Nr. 116.

Berlin  , Mittwoch den 4. Juli 1866.

Bweiter Jahrgang.

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Social- Demokrat.

Diese Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich und zwar: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Abends.

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Organ der social- demokratischen Partei.

Redigirt von J. B. v. Hofstetten und J. B. v. Schweizer  .

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Alte Jakobstraße Nr. 67.

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Politischer Theil.

Rundschau.

Berlin  , 3. Juli.

Als das wichtigste Ereigniß auf dem Kriegs­schauplatze in Böhmen   ist die Vereinigung der beiden Armeen des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl   in Folge des glücklichen Sturmes der preußischen Truppen auf Guschin, zwischen Jo­sephstadt und Münchengräs liegend, zu betrachten. Die Amtl. Nachr. v. Kriegsschauplaße" lauten wie folgt:

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Reichenberg, 1. Juli früh. Die Armee in Böb men ist im siegreichen Fortschreiten. Die 5. und 3. Di vision haben am 29. Juni Gitschbin mit Sturm genom Unsere Verluste sind nicht unerheblich, da die Position des Feindes eine sehr starke war. Der öfter reichische Verlust wird auf 4000 Mann geschätzt; noch immer treffen Züge von Gefangenen sein.

men.

Gitschin, 2. Juli. Heute Mittag ist der König bierselbst angekommen und von dem Prinzen Friedrich Carl empfangen worden. Längs der Straße bis hier. her zeigen sich überall Spuren heißen Kampfes, der bis in die Stadt fortgesetzt worden ist. Der Feind ist in Unordnung unter dem Schutze der Nacht geflohen. Die Bravour der Truppen war unübertrefflich. Theile des Leibregiments schlugen wiederholte Cavallerieangriffe ab, obne Carré zu formiren. Das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl ist über Gitschin hinaus verlegt, die Verbindung der ersten und zweiten Armee ist vollständig hergestellt. Noch immer werden Gefangene eingebracht, deren Zahl schon über 5000 beträgt. Die Defterreichischen Regimenter Hannover  , Ramming und Martini find fast ganz, das 18. Jägerbataillon bis zum letzten Mann auf Berlin  , 2. Juli, Abends 8 Uhr. Verläßliche An­zeichen, die aus Böhmen   berichtet werden, weisen darauf hin, daß der Oberbefehlshaber der österreichischen   Armee, General Benedet  , in Folge der Auflösung des Gablenz  schen Korps, wie des Rückzuges der österreichischen   und sächsischen Truppen sich genöthigt gesehen hat, die beab­fichtigten Operation bei Gitschin aufzugeben, um sich in einer weit er zurückgelegenen Stellung zu concentriren.

gerieben.

von allen Armeen am wenigsten zur Mißhandlung wehrlojer Bevölkerungen geneigt, worauf der Ar­tikel fortfährt:

Dorf Boffin zu nehmen. Auch heut haben die Dester­reicher ungleich größere Verluste gehabt als wir. Die unfrigen werden 150 Mann im Ganzen nicht überstei Wenn wir aber dennoch jene Vorkommnisse in Böh- gen, wogegen bis jetzt allein 1200 gefangene Desterrei men sehen, wenn wir uns der Vorgänge in Trautenau   cher eingebracht sind. Alle Ortschaften, die unsere Trup­erinnern, wo die Bewohner, wie es sich wirklich zu be- pen passiren, sind von den Einwohnern verlassen. In Münchengrätz  , einer Stadt von vielleicht 4000 wahrheiten scheint, die Waffen gegen die preußischen Truppen geführt haben, so können wir Jenes faum auf Einwohnern haben wir nicht 50 Personen vorgefunden. eine unbegründete Furcht vor den preußischen Soldaten, Noch während unsere Truppen einrückten, floben Fami­Dieses nicht auf die Aufbeßereien der Wiener Zeitungen lien mit aller Habe. Die Brunnen sind faft überall zurückführen; sondern wir müssen uns sagen, daß die verschüttet und verdorben. Unsere Truppen haben über­all den besten Geist gezeigt. Die Truppentheile, die österreichische Regierung diesen Fanatismus bei ihrer Bevölkerung anfacht und nährt, und diesen Krieg, den uns gegenüber fanden, gehörten dem 1. österreichischen sie durch ihre Kabinetspolitik provozirt und den wir Korps, der Brigade   Kalik und der Kavallerie- Division v. Edelsheim   an. Auch Sachsen   wurden uns gegenüber wahrgenommen."

preußischer Seits mit unserer Armee auszufechten ge­dachten, in einen Volfs- und einen Racenkrieg zu verwandeln sucht, bei dem man sich gegenseitig erwürgt ohne einen Laut, ohne ein Wimpernzucken zufrieden, zu sterben, wenn man nur seinem Feinde das gleiche Schicksal bereitet hat. Einem solchen Striege scheinen wir entgegen zu geben; jedenfalls haben wir uns darauf gefaßt zu machen.

Um unseren Lesern auch eine Blumenlese der österreichisch gefärbten Nachrichten und Depeschen zu geben, laffen wir nachstehende Sammlung aus österreichischen resp. Frankfurter Zeitungen folgen.

Krakau   meldet am 27. Juni: Oswieczin, mit großer Uebermacht angegriffen, ist von unseren braven Truppen tapfer vertheidigt und der Bahnhof wieder besetzt worden. Verluste sehr groß. Fünf Offiziere todt.

Weiter finden wir folgende Nachrichten: Berlin  , 1. Jnli. Nach neueren bier eingetroffenen Berichten aus Liebau vom heutigen Tage sind die Er- Josephstadt, 27. Juni, 8 Uhr Abends.*) F3M. gebnisse der dreitägigen Schlacht des 5. Korps noch be- v. Benedek an Se. Excellenz den Herrn Kriegsminister: deutend erheblicher als bisher bekannt geworden. Am Das am 26. zum Marsche von Opocno nach Skalitz be­27. ftand bekanntlich das bezeichnete preußische Korps im orderte 6. Armeekorps wurde heute um 81/2 Morgens Kampfe gegen das 6. österreichische Korps Ramming. von den auf den Höhen von Wisokowo und Wenzelsberg Der Oberbefehlshaber des letzteren hat in einem auf- entwickelten Breußen angegriffen. Nach 31/2 stündigem gefangenen Briefe, welcher nach Josephstadt gerichtet hitzigen Kampfe erstürmte das 6. Corps die genannten war, an den General   Feldzeugmeister Benedek die Bitte Höhen und war auf allen Punkten Sieger. gerichtet, ihm zwei frische Brigaden zu schicken, unter Um Mittag erneuerten die Preußen mit frischen über­beren Schutze er bivouafiren könne, und das Geständniß legenen Kräften den Angriff, wurden jedoch durch das binzugefügt, am folgenden Tage nicht schlagen zu können. Feuer der Corps- Geschützreserve zurückgewiesen und Die Kämpfe des 5. Korps am 28. und 29. gegen die konnte das 6. Armeecorps unbebelligt vom Feinde Korps 8. Erzherzog Leopold und 4. Festetics find von seine ursprünglich beabsichtigte Aufstellung bei noch viel größerer Bedeutung. Das 10. öfterreichische Skalitz erreichen. Kratau, 27. Juni, Abends. Die Breußen sind über Korps Gablenz   ist in den Waffengängen mit der preu­Biſchen Garde völlig aufgelöst worden. Der Gesammt die Weichsel   zurück. Der Angriff auf Oswieczin wurde verlust des Feindes ist auf 20 bis 28,000 Mann zu von ihnen unternommen mit 8 Füfilier- Compagnien, veranschlagen. Erbeutet wurden von den preußischen 3 Bataillonen Landwehr, einem Linien- Uhlanen Regimente  Truppen 20 Geschütze, fünf Fahnen und zwei Standarten. und einer halben Batterie. Abends 10 Uhr, liegt folgender Bericht vor: Aus dem Hauptquartier Münchengräß, 28. Juni, Nittmeister Lehmann von Graf Grünne  - Ublanen hat mit fünf Zügen Uhlanen das feindliche Regiment, welches den Rückzug bedrohete, geworfen, und starb als Held; mit ihm fielen Oberlieutenant Graf Lippe und Lieutenant v. Schönberg. Die Haltung der Truppen war vortreff lich, Artillerie bewundernswerth. Der Verlust des Feindes sehr groß, der unsere 80 Mann, darunter fünf Offiziere.

,, Die Aufgabe der Armee bestand für heute darin, In Betreff der Erbitterung, mit welcher der die ferlinie zu überschreiten und in der Richtung auf Krieg geführt wird, schreibt die Nordd. Aug. 3tg.": Münchengrätz   vorzubringen, eine Aufgabe, welche trotz Die amtlichen Nachrichten vom Kriegsschauplatz brach der schwüllen Hitze des Tages, die den Truppen das ten nus gestern, neben der froben Siegesbotschaft aus Marschiren unendlich erschwerte, glücklich gelöst worden Gitsch in, eine ernste Kunde, der vielleicht mancher unse- ist. Die Kaiserlichen suchten das Vorbringen der Armee rer Leser im Augenblick der freudigen Aufregung die zu hindern, wurden indeß überall zurückgewiesen. Wichtigkeit nicht geschenkt hat, welche sie verdient. Wir Um Münchengräß, bei welchem Orte, die Desterreicher meinen die Nachricht, nach welcher die Ortschaften, durch die Brücke verbrannt hatten, entspann sich gegen 9 Ubr welche die preußischen Truppen marschirten, von den ein beftiges Gefecht, an dem Infanterie und Artillerie Einwohnern verlassen waren, wonach sogar in München  - Theil nahm. Die Wirkung unserer gezogenen Geschütze grätz, einer Stadt von 4000 Seelen mit bedeutendem war eine sehr gute. industriellen Verkehr nur noch 50 Bewohner vorgefunden Ein feindlicher Munitionskarren flog in die Luft, und wurden, während die Flüchtenden die Brunnen ver- unter dem Schuße des Geschützfeuers gelang es, bis schüttet und unbrauchbar gemacht hatten. Wer unsere gegen Mittag eine neue Brücke zu schlagen. Die Dester­preußischen Soldaten fennt und wer sollte sie in Preu- reicher benutzten auch heut das Terrain geschickt. So ßen nicht kennen wird sein berechtigtes Erstaunen fuhren sie gegen 10 Uhr Vormittags auf einem steil zum Darüber nicht unterbrüden können, daß ihr Herrannaben ferthale abfallenden Felsenplateau unerwartet eine Bat­bei den friedlichen Einwohnern, selbst der feindlichen terie auf, die das Vordringen der Division Horn er­Lande, eine solche Wirkung bervorbringen konnte. schwerte.

Dies wird hierauf näher ausgeführt, indem darauf hingewiesen wird, die preußische Armee sei

Indem gelang es der Division Fransedy  , sich dieses Plateau's zu bemächtigen und nach einem Gefecht das

Josephstadt, 28. Juni.  ( Telegr. d. Presse".) Das gestrige Gefecht unseres 10. Armeecorps( FML. Baron Gablenz) bei Trautenau   gegen das preußische Corps des GL. Bonin war vom besten Erfolg ge frönt. Gablenz   bat Trantenan genommen und besetzt. Viel Verlust. Heute entwickelte sich ein großer Artillerie­kampf vor Skalitz, welches angezündet wurde. Beider seitig wurde Entscheidendes vermieden. Gestern fämpfte bei Skalitz das 6. und eine Division nebst einer Cavallerie- Division des 5. preußischen Armeecorps( FML. Baron Ramig). Das preußische Gardecorps scheint auf Braunan vorznrücken.

Prag  , 28. Juni.  ( Telegr. d. Preffe".)[ Aufgege ben 9 Uhr 40 Min. Abends.] Ein" Extrablatt der Bo­litit" meldet: Die Preußen rückten von Turnau  , das die - Bei Desterreicher geräumt hatten, nach Großskal vor. Dauba   wird seit Mittage gekämpft; beiderseitige Kano­

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