Nr. III- Berlin, Freitag den 22. Juni 18K6. Zweiter Iahrgsig, MrialMmMM- Diese Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich und zwar- Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabends Abend«. Organ der social- demokratischen Partei. Redigirt von Z. 8. v. Hofstetten und Z. 8. V. Schweitzer. Redaktion und Expedition- Berlin , Alte Jakobstraße Rr. 67. Abonnements-Preis für Berlin incl. Bringerlohn: vierteljährlich 15 Ggr., mo­natlich 5 Sgr., einzelne Nummern 1 Ggr.; bei den Königl. preußischen Post­ämtern 15 Sgr., bei den preußischen Postämtern im nichtpreußischen Deutsch­ land 12'/, Sgr,, im übrigen Deutschland 20 Sgr.(st. 1. 10. südd., st. 1. österr. Währ.) pro Quartal. Bestellungen werden auswärt « auf allen Postämtern, in Berlin auf der Expedition. von jedem soliden Spediteur, von der Expreß-Compagnie, Zimmerstraße 48»,'sow»« auch unentgeltlich von jedemrolhen Dienstmann" entgegen genommen. Inserate<in der Expedition auszugeben) werden pro dreizespaltene Perit-Zeile bei Ärbeiter-Annoncen mit 1 Sgr., bei sonstigen Annoncen mit 3 Sgr.«"rechnet. Agentur für England, die Tolonieen und die überseeischen Länder: Mr. Bender, 8. Little New-Port-Street, Leicester-Squnre W. C. London . Agentur für Frankreich : G. Ä. Alexandre, Str&ssbonrg, 5. Hue Brnlee; Paris , 2. Cour da Commerce Saiat-Andre-des-ArU. Mit dem t. Juli beginnt ein neues Abonnement. Wir ersuchen unsere auswärtigen Abonnenten und Solche, die es werden wollen, ihre Bestellungen bei den nächsten Postanstalten so zeitig als möglich zu machey, damit bei Beginn des Quartals das hiesige königl. Postamt in der Lage ist, allen Anforderungen genügest zu können. politischer Theil. Leipzig , 19. Juni. Heute Nachmittag nahm die Versammlung der Delegirten des Allgemeinen deutschen Arbeiter-Ver- eins auf Aytrag des neugewählten Bereinspräsiden- ten A. Perl nachstehende Resolution emstimmig an: In Erwägung, 1) daß die social-demokratische Partei die Errin ihrer Baari'chaften ihre Residenzen verließen und ihre Truppen unter das österreichische Commaudo zu reiten suchten. Den Sachsen ist, durch die geo­graphische Lage begünstigt, dies gelungen; doch auch nichts weiter, und schon am 18. Mittags war Dresden besetzt und ganz Sachsen iu Preußens Hand. Ebenso ist Hannover vollständig beruhigt und die Couimunicaiion überall hergestellt. Rur in Kurhessen handelt es sich noch darum, ob Han- noveraner, besonders Reiterei, den Main erreichen." gung des allgemeinen, gleichen und directen(Aus Hannover wird jedoch amtlich gemeldet: Wahlrechts als die unerläßliche Grundlage zur General v. Beyer hat die Eisenbahn bei Melsungen Förderung der social-demokratischen Volkssache erkannt und daher als dag erste und zunächst zu erstrebende Ziel in ihr Programm gesetzt hat; in Erwägung, 2) daß der gegenwärtige Augenblick als günstig. zur Erreichung dieses ersten Zieles betrachtet werden muß; beschließen wir: ungesäumt mit allen Kräften die Agitation für das allgemeine Stimmrecht zu erneuern und insbesondere niit Nachdruck dahin zu wirken, daß ein deutsches Parlament nach allgemeinem Stimmrecht einberufen, sowie, daß das allge- meine Stimmrecht auch für die Kammer in Preußen, dem Ausschlag gebenden Staate des deutschen Nordens, sofort eingeführt werde, in- dem, wenn Preußen in diesem Sinne vorge­gangen ist, die andern deutschen Staaten un- serer Ueberzeugung nach der Einführung des allgemeinen Stimmrechts sich nicht länger ent- schlagen können. Rundschau. Berlin , 21. Juni. Der Krieg, der nun in Deutschland wie in Italien erklärt ist, befindet sich hier wie dort noch in dem Stadium der strategischen Vorbereitungen. Die Vortheile, welche Preußen durch rasches, präcises Handeln bisher errungen, sind sehr beträcht- lich und geeignet, das Erstaunen und den Aergcr der österretlbisch-kleinstaatlichen Verbündeten zu erregen. DieK.Z." saßt die Resultate der seitherigen militai- rischen Operationen Preußens wie folgt, zusammen: Das Ergebniß der ersten drei Tage vom Abend des 15. bis 18. Juni ist die rasche Reinigung der Zwischenstationen, deren Fürsten ins Lager der Conföoerirten übergingen und nach Sicherschaffung zerstört, Guntershausen und Kastel besetzt, so daß ein Entweichen der Hannoveraner an den Main auf dieser Linie unmöglich ist. Sie müsten also dem General Manteuffel Stand halten. Nach eingegangenen Nachrichten stehen die Trümmer der hannöver'schen Armee, angeblich zehn bis zwölf Tausend Mann stark, zwischen Trans- dorf und Göltingen in Cantonnirungen.) Der Kurfürst war am 18. in Frankfurt . Preußen ist somit Herr des Terrains der Nahe, der Lahn , der Quellgebiete der Werra und Falda, der Saale , der Mulde, der mittleren Elbe bis in die sächsische Schweiz hinein und die böhmisch-mährischc Gränze entlang bis Krakau , wo der rechte Flügel der öfter- reichischen Aufstellung beginnt. Ueber die Berne- gungen der Conföderirten dürfen wir wohl so viel jagen, daß sie inHannovernachderSchablone: Ordre,> Contreordre, waren und in Hesten wie in Sachsen den preußischen Truppen sich nirgeuvs gewachsen zeigten." Aus Hessen erfährt das genannte Blait, angeblich aus guter Quelle", daß es sämmtlichen kurhejsischen Truppen gelungen ist ihren Rückzug über Bebra und Fulda nach Hanau zu bewerkstelligen, ehe die preußischen Truppen dies bindern konnten, falls dies in der Absicht gelegen. Der Thronfolger, Prinz Friedrich(ein Sohn des Landgrafen Wilhelm und entfernter Vetter des Kurfürsten; die Großväter beider waren Brüder), befand sich fortwährend bei den Truppen. Es bestätigt dies die Mittheslung, daß derselbe mir den Maßregeln der Regierung einverstanden ist. Der Kurfürst selbst ist am 19. Juni gleichfalls in Hanau eingelrosten, das jetzt der Sitz der Regierung werden soll. Die Zahl der kur - hessischen Truppen, welche auf diese Weise jetzt iu und um Hanau concenlriri sind, wirb auf 15,(XX) Mann angegeben eine jedenfalls zu hohe Zahl, da Kurhesten bekanntlich noch nicht mobilisirt halte. Es werden in Wirklichkeit nicht mehr als 78000 Mann fein. Ueber die fernere Bestimmung, ob Anschluß an das 8. Bundes-Armeecorps oder was sonst, verlautet noch nichts. Zur Vervollständiguiza des letzteren Corps fehlen noch die bgdischcn Truppen, da Baden bisher fast noch völlig apf dem Friedens« stände gewesen. Bayern erwartet man dort nicht; deren Action wird wohl in anderer Richtung erfolgen. Den Stand der Dinge in Sachsen beireffend, wurde Dresden am 18teii, Leipzig am 19tea von preußischen Truppen besetzt. In Schle­ sien ist noch kein entscheidendes Ereigniß erfolgt. Ans N cnst ab t in Oberschl., 18. Juni,, Abends 9 Uhr erhält dieBr. Ztg." folgendes Telegramm.: Da« Telegrapheu-Aint ist geschlossen! Soeben kommt eine Husaren- Patrouille von der Grenze»nd meldet,: 80.000 Oeslerreicher sind im Anmarsch und dürften heute Nacht schon hier einrücken. Die Aufregung ist groß. (Die Ausregung hat wahrscheinlich zu Uebeitreibungen veranlaßt) Die Fürsten der thüringischem Staatcngruppr sollen gewillt sein, in Napster Zeit eine Declara- tion zu erlassen, in welcher sie erklären, zu Gun- sten einer Centralgewalt und eines Parlaments auf diejenigen Souveränetalsrechte verzichten zu wollen, ohne welche die Constiturung einer Central- gemalt, sowie eines Parlaments nicht möglich. Die seit Redactionssckluß unserer am Dienstckg erschienenen Nummer eingetroffenen telegraphischen Depeschen sind folgende: Eisenach , 20. Juni. Au« Karlsruhe vom geftri- gen Tage wird gemeldet: Oesterreich und seine Bex- bündeten verlangen von Baden unbedingte Heere«solge gegen Preußen und drohen bei Verweigerung derselben mit Zerstückelung des Großherzogthurn«. Bremen , 20. Juni. Die Summe, welche au« dem Hannoverschen Staatsschätze von hier nach London ge- schafft worden ist, beträgt nahezu eine Million Thaler. Da das Schiff die Breinische Flagge führte, so haben die preußischen Kriegsschiffe von der AnHaltung de« Fahr- zeuge« Abstand genommen. Bremerbasen, 19. Juni. Die Hannoverauer haben am gestrigen Tage da« Fort Wilhelm freiwillig geräumt. Aus der Rhede haben die preußischen Kriegsschiffe Arminius ",Loreley " undJahde" Anker geworfen. Detmold , 20. Juni, Morgen«. Das preußische Ka« binet hat die deutschen Regierungen, welche in Frankfurt am 14. d. M. gegen den Antrag auf Mobilisirung der Kontingenie der deutschen Staaten gegen Preußeu stimm­ten, durch besondere Nolificalioi, darauf aufmerksam ge­macht, daß die fernerweile Theilnahme dieser Regierungen an Berathungen solcher Staaten, welche sich im Kriege mit Preußen befinden, Kollisionen mit ihren friedlichen Beziehungen zu Preußen herbeiführen müßte. Hannover , 19. Juni, Abends. Die Königin und die Prinzessinnen sind noch hier. Der größte Theil der d i :t Ktm