Nr. 175.

Berlin , Sonntag den 18. November 1866.

Bwriter Jahrgang.

Social- Demokrat.

Dieie Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich und zwar: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Abends.

Organ der social- demokratischen Partei.

Redigirt von J. B. v. Hofstetten und J. B. v. Schweizer .

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Redaction und Expedition: Berlin ,

Alte Jakobstraße Nr. 67.

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Politischer Theil.

Berlin , 17. November.

werden soll. Da nun die Theilung der Arbeit auch ihrerseits, je weiter sie getrieben wird, desto grö ßeres Kapital voraussetzt, jo kann man obige Doppel­

" Social Demokrat" Ihnen hiermit meinen besten Dank ausspreche, kann ich nicht umbin einige Worte der Ent gegnung in Bezug auf die von Ihnen gemachte Rand­bemerkung an Sie zu richten. Es ist mir fast unglaublich, wie Sie in dem bezeich- forderung in die eine Forderung: Es soll mit neten Sabe eine Hervorhebung der Unmöglichkeit der möglichst großem Kapital gearbeitet werden" zu­Sie die Betition nur sehr flüchtig übersehen und deshalb Selbsthilfe finden können. Fast scheint es mir, als ob sammenziehen.

Wenn nun aber Kapital und Arbeit nicht in

übersteht.

Die zwingende Macht der Logit, d. b. des menschlichen Denk- und Schlußvermögens, muß einen jeden, der einmal klar den thatsächlichen öfo- zu einem so unglaublichen Irrthum verleitet worden denselben Händen, sondern von einander getrennt nomischen Zusammenhang in der jetzigen Gesell- find. Wenn wir in der Betition sagen: dadurch wird find, so ist klar, daß die Arbeit dem Kapital gegen­schaft erkannt hat, zuletzt zu socialistischer An- es dem Arbeiter immer mehr erschwert sein, aus seinem über um so wehrloser und abhängiger ist, in je schauung bringen. In der That besteht die Schwie Arbeitsverhältniß heraus zur Selbstständigkeit zu gelan größeren compacten Massen das letztere ihr gegen­rigkeit eigentlich nur darin, aus der hundertfach in gen u. 1. w." glaube ich wohl, wird jeder unbefangene einandergreifenden Verwickelung der jetzigen ökono- Beurtheiler mit diesem erschwert" nicht die Unmöglich­Die Petition hätte also eigentlich), um die volle mischen Verhältnisse deren große Grundstructur feit ausgesprochen finden. Wir Alle, die wir dem Prin cip der Selbsthilfe buldigen, erkennen sehr wohl an, daß Wahrheit zu sagen, nicht nur erklären müssen: Es herauszugreifen und deutlich der Erkenntniß vorzu- es teine leichte Aufgabe für den Arbeiter ist, vorwärts wird dem Arbeiter immer mehr erschwert, zur Selbst­stellen; ist dies einmal gefchehen, sieht einer einmal, zu fommen; deffen ungeachtet müffen wir an dem Brin- ständigkeit zu gelangen," sondern: Es wird dem ungetäuscht von der trügerischen Oberfläche der öko- cip festhalten und darnach trachten und streben, daß Arbeiter immer mehr erschwert, überhaupt ir­nomischen Gesellschaft, wie diese in ihrer Tiefe aus alle Hindernisse aus dem Wege geräumt werden, welche gendwie feine Lage zu verbessern." sieht, so muß er auch dazu kommen, diese Gesell- das weitere Fortkommen des Arbeiters erschweren. fchaft als eine auf Ungerechtigkeit beruhende zu er­fennen; ja man fann sagen, daß jene Einsicht und diese Erkenntniß nothwendig ineinander fallen und daher auch gleichzeitig auftreten müssen.

Wie sehr ein jeder, der auch nur mit einiger Ge­nauigkeit die Grundlagen der jeßigen Gesellschaft er­fennt, fast unwillkürlich unserer Anschauungsweise ver­fällt, darauf glaubten wir vor Kurzem in einer Anmer­fung zu der vom Berliner Arbeiter- Verein" aus gegangenen Petition in Betreff der Kranken- und Sterbefassen aufmerksam machen zu sollen.

bor :

In dieser Petition kommt nämlich folgende Stelle

Um die Concurrenz auf dem Weltmarkte mit Eng­land, Frankreich , Belgien und Italien bestehen zu fön­nen, wird es sich mehr um die bessere als um die billigere Arbeit handeln. Soll diese aber in Deutsch land und besonders von Berliner Arbeitern erzielt werden, so wird die äußerst mögliche Grenze der Theilung der Arbeit nnd die Verwerthung der vollkommenften mecha nischen Hilfsmittel wie der Naturkräfte zur Fertigstellung von Waaren in Anwendung gebracht werden müssen. Dadurch aber wird es dem Arbeiter immer mehr erschwert sein, aus seinem Arbeitsverhältniß heraus zur Selbstständigkeit zu gelangen, weil es ihm dazu an den erforderlichen Kapitalien fehlt, die er selbst durch die größte Geschicklichkeit, den ausdauerndsten Fleiß und die opferbereiteste Sparsamfeit nicht zu er werben vermag.

Wir hatten dazu Folgendes bemerkt: Wir finden diese, übrigens sehr richtige Hervorhebung der Unmöglichkeit der Selbfibülfe zu nachhaltiger Beffe rung der Lage des Arbeiters sehr auffällig in einem von Schulze'scher Seite ausgehenden Schriftstück.

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In Folge dieser Bemerkung nun ist uns von Herrn R. Krebs, dem Vorsitzenden des Berliner Arbeiter- Vereins" ein Schreiben zugegangen, wel ches wir, um dann weiter auf die ganze Sache einzugehen, zunächst unfern Lesern mittheilen wollen. Dasselbe lautet:

Berlin , 14. November 1866. Geehrter Herr Redakteur! Indem ich für die Veröffentlichung der Petition des Berliner Arbeiter Vereins vom 29. Oktober durch den

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Alein merkwürdig! Selbst so, wie die Pe­Daß bei der bereits vorgeschrittenen und noch weiter vorschreitenden Arbeitstheilung es nicht jedem Arbeiter tition den Satz gefaßt hat, ist er vollständig aus­möglich ist selbstständig zu werden, eine eigene Fabrit reichend, die Bemerkung, über welche der Borfißende zu besitzen, ist selbstverständlich. Dadurch ist aber jedoch des Berliner Arb.- Vereins" in obigem Brief sein nicht ausgeschlossen, daß demselben die Möglichkeit ge- Erstaunen ausspricht, zu begründen. geben wäre, seine Lage nach Kräften zu verbessern, Wir sagten: In der fraglichen Stelle sei ganz und das kann eben am nachhaltigsten nur dadurch ge- richtig die Unmöglichkeit der Selbsthülfe zu nach­fchehen, wenn er selbst arbeitet und schafft und nicht haltiger Besserung der Lage des Arbeiters( das erst wartet auf ein unbestimmtes Etwas, welches selbst erst geschaffen werden soll. Sollte unsere Petition Be- heißt also doch nicht eines einzelnen Arbeiters, son­rücksichtigung finden, und die in derselben angedeuteten der Arbeiterklasse überhaupt, des Arbeiters" schlecht­Mängel abgeschafft werden, so werden Sie selbst einge- hin) hervorgehoben. stehen müssen, daß uns voraussichtlich ein materieller Ist nun eine nachhaltige Besserung des Arbei­Nußen erwächst, welchen wir dann anderweitig verwerthen ters möglich, ohne daß derselbe selbstständig würde? Antwort? Nein! Die Arbeiter von der Rich­tung des Berl. Arb.- Vereins" zeigen, daß sie der­selben Ansicht sind, da auch sie die Productiv­associationen, d. h. die Gesellschaften, worin die Arbeiter ihre eigenen Herren find, worin die Eigen­schaften von Unternehmer und Arbeiter in den­selben Personen vereinigt sind, für das oberste Biel, ja für die einzig wirklich bedeutungsvollen Associationen unter den Arbeitern halten.

fönnen.

Mit Achtung ergebenster Robert Krebs.

Zunächst sprechen wir unsere Freude aus über das warme Interesse an der Arbeiterfrage und den damit in Verbindung stehenden wissenschaftlichen Anschauungsweisen, welches in diesem Schreiben hervortritt; aber zugleich sind wir genöthigt, dem selben entgegenzutreten.

Der Herr Briefsteller wundert sich darüber, daß wir ,, in dem bezeichneten Sage eine Hervorhebung der Unmöglichkeit der Selbsthülfe finden können."

Aber wie lautet der bezeichnete Sat? ,, Es wird dem Arbeiter immer mehr erschwert sein, aus seinen Arbeitsverhältnissen heraus zur Selbstständigkeit zu gelangen."

Betrachten wir, wie die Petition diesen Satz begründet und wir werden erkennen, daß derselbe zwar die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit

enthält.

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Nun versichert aber die Petition selbst, daß es Arbeiter immer mehr erschwert" werde, selbstständig zu werden, und zwar immer mehr ers schwert darum, weil die Theilung der Arbeit 2c. zu­nehmen müsse; das heißt also wohl, da man vor­märts und nicht rückwärts will, daß man zwar für Fortentwickelung der Industrie sein müsse, sich aber dabei nicht verhehlen könne, wie, der Natur der Sache nach, mit innerer Nothwendigkeit auf Grund lage der jeßigen Productionsbedingungen, die Ab­hängigkeit der Arbeit von dem ihm getrennt gegen­überstehenden d. h. im Eigenthum einer andern Klaffe befindlichen Kapital immer zunehme.

Die Petition begründet nemlich den erwähnten Satz ganz richtig mit der Hinweisung darauf, daß die äußerst mögliche Gränze der Theilung der Wenn nun, wie dies ja der Herr Vorsitzende Arbeit und die Verwerthung der vollkommensten mechanischen Hülfsmittel wie der Naturkräfte zur des Berl. Arb.- Vereins" in seinem Briefe zugibt, Fertigstellung von Waaren in Anwendung gebracht schon jetzt der Arbeiter nur schwer dieser Abhängig­werden müssen," oder, mit anderen Worten, daß feit sich entziehen kann, wenn ferner, was ja auch nicht nur unter möglichst großer Theilung der zugegeben wird, die schlechte Lage des Arbeiters Arbeit, sondern auch, was die äußeren Hülfsmittel gerade in dieser Abhängigkeit ihren Grund hat, so, betrifft, mit möglichst großem Kapital gearbeitet daß man bestrebt ist, ihn dem Kapital selbststän

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