Nr. 2.
Bweiter Jahrgang.
Social- Demokrat.
Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme
der Sonn- und Festtage.
Organ der social- demokratischen Partei.
Redigirt von J. B. v. Hofstetten und J. B. v. Schweiter.
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Wenn
Bestellungen für das erste Quartal 1866 Correspondenten schreiben, der Neujahrswunsch in so indiscreter Weise auf den offenen Markt werfen des französischen Kaisers für Desterreich würde tann, wie Herr Schmidt- Weißenfels es zu thun beliebt. werden fortwährend( auswärts auf den Post- vielleicht einigen Eindruck gemacht haben, wenn man fann über raffalle's Agitation allerdings sehr verämtern) angenommen. man ihn nicht von Wien aus gar zu sehr im voraus schiedener Ansicht sein, aber selbst dem Gegner gegenüber escomptirt hätte, sowie daß ein Bündniß weder sellschaftliche Ton der civilifirten Welt zum Gesetz erdarf man nie die Rücksichten vergessen, welche der geabgeschlossen sei, noch bevorstehe. hoben hat. Für den der Verhältnisse und Personen [ Preußische Preß- Schicksale.] Aus Trier Kundigen hat jedoch die Sache noch einen böchst eigen wird der ,, Nh. 3tg." eine für die Presse nicht uner- thümlichen Beigeschmack. Laut dem Testament Lassalle's bebliche Verfügung des Justizministers mitgetheilt, welche nämlich sind seine sämmtlichen Manuscripte und Papiere vor etwa 6-8 Wochen den Mitgliedern der Staats- Eigenthum einer, dem Schreiber dieser Zeilen wohlbe * Berlin , 3. Januar. [ 3ur Elbherzog anwaltschaft zugegangen ist. Hiernach werden dieselben kannten Person, die zu viel Pietät besitzt, um jemals thümerfrage] schreibt man von hier, bezüglich zur schärfsten leberwachung der Zeitungen und auch nur einen Feßen Papier des Berstorbenen zum des schon erwähnten und von verschiedenen Seiten zwar in der Weise aufgefordert, daß auch die außer Tröbler wandern zu lassen und die bis jetzt auch thatbehaupteten Widerstandes Rußlands gegen die balb ihres eigentlichen Amtsbezirkes erscheinenden Blätter sächlich noch nicht einmal in den Besitz aller ihr testapreußischen Pläne, der„ Rh. Ztg." Nachstehendes: zum Gegenstande der Kontrole gemacht werden sollen. mentarisch vermachten Papiere gelangen konnte. Das Verhältniß Rußlands zu Preußen beschäftigt im Werden in diesen Artikel gefunden, welche nach ihrer Wiei- nun wirklich Herr Schmidt- Weißenfels Lassalle's Privat Momente unsere diplomatischen Kreise mehr denn je. nung eine Gesegesverlegung darstellen, so sind sie gehal- Notizenbuch bei einem Trödler kaufte, so ist die Frage Zwar sind die intimen Beziehungen der beiden Höfe durch ten, die zuständige Behörde darauf aufmerksam zu machen; natürlich, wie gelangte Jener in Besitz dieses Buches? nichts unterbrochen worden; die hoben russischen Gäste glaubt dieſe keine Veranlassung zum Einschreiten zu haben, Doch offenbar auf eine unrechtmäßige Weise, an unserem Hofe werden mit vieler Cordialität empfan- so ist der Generalprokurator in Köln um die Entschei zu der nur von einer, Lassalle verwandtschaftlich nahegen, selbst die conventionellen Formen des diplomati- bung anzugehen, und falls auch dieser sich für die Nicht gestandenen Seite die Hand geboten werden konnte. schen Verkehrs haben nicht den mindesten Abbruch er verfolgung aussprechen sollte, in letzter Instanz der Justiz- Es handelt sich also ganz einfach um eine Beruntreuung. litten und dennoch ist ein fühlbarer Wechsel eingetreten, minister zu befragen. Oder aber sollen wir vielleicht die Sache von einer ander von beiden Seiten nicht verläugnet werden kann. [ Johann Jacoby's sechsmonatliche deren Seite betrachten, sollen wir wohl bezweifeln. daß Die Freunde des Herrn v. Bismarck lassen es nicht an Haft] endet erst mit dem 26. Februar, während irgend ein Tröbler existirt, der ein geschriebenes NotizAndeutungen feblen, die darauf hinauslaufen, daß der die Eröffnung des Landtages_am 15. Januar er- buch, welches doch offenbar für den Trödelmarkt nicht entschiedene Widerwille der russischen Regierung gegen die folgt. Jacoby wird also erst ca. 6 bis 7 Wochen den geringsten materiellen Werth besitzt, ankauft? Dann sache des gegenwärtigen Stillstandes der Frage sei. Es wird im Abgeordnetenhause einnehmen können, wenn das falls werden die Freunde Lassalle's und die in ihrem schleswig - Holsteinſche Politik Preußens die vornehmste Ur- nach dem Beginne der Verhandlungen seinen Sitz ist der Kanal, durch den Herr Schmidt- Weißenfels in den Besitz des Buches gelangte, noch ersichtlicher. Jedenferner nicht verhehlt, daß der Hof von Petersburg loya Abgeordnetenhaus nicht beschließen würde, Jacoby's Eigenthum gekränkten Erben weitere Schritte nicht unterlere Mittel zur Bekämpfung der Pläne zur Incorporirung einstweilige Entlassung aus der Strafhaft zu fordern. laffen und die daraus sich ergebenden Resultate dürften der Herzogthümer hätte wählen können, und daß man es unbillig finde, mit Umgebung des Ministerpräsidenten Das Recht des Hauses hierzu scheint uns unzweifelhaft. pikanter werden, als des Herrn Schmidt- Weißenfels Einflüsse zu üben, denen gegenüber nicht anderes als der Der Art. 84 der Verfassungs- Urkunde bestimmt:" Enthüllungen," aus denen politisches Kapital zu ma.hen Rückzug übrig bleibe. Graf Bismarck habe sich zwar Jedes Strafverfahren gegen ein Mitglied des gewiffe Leute nicht unterlassen werden, die den ihnen von während der Anwesenheit des Großfürsten Constantin Landtages und eine jede Untersuchungs- oder Civil- der Natur und Aesop auferlegten Beruf, dem todten entschließen müſſen, das Zimmer zu hüten, um einer haft wird für die Dauer der Sigungsperiode auf- Löwen einen Tritt zu geben, so gern erfüllen.*) Begegnung zu entgehen, die der russische Prinz lebhaft zu gehoben, wenn das betreffende Haus es verlangt." Es verdient alle Anerkennung, daß man sich wünschen schien, aber bei den Hoffestlichkeiten, wo der erste Die Entscheidung dreht sich hierbei um die Frage, auch von einer sonst Lassalle und seiner Richtung Würdenträger der preußischen Krone nicht bloß erscheinen, sondern auch am Fackeltanz Theil nehmen mußte, fand nicht besonders geneigten Seite gegen solchen Unob eine„ Strafhaft" als„ Strafverfahren" anzudiese Begegnung statt. Ueber deren Resultat circuliren in sehen ist, welche Frage nach unserer Ansicht un- fug und solche Gemeinheit erhebt. unsern Hofkreisen und diplomatischen Regionen nur wenig bedingt bejaht werden muß. Nichts desto weniger von einander abweichende Versionen. Der Großfürst soll dürfte sich in diesem Falle an entscheidender Stelle sich hiernach in entschlossenem Tone gegen die in Preußen eine entgegengesezte Ansicht geltend machen. vorwaltende Ansicht ausgesprochen haben, als ob die zu[ Der Graf von Bismard] hat, der sehende und die Reserve beobachtende Politik Rußlands in der Herzogthümerfrage mit einer Zustimmung für die grundbefiz als Neujahrsgeschenk angebotenes und in der Herzogthümerfrage mit einer Zustimmung für die" Sp. Ztg." zufolge, ein ihm vom preußischen GroßAnnexion verwechselt werden dürfte. Der Großfürst äußerte sich bestimmt dahin, daß die russischen Erbrechte in der Nähe von Potsdam gelegenes Rittergut im auf einen Theil Holsteins an den Großherzog von Werthe von über 200,000 Thaler mit dem BeOldenburg abgetreten worden seien und daß es eine beleidigende Zumuthung für den Czar wäre, die cedirten Erbrechte durch eine anderweitige Prätension vor den Augen Europa's negiren laffen zu wollen. Sollte trotz dem ein fait accompli erfolgen, welches dieser Intereffen Politik Rußlands entgegenstände, so sei als gewiß an zunehmen, daß der Kaiser es mit allen Mitteln bekämpfen werde..... Bei diesen Worten, jügt unser Gewährsmann hinzu, soll der Großfürst eine Handbewegung ge
macht haben, deren Bedeutung nicht zu verkennen war.
Etwas Wahres wird wohl an allen diesen Dingen, und vielleicht gerade deshalb, sein, weil sie von den Officiösen mit solchem Eifer dementirt werden.
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merken dankend abgelehnt, daß er, so lange er preußischer Staatsbeamter sei, von keiner Partei irgend etn Geschenk annehmen werde.
* Wien , 2. Jan.[ Orden für Holstein. Die Elbherzogthümerfrage." Naplo" über Ungarn .] Der nach den Herzogthümern zurückgefehrte Civiladlatus Geh. Rath v. Hoffmann überrere Persönlichkeiten in Holſtein, u. A. an Reimers, bringt das Ritterkreuz der eisernen Krone an mebden vortragenden Rath des Generals v. Gablenz . Die Elbherzogthümerfrage bleibt so lange unberührt, bis die inneren Fragen, namentlich die ungarische, gelöst sein werden.„ Naplo" dementirt die Behauptung der„ Ostdeutschen Post", daß die Stimmung in Best und mit ihr die Ausgleichungsboffnungen bedeutend abgenommen haben. fann sein, sagt„ Naplo", raß philosophische Geister, die das Gras wachsen hören, eine Aenderung tenlaube" Auszüge aus einem Copirbuche F. Laffalle's, selbst einigermaßen an der allgemeinen Stimmung Herr Schmidt- Weißenfels veröffentlicht in der„ Gar- der Stimmung wahrnehmen, aber wir, die wir welches er bei einem Trödler gekauft haben will. Ohne participiren, haben eine solche nicht bemerkt. gehen, müssen wir unser Erstaunen darüber aussprechen, auf den materiellen Inhalt der Veröffentlichung einzu
[ Die Veröffentlichung des Copir bu des Laffalle's betreffend] schreibt man den Coburger Fl. Bl. f. d. deutsch. Arb." ans Zürich :
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*) Ist bekanntlich bereits von der Berfiner., Volks-[ Ueber die österr.-französ. Allianz] stand macht, unzusammenhängende, flüchtig bingeworfene, wie ein Schriftsteller, der Anspruch auf Takt und An- zeitung" und ähnlichem Gelichter geschehen. Anm. d. Red. d. ,, Soc. Dem." läßt sich die ,, töln. 3tg." aus Berlin von ihrem nur für den Gebrauch des Verfaffers bestimmte Notizen