Nr. 86.

Berlin , Sonntag, den 25. Juli 1869.

Fünfter Jahrgang

18

Uhr

heil

ulu

Uh

Social- Demokrat.

Diese Beitung erscheint drei Mal wöchentlich

and war: Dienstags, Donnerstage und Sonnabende Abends.

Organ der social- demokratischen Partei.

calonnements Preis für Berlin incl. Bringerlohn: vierteljährlich 15 Sgr., monat lich 5 Sgr., einzelne Nummern 1 Sgr.; bei den Bostämtern in Preußen 15 Sgr., bei ben außerpreußischen Postämtern in Deutschland 12% Sgr.,( 44 Kreuzer fübd. Währ.)

hler

mit

to

S

uth

O erf

tann

W.

Redaction und Expedition: Berlin , Gitschinerstraße 17.

Bestellungen werden auswärts bei allen Bostämtern, in Berlin in der Expedition, sowie bei jedem soliden Spediteur entgegen genemmen.

Juferate( in der Expedition aufzugeben) werben pro dreigespaltene Petit- Belle bel Arbeiter Annoncen mit 1 Sgr., bei sonstigen Annoncen mit 3 Sgr. berechnet.

Agentur für England, die Colonien , Amerika , China und Japan Mr. A. Duensing 8 Little- Newport- Street, Leicester- Square. W. C. London .

Mit dem 1. Juli hat ein neues Bierteljahrs- Greis, der durch einen Schuß in den Kopf getödtet wurde, Gründe des jetzigen Zwiftes und die Sinfälligkeit der gegen abonnement auf den ,, Social- Demokrat" begonnen. als er zum Fenster hinanssah. Ferner befinden sich 4 Bus- unsern Führer und seine Bestrebungen gemachten Angriffe Wir ersuchen diejenigen, welche noch abonniren ſite( darunter ein Mädchen) in häuslicher Pflege. Auf darlegten, unfern herzlichsten Dant. Die Präsidentenwaht Militärs wurden 1 Oberlieutenant und 17 Sol geschah faft einstimmig. Wir stehen hier fest zur Fahne Seiten des wollen, dies sofort zu thun. daten schwer oder leicht blessirt durch Steinwürfe. Die Ferdinand Lassalle's trotz aller Flugblätter, die uns über­Die Bestellungen werden auswärts bei den Post- Entrüftung ist groß und natürlich suchen die Behörden die schwemmen, und halten fest an unserm Präsidenten Dr. y. Schuld vou fich abzuwälzen( Niemand will den Befehl zu Sweitzer, der uns die Fabne voranträgt. Mögen die ämtern, in Berlin bei der Expedition Gitschinerstr. 17 feuern gegeben haben) und womöglich der ſecial- demofra Abtrünnigen schreiben, was sie wollen, wir bleiben bei dem und bei allen soliden Zeitungsspediteuren gemacht. tischen Partei aufzubürden. Aber bereits hat der Wiener Princip und der Organisation Lassalle's ; alles Andere laffen ( Preis in Preußen vierteljährlich 15 Sgr., im nicht- Arbeiter Bildungsverein ein Telegramm an die Brünner wir bei Seite. Und so rufen wir denn unsern Parteige­preußischen Deutschland 12% Sgr.) Zugleich rich- Arbeiter gerichtet, in dem vor unklugen Benehmen gewarnt nossen, die sich uns noch nicht wieder angeschlossen, die sten wir an die Parteigenoffen die Aufforderung, und erklärt wird, die social demskratische Partei habe mit Mahnung zu: Tretet wieder ein in unsere Reihen als den dortigen Tumulten nichts gemein. möglichst für weitere Berbreitung des Partei­organs thätig zu sein.

Uhr

.- G

riche

ner

Teut

olid

bel

erden

Uhr

Bater

rer

Die bisher erschienenen Nummern nachgeliefert.

Politifer Theil.

Rundschau: Berlin , 24. Juli.

werden

Das englische Unterhaus hat, wie bereits mit getheilt worden, sämmtliche Aenderungen, welche das Oberhaus zur irischen Kirchenbill beschlossen, verwor­fen und die ursprüngliche Fassung wieder hergestellt. So ging denn die Bill wieder an das Oberhaus, ras feinerseits an den früheren Beschlüssen festhält. Es droht ein interessanter Conflict zwischen beiden Häufern auszubrechen.

Kämpfer und haltet fest an Princip und Organisation, denn nur sie führen uns zum Ziele, wenn auch durch Kämpfe; Nicht fürchten wir den Feind, aber Nicht die Gefahren all',

Der kühnen Bahn nur folgen wir, Die uns geführt Lassalle.

G. Schubert, prov. Bevollm. P. Heins. Berlin , 18. Juli. ( Erklärung.) Zu wiederholten Malen sind mir von Hamburg und, Gott weiß, wo sonst noch Verräther ihre Giftbuden aufgeschlagen haben, Flug­Aus Spanien verlautet es überall von carlistischen schriften zugesandt worden; so auch gestern wieder eine Sen­Berschwörungen und Erhebungen. Prim soll übrigens bung, wie ich hoffe, die letzte. Die ersten habe ich wegen beabsichtigen, sich selbst an die Spitze eines Opera- Beitmangels feines Blickes, feiner Beachtung gewürdigt; ich weiß wahrhaftig faum, wo sie mögen hingewandert sein, Ueber die Brünner Borgänge läuft uns folgen- tionecorps zu stellen, sobald die carlistische Bewegung denn ich bin im Verbrauch von Makulatur nicht eben sehr Dorub der Bericht zu: einen größeren Umfang angenommen. Die R publi- wähl risch. Als aber gestern dergleichen Flugblätter haufen Ein Unbekannter war von der städtischen Woche verhaf- faner, deren Organisation bereits derart befestigt und weise sich einstellten, da wurde ich stutzig und neugierig; ich) tet worden und hatte sich dann im Arrestlocale erhängt. verzweigt ist, daß sie förmlich einen Staat im Staate noeewand mich sogar, das traurige Geschreibsel zu lesen 3. 3 So wird nämlich von amtlicher Seite behauptet, wunder- bilden, haben sich natürlich gegen Don Carlos er- und zwar von vorn an: Efel überfiel mich. Ich begans bar bleibt dieſer Selbstmord freilich, wenn man weiß, daß flärt und find bereit, Brim nach Kräften zu unter- von hinten: derselbe Ekel! Ich griff einen Satz aus der daß zu gleicher Zeit noch zwei Mitgefangene in demselben Zimmerstützen. Freilich befürchten sie, daß man meist Mili- Mitte heraus und wurde beinahe unwohl, trotzdem das Bestimmteste das Gerücht, daß jener Mann in Folge zen und irreguläre Truppen gegen die Carliſten ver- ich souft eine gute Natur habe. Verzweifelt wandte ich die von auf der Wachtstube erlittenen Mihhandlungen georben wenden, das stehende Heer dagegen in den Städten die Cholera jei da. Kurz und gut, ich mußte aufhören sch und nur zur Bemäntelung jenes Verbrechens aufgehängt zur Niederhaltung der Bevölkerung zurückbehalten mit dem Lesen, sonst hätte sich mir das Herz in dem Leibe worden sei. Hunderte von Menschen versammelten sich des werde. umgekehrt. Und dabei geht mich, das ist gelungen, die Uhr Nachmittags vor dem Wachtlokale, man sette ihnen den In der Schweiz behandelte der Nationalrath ganze Sache eigentlich garnichts an, denn ich bin nic Mit­amtlichen Sachverhalt auseinander, die Einen gingen weg, dieser Tage einen Antrag des Dr. Joos von Schaff glied des Allg. deutsch . Arb.- Vereins gewesen. Ihr möchtet Andere kamen, immer zahlreicher strömten Neugierige herbei, hausen zum Schuße der Fabrikfinder. Nähere Mit- wohl wissen, warum? wie? ihr Katzenbuckel, die ihr mich men theilungen fehlen noch. Bekanntlich ist die Kinder­

im

Ebe waren. In der Stadt verbreitete sich denn auch bald auf

hefir

Schne

Menschenmaffe in Angst versetzt, änderte jetzt ihre Maßnah­

Augen nach einer andern Spalte, aber da dachte ich doch

flätten verließen. Die Polizei, offenbar durch die große arbeit gerade in der Schweiz eine sehr ausgedehnte wiffen, warum? weil ich gewußt habe, daß viele Vicegefrei men: keine Aufklärung wurde mehr gegeben, wohl aber die und namentlich dadurch begünstigt, daß dies Ländchen Menge aufgefordert, sich zu zersteuen, und, als dies nicht teinen Schulzwang kennt.

schal geschah, mit Verhaftung gedroht und hie und da eine solche versucht. Das reizte; da keine Auskunft gegeben wurde,

ng

Vereins- Theil.

4 11 glaubte man an die Wahrheit des Gerüchts. Da traf ein offtra Steinwurf eines der Fenster des Wachtlocals, die Polizisten zogen ihre Säbel und nun begann der Tumult. flogen, die Wachmannschaft drang geschlossen vor, ward weld aber von der Volksmasse zurückgedrängt, das Wachtlocal ge- Ich ersuche hierdurch die Beitragsammler, die Geldsen­stürmt und zerstört, was nur zu zerstören war. In diesem dungen durch Bostanweisungen zu übermitteln, und nicht ächtigt Augenblicke rückte das telegraphisch herbeigerufene Militair durch Geldbriefe, das das Porto für letztere, besonders bei herbei und gab sofort Feuer auf die Haufen, anstatt sie zu rückzudrängen und zu zerstreuen. Mit wildem Geschrei floh hne die Menge nach allen Seiten hin. Die Hausthüren wurden geschloffen, die Wirthshäuser gesperrt. Damit wäre, trot­

( Für den Allg. deutschen Arbeiter- Verein.) Steine An die Mitglieder des Allg. deutsch . Arbeiter­Vereins.

den entfernteren Orten, bedeutend höher ist, als für Postan­weisungen, incl. eines besonderen Briefes, in welcher die Abrechnung enthalten ist.

Halver , 23. Juli.

Wilh. Hasenclever.

Die Adresse ist einfach: ,, Wilhelm Hasenclever in Halver ."

ten dieses Vereins sich als Arbeiterfreunde dickthun, dabei

aber Freundschaft und Interesse für die Arbeiter nur in's Schaufenster hängen und auf dem Speicher nur Giftpillen haben zum Vergiften und Schlafpulver zum Einduseln des Geistes, welcher schon unter den Arbeitern erweckt war. Nun aber, da täglich immer mehr an's Licht tritt, daß ihr vor der Wahrheit mit den Augen zwickert, wie die Eule vor dem Licht, nun der Verein endlich einmal gründlich ge­fäubert ist von den Spinngeweben mit ihren Bewohnern, nun werde auch ich unter der Fahne des Dr. v. Schweizer Mitglied des Allg. deutsch. Arb.- Vereins werden, zur Erho­lung von dem mir von Euch beigebrachten Unwohlein.

M. v. Mitel.

Wiesbaden , 19. Juli. ( Umtriebe der Ehr­lichen.) Gestern wurde eine Arbeiterversammlung, welche , daß dem bereits Blut geflossen, die Ruhe wiederhergestellt ge­ein gewiffer Best einberief, auf der Aktienbrauerei dahier einw wesen, wenn nicht das Militär bei seiner Verfolgung eine abgehalten. Ich war nicht wenig erstaunt, wie schwankend einem von all den Vorgängen nichts ahnende Schaar Arbeiter an­die hiesigen Arbeiter sind. Die Neden, die geführt wurden, leid gegriffen hätte, die erst später von der Arbeit kam. Natür- schönsten Wetter begünstigt feierten die Mitglieder des Allg. wurde nicht angetastet, obschon bekannt ist, daß er durch Solingen , 21. Juli. ( Arbeiterfest.) Bom waren Schimpfereien auf Dr. Schweitzer; Herr v. Bonhorst Bevoll ich widersetzten sich die Leute und fanden bei der allgemeinen deutsch . Arb.- Vereins von Wald unter Mitwirkung der die Arbeiter lebt, daß er den Manifestationseid schwur, und Unterstugung, die das Vorgehen der Soldaten hervorgerufen, Fräulein Fischer aus Barmen und eines guten Muſikcorps daß, als er noch Verkäufer des Conſumvereins war, er durch Heuerwaffe Gebrauch und trieb so die Menge auseinander. gung war eine so große, daß die festlich geschmückte Turn- Als der Schneider- Strike hier in Scene geſetzt wurde, war Wiederum machte das Militär von der am Sonntag den 18. c. ihr Stiftungsfest. Die Betheili- die Mäufe( 1) für über 300 fl. zu kurz gekommen war. chaft Um 11 Uhr herrschte wieder vollkommene Ruhe, Patrouillen halle, in welcher das Fest stattfand, überfüllt war. Nament- Herr v. Bonhorst der Hauptmatador, er zechte fleißig mit, Die Straßen& Aufrechthaltung bis gegen Morgen durch lich ernteten die Fräulein Fischer in Folge ihrer begeisternden und das Strike- Comité konnte die Abrechnung nicht stellen, Die und Gaſſen." Am nächsten Morgen löften Ulanen Lieder und Declamationen fürmische Beifalls bezeugungen. indem dasselbe 9 Fäßchen Bier trank und Bergnügungs­ihren die Sufanterie ab. Der Artillerie ward befohlen, sich zum Unterzeichneter hielt die sestrede und zeugte der oft unter- reiſen von dem Unterstützungsgeld machte. Herr v. Bon­meinen on fertig zu machen, als erwarte man einen allge- brechende Beifall, baß die selbstmörderische Unterwithlungs- horst hat wahrscheinlich seinen Anhang nur daher, weil hier iſtfith den Aufstand. Die Aufregung und Erbitterung unter sucht einiger ſelbſtiſchen Egoisten an dem ehernen Willen der nicht Alles bedacht, sondern nur oberflächlich gehandelt wird. den Arbeitern ist allerdings groß, besonders da man ihnen Walder Mitglieder abprallt. die Schuld des Tumultes in die Schuhe schieben will; aber deutsch . Arb. Verein und seinen Präsidenten Herrn von rig her. Zahllose Hochs auf den Allg. Deshalb ging es auch in der gestrigen Versammlung tran­es sei denn, daß sie, da sie sich nicht satt effen können, Schweitzer gaben Kunde von der treuen Gesinnung. Viele viele Redner auf, darunter J. M. Hirsch aus Winkel, Es traten nun gegen Herrn Dr. v. Schweitzer Mag Toben und

ang

at Magens übertönen wollten, sie wissen, daß dies nicht der einem Balle erst am 19. Morgens gegen 6 Uhr.

Feder

Weg ist, eine Befferung ihrer Lage zu erzielen, daß nament lich solch ein vereinzelter Aufstand nur zum Verderben der

Heinr. Coßmann. Pinneberg , 8. Juli. ( Versammlung.) Gestern

gelaufen ist. Die Reden, die diese Herren hielten, zeigten nur Haß und Ehrgeiz oder Eigennut, es waren Reden ohne Kraft und ohne social- demokratischen Taft. Herr Kammler

in w Betheiligten führen kann. Schon ein Vergleich der Opfer Abend hatten wir eine Mitgliederversammlung zum Zweck aus Mainz allein sprach für Dr. v. Schweizer . Jene

11 311

waffneten Arbeitern dieser blutige Ausgang des Auflaufes Gäste waren zugegen die Herren Wolf aus Hamburg , Lein- greß beschicken. Nun, ich denke, Ihr Arbeiter Deutschlands hen, hervorgerufen worden. Von den Verwundeten befinden sich hos, Schmals, Löffler und Dorsch aus Altona und Hercold werdet schon dafür sorgen, daß die Verräther dort entlarvt gem find auf der Straße 2 und außerdem ein fast 80 jähriger in welchen sie uns das Wesen des Bereines, die wahren teatischem Gruß Arb 10( darunter 3 Frauen) im hiesigen Krankenhause. Getödtet aus Ottensen . Wir sagen denselben für die gediegenen Reden, werden. Sie sollen an Eisenach denken! Mit social- demo->

Crags.

rinenf

C. Becker.