Nr. 212.
1865.
Social- Demokrat.
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reichen. Ein Bündniß mit Frankreich hat die bekannten Voraussetzungen, auf welche Preußen theils, so weit sie Deutschland angeben, gar nicht, theils, d. h. nach anderen Seiten hin, nicht unter normalen Umständen eingehen kann; doch ist ein solches Einverständniß nicht von vorn herein abzuweisen. Bleibt in erster Linie das Bündniß mit Desterreich, das ebenfalls seine Bedingungen hat. Letzteres empfahl sichtlich mit dem Hinweis auf ihre bisherige Politik die„ N. Pr. 3tg." der Unterstützung der conser
vativen Partei.
man dort in ministeriellen Kreiſen jezt überzeugt vor Europa engagirt und kann denselben nicht mehr oder mindestens der Hoffnung sei, nunmehr jene aufgeben. Das Ziel ist aber von Preußen allein, Einflüsse der letzten Monarchen- Zusammenkunft von ohne das Bündniß einer anderen Macht, nicht zu ers Schönbrunn leichter überwinden zu können, welche bisher noch bei dem Kaiser vorgewaltet und die * Berliu, 2. Dec.[ Zur habsburg- hohen- diplomatische Action entschieden beherrscht, auch in zollern'schen Allianz steht jetzt, trotz allen Gastein die erste Rolle gespielt hätten. In Wien das Gegentheil behauptenden Versicherungen offi- eingetroffene Briefe von Berliner Bankhäusern, cieller und officiöser Federn, außer allem Zwei- welche klar aufdeckten, wie man sie moralisch verfel, daß die Differenzen zwischen den beiden hindert habe, sich an der Anleihe zu betheiligen, Vormächten sich auf alle Fragen der auswär - hätten an maßgebender Stelle eine Wirkung hervor tigen Politik erstrecken, auf die fatale Droh gerufen, von der man zweifle, ob Graf Bismarck notengeschichte nicht minder als auf die Elb sie in dieser Weise beabsichtigt haben mag. Gewiß Unter den Voraussetzungen nach anderen Seiten herzogthümerfrage, daß also die vormächtliche sei, daß man in Wien glaube, der preußische Pre- hin", auf welche Preußen allerdings, aber nur nicht Allianz im gegenwärtigen Augenblicke wieder genau mier habe in Biarriz gar nichts ausgerichtet, und unter normalen Umständen", einzugehen vermöge, da angekommen ist, wo sie im verflossenen Sommer sich in der festen Ueberzeugung wiege, Napoleon fann offenbar nur Belgien verstanden werden, das war, und daß eine Ausgleichung des Zerwürfnisses beabsichtige vorläufig nicht nur nichts gegen Defter nicht etwa der preußische Premier dem franzöfifchen vorläufig unabsehbar ist. In der Drohnotenges reid), sondern werde auf jede Weise bedacht sein, Kaiser angeboten, nein, vielmehr dieser jenem schichte wird sich, wenn auch Preußen einlenkt, das demselben Luft zu schaffen, damit es nicht genöthigt als Grundlage zu allen weiteren Combinationen Wiener Kabinet so vortheilhaft als möglich heraus- sei, Holstein an Preußen auszuliefern und so die zuminden suchen, um die Erbitterung der öffent- endlose Herzogthümerfrage furzweg aus der Welt Also: ein preußisch- französisches Bündniß sei lichen Meinung auf seinen getreuen Alliirten abzu zu schaffen." wälzen und in der Elbherzogthümerfrage fann es Wir haben in dieser Beziehung bereits gestern feineswegs für immer in die Region der Luftgebilde zu verweisen, sondern es sei vielmehr nur zu verjetzt, durch das Gelingen der von Frankreich ver- das Gerücht erwähnt, daß man in Paris Personen, tagen, bis gewisse nicht normale Umstände" ein mittelten Anleihe, gelassener zusehen und Wider welche den leitenden Kreisen ziemlich nahe stehen, solches möglich und wünschenswerth machen würden. stand leisten als jemals. Preußen aber, bestrebt, beauftragt habe, von einer unter Bismarckischen Bleibt noch in erster Linie das Bündniß mit die innere Politik mit der auswärtigen in Einklang Einflüssen geschriebenen Broschüre zu sprechen, die Desterreich",- die Politik der conservativen Interzu bringen, entfremdet sich immer mehr die Sym den Zweck gehabt haben soll, die österreichische essen- und, geht es damit in die Brüche, – dieß pathieen seiner bisherigen Freunde. So wie man Finanzoperation noch im letzten Momente scheitern ist unzweifelhaft die innere Logit des Gedankenden Schleswigern durch Zeitungsverbote die hol- zu machen. Auch hat vor mehreren Tagen das steinischen Urtheile über das Manteuffel'sche Gouver- Mémorial diplomatique" verschiedene Nachrichten ganges- versuchen wir es mit Frankreich und dem System des demokratischen Imperialismus. nement unzugänglich machen will, gedenkt man auch über die sonderbare Art der Betheiligung des preußi- Videant Consules! den unfruchtbaren" Auslassungen des Abgeordne schen Minister- Präsidenten an der österreichischen [ Die Augsb. Allg. 3tg."] hat nun tenhauses in der nächsten Session, wenn nöthig, Anleihe gebracht, gegen welche sich dann die ,, Nordd. auch einen zweiten Annerions- Artikel aus Südbei Zeiten einen Damm zu setzen, so daß selbst Allg. 3tg." in einem von Ausfällen auf Dester- deutschland gebracht, der jedoch nicht von dem schon die Großpreußen anfangen, stutzig zu wer- reich stroßenden Artikel wandte, worin sie u. A. Verfasser des ersten Artikels ist, welcher sich zwar den. Kurz es wird täglich interessanter! frug, ob das„ Mém. dipl." sich einbilde, Graf für die Annexion der Elbherzogthümer ausgesprochen,
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bezeichnet habe.
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Kreuzztg." haben den Artikel nachgebrudt, erstere " Kreuzztg." haben den Artikel nachgebruckt, erstere jedoch mit Weglassung des Vorschlags wegen der Bundesreform.
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-[ Aus Brüssel ] wird soeben nachstehende, in Anbetracht gewisser Pläne, bedeutungsvolle Nach richt telegraphirt: Der Zustand des Königs von Belgien ist hoffnungslos. Die Aerzte verlassen das Palais nicht mehr. Der Blutdurchlauf ist andauernd.
Wir haben des Gerüchtes Erwähnung gethan, Bismarck sei wirklich der Mann, seine Bolitik aber zugleich den Vorschlag gemacht hat, ob sich nicht wonach das hannoversche Kabinet mit Bermit- mit derartigen Mitteln zu fördern, und daß, wenn Preußen als Entschädigung für die Mitteltelungsversuchen zwischen den beiden deutschen Graf Bismarck wieder dieser Mann wäre, die staaten zu einer Bundesreform verstehen wolle. Großmächten beschäftigt gewesen sei, was man aus Verhältnisse in Preußen es der Regierung möglich Sowohl die„ Nordd. Allg. 3tg." als auch die dem Besuche des Freih. v. Gablenz in Hannover machten, die hiesigen Banquiers und Geld- Institute geschlossen haben wollte. Das conservative„ Neue zu verhindern, ihren Geschäften nachzugehen?" Allg. Bolksbl." hat unterdessen glücklich herausge- Der Artikel der ,, Nordb. Allg." hat wenigstens das bracht, weshalb eigentlich der österreichische Statt- Gute, daß, wenn bisher auch alle Welt gewußt hat, halter in die Welfenresidenz gekommen sei. Es was Alles in Preußen möglich ist, sie nunmehr galt nämlich, so behauptet das Blatt, einen Versuch doch auch erfahren hat, was dort unmöglich Desterreichs, um Hannover von der Anerkennung sein soll. Italiens abzuhalten und das Welfenreich zu einem[ Ueber angebliche französisch preu Bündniß mit dem Augustenburgerthum zu gewin- ßische Pläne], in Betreff Belgiens , taucht jetzt nen. Daran wird eine Drohung mit der Macht neuerdings in der Köln . 3tg.", welche bekanntlich Preußens gereiht, welche wie ein Fels zum Meere für ein preußisch- französisches Bündniß thätig war, rolle", Hannover und den ,, Schleswig- Holsteinismus eine beachtenswerthe Stimme auf. erdrücken" und, was natürlich nur hinzugedacht Es ist die ihres stets gut unterrichteten Berwerden muß, das unbequeme Desterreich bei Seite liner Correspondenten, der, wie man wissen will, schieben könnte. In der That, die Phantasie des mit der belgischen Gesandtschaft in Berlin in naher Leitartikelschreibers war diesmal sehr aufgeregt. Beziehung steht. Bermuthlich, weil er beständig den Fels zum Meere rollen" hört. Nur ,, bis" zum Meere?
Er schreibt nämlich, die bekannten letzten Artikel der Kreuzztg." über die Situation enträthselnt:
Preußen ist für den Anschluß( der Elbherzogthümer)
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[ Preußische Preßschicksale.] Die hiesige Breßdeputation verhandelte gestern gegen den Redacteur des Märkischen Kirchenblattes," Vicar Müller. Die Anklage lautete: ,, auf Anreizung von Staatsangehörigen u Haß und Verachtung gegeneinander" und gründete sich auf einen aus dem„ Social Demokrat" übernomme nen Artikel: ,, Die Kreuzzeitungspartei," dessen Charakte ristik des Preußischen Adels geeignet sein soll, den öffent lichen Frieden zu stören. Der Angeklagte bestritt bie Veröffentlichung der betr. Nummer und der Gerichtshof beschloß deshalb in einem neuen Termine Beweisaufnahme
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