ber Wohnung liegen. Während dieser Zeit wurde durch ben Armen- Commissions- Vorsteher für einen Sarg gesorgt; da aber eine Abholung der Leiche nicht erfolgte, so wurde diefelbe von dem Inhaber der Wohnung mit dem Sarge auf den Hof gesetzt. Auf die Beschwerde der Haus­wirthin bei dem Polizei- Lieutenant wurde die Leiche am fiebenten Tage abgeholt. Der Leichenwagen tam als dann ohne Träger. Der Wohnungs- Inhaber, dessen 16jähriger Sohn( der nachher an der Cholera erkrankte) und noch ein Hausbewohner legten Hand an und hoben den Sarg in den Wagen. Daß ein Fall wie dieser hier vorkommen kann, ist gewiß eben so erstaunlich als be­trübend!

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ment ist die reiche Kaftanienernte glänzlich verloren; die( 3u den Doctortitelverleihungen) bringt Bäume liegen am Boden und an den meisten Stellen ist die Berliner ,, Ger.- 3tg." folgende ergötzliche Geschichte: das Erdreich weggeschwemmt und der Felsgrund bloß. Die Universität Gießen ist durch ihre Doctortitelver­gelegt. Nicht minder groß ist das Unheil in einem nicht leihungen, womit sie bekanntlich auch einige gelehrte unbeträchtlichen Theile von Savoyen . Die Postverbin Berliner erfreut hat, in der ganzen Welt so berühmt, bung mit Italien findet auf Maulthierpfaden Statt, die daß, wie man ja vor Kurzem in den Zeitungen hat lesen schon sei langer Zeit nicht mehr betreten worden waren. fönnen, verschiedene Deutsche Universitäten den Antrag Eine der großen Brücken der Victor- Emanuel- Bahn ist gestellt baben, man möge dieser Anstalt das Recht, Docto fortgeriffen worden; zwei andere sind schwer beschädigt ren der Philosophie zu ernennen, entziehen. Der Antrag und in so fern unbrauchbar, als das Waffer sich ein an- ift glücklicherweise nicht durchgegangen und zwar, wie deres Bett gewühlt hat und nun nicht mehr unter den man hört, eines Ausspruchs halber, der den Gelehrten der Brücken durch, sondern neben ihnen vorüber fließt. Der Gießner Universität alle Ehre macht. Es hatte sich näm­Schaden, den die Montcenis Straße allein erlitten hat, lich ein in Frankfurt a. M., der ehemals freien Stadt, wird von den Ingenieuren auf 1,200,000 Fr. gefchäßt. wohnender Engländer an die erwähnte Universität ge Vor Ende November werden schwerlich Personen und wendet, ihr eine Streitschrift und 50 Thaler eingesendet, Waaren zwischen Frankreich und Italien befördert wer auch bald darauf das erwähnte Doctordiplom erhalten. den können. Auch sind in Savoyen , wie anderwärts, Kurze Zeit nachher verwendete sich derselbe Engländer verhältnißmäßig nicht wenige Verluste an Menschenleben bei derselben Universität um denselben Titel für seinen zu beklagen. Stallmeister, der ausgezeichnete Kenntnisse in der Pferde­wissenschaft befize. Dem Schreiben waren 50 Thaler beigefügt und der Stallmeister erhielt den Doctortitel. Der Engländer aber war unermüdlich. Er schrieb einen britten Brief an die Universität in Gießen und erbat sich, unter Beifügung von 50 Thaler, für sein Pferd den Doctortitel, da dasselbe die ausgezeichnetsten Eigenschaften befize und von Gelehrsamkeit strotze. Zu seinem Er­staunen erhielt er seine 50 Thaler jedoch in einem Briefe zurück, in welchem ihm mitgetheilt wurde, die Universität habe wohl zweien Eseln den Doctortitel verleihen kön nen, vermöge das aber nicht bei einem Pferde. Dieser denkwürdige Ausspruch soll die Professoren von Gießen vor der Entziehung ihrer 50 Thaler- Renten geschützt haben.

( Centralverein Arends'scher Stenographen.) Situng vom 2. October 1866. Nach Eröffnung der Sizung werden erfreuliche Nachrichten und Correspon­denzen über das Fortschreiten der Arends'schen Stenographie mitgetheilt, namentlich aus Potsdam , Görlig und Sprottau ; desgleichen vom Auslande, aus Riga und aus Genf . In letzterem Orte sind es dort weilende ( Wahnsinn in der höchsten Potenz.) Ame­Nordamerikaner, welche die Kunst pflegen und nach ihrer ritanische Blätter erzählen schnurrige Dinge von dem demnächst stattfindenden Rückreise in die Heimath auch Wahnsinn eines Deutschen , Namens Adolph Balluf, der dort in den nordamerikanischen Südstaaten für in Wheeling ( Virginien ) lebt und der selbst in Amerika die Verbreitung des Arends'schen Systems thätig sein auffällt, wo doch Jeder das Recht hat, so toll zu sein, wollen. In dem nördlichen Theile der Union hat die als er Luft hat. So ist er zu Zeiten überzeugt, daß er Arends'sche Kurzschrift bereits ihrer Vertreter, wie in in den Mond versett ist, und giebt nun die abenteuer­früheren Berichten gemeldet worden. Auch am hiesigen lichsten und phantastischesten Beschreibung von den Be­Orte ist jetzt, nach beendetem Kriege der Unterricht wieder wohnern und Sitten seines neuen Baterlandes. Zu an­in verschiedenen Kreisen begonnen worden, namentlich deren Zeiten glaubt er, sein Haus liege mitten in der wird die Kunst jetzt mehr denn je von Damen erlernt, Sonne und er habe dort eine kleine Anstellung erhalten, wie die von mehreren Seiten eingelaufenen Berichte, über nämlich alle Morgen den Schieber aufzuziehen, um Licht begonnene Lehrcurse mit Damen, ergeben. Auch über und Wärme herauszulassen. Kürzlich sagte er, seine einen in nur wenigen Tagen durchgeführten Cursus mit Schwester sei in eine Maus verwandelt und benage das 12 jährigen Knaben wird Mittheilung gemacht.- Die Nr. 6 Brod und den Käse im Hause, weßhalb er ihr auflauerte, der Zeitschrift ,, Antitironia" wird ausgegeben. Der um sie zu erschlagen, woran er noch glücklich verhindert Plagiar Grote, der kürzlich mehr als einen Centner wurde. Seit dem deutschen Kriege hält er sich für einen seiner Schreib- Lese- Schule" in einem Schlächterladen Berwandten des Königs von Baiern, der jetzt ein mit verkaufte, um sie nur irgendwie zu verwertben, lauert Gold beladenes Schiff an ihn abgesendet, damit er zwei jezt die Schulknaben auf der Straße ab, um sie durch Paläste erbaue, einen für ihn selbst, den anderen für den Ueberredung und Einhändigung eines Zettels, der die König. Und in der letzten Zeit suchte er alle Winkel lächerlichsten Angaben über das Grote'sche System"(!) des Hauses auf, um sich zu verstecken, denn er glaubt. enthält, zur Theilnahme am Unterricht zu bewegen. mit einer Dame verlobt zu sein, die ihn durchaus füffen Am nächsten Sonnabend findet das bereits erwähnte wolle, vor der er aber flieht, weil ihr Warzen auf Festessen, welches der Verein zu Ehren seiner aus dem der Nasenspitze gewachsen seien! Kriege heimgekehrten Mitglieder veranstaltet, im neuen Saale des Herrn Pfuhle, Landsbergerstr. 32, statt.

( Vater und Sohn.) In Paris starb dieser Tage im hohem Alter ein Herr, der vor vierzig Jahren in einen Prozeß verwickelt war, welcher damals sehr großes Aussehen machte, seither aber in Vergessenheit ge­rathen ist. Der erwähnte Herr war ein Mann von Rechtlichkeit und strengen Sitten. Sein Sohn, ein jun­ger Mensch von achtzehn Jahren, machte ihm vielen Kummer; derselbe war von niedrigen Leidenschaften be­herrscht, die nicht zu bändigen waren. Eines Tages empfing der Herr in seinem Landhause den Besuch eines Geschäftsmannes, welchem er in Gegenwart des Sohnes eine bedeutende Geldsumme einhändigte. Nach Tisch entfernte sich der Geschäftsmann, um nach Hause zurück zukehren. Unterwegs wurde er in einem kleinen Gehölz von einem Menschen mit geschwärztem Gesichte angefallen, welcher ihm die Läufe eines Doppelpistols an die Brust setzte, und die Börse oder das Leben verlangte. Der Geschäftsmann hatte anfangs den Gedanken, sich zu ver­theidigen, als er aber den Räuber zu erkennen glaubte, warf er ihm die Börse mit dem Gelde zu, und eilte von dannen. Bei Tagesanbruch kehrte er zu dem Herrn, von dem er das Geld empfangen hatte, zurück, und sagte: Sprache, Haltung und Gesichtszüge, so weit ich fie trotz der Schwärze erkennen konnte, geben mir die Gewißheit, daß der Räuber Niemand Anderer, als Ihr Sohn war." ,, Davon wollen wir uns sofort überzeugen", sagte der Herr ,,, kommen Sie." Er trat in das Zimmer sei­nes Sohnes, welcher fest schlief. Ein Handtuch mit schwarzen Flecken, ein Doppelpistol und die Börse des Geschäftsmannes, die in dem Zimmer des Sohnes lagen, gaben dem zitternden Vater die schreckliche Gewißheit, daß der Verdacht nicht unbegründet war. Er ergreift das Pistol, und ehe noch der andere es hindern konnte, schoß er seinem Sohne eine Kugel durch den Kopf. Er wurde zur Deportation verurtheilt; zehn Jahre später erhielt er die Erlaubniß, nach Frankreich zurückzukehren.

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( Der halbjährliche Bericht des, deut. schen Rechtschutzvereins in London ") liegt vor uns und giebt einen erfreulichen Beweis von der segens­reichen Wirkung dieses wohlthätigen Institute. Die Zwecke des Vereins find: unbemittelten Deutschen in London , so lange dieselben kein fremdes Bürgerrecht er­langt haben, und deren minorennen Kindern Rechtshülfe zu gewähren, sie gegen Civil- und Criminalflagen in Schutz zu nehmen oder ihnen für in dieser Weise erlit­tenen Schaden Entschädigung zu verschaffen. Wer da weiß, wie einsam und verlassen sich der einzelne, der Sprache und Landessitten unkundige Fremde in der Riefenstadt London fühlt und besonders wie schwer und kostspielig es in England für den Fremden ist, den Schuß der Gesetze mit Nußen für sich in Anspruch zu nehmen, der wird den kräftigen Rückhalt, den ein solcher Verein von Landsleuten ihm zu gewähren vermag, zu schätzen wissen, und es wäre darum wünschenswerth, daß auch von Deutschland aus als ein Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste dem Vereine recht reichliche Beiträge zur Förderung seiner edlen Zwecke zuflössen.

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n.( Wahre Anekdoten.) Der Friedensrichter in der rheinischen Kreisstadt* hat gar oft viel zu richten; da trifft es sich denn manchmal, daß sein friedensrichter­licher Eifer zu schnell zu Werke geht, und dadurch die ergötzlichsten Dinge zum Vorschein kommen. So ver­hörte er neulich einen Zeugen, und nachdem er demselben die Wichtigkeit eines Gides ans Herz gelegt, sagte der Richter: Nun sprechen Sie mir Alles nach:

Richter. Ich schwöre Zeuge. Ich schwöre

Richter. Nicht so schnell! Zeuge. Nicht so schnell! Richter. Maul halten! Zeuge. Maul halten!

Nun wurde aber das Gelächter so groß, daß der Herr Richter die Polizei requiriren mußte, um die Nuhe wieder herzustellen.

Ein ander Mal wurde derselbe Richter durch den Haus­fnecht eines alten Fräuleins zu Kaffee geladen, als ihn derselbe aber zu Hause nicht fand, ging er in das Ge­richtslokal wo er den Richter in völliger Aktivität des Eidabnehmens fand.

Er trat also zu ihm heran, machte seinen Diener und sagte: Herr Richter, eine Empfehlung

Der Richter ließ ihn aber nicht aussprechen, wäh­nend, er sei ein Zeuge, und rief ihm barsch entgegen: Erst schwören!

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Hausknecht. Aber Herr Richter ich wollte nur Richter. Nichts da, hier ist kein Aber", erst schwören. Hausknecht. Ja die Fräulein

Richter( streng). Schwören, erst schwören. Der Hausknecht mochte wollen oder nicht, er mußte erst den Eid ablegen.

Nun sagte der Richter: Was haben Sie zn fagen? Der Hausknecht: Eine Empfehlung von Fräulein - Sie möchten heute Nachmittag auf eine Taffe Kaffee zu ihr kommen.

Da rief unser eifriger Herr Friedensrichter: Aber Mensch, warum haben Sie das nicht gleich gesagt?

Annoncen.

Kapital und Arbeit.

( Erkannt.) In Berlin hatte sich ein Comité nicht weiter nahmbaft gemachter Personen gebildet, das damit umging, dem Kronprinzen einen Ehrendegen und dem Prinzen Friedrich Carl einen Ehrensäbel zu über reichen. Man erfuhr indessen über diese Angelegenheit nichts weiter, als daß zu beregtem 3wede 5000 Thaler zusammengebracht seien, für welche die Waffen in einer renommirten Handlung gefertigt werden sollten. Jetzt bringt die ,, Staatsb.- 3tg." folgendes Nähere aus guter Quelle über die Ueberreichung der Geschenke: Der Ehren­degen wurde dem Kronprinzen durch eine Deputation überreicht, welche aus mehreren Hotelbefizern der Linden­promenade und sonstigen, in spekulativem Patriotismus arbeitenden Leuten bestand. Sie wurden keineswegs Linden 44, Dienstag, den 9. October, Abends Erster Vortrag in Arnim's Hôtel, Unter den gnädig empfangen und erhielt auf ihr Anerbieten eine entschieden zurückweisende Antwort des Inhalts: Der Kronprinz liebe es nicht, Geschenke anzunehmen, die von einen Namen machen wollten, noch dazu auf Kosten ihrer ( Die Schilderungen des Elends), daß in Mitbürger. Wenn ihm eine besondere Corporation, eine Folge der Ueberschwemmungen in einzelnen Departements Handwerks- Innung, eine Stadt oder dergleichen ein An­Frankreichs herrschen muß, lauten ungemein betrübend. denken oder Geschenk überreichte, so würde er es mit So schreibt man aus dem Lozère Departement dem Mes- Stolz und Freude annehmen; ein auf solche Weise zu sager du Midi, daß durch den Uebertritt sämmtlicher Stande gekommenes aber nicht. Die Deputation mußte Flüsse daselbst alle Wege beschädigt und über 70 Brücken also mit ihrem Ehrendegen wieder abziehen. fortgeriffen sind. Ueberall fann man nur noch zu Pferde wiffen nicht, ob sie denselben vielleicht dazu verwenden oder zu Fuß durchkommen. Die Gärten, Wiesen und wird, sich nach Art der alten Römer in ähnlicher Lage Weinberge sind ausgewaschen und versandet, die Obst hineinzustürzen. Beim Prinzen Friedrich Carl fam bäume entwurzelt. In Chadenet find über 100 Schafe die Deputation noch ein wenig beffer refp. schlechter weg, der Gemeindeheerde umgekommen. Im Ardêche Departe- sie wurde mit ihrem Sabul" gar nicht vorgelaffen.

Er lebte seither ganz isolirt in Paris , verfunken in stete Personen veranstaltet würden, welche sich dadurch blos

Trauer.

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Wir

8 Uhr.

Social- demokratischer Arbeiter- Verein.

Montag, den 8. October, Abends 81/2 Uhr, im Raisergarten", alte Jakobstraße 120, öffentliche Bersammlung. Der Zutritt steht Jedermann unentgeltlich frei. Der Vorsitzende.

Buchdrucker- Gehülfen- Verein.

Lokal: Alerandrinen- Straße 36. Dienstag, den 9. October. Vortrag von Herrn Dr. Scheye. Der Dorstand.

Verantwortlicher Redacteur und Verleger: J. B. v. Hofstetten in Berlin . Druck von F. Hofffchläger in Berlin .