Die SonntagSnummer derStaatsb.-Ztg.", welche einenDie Untersuchungshaft" überschriebencn Leitartikel dringt, schreibt speciell über die Ver- Haftung Schweitzer'«! Da da« erflossene Crtenntniß, welche» überdies alle Merkmale eine» angreifbaren trägt, nicht rechtskräftig, eine Vollstreckung der Strafe also gesetzlich nicht gerecht- fertigt ist, so kann die über den Angeklagte» verhängte Hast nur in die Kategorie der Untersuchungshaft gehören. In dieser Hinsicht aber giebt die Maßregel zu gerechten Bedenken Anlaß, und zwar in einer Weise, welche die Rechtssicherheit bezüglich der persönlichen Frei« heit wesentlich erschüttern und die öffentliche Meinung mit großer Besorgniß für dieß höchste aller Güter er- süllen muß. In wie weit die Maßnahme des be- treffenden Gericht« mit den bestehenden gesetzlichen Be- stimmungen harmonirt oder divergirt, werden wir dieser Tage an dem geeigneten Orte unserer Zeitung sehen. fDen Geburtstag Böckh'Sf feierte auch die Berliner Burschenschaft Brandenburgia durch Ueberreichung einer Adreffe. Pros. Böckh antwortete der mit Ueber- reichung der Adresse beauftragten Deputation.'Meine Herren! Ich habe der burschenschastlichen Sache von ihren ersten Ansängen an stet» ein warme» Herz ent gegengetragen, da ich erkannte, daß die Burschenschaft eine gute und nöthige Reform de» Universität»- und Studentenleben« angestrebt. Zu meiner großen Freude haben sich auch günstige Erfolge gezeigt. Mein hohe» Alter hat e» mir leider unmöglich gemacht, Ihrer letzten werthen Einladung zu folgen: seien Sie aber versichert, daß ich nach wie vor gleiche» Interesse für Ihre Be- strebungen nehme, und indem ich Ihnen für die mir von Ihnen gewordene Ehrenbezeugung meinen herzlichsten Dank sage, wünsche ich Ihrem serneren Streben den besten Erfolg." Von studentischer Seite haben noch der akademische Gesangverein und da« philologische Seminar dem Jubilar Glückwünsche dargebracht; ersterer erfreute den Jubilar am Morgen durch den Vortrag einisier GesangSpiecen, letzteres übersandte demselben durch eine Deputation ein Ehrengeschenk. fEonfiScationenundPreßprozesst.f Con- siScirt wurde die Samstag«- Morgennummer der Magdeb. Presse." Verurtheilt wurde dieRhein . Ztg." wegen zweier Artikel zu 25 und 50 Thlr. Geldbuße, so­wohl für Redacteur al» für Verfasser. Weiter ver­lautet, daß da« Verbot einer großen Wiener Zeitung für Preußen bevorstehen soll. *Wlen, 24. Nov. fNeueste Finanzopera- tion. Die kaiserliche Familie. Die Uugari- sirung.f DieWiener Ztg." bringt das Gesetz, be- treffend die Beschaffung der zur Erfüllung der Verpflichtungen des Staates für 1865 und 1866 nothwendigen Geldmittel. Dasselbe ermächtigt den Finanzminister, 90 Millionen Gulden Silber zu obigem Zwecke aufzubringen. In dem ge- nannten Blatte erscheint ferner die Kundmachung über die neue, auf Grund obigen Gesetzes aufge- legte Staatsanleihe. Der Emissionspreis ist auf 345 Francs oder 138 Gulden Silber für jede auf 500 Francs oder 200 Gulden lautende Obli- gation festgesetzt. Die Obligationen sind fünf- procentig und erfolgt die Rückzahlung innerhalb 37 Jahren, durch halbjährige Verloo'sungen, im vollen Nennwerthe. Die Subscription erfolgt am Montag den 27. d. und wird nach Erfordernis am Dienstag und Mittwoch den 28. und 29. d. fortgesetzt. Die Obligationen werden an den Börsen von Paris , Wien , London , Brüssel , Amsterdam , Hamburg und Frankfurt a. M. cotirt. DieGeneral-Correfpondenz" und die Wiener Abendpost" begleiten die Anlehensoperation durch eingehende, die volkswirthschaftlichc Tragweite derselben hervorhebende Erörterungen. Erstere hebt als Bortheile die Herabminderuug des Zinsfußes im Jnlande, die Gewinnung eines neuen Marktes für die Oesterreichischen Papiere und endlich die Besserung der Valuten hervor. Durch die kai­serliche Familie geht ein tiefer Riß; sämmtliche Erz- Herzoge, mit einziger Ausnahme des Erzherzogs Stephan, der indeß für alle Zeiten unmöglich ge- worden, sind gegen die Ungarisirung und für die Aufreckthaltung der deutschen Hegemonie. Der Abfall der Mittelstaaten durch Anerkennung Italiens soll hier einen tieferen Eindruck hinterlassen haben, als man gestehen will. Der Kaiser aber denkt nur an die Krönung in Ofen. Ist erst dieser Form Ge- nüge geschehe», dann, so hofft er, werde man sich über das Wesen schon verständigen. Seine Hoff- »ungen stützen sich auf Deak's gemäßigtes Pro- gramm. Diese Hoffnungen dürften indessen auf Sand gebaut sein, da Deak und die Seinigen, so- bald sie sehen, daß sie nicht mehr die Majorität im Lande haben, sich eher der extremsten Richtung anschließen, als die Schleppe der Wiener Hofburg tragen würden. Die letztere nährt die Partei- gegcnsätze und befördert die extremsten Bestrebun- gen der Radicalen, weil sie daraus Capital schlagen und die Reaction hervorrufen zu können hofft. Nun ist eS aber sehr leicht möglich, sogar höchst! wahrscheinlich, daß sie sich dabei verrechnet, und daß die Extremen die Andern mitreißen. Es ist unbegreiflich, wie man sich noch über die Endziele der magyarischen Bewegung, zu der freilich wir uns nur beglückwünschen können, zu täuschen ver- mag. Das>I»riarnur pro roAe nostro(Laßt uns für unfern König sterben) ist in Ungarn längst zur lächerlichen Phrase geworden. Prag , 24. Nov. jCin Antrag von Herbst und 79 Genossen.) wird morgen nach voraus- geschickter Motivirung erfolgen und lautet: Der Landtag wolle sich dahin aussprechen, daß die baldige Wiederherstellung einer verfas- sungs mäßigen B e h a n d l u n g der der Mitwirkung der Reichsverwesung vorbehaltenen Angelegenheiten ein dringendes Bedürfniß sei, und daß die als nothwendig sich herausstellenden Abände- rungen der ununterbrochen zu Recht bestehenden, in ihrem Fortbestande durch das September-Patent selbst anerkannten Grundgesetze nur auf verfas- sungsmäßigem Wege vorzunehmen sind. Dresden , 25. Nov.(Zum Handelsver- trag mit Italien ) veröffentlicht dasDresdener Journal" zwei Depeschen des Herrn v. Beust an die Sächsischen Gesandten zu Berlin und am Bundestage, welche auf den Handelsvertrag mit Italien Bezug haben. Die nach Frankfurt gesandte Depesche, vom 2! d. M. datirt, setzt die Gründe auseinander, aus welchen Sachsen es unter- lassen, diese Frage an den Bund zu bringen. Eine längere Verzögerung sei mit den für Sachsen be- stimmend gewesenen Gründen unverträglich und von der geschäftlichen Behandlung am Bunde, welcher die Angelegenheit dem betreffenden Aus- schusse überwiesen hätte, ein Aufschub und ein Zeit- Verlust zu gewärtigen gewesen, den die Sächsische Regierung vor dem eigenen Lande nicht hätte ver- antworten können. Hamburg , 24. Nov. sDie holstein'schen Vereine) haben beschlossen, die in Schleswig ver- botcnen Blätter durch Abonnements zu ent- schädigen. Die Schleswig-Holstein 'sche Zeitung bestätigt die patriotische Haltung der Südschleswiger. Mccklcnburg-Schwerin, 24. Nov.(Land- tags- Eröffnung.) Vorgestern ist der Landtag in üblicher mittelalterlicher. Weise in Sternberg eröffnet. Es habeu sich dorr bisher 68 adelige und 16 bürgerliche Ritter, außerdem 33 Bürger- meister eingemielhet. Ausland. * Paris , 24. November.(Tagesbericht.) DieFrance " kündigt heute zur Armee- und Flotten-Reduction als erste Reform im Verwal- tungsfache die viel besprochene der General-Ein- nehmer an, der ähnliche Maßregeln in den andern Zweigen der Verwaltung folgen sollen. Friedliche Politik im Aeußern und weiser Fortschritt im Innern sei die Parole des Tages; daß das Mili- tärbudget nicht schärfer beschnitten wurde, schiebt dieFrance " dem Umstände zu, eine wirkliche Ent- waffnung sei eine große internationale Sache, die nur in Folge einer gemeinschaftlichen Verabredung mit den Hauptmächten Europa '« erfolgen könne; was jetzt geschehe, sei jedoch als Vorspiel dazu zu nehmen, als ein Beispiel, das Frankreich ertheile, ! und als ein ausdrückliches Zeugniß, daß Frankreich zur Erhaltung des Friedens Vertrauen habe. Das gleiche Blatt meldet:Das Gerücht hat . Glauben gefunden, daß diplomatische Verhandlun- gen zwischen Preußen und Rußland über die Elb- berzogthümer-Frage angeknüpft wurden und daß .Rußland die Personal- Union der Herzogthümer; | mit Dänemark beantragt hat. Herr v. Bismarck . hat, wie man wissen will, die Absicht, nächstens die russische Note, die diesen Vorschlag enthält, zu ver- l öffentlichen, um die Bevölkerung der Herzoglhümer> einzuschüchtern, welche in Gefahr käme, Dänemark zurückgegeben zu werweii, wenn sie sich weigerte, an Preußen zu kommen." Der officiöse Londoner International", welcher soeben eintrifft, spricht auch schon von der russischen Note in Angelegen- heilen der Personal-Union. Chili hat die fran­ zösische Vermittlung angesprochen, Frankreich dieselbe unter Vorbehalt der englischen Mit- Wirkung zugesagt. Der Gesandte von Chili hatte eine Besprechung mit Drouyn de LhuyS. Prinz Napoleon und seine Gemahlin gehen nicht nach Compiegne , obgleich sie mit der Kaiserfamilie vollkommen ausgesöhnt sind. Auf der seit dem 20. d. eröffneten, von Frankreich , Belgien , Schweiz und Italien beschickten Conferenz behufs Normirung der Münzsysteme dieser Länder, ist be- reits eine Verständigung über die Grundprincipien erreicht worden, so daß ein befriedigendes Rcsul- tat als gesichert betrachtet werden darf. Sobald die Conferenz ihre Arbeiten zum Abschlüsse gebracht bat, wird Frankreich bei Spanien , Portugal , Schweden und auch bei den Vereinigten Staaten Nordamerikas Schritte thun, uni diese genannten Länder'zu einer Annäherung ihres MllnzsystemS an das französische zu bestimmen. Man glaubt namentlich, daß die Vereinigten Staaten nicht allzu großes Bedenken tragen würden, den Dollar genau dem Fünffrankenstücke gleichzustellen. Der Mi- nister des Auswärtigen macht im Auftrage des Kaisers officielle Propaganda für die Entwaffnung, da man im Auslände weder den officiösen Er- Mahnungen, noch selbst den Winken desMoniteur" ein bereitwillige« Verständniß entgegengebracht hat. Drouyn de LhuyS hat daher nun durch eine Note alle Mächte von dem Entschlüsse Frankreichs in Kenntniß gesetzt und zugleich die Hoffnung ausge- drückt, dag das Beispiel Nachfolger finden werde. In Anbetracht des nichts sagenden Characters der Reduction eine lächerliche Komödie! Fould arbeitet im Augenblicke mit großem Eifer an seinem finan- ziellen Berichte, welcher, wie es heißt, am 10. Dec. erscheinen soll. Er will im Ganzen eine Erspar- niß von 40 Millionen erzielen, waS im Grunde genommen wenig ist, da man Anfangs versichert hatte, daß das Budget des Kriegs-Ministeriums allein schon um 40 bis 50 Millionen verkürzt wer- den würde. Was dagegen Compisgne anbelangt, so bemerkt man dort nicht im geringsten, daß ge- spart werden soll. Die dortigen Feste sind so glän- zend, wie früher, und das Halsband, welches der Kaiser der Prinzessin Anna Murat zum HochzcitS- geschenke machte, hat einen Werth von mehr als einer halben Million. DaS Vergnügen, von einem Kaiser regiert zu werden, kostet Frankreich viel Geld. 25. Nov. Die Cholera ist wieder im Zu- nehmen begriffen; gestern starben 60 Personen. Die Gefälligkeit des hiesigen CabinetS gegen Oester- reich, dem man Geld verschafft, um Italien in Schach zu halten und Bismarckischeti Plänen einen Dämpfer aufzusetzen, ist ein politischer Taschen- spielerstreich auf Kosten der kleinen Capitalisten. Sollte jedoch Fould in die Lage kommen, Geld zu brauchen, so könnte ihni der gegenwärtige Solida- ritätSschwindel mit Oesterreich theuer zu stehen kommen. Ueber die Reise Garibaldis nach Florenz wird hier Folgendes als zuverlässig behauptet: Einige Zeit vor Zusammentritt de» Parlament» war das Gerücht verbreitet worden, daß Victor Emanuel in seiner Thronrede die Kammern auffordern werde, die berühmte Tagesordnung vom Jahre 1861, welche Rom zur Hauptstadt des Reiches erklärte, zurückzunehmen. Es scheint, daß diese» Gerücht nicht ganz unbegründet gewesen sei, und Garibaldi , wie sonst Jedermann, somit von dem unterrichtet, was, wie er glaubte, sich ereignen würde, hielt es für seine Pflicht, gegen ein derartiges Aufgeben der Sache de« Volke» zu protestire». Er be- gab sich deshalb zunächst incognito nach Florenz . In- dessen heutzutage fällt es schwer, besonders einer Regie« rung gegenüber, ein solches Incognito aufrecht zu er- halten,»nd so blieb auch dem Könige die Ankunft des berühmten Patrioten nur für sehr kurze Zeit ein Ge« heimniß. Dieses Ereigniß, ohne vielleicht dem innersten Gedanken Victor EmanuelS Abbruch zu thun, hatte doch eine offenbare Aendernng in der Haltung der Regierung zur Folge, so zwar, daß der König, wohl erwägend, wie das Parlament eine Menge neuer Elemente enthalte, deren Tendenzen man noch wenig sicher sei und deren Temperament noch unerforscht geblieben, den Entschluß