Mr. 185.

Berlin  , Mittwoch den 12. December 1866.

Bweiter Jahrgang.

Social- Demokrat.

Diese Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich und zwar: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Abends.

Organ der social- demokratischen Partei.

Redigirt von J. B. v. Hofstetten und J. B. v. Schweizer  .

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Unser Parteiprogramm.

V.

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der Nation auf dieser Bahn sie vorwärts zu Alg. 3tg. annehmen darf, wornach ,, die Ver­stoßen. handlungen mit einem Staatenbunde sich einfacher Die preußische Regierung will, was sie thut, gestalten, als mit den einzelnen Staaten". Im um des specifischen Preußenthums willen thun tie Militairfrage durch einen Compromiß er­preußischen Abgeordnetenhause ist gestern Niemand hätte von dem glänzenden Erfolge es ist Sache der Nation, die ihr von der ledigt, worden.( Siehe d. gestrige Kammerver­der preußischen Waffen so sehr sich sollen blenden preußischen Regierung selbst gebotenen Hand- handlung.) Im Großherzogthum Hessen geht laffen, raß er glauben fonnte, der Krieg dieses haben dazu zu benutzen, das Deutschthum an die ministerielle und ultramontane Partei Hand in Jahres habe um der Deutschen   Nation, um die Stelle des einseitigen Preußenthums treten Hand mit einem kleinen Häuflein preußenfeindlicher der deutschen   Einheitssache willen stattgefunden. zu lassen. Radicalen, um bei den Wablen zum Landtag eine Er hat stattgefunden, um zu entscheiden zwischen Die nationale Aufgabe kann also, wie die möglichst preußenfresserische Majorität zu Stande Habsburg   und Hohenzollern  , er hat stattge- Dinge thatsächlich jetzt liegen, nicht darin be- zu bringen. Die preußischen Annexionsgerüste," funden um der Stärkung und Befestigung des stehen, daß man die Ereignisse dieses Jahres das Säbelregiment" und die politische Unfreiheit specifischen Preußenthums. rückgängig zu machen suche, bloß darum, um Preußens werden den Bewohern des Landes Nichtsdestoweniger aber- weil nemlich die zuletzt statt einer Hohenzollern  'schen Herrschaft in abscheuerregenden Farben ihnen das Schicksal Heffen als Schreckbilder von Ferne gezeigt, und Dinge kritisch standen und gerade in Zeiten der in Deutschland   eine Habsburg  'sche Uebermacht vorgemalt, welches die ,, willfährigen Schleppträger Verlegenheit die Machthaber sich bequemen in demselben erwachsen zu sehen. Denn wohin des Grafen Bismard" schon in diesem Leben zu müssen, dem Volkswillen Concessionen zu machen anders fönnte es führen, wenn man jetzt die erwarten hätten. Im Gegensatze hierzu wird dann nichtsdestoweniger also hat die deutsche österreichischen   Machinationen gegen Preußen das Loos derer gepriesen, welche sich der geretteten Einheitssache eine Förderung dadurch erhalten, unterstüßen wollte wohin anders könnte es bessischen Freiheit und Selbstständigkeit", geschirmt daß man preußischer Seits so entscheidend vor- führen, als daß man schließlich den alten Dualis  - von dem Banner des alten deutschen Reichs", ging. Tenn man durfte von dieser Seite her mus herstellte oder an die Stelle der reactionären würden zu erfreuen haben. Beherzigenswerthe die Wahrheit nicht fagen: man durfte nicht er preußischen Kreise die doch sicherlich noch weit Worte dagegen richtet in seiner Ansprache ,, An die Wähler Rheinhessens  " der als entschiedener und klären, daß man um des specifischen Preußen- reactionäreren österreichischen Kreise sette? ehrlicher Demokrat bekannte Ludwig Bamberger   in thums willen einen deutschen   Krieg veranlasse, Nicht dies also kann die nationale Aufgabe Baris  , indem derselbe u. A. sagt: man war genöthigt, zu versichern: daß man um sein, sich an den Agitationen österreichischer Deutschlands  , um der deutschen   Einheit willen Agenten, süddeutscher Particularisten und der in den Krieg ziehe.

Solche Versicherungen aber sind in der Politik verhängnißvoll; denn einige Thaten wenigstens müssen doch den Worten zur Beglaubigung hin­zugefügt werden und diese Thaten haben dann ihre Folgen.

Mußte man auf alle Fälle( denn es konnte ja auch schlecht gehen!) versichern, daß man um Deutschlands   Einheit willen in den Krieg ziehe, so mußte man auch zur politischen Verwirk lichung dieser Einheit Einiges ins Werk setzen.

Dies hatte man gethan: ein deutsches Par­lament nach dem allgemeinen Stimmrecht ward berufen. Allerdings sind auch hiervon durch

Ultramontanen zu betheiligen. Die Aufgabe kann vielmehr nur diese sein: Das Macht centrum Deutschlands   in Berlin   als gegeben angenommen, auf dieses Macht centrum selbst einwirken zu wollen.

In welcher Richtung aber hätte dies zu ge­schehen?

Politischer Theil.

Rundschau. Berlin  , 11. Dezember.

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So klein das bessische Völkchen ist, so hat es vielleicht jetzt die Geschicke Deutschlands   in seiner Hand. Darum bedenke Jeder, was er thut. Heffen steht auf der Grenze zwischen Nord und Süd wie ein geborener Vermittler, Versöhner, Friedens- und Einheitsstifter. Mit einem Fuß nördlich vom Main  , mit dem andern südlich, mit seiner Konfession, seiner Industrie, seiner Sinnesweise ebensosehr nach der einen Seite gehörig wie nach der anderen, hat es als Centrum jetzt den Ausschlag zu geben. Schon ist Baden bereit einzutreten. Bekennt sich Hessen   zur selben Wahl, so folgt Baiern   nach, und dann muß sich Schwaben  , der talentvolle Troßkopf, in das Unvermeidliche finden, Vernunft anzunehmen. So stehen die Sachen. Hebt Ihr die Hand auf und stimmt für Männer, welche einen süddeutschen Sonderbund wollen, so habt Ihr die Verantwortlichkeit auf Euch genommen, in der entscheidenden Stunde das Werk des Friedens, der Eintracht und der Gestaltung der Nation für lange, vielleicht für immer zu vernichten. Kommen schwere Zur deutschen   Verfassungs- Angelegenheit läßt Bethängnisse über Europa   und finden Deutschland   un­den Gang der Ereignisse nur Trümmer übrig sich die Weser  - 3tg." von hier schreiben, daß nun- fertig, zerklüftet, den Süden kopflos wie eben noch und geblieben aber selbst diese Trümmer, das mehr der Entwurf der preußischerseits auf den im Haber mit dem Norden, so könnt Ihr an Eure Bruft Norddeutsche Parlament", können den re- Minister- Konferenzen zu machenden Vorschläge aus- baben es so verdient. Wir haben darauf bestanden, den klopfen und Euch sagen: wir haben es so gewollt, wir actionären Elementen in Preußen unbequem gearbeitet ist und daß Graf Bismarck selbst die Fluch des Wiener Kongresses aufrecht und den Segen Verhandlungen leiten werde. Ueber den Ab- der Einheit von Deutschland   fern zu halten. Vergebens Ein schwaches Mittel allerdings gegenüber der stimmungsmodus in dem fünftigen Norddeutschen sind die 3wingherren von Hannover  , von Cassel, von so mächtig gewordenen preußischen Regierung! Parlament wird so viel als sicher angesehen, Nassau   dem Geist der Zeit und dem befferen Loos der Aber dennoch der Möglichkeit nach ein Mittel baß das Erforderniß der Einstimmigkeit ein für Nation gewichen. Wir flammern uns an jeden Per­im Dienste der nationalen Sache, weil auch allemal beseitigt bleibt. Für Verfassungs- Ver- rückenstock, den man uns läßt. Das Blut, das ge­das richtige und kräftige Wort, von Einer Stelle änderungen dürfte eine Zweidrittel- Majorität als flossen, ist nicht für uns geflossen. Die Lehren der Ge­erforderlich bezeichnet werden. Bezüglich der schichte, die ergangen, sind nicht für uns ergangen. Alle in die Herzen von Millionen hinaustönerd, Errichtung eines Süddeutschen Bundes scheint Dpfer waren vergebens, wir bleiben ſtehen, wo wir ge­unter Umständen zu einer Macht werden kann! in der That das Zustandekommen eines solchen in und seinem Regiment, und wenn wieder einmal das standen; denn wir wollen nichts wissen von Preußen Die preußische Regierung ist in die deutsche den Wünschen der preußischen Regierung zu liegen, Schicksal über uns hereinbricht, so werden wir wieder Einheitsbewegung hineingerathen es ist Sache wie man wohl nach einer Auslassung der Nordd. an die Benedeck's, Alexander und Karl glauben und

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werden.

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