Nr. mBerlin, Dienstag den 27. Februar 18K6.Zllltiter Jahrgang.Diese Zeitung erscbeint tiiglicbmit Ausnahmeder Sonn- und Festlage.Organ der social-demokratischen Partei.Redigirt von I. 8.». Hofstetten und I. 8. V. Schweitzer.Redaktion und Expedition-Berlin,Dresdnerstraße Nr. 85.UionnementS-Preis ftir Berlin incl. 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Febr. � D i e M o b i l m a ch u n g s-Gerüchte� behaupten hartnäckig ihren Platz. Uedri-gens soll es sich nur um eine sogenanute„suppo-nirtc" Mobilmachung gehandelt haben, d. h. umeinen Befehl au die verschiedenen Truppencomman-do's, die nöthigen Borbereitungen zu den Maß-regeln zu treffen, welche die endgültige Ordre zurMobilmachung erfordern würde. Säbclgerassel, zurBeschäftigung politischer Kannegießer und etwaigenEinschüchterung friedliebender Mächte; im Uebrigenkeineswegs ernstgemeint! Daß aber dergleichen mög-lich ist, haben wir nur den Fortschritilern zu ver-danken.—[Aus den Elbherzogthllmern� gehtden Blättern eine Erklärung zu, welche nun auchdie meisten preußischen„Fortschrilts"-Blätter—um sich jetzt an dem Grase» Bismarck zu reiben—veröffentlichen, was ihnen schwer genug fallen mag.In jener Erklärung heißt eS unter Anderem:Nach Abschluß des Wiener Friedens, der den vonDänemark befreiten Herzogihümern auf Grund ihres am28. Mai 1864 in den Londoner Conferenzen von de»beiden Deutschen Großmächten nicht minder als demDeutschen Bunde vor Europa proclamirten Rechte« einebaldige, dem Deutschen Rechte und dem DeutschenInteresse entsprechende definitiv« Eonstiluirung in Aus-ficht zu stellen schien, versuchte eine kleine Anzahl vonMännern in der sogenannten Siebenzehner-Adresse dasLand einem Ziele znzusühren, welches im direktestenWiderspruch mit dem Rechte und Willen de« Lande«,wie nicht minder der feierlichen Deklaration der Deut-scheu Mächte vom 28. Mai 1864 steht. Bei der Brach-tung, welche dieses Bestreben an hoher Stelle fand, ware« im Interesse des Lande» geboten, einen unzweidcuti-gen Ausdruck der wahren Ueberzeugung und de« wirk-lichen Willens der Gesammtbevölkerung zu veranlassen.Diesem Umstände verdankt die Erklärung vom Januar1865, die sogenannte Vierziger-Erklärung, ihre Enlste-hung. Sie lautet, wie bekannt, folgendermaßen:„Wir unterzeichnete Bewohner der HerzogthllmerSchleSwig-Holstein erklären hiermit, gegenüber der Adressedes Baron Scheel-Plcssen und Genossen, wie folgt: ImBewußtsein der Uebereinstimmung mit dem Willen undder Rechtsüberzeuzung der Gesammtbevölkerung unsere«Lande« und in der Ueberzeugung, zum Besten unsere«Vaterlandes zu handeln, halten wir fest an der auf Grundde« Rechts unserem Herzog Friedrich VIII. gelobtenTreue; halten wir fest an der Forderung, daß bei derzu beschleunigenden Ordnung unserer staatlichen Ver-Hältnisse, sowohl im Inneren als in Beziehung zu Deutsch-land, dem Herzoge und den gesetzlichen Vertretern deSLandes eine entscheidende Stimme zustehe."Diese Erklärung ward in wenig Wochen von 54,655selbstständigen schleswig-holsteinischen Männern unterzeich-net, darunter außer den circa 76 großen Grundbesitzer»und Mitgliedern der Ritterschaft, von 14,793 Hufncrnund Besitzern größerer Landstellen, 2383 Käthnern, 735Altentheilern, 19,322 Handwerkern, 2212 Kaufleuten,327 Fabrikdesitzern, 752 Lehrern, 9983 Arbeitern, 317Rentier». Die übrigen Unterzeichner gehören größten-theil« dem Beamten- und Gelehrten-, sowie dem Künst-lerstande an. Dabei ist zu bemerken, daß nicht wenigeländliche Conimnnen durch ihre Communevorsteher dieZustimmung sämmtlicher selbstständiger Mitglieder ange-zeigt haben, ohne jedoch die Zahl derselben anzugeben.Außerdem sind um dieselbe Zeit von verschiedenen Ge-genden des Lande« Erklärungen ganz gleicher Tendenzselbstständig»usgegangcn. Dieselben sind, soweit die«aus den Zeitungen bekannt geworden ist, von 6754 selbst-ständigen Männern unterzeichnet, so daß sich die Ge-sammtzahl derjenigen, welche sich in solcher Weise gegendie Siebenzehner-Adresse und deren politische Ziele aus-gesprochen haben, aus mindestens 66,866 beläuft.Daß das den Herzogihümern gegenüber beob-achtete Regime keine andere Stimmung erzeugenkonnte, ist sehr natürlich. Jammervoll aber ist dieSchwärmerei für den angestammten Augustenburger,die ihre» Ursprung in den Agitationen der Fort»schrittlcr hat, wie denn Alles, was aus dem Schooßeder Bourgeoisie hervorgeht, den Stempel des Klein-lichen und Erbärmlichen an sich triizr.|—[DaS Revolutiönchen in Bucharestjkann, unter Uniständen, von betententen Folgenbegleitet sein. Eö wird ohne solche vorübergehen,falls die Mächte den Frieden erhalten wollen. Istjedoch dieser Wunsch kein allgemeiner und aufrich-liger, so bietet gerade dieser rumänische Putsch dieschönste Gelegenheit,„die orientalische Frage" neuer-dings auf die politische Tagesordnung der Kabinetezu setzen. Die Berufung des reichen Grafen vonFlandern auf den rumänischen Thron beweist, daßdie provisorische Regierung beabsichtigt, die Uuab-hängigkeit der Fürstenthünier von der Pfortezu proclamiren. Rußland aber hat ein Interessedaran, daß sich kein neuer und unabhän-gigcr Staats zwischen türkischem und russischemGebiete festsetze; es würde seine traditionellePolitik wieder aufnehmen. England sowohl alsOesterreich werden das bestehende SuzeränitätS-Berhältniß Rumäniens zur Pforte aufrecht er-halten wissen wollen. Preußen würde sich je nachseinen Interessen auf die eine oder andere Seiteschlagen. Frankreich wird jedenfalls aus der Si-tuation Kapital für sich zu schlagen und neue pvli-tische Jntriguen einzufädeln, vielleicht auch dieselbefür das Congreß-Project zu verwerthen suchen.—[Das allgemeine gleiche und directeWahlrecht in Preußen betreffend! bringtdie Correspondenz 8t.-A.. den Bericht des Abg.Jung über die bekannte Petition des BerlinerArbeiter-Vereins, sowie den Inhalt der darüberstattgehabten Berathung der Cominisflon für Peti.tionen. Die Eommission lehnte ein Vorgehen desAbgeordnetenhauses in dieser Sache, als zur Zeitinopportun, ab. Eine von dem Referenten vorge-schlage»« Resolution spricht sich über die Motiveeiner solchen Ablehnung aus. Wir werden daraufeingehend zurückkommen.—[Zur bekannten fortschrittlichenSchmähschrift gegen die social- demokra- �tische Partei! sucht der als Verfasser derselben'im„Deutschen Wochenblatte" genannte HugoWeise sich gegen verschiedene Anschuldigungen zuvertheidigen. Das Wesentlichste davon ist, daß ererklärt, von der Mitarbeiterschaft an der officiöscaKammercorrespondcnz Stern sofort nach erhaltenerKenntniß von dem Charakter derselben zurückgetre-ten zu sein. In Bezug auf die Broschüre hat erdie Unverschämtheit, zu schreiben:Was zunächst die Behauptung anbetrifft, daß ich derVerfasser der erwähnten Broschüre sei, so din ich weder Jberechtigt, noch verpflichtet, hier auseinanderzusetzen,ob und in welchem Berhältniß ich zu derselben stehe, zu«mal e« mir zur Ehre gereichen könnte, wenn der Kar-respondenl Recht hätte.Offenbar bekennt er sich, wenn auch nicht offen,als Verfasser des Machwerks.„Weß Brod ichesse, deß Lied ich singe"— und wenn auch dasLied eine Gemeinheit wäre. Die Zeit wird abernicht ausbleiben, wo auch den Preßknechten derBourgeoisie der verdiente Lohn zu Theil wird.—[Die Berliner„BolkSzeitung" be-I reffe»dj schreibt man dem„Deutschen Wochen-blatt" aus Berlin:Man schreibt mir au« Leipzig, daß der Vorstand desdortigen Arbeiterbildungsvereins(eines der größtenin Deutschland) einstimmig die Abschaffung der„Volkszeitung", als eine« der Arbeiters ach«feindlichen Blattes, beschlossen hat, und daßim ganzen Verein nicht Eine Stimme zu Gun-sten de«„Organs für Jedermann aus demVolk" laut geworden ist! Herr Duncker wird jetztdie Leipziger Arbeiter unter die„Ungebildeten" zählen.Mit der Zeit scheinen also die Arbeiter dochzur Einsicht zu kommen. Rur Geduld! Es werdennoch allen die Augen aufgehen, über die Bour-geois- Presse, wie über die fortschrittliche Bour-geoisic selbst.—[Preußische Preß- Schicksale.! EonfiS-cirt: die Steltiner„Oderzeitung" wegen einer Stelleau« der Gneist'schen Rede in der letzten Sitzung de«Abgeordnetenhauses. Man mag dieser Anklage mit einerbei verhärteten Preßgemüthern seltenen Spannung e�it-gegen sehen.— Nachträglich ist auch die Mittwochnum-mer der„KönigSb. Neuen Ztg." confiscirt worden,die Veranlassung„konnte uns nicht näher bezeichnet wer-den",— schreibt da« Blatt.Wien, 24. Februar.[MinisterkrisiS.! Die„Wiener Zeitung" bezeichnet alle Gerüchte über be-vorstehende Personaländerungen im Ministerrathe,so wie die daran geknüpften Combinationen, alsrein aus der Lust gegriffen.Ausland.* Paris, 22. Febr.[Tagesbericht: Das„Kind von Trankreich" als Ehrenpräsi-dent. Girardin. Theresa. MarschallForey. Herr Eloin. Der Staatsstreichin Bucharest.„Memor. Diplom." überPreußen und Oesterreich.! Die Erneimungdes kleinen„Kindes von Frankreich" an Stelle desrothen Prinzen zum Ehrenpräsidenten der WeltauS-stellung soll ein Sieg der Kaiserin Eugenie sein,