Nr. 204.

Berlin , Freitag den 24. November

1865.

Social- Demokrat.

Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme

der Sonn- und Festtage.

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Organ des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins.

Redigirt von J. B. v. Hofstetten und J. B. v. Schweiter.

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Redaction und Expedition: Berlin , Dresdnerstraße Nr. 85.

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Politischer Theil..

Berlin , 23. November.

rung derartiger Pläne für unmöglich, geschweige denn ganze Gesellschaft kann es in unseren Tagen kaum ein fitr wahrscheinlich halten. Mit solchen Aussichten wird höheres Interesse geben, als den Arbeiterstand vor es aber nicht gelingen, den Arbeiter zufrieden zu stellen. dem Verderben zu bewahren. Wenn der Staat sich Selbsthilfe und Staatshilfe, beides ist berech verpflichtet hält, große und wichtige Unternehmungen tigt, beides ist nothwendig, wenn dem Arbeiter geholfen durch Staatshülfe zu unterstützen und zu befördern, Der Herr Bischof von Mainz , Freiherr werden soll. Das System, welches das Eine vom An- dann darf er sich auch der Unterstützung des Arbeiter­von Ketteler, hat zu Mainz , bei Gelegenheit der deren trennt, leidet an Einseitigkeit; wer aber meint, standes nicht entziehen. Wenn humane, echt christliche Festfeier des dortigen Gesellenvereins, eine Rede die Vereinigung beider Elemente genüge zur Lösung der Grundsätze die Gesellschaft mehr und mehr durchdrin gehalten, welche ebenso sehr wegen ihres In- Arbeiterfrage, ist gleichfalls auf dem Frrwege. Selbst gen, wenn der Arbeiterstand sich organisirt und organi­halts wie wegen der Stellung des Redners, Be- hilfe und Staatshilfe, auch zusammen genommen, gehört firt wird, dann wird auch der Staat und die Gesetz­achtung in weitesten Kreisen verdient. Wir finden in weder zu den einzigen, noch zu den wichtigsten Mitteln, gebung auf das Wohl und Wehe der Arbeiter Rücksicht nehmen müssen. dieser Rede u. A. Bemerkungen über die social- demo- die der Noth des Arbeiters Einhalt thun. Sittlichkeit und Religion ist das Erste und Der" Social Demokrat" macht seiner Gegenpartei tratische Richtung und insbesondere über den Nothwendigste zur Hebung des Arbeiterstandes. Ein den Vorwurf, daß sie den Arbeiter mit ihrer Aufklä Social- Demokrat", welche unsere Verwunderung System ohne diese beiden Grundpfeiler ist höchst ober- rung täusche, ihm den Himmel entziebe, die Erde aber erregen mußten und auf die wir daher zurückkommen flächlich, bleibt fruchtlos, oder wenigstens ein Stückwerk, fein für sich behalte, und verspricht dann durch sein werden. Für heute begnügen wir uns damit, das nur Einzelnen und mangelhafte Abhilfe schafft. System, dem Arbeiter den Genuß der Güter der Welt unsern Lesern die Rede, so weit sie nicht lokale Ohne Sittlichkeit und Religion ist ein geordnetes Fami- zu ermöglichen. Der Unterschied ist klein- Täuschung Angelegenheiten, sondern allgemeine Fragen betrifft, lienleben im Arbeiterftande unmöglich, und ohne Familie ist biben und drüben. Eine christliche Volkswirthschaft nachstehend mitzutheilen: gehen beide Geschlechter des Arbeiterstandes sammt ihren Selbsthilfe und Staatshilfe sind die beiden Kindern unrettbar dem Verderben entgegen. Es ist Schlagworte, nach denen sich zwei Parteien unterscheiden, Täuschung, wenn man glaubt, dem Arbeiter sei gehol welche dem Arbeiter helfen wollen. Zur Erlangung und fen, wenn sein Tagelohn nicht bloß dem Scheine nach, Erhaltung der meisten, ja beinahe aller Güter des Men sondern in Wirklichkeit erhöht wird. In Frankreich schen reicht aber die Selbsthilfe nicht aus. Der Mensch herrscht vielfach die größte Armuth gerade unter jenen ist in der Gesellschaft geboren und von Natur aus fort Arbeitern, welche den besten Tagelohn haben, weil ihnen während auf die Gesellschaft angewiesen. Nicht der Selbst- Sittlichkeit und Religion fehlen. hilfe verdankt er das Leben, nicht durch Selbsthilfe wird er erzogen und gebildet, nicht der Selbsthilfe vertraut er die Gesundheit an, nicht unter den Schutz der Selbst­hilfe ist sein Leben, seine Ehre, sein Eigenthum gestellt. Je gebildeter eine Nation ist, desto mehr hängt der Mensch in allen seinen Verhältnissen von Tausenden von Händen ab. Die Thiere des Waldes dagegen sind aus schließlich auf Selbsthilfe angewiesen. Die Selbsthilfe charakterifirt zunächst uncivilisirte Zustände und es muß deshalb Jedermann frappirt werden, wenn eine Partei dieses Wort unaufhörlich im Munde führt, welche die socialen Zustände der Gegenwart verbessern will. Es zeigt darum von großer Einseitigkeit, alles Heil von der Selbsthilfe zu erwarten und das System dieser Par­tei bleibt einseitig, wenn auch die Modification genoffen schaftlicher Selbsthilfe" hinzukömmt.

Auch die Selbsthilfe ist nothwendig. Der Arbeiter muß für sich und die Seinigen und ihre Zukunft sorgen, so gut er fann und es vermag. Er muß thätig sein, er muß sparsam sein, er muß sein Geschäft verstehen. Ge­nossenschaftliche Selbsthilfe ist nothwendig. Wie es früher war, so müssen Meister und Gefelle, so müssen die Gewerkte und gleichartigen Interessenten sich zusam­menfinden, vereint ihre gleichartigen Interessen vertreten. So lange Jeder vereinzelt steht, ist es eine Sache ber Unmöglichkeit, dem ganzen Stande unter die Arme zu greifen. Aber auch hier tenne ich kein stärkeres Motiv, um den einzelnen Arbeiter zur Arbeitsamkeit, zur Sorge für die Seinigen in allen häuslichen Tugenden anzu treiben, als die Religion, und ebenso führt nichts die Menschen leichter zusammen und einiget fie fefter und inniger und erlöst sie schneller von dem Banne des Egoismus, welcher jedes Zusammenhalten zerstört, als die Religion.

Sittlichkeit und Religion auf Seiten der Arbeiter ist nothwendig, reicht aber nicht aus. Auch der Arbeit geber, furz die ganze Gesellschaft muß davon durch brungen werden, daß es noch höhere Interessen giebt, als Kapital und Profit. Nicht der Egoismus darf in der Volkswirthschaft einzig und allein maßgebend sein; das menschliche Gefühl und christliche Herz muß mit in Berechnung gezogen werden. Eine materialistische Volkswirthschaft, welche mit den Kräften und Bedürf­nissen der Menschen als Zahlengrößen nur nach mathe matischen Gesetzen rechnet und den Menschen behandelt, wie eine Maschine, kann nur Maschinen, aber niemals dem vernünftigen Menschen helfen, wie er leibt und lebt.

ist nicht in der glücklichen Lage, allen Menschen ein Paradies auf Erden zu bieten und verspricht auch nicht, was mit der ganzen Geschichte des Menschen im Wider­spruche steht. Nein, selbst wenn Alles geschieht, was geschehen kann, und die schreienden Mißverhältnisse, welche Gott sei Dank, in Deutschland noch weniger entwickelt sind, als anderswo, beseitigt sind, werden wir immer noch Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Begabte und Unbegabte, Glückliche und Unglückliche u. s. w. unter uns haben, die Gelegenheit bieten, die Werke der christlichen Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu üben.

Deutschland .

* Berlin , 23. Nov.[ In der Drohnoten geschichte] soll, wie der Köln . Ztg." von hier telegraphirt wird, die preußische Regierung ,, ihre Stellung aufrechterhalten." Die Unterhandlungen mit Wien über diesen Punkt würden fortgesetzt und anderweitig verlaute, der preußische Gesandte in Wien , Baron Werther, werde hier erwartet und sei vielleicht schon eingetroffen. Bei all dem aber scheint die ganze Sache doch auf dem besten Wege sanften Einschlafens zu sein.

[ Die Anerkennung 3taliens durch die Mittelstaaten] wird von der neuesten ,, Prov. Corr." als ein Sieg der preußischen Politik hin­gestellt. Es heißt da:

Die preußische Regierung unterließ es nicht, den Zollvereins Regierungen die Lage der Dinge eingehend auseinanderzusetzen und ihnen zugleich die Dringlichkeit eines Handelsvertrages mit Italien an's Herz zu legen. Eine lange Zeit fanden indeß diese Vorstellungen bei den deutschen Regierungen fein geneigtes Gehör. End­lich hat man sich jedoch in einigen der deutschen Staaten der Erkenntniß des Richtigen, so wie dem immer laute­ren Verlangen der gewerblichen Bevölkerung nicht länger entziehen können und hat sich deshalb entschloffen, die bisher einem Handelsvertrage mit Italien entgegenstehen den Hindernisse hinwegzuräumen.

Aber auch die Verheißungen der anderen Partei find nicht geeignet, dem Arbeiter viel Troft zu bieten. Sie versprechen Hilfe für die Zukunft. Ihre Staats­hilfe kann erst eintreten, wenn große politische Fragen im Sinne Lassalle's gelöst worden sind. Ob und wann dies geschehen wird, ist der Partei selbst ein Räth sel, und sie selbst legt nur geringen Werth auf Alles, was mittlerweile vor Lösung jener Frage für den Ar­beiter geschehen kann. Ferner ist es dem Social Demokrat", dem Organe dieser Partei, bis heute noch nicht gelungen, über die Art und Weise wie diese Staats­hilfe geleistet und wie dadurch dem Arbeiter geholfen werden soll, mit sich selbst in's Reine zu kommen und für seine Pläne und Absichten einen klaren und durch fichtigen Ausdruck zu gewinnen. Bis die Arbeiter von dieser Seite Hilfe erwarten dürfen, müssen sie noch Aber auch Religion und Sittlichkeit allein reichen lange ruhig zuwarten. Zuvor muß unsere ganze sociale nicht aus, um die Arbeiterfrage zu lösen. Gewiß der Ordnung, müssen alle die tausendjährigen Anschauungen Staat muß mithelfen, die Kirche muß helfen, die und Einrichtungen über die Rechts-, Eigenthums, Erb- Gemeinde muß helfen, Alles muß die Hand dazu rei schaftsverhältnisse u. f. w. in dem civilifirten Europa chen, um den Stand vor dem Berderben zu schützen, umgestürzt und von Grund aus eine neue Ordnung der vor dem der Zahl nach alle anderen Stände zufam Dinge geschaffen und ein bis jetzt noch gespensterbaftes mengenommen beinahe verschwinden, und der durch Project von Arbeiterstaat" realisirt werden. Es ist seine Bedeutung in der Gesellschaft jedem anderen leicht begreiflich, wenn denkende Menschen die Ausfüh Stande völlig gleichkommt. Für den Staat, für die die

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Ebenso begrüßt die Prov. Corr." die letzte Erklärung der Mittelstaaten beim Bunde, als ein Zeichen, daß dieselben ihre Ohnmacht den ,, beiden Bormächten" gegenüber eingesehen hätten.

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[ Armeereductionen betreffend] schreibt Prov. Corr.", anknüpfend an das hervorge

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