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Nr. 145.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15. Jahrg.

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Uhr nachmittags in der Grpedition abgegeben werden. Dte Expedition in an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fefttagen bis 8 Uhr oormittags geöffnet.

Bernfprecher: Amt 1, Mr. 1508. Telegramm Adresse: ..Sozialdemokrat Berlin  ".

Bentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Freitag, den 24. Juni 1898.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Bürger! Beamte!

An Euch alle, die Ihr färglich von der Hand in den Mund lebt, ja, die Ihr oft| Unbefriedigt verlassen heute nicht nur die kaufmännischen Angestellten, sondern auch bitter mit des Lebens Noth zu kämpfen habt, ergeht heut unser Mahnruf in legter, tausende von Selbständigen   den verknöcherten, in veralteten Parteidoftrinen festgefahrenen ernster Stunde. Freisinn und wenden sich zur jungen, lebensfrischen, die soziale Wohlfahrt Bedenkt Euch wohl, wenn Ihr heute zur entscheidenden Wahl an die Urne heran- des ganzen Voltes erstrebenden Sozialdemokratie. tretet! Die Urne birgt Euer Schicksal für lange Jahre. Wählt so, daß Ihr nicht in Sie strömen hinein in unsere Reihen. Aber auch den noch zögernden Männern des wenigen Monden sagen müßt: Der Mann, dem wir unser Leben, unsere Wohlfahrt, unsere Bürgerthums, des Handwerks, des Handels- und Gewerbestandes, besonders den tausenden Freiheit anvertraut haben, hat uns verrathen. Er gehört nicht zu uns; in seinen von Angestellten rufen wir zu: Adern fließt nicht unser Blut; mit seinem Denken und Wollen steht er im Lager derer, die ,, Brecht mit alten Vorurtheilen! Die freisinnige Partei hat sich unfähig das Volk beherrschen und es beherrschen wollen, die das Volt für sich arbeiten lassen erwiesen, mit der Zeit fortzuschreiten. Die neue Zeit verlangt neue Männer. Darum und es in alle Ewigkeit für sich arbeiten lassen wollen. Der Mann unserer Wahl helft einmüthig dem Sozialdemokraten zum Siege! Es wird Eurem gehört zu denen, die sich von dem Schweiße des Voltes gute Tage machen, während sich die Wohl und dem Wohl Eurer Kinder zu gute kommen!" Arbeitermassen ihr Leben hindurch im Staube winden und von der Arbeit erdrückt werden, wenn sie nur das nackte Leben gewinnen wollen." Wählt so, daß Ihr dies nicht in wenigen Monden sagen und flagen müßt!

Bedenkt Euer Schicksal und das Eurer Kinder, und wählt einen Mann des Boltes, einen Sozialdemokraten, der mit Euch leidet, mit Euch fühlt, dessen Leben und Streben Euch gehört, der für Euch arbeiten, Eure Interessen vertreten, Euren Vortheil berfechten wird, so weit er es zu thun vermag!

Wählt keinen Freisinnigen, der sich freisinnig" nennt, aber gegen Euer Interesse und für das Interesse Eurer Herren und Unterdrücker arbeitet und denkt! Wählt einen Mann des Volkes, einen Sozialdemokraten!

Und auch an Euch, Beamte, wenden wir uns mit der Mahnung: Wählt sozialdemokratisch! Ihr wißt, wer alle Zeit für die Besserung Eurer Lebenslage ein­getreten ist: einzig und allein die als vaterlandslos verschrieene Sozialdemokratie! Laßt Euch nicht durch Schlagworte blenden! Die Sozialdemokratie wurzelt fest im deutschen Volksthum. Die Millionen von sozialdemokratischen Arbeitern in Deutsch  land, stehen sie Euch nicht in jeder Beziehung am nächsten? Sind sie nicht Eure Brüder? Stammt Ihr nicht mit ihnen aus denselben Volksklassen? Ist Eure wirth. schaftliche Lage nicht ebenso schlecht wie die ihre?

Wenn Ihr aber mit der Arbeiterklasse dieselben Interessen habt, müßt Ihr dann nicht auch politisch dieselben Wege gehen wie sie? Bedenkt, daß die Sozialdemokratie allein für die Aufbesserung der Unterbeamten. gehälter, für die Verkürzung Eurer Dienstzeit, für den Schutz von Leben und Gesundheit, für menschenwürdige Behandlung der Unterbeamten und staatlichen Arbeiter ein­getreten ist! Alle anderen Parteien verrathen Euch, wo sie an der Macht sind! Die Sozial­demokratie tritt ein für alle ausgebeuteten, durch mühselige Arbeit sich des Lebens Nothdurft erwerbenden Voltsgenossen: also auch für Euch, Staatsarbeiter und Wollt Ihr, daß Eure Interessen energisch verfochten werden, so wählt heute sozialdemokratisch! Die Reichstagswahlen sind geheim! Niemand ist im stande, Eure Wahl zu kontrolliren. Fürchtet aus dieser Wahl auch keine Maßregelungen und Unannehmlichkeiten! und müßt stillschweigend gehorchen. Heute aber seid Ihr frei! Heute fönnt Fünf lange Jahre steht Ihr nach den Wahlen wieder unter der eisernen Disziplin Ihr durch sozialdemokratische Wahlen die Politik des Landes bestimmen helfen! Heute

Unterbeamte!

Arbeiter! An Euch nur ein kurzes Wort! Ihr, die Bohnarbeiter, wißt in Berlin   längst, auf welcher Seite Ihr zu stehen habt. Ihr gehört zur Sozialdemokratie seit langen Jahren und wählt keinen anderen als einen Sozialdemokraten. Darum nur diese Mahnung: Seid nicht lässig im Wählen! Geht Mann für Mann zur Urne! Rüttelt die Schläfrigen auf, gebt ihnen den Stimmzettel des Arbeiterkandidaten und sorgt dafür, daß heute nicht eine Stimme fehle! Ihr wißt, daß die Berliner   Wahlkreise, in denen heute Stichwahl ist, bedroht sind. Es gilt, sie zu erhalten, zu gewinnen. Ihr wißt, daß die Freisinnigen, deren Kandidaten uns hier in Berlin   entgegenstehen, fein Geld scheuen, um alles, was kapitalistisch denkt, an die Urnen zu treiben. Sorgt dafür, daß nicht durch unsere eigene Lässigkeit aus unseren Reihen Stimmen fehlen, die vorhanden fein könnten; daß nicht durch unsere eigene Schuld die Feinde des Volkes als Erwählte aus den Urnen hervorgehen! Thut Eure Schuldigkeit, Arbeiter! Wir haben das Vertrauen, daß Ihr sie thun werdet. Nun zu Euch, Bürger, Handwerker, Kaufleute, Angestellte! fonnt Ihr durch die Abgabe eines sozialdemokratischen Stimmzettels Auch an Euch geht unser Ruf. Wollt Ihr Eure Stimme einem Freisinnigen geben? Eure Interessen fördern! Bedenket wohl, daß der Freisinnige Euch nur umschmeichelt, um durch Eure Hilfe ein Mandat zu gewinnen. Aber er vertritt nicht Eure wirklichen Interessen. Der Freifinn ist hinter den Anschauungen und Bedürfnissen der Zeit zurückgeblieben. des Die große soziale Frage existirt nicht für den freisinnigen Kandidaten. Jede gesunde Reform auf sozialem Gebiet weisen die Freisinnigen ungeprüft von der Schwelle, weil solche Reformen Richtet in ihr veraltetes politisches System nicht passen. Und doch werden solche Reformen heute Wo Ihr in Eurem Hause oder Eurer Nachbarschaft oder Eurer Familie solche nicht nur von den Arbeitern, sondern von den weitesten Kreisen des Bürger- habt, die zwar nicht Lohnarbeiter sind, aber doch wirthschaftlich und politisch thums verlangt! zu uns gehören: zu denen geht in die Wohnung und ermahnt sie zur sozialdemokratischen Die vielen tausende kaufmännischer Angestellten, die jetzt sich wenigstens an den Wahl! Gebt ihnen und ihren Frauen diesen Aufruf zu lesen, damit sie Sonntagen als Menschen fühlen dürfen, haben die Einführung der geseglichen Sonntags- alle sich überzeugen können, wer es ehrlich mit ihnen meint. Und dann feuert sie ruhe nicht der freisinnigen Partei, sondern den Sozialdemokraten zu verdanken. an, den Tag der Freiheit zu benutzen und ihre Stimme für den sozialdemokratischen Die freisinnige Partei segt sich in unbegreiflicher Verblendung allen sozialen Reformen Kandidaten in die Wagschale zu werfen! entgegen, trotzdem nur die wenigen großtapitalistischen Geschäfte, die ihre Jede Stimme ist nöthig! Jede fehlende Stimme kann die Ursache sein, daß der Angestellten für sich arbeiten lassen können, Vortheil von der unbegrenzten Ausbeutung ihrer gemeinsame Gegner siegt! Das muß verhindert werden, und es wird verhindert werden, Angestellten haben, während die Angestellten und die weitaus größte Zahl der selbständigen wenn Ihr alle Eure Schuldigkeit thut! Handwerker und Geschäftsinhaber beispielsweise die Sonntagsruhe nicht mehr missen möchten und weiteren Schuh gegen zügellose Konkurrenz verlangen.

Hoch die Völkerbefreiung!

Handelt danach!

Und noch ein Wort an unsere alten, bewährten, treu zur Fahne Sozialismus stehenden Genossen!

Spornt nicht allein Eure Arbeitsgenossen an, sozialdemokratisch zu wählen! Euer Augenmerk auch auf die anderen Gesellschaftsklassen!

Und nun, Genossen, Glück auf zur Wahl! Sorge jeder dafür nach seinen besten Kräften, daß wir den Sieg erringen! Hoch die Sozialdemokratie!

Die Kandidaten unserer Partei zu den Stichwahlen in Berlin   und dem Wahlkreise Teltow­Beeskow- Charlottenburg find:

1. Berliner   Reichstags- Wahlkreis:

3. Berliner   Reichstags- Wahlkreis:

Redakteur Hugo Poetsch in Berlin  . Rechtsanwalt Wolfgang Heine   in Berlin  .

2. Berliner   Reichstags- Wahlkreis:

5. Berliner   Reichstags- Wahlkreis:

Rich. Fischer in Berlin  , Kreuzbergstr. 25. Redakteur Robert Schmidt in Berlin  .

Reichstags- Wahlkreis Teltow- Beeskow- Storkow- Charlottenburg:

Gastwirth Fritz Zubeil   in Berlin  .