gedanken, die feinen Geist erregen.

Nach welcher Seite hin wird er sich wohl wenden? Für welche Partei sich erklären? Welcher Entschluß wird im Stande sein, seiner maßlosen Eitelkeit, seiner Herrschsucht, seinem unersättlichen Ehrgeiz volle Befriedigung zu gewähren?

Er merkt, daß das Volk siegen, daß die   Republik er­stehen wird, und nun stimmt er seine Leier, auf daß sie zum Preise der   Republik ertönt.

Der Herzog von Nemours ist anwesend. Mit einem Soeben war der Haufe unter Führung Marche- Seul's Ropfniden stimmt er bei und von neuem erschallen die in den Saal gedrungen, als einer der Gemäßigsten, Mr. Burufe. de Momay, in den Nuf ausbricht: Nachdem Dupin seine Erklärung, der er einige Worte -Herr Präsident, bedecken Sie Ihr Haupt! Das ist zu Gunsten der Regentschaft hinzugefügt hatte, beendigt abscheulich, das ist infam; es giebt keine Freiheit mehr, hatte, wollte der Präsident reden und feststellen, daß die wir sind in der Gewalt einer Rotte von Banditen! einmüthigen Beifallsrufe der Kammer eine große Tragiveite Aber die drohende Haltung eines zornigen Arbeiters hätten, aber rechts und links regnete es heftige Wider- bringt den empörten Royalisten zum Schweigen. Sprüche und der Dichter   Lamartine, der später erkennen Die Redner lösen nun einander ab und verlieren kost­ließ, wie groß seine Unfähigkeit und Volksfeindlichkeit war, bare Zeit. forderte die Aufhebung der Sizung. Wortwechsel entstehen, Selbst Ledru-   Rollin empfindet das Bedürfniß, unnütze eine Rede nach der andern wird unterbrochen, keine an- zänkische Worte zu verlieren. Er erwähnt nicht der Re- Fürstin, die sich mit ihrem unschuldigen Sohne vertheidigen gehört. publik, er beschränkt sich nur darauf, die Konstituirung einer muß und es über sich gewinnt, aus den Gemächern ihres provisorischen Regierung zu fordern mit der Aufgabe, einen öden Palastes sich mitten in die Vertretung des Volkes zu National- Konvent zu berufen, der wiederum die Rechte des werfen. Boltes" festzustellen haben soll. Hier lassen sich heftige Zwischenrufe hören und die Kolben Herr Marie stand auf der Rednerbühne; er forderte im Neben ihm auf der Bühne steht   Lamartine in jener stampfen polternd auf den Boden der Tribüne. Unten an Namen des Gesetzes, welches dem Herzog von   Nemours die würdevollen Haltung, die er anzunehmen so trefflich ver- der Treppe zur Rednerbühne stand ein alter Insurgent, Regentschaft übertragen sollte, die Ernennung einer pro- stand, und mit der er immer einen großen Effekt auf in drohender Haltung und mit den Augen den Redner

Trotz der dringendsten Vorstellungen von Seiten des Herzogs von   Nemours weigert sich die Herzogin von Orleans Sen Saal zu verlassen.

Er redet, und Hoffnung zieht wieder ein in die Herzen der Royalisten, der Partisane der Herzogin von Orleans. Er betrauert das unselige Geschick einer erlauchten

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