-

Grenze der Concessionen betrachte, die Ungarn  gemacht werden können.

Die Dinge im Orient scheinen sich ernster ge­stalten zu sollen: Aus Paris   wird glaubwürdig versichert, der Die griechische   Regierung macht sich zweifel­Kaiser habe seiner Umgebung mitgetheilt, daß die los auf Krieg gefaßt und der Aufstand auf Can­Kaiserin troß mehrfach ausgesprochener Bedenken dia dauert fort. Griechische Berichte melden der Minister entschlossen sei, nach Rom   zu reifen. zwei Niederlagen der Türfen. Dagegen behauptet Sie würde daselbst 14 bis 20 Tage verweilen und eine neueste türkische Depesche, daß die Griechen dann Florenz   besuchen. Zweck der Reise folle die massenhaft Candia   verlassen und die Pforte den Aussöhnung des heiligen Stuhles mit Italien   sein. Candioten eine sechstägige Unterwerfungsfrist ge­Der geforderte Rücktritt des Finanzministers stellt habe.

Numänien würde fraft seiner neuen Stellung von den Ereignissen vorerst nicht unmittelbar be= rührt werden.

warten. Biel   wird, denken wir, wohl nicht dabei herauskommen. Ueber die Politik, welche Herr v. Beust Preußen und Deutschland   gegenüber zu befolgen gedenkt, hört man neuerdings aus Wien  , daß es keinem Zweifel unterliege, dieser öster reichische Minister des Aeußern werde dahin be­strebt sein, den Zusammenhang zwischen Dester­reich und Deutschland   langsam wieder herzustellen, wenn man auch nicht gerade den preußischen Wün­fchen entgegentreten wolle. Wiederholt taucht das Gerücht vom bayerischen Ministerwechsel Fould ist wohl ein Zeitungsgerücht gewejen, denn Auch Serbien   wird nicht zögern, die Verlegen­( Rücktritt des Herrn v. d. Pfordten) auf. Man neuestens verlautet, daß man in den Berathungen beiten der Pforte energisch auszunüßen. Die Hal­spricht vom Eintritt der Herren v. Edelsheim  ( des der Militair Commission noch immer nicht tung der zahlreichen Christen in der Türkei   würde badischen großdeutschen Exministers) oder des Fürsten   zu einem definitiven Entschlusse gekommen. Jetzt im Falle eines Krieges nfit Griechenland für Hohenlohe( preußenfreundlich). Herr v. Neumayer, hat der Kaiser wieder einen neuen Blan ausgeheckt, dieses sehr vortheilhaft sein. der fünftige neue ,, liberale" Kabinetschef und ebe- an welchem aber eigentlich weiter nichts neu ist, malige Minister des Innern, soll die Haltung des als daß die jährliche Aushebung auf 160,000 Mann jetzigen Leiters des bayerischen Kabinets( von der festgestellt werden soll. Die Dienstzeit bliebe auf Pferdten), sowohl dem Grafen Bismard, als auch 10 Jahre bemessen, nur mit dem Unterschiede, daß Herrn v. Beust gegenüber, gar nicht günstig beurs hiervon 5 Jahre vom activen Dienste und 5 Jahre theilen, und man meint, Herr v. Edelsheim   würde von der Reserve in Anspruch genommen würden. in Wien   eine gern gesehene Persönlichkeit sein. Die römische Frage scheint bis jetzt einen In Wien   soll eine Ministerkrisis im Ausbrechen ruhigen Verlauf nehmen zu sollen. Französischer Aus Amerika   wird der Indep. belge" über sein. Entweder Graf Belcredi oder Herr v. Beust Seits soll fein Mittel unversucht bleiben, um die die Wahlen zum Kongreß geschrieben, daß die Ra­werde zurücktreten.- Die Wiener ,, Abendpost" de Besorgnisse, welche in Rom   noch gehegt werden dikalen selbst dann die Majorität haben würden, mentirt ein dem neuen Minister von der ,, Presse" könnten, zu beschwichtigen. Mazzini hat an wenn die Südstaaten für den auf sie entfallenden untergelegtes Programm. Auch glaubt man, daß dem- den Herausgeber des ,, Daily Telegr." einen Brief Theil von 50 Abgeordneten nur Demokraten nach) nächst eine officiöje Manifestation über das eigent- gerichtet, worin er erklärt, daß der von jenem Washington senden würden. liche Regierungsprogramm für Organisation der Journal der Patrie" entnommene und angeblich Aus Meriko fehlen alle näheren Berichte und westlichen Hälfte des Reiches erscheinen werde. In von ihm herrührende Brief vollständig unecht sei. find namentlich über das Berbleiben des Kaisers diesem Programm würde zweifelsohne ein Central- Mazzini schließt sein Schreiben mit den Worten: Maximilian die sonderbarsten Gerüchte verbreitet. vertretungskörper der Länder diesseit der Leitha ,,, Es ist im Augenblick überflüssig zu sagen, welchen Einem Börsenberichte der Pariser Liberté" zu­oder eine Art von engerem Reichsrath, in Aussicht Rath ich den Römern in der bevorstehenden Krise folge verlautet, daß er mit 13 Millionen Francs, gestellt werden. zu geben hätte oder geben würde; aber ich wäre welche für die Zahlung der Coupons der merika­Ferner wird die Ansicht geltend gemacht, daß sicherlich der Letzte, die glorreichen Thaten Roms nischen Obligationen bestimmt waren, in Vera- Cruz die Regierung den im Rescript an den ungarischen aus dem Jahre 1849 als unbesonnen zu brand- angekommen sei. Landtag dargelegten Standpunkt als die äußerste marken."

Feuilleton.

Bourgeoisiepreffe.

"

9

Für den Augenblick scheint freilich diese Frage zu- p rückgedrängt zu sein, dennoch wird sie in kurzer Frist wieder emportauchen. Die Veränderun gen der Karte Europa's, der Fall oder Auf­Ein social- politischer Tendenzroman in der bau eines Staates sind nicht im Stande, auf die sociale Frage, auf den nothwendigen, un vermeidlichen Umbildungsprozeß der europäi schen Gesellschaft einen entscheidenden Ein fluß auszuüben. Wie für die Sklaven des Alterthums und die Leibeigenen des Mittel­alters wird auch für die Arbeiter der Neuzeit die Stunde der Erlösung schlagen."

( Fortsetzung.)

Bevor wir zu der äußerst charakteristischen Roman­besprechung der Berl. Reformi" übergehen können, scheint es uns angemessen, zu erwähnen, daß wir inzwischen zwei neuen Kritiken anderer liberaler Blätter über jene literarische Novität begegnet sind, die deßhalb eine be­sondere Beachtung verdienen, weil sie sich von der seich ten und gehässigen Tendenzhascherei der Volksztg." und der Berl. Ref." wesentlich unterscheiden, den Gegen stand ungleich tiefer greifen, und, um es kurz zu sagen, viel würdiger und geiftvoller gehalten sind.

Da wir uns, wie schon der Titel dieses unsere eigene Kritik einleitenden Artikels anzeigt, in demselben die Auf­gabe gestellt haben, unsern Lesern zu zeigen, in welcher Weise jener politische Tendenzroman in der Bour­geoisiepresse" besprochen wird, nehmen wir selbstver­ständlich und mit Vergnügen auch davon Notiz, wo und wenn dies mit Geist und Würde, mit Verstand und An­stand geschieht.

In dieser Hinsicht müssen wir bis jetzt vor allen die Berliner   ,, Nation. 3tg." rühmend erwähnen, in welcher, wenn wir nicht irren, der geiftvolle Essayist Karl Frenzel   begonnen hat, den Spielhagen'schen Roman eingehend zu fritisiren. Diese Kritik ist einschneidend scharf, geistreich und gerecht: sie trifft den wundesten Fleck dieses politischen Tendenz- Romans.

Dagegen könnte die Unzufriedenheit in Kroato­Slavonien leicht für Desterreich höchst bedenk­liche Dimensionen annehmen, wenn jenseits der Save ein Kampf ausbräche.

-

,, Spiegelt sich in dem Verlauf des Romans die Idee: In Reih und Glied" wirklich ab? Hätte dann Leo nicht untergeben müssen, weil er allein stand und die Kolonne ihm nicht folgte? Was aber hat Ferdinand 8*) Rache mit der Politik zu thun? Diesem leichtsinnigen Trunkenbold liegt nichts ferner als die Politik, als die Herrschaft. Eine gefüllte Börse, ein volles Glas, ein üppiges Weib: das sind die Gottheiten Ferdinands, ibretwegen geräth er in Streit mit Leo. Ob fein Feind innerhalb oder außerhalb der Reihe der Liberalen steht, ihn berührt es nicht. Der Zwiespalt, der im zweiten Bande genau so ausbricht, wie Laffalle's Streit mit der Fortschrittspartei, endet im fünften mit einem künstlerisch unberechtigten Pistolenschuß, gerade so wie Lassalle's tragische Geschichte. Tragisch? Ist es vielleicht nicht eher tragikomisch zu nennen, daß ein Mann, der fort und fort gegen den Adel eifert, sich um ein adeliges Fräulein bewirbt, sich vom Könige adeln läßt und zuletzt echt junkerhaft im Duell stirbt? Großmanns­sucht und Gesinnungslosigkeit, nicht politische Gegensäße, stürzen den Apostel der Arbeiter, werfen aber für den Leser zugleich einen häßlichen Schatten auf sein Bild." ( Der Kritiker meint hier offenbar Spielhagen's Leo, während es in Folge einer zweideutigen Wortstellung ( Lassalle's tragische Geschichte") den Anschein gewinnen muß, als ob Lassalle's Lebensende als tragikomisch" be­zeichnet würde.)

-

,, Durch eine Verwickelung der Umstände, eine Reihe von Zufällen, die zum Theil vom Dichter glücklich er­funden sind, gelangt Leo, ein neuer Marquis Bosa, in die Nähe des Königs. Sein Wesen, seine Haltung und Rede üben die mächtigste Wirkung auf den Monarchen aus, Leo wird sein Berather und Günſtling. Umvillkür lich erwartet man von dem Apostel der Arbeiter Vor­chläge für ihr Wohl; es ist für die Dichtung gleich gültig, ob diese Vorschläge praktisch ausführbar sind, aber sie würden uns die einzige Möglichkeit geben, Leo's Berechtigung zu der Stellung, die er sich anmaßt, zu prüfen; mit den zwei Säßen: Das Elend ist groß in der Welt, es muß ein Mittel zu seiner Linderung gefunden werden, kann man doch kaum in der Gegenwart als Apostel der Arbeiter auftreten. Ueber diese Formel aber kommt Leo nicht., Spielhagen fleidet seine Helden gern in die Don hinaus, er baut weder Fourier's Phalanstère, noch grün- Juan- Maske; um Leo bewerben sich vier Grazien, Silvia det er Cabet's Jtarien; selbst in den Fabriken, die er mit und Emma, Josepha und Eva. Leo", beißt es einmal, dem Gelde des Königs kauft, wagt er feine socialistischen ,, stand noch immer wie gebannt. Er verglich im Geiste Experimente, ja statt sich um sie zu kümmern, bleibt er das Mädchen, das soeben in seinen Armen gelegen, und in der Nähe des Königs, hält philosophische Monologe deffen Küsse er noch auf seinen Lippen fühlte, und jenes und verbindet sich mit Hofschranzen und pietistischen andere, das er als seine Verlobte betrachten mußte, mit Pfaffen, um die Macht zu behaupten. Hier übertraf qiesem hier!" Wie in der Politik handelt Leo auch in der reale" Lassalle um Haupteslänge sein der Liebe selbstsichtig, von unlauteren Leidenschaften be­ideales Schattenbild. Durch die Menge wollte wegt; wer, wie Paulus   und Walter, der Pflicht folgt, sich Lassalle in die Kammer, vielleicht auf einen wird von ihm Tugendschwätzer gescholten; sich nur von Ministersiz tragen lassen, er bätte dann durch das allgemeine Stimmrecht die Staatsgewalt dem Arbeiterstande dienstbar zu machen ver sucht. Vom Standpuntt der Dichtkunst ein kühner, Ueber die behutsame, fast schüchterne Kritik der poli- großartiger Plan, gegen den Leo's Gedante, mit einer tischen Anschauungen und Grundsätze, die sich in jenen verhältnißmäßig unbedeutenden Summe aus der ,, Privat Werken( G. Freitag's und Auerbach's) findet, geht er schatulle" des Königs die Regelung der Arbeiterfrage zu ( Spielhagen) in Schärfe und Bitterkeit des Urtheils unternehmen, doch gar zu tief in den Schatten tritt. weit hinaus; der Held seines neuen Romans: In Reih' Das ganze Kartenhaus der töniglichen Gunst wie des und Glied", Leo Gutmann, kritisirt die liberalen Bar Socialismus   stürzt vor einem Kriegssturm, der aus teien, wie es schlagender und schneidender in der Wirk Süden herbraust, der italienische Krieg von 1859 ist wohl lichkeit Laffalle nicht gethan. Damit ist der Gedanke der gemeint, zusammen. Man bemerkt, wie sehr die Zeiter­Dichtung angedeutet. Sie führt uns in die jüngste Ver- eignisse auf die Dichtung nicht zu ihrem Vortheil einge­gangenheit vor dem Kriege zurück, als der Liberalismus wirkt haben. Dieser Krieg ist ein deus ex machina, der mit der socialistischen Idee, die Fortschrittspartei mit den Prinzen und seine Anhänger in die Höhe bringt." bem Arbeiterbunde, zunächst theoretisch zusammen stieß.

Für den völlig objectiven, wissenschaftlichen Stand­punkt und die Urtheilsschärfe dieses Kritikers mögen bier nur wenige nachfolgende Stellen Zeugniß ablegen. Leider gestattet uns die Beschränktheit des uns zu Gebote ste henden Raumes nicht, unsere Leser mit den geiftvollen Ausführungen Frenzel's weiter bekannt zu machen, und wir müssen sie deshalb auf die Nation. 3tg." Nr. 557 u. ff. selbst verweisen. Dieselbe schreibt nemlich dort

u. A.:

"

seiner Laune, seiner Wiültür bestimmen lassen, nennt er: sich über die gemeine Pbilistermoral erhaben. Ich weiß nicht, wie andere diese Handlungsweise beurtheilen, ob sie dariu, mit dem Dichter, das Zeichen des Genius sehen; aber keiner, der Worte und Tbaten zu unterscheiden versteht, und die feierlichen Reden Leo's über die sociale Frage mit seinen Hand fungen vergleicht, wird etwas andres in ihm entdecken, als einen Gecken und Charlatan. Statt einer Löfung der Frage in der Dichtung, ja nur statt einer Debatte über Leo's Staats bhilfe und die wahrhaft demokratische Idee der Association, der jener Grundsatz: In Reih'

17

*) Ferdinand ist im Romau der Name der dem Leo ( Lassalle) feindlich gegenüberstehenden Bersönlichkeit.