Niemals aber ist die Gelegenheit, dies Ziel zu erreichen, gün­stiger gewesen als jetzt, wo die fraglichen Gesellschaftsklassen von der tiefgehendsten Unzufriedenheit mit den vorhandenen Zuständen beseelt sind und das Vertrauen, daß eine der bisherigen Par­teien sie verbessern könne und wolle, theils schon völlig verloren haben, theils auf dem besten Wege, es zu verlieren, sind.

Also an's Werk und den Bohrer angesetzt, wo das Brett am dünnsten ist dann sollen unsern Gegnern bald die Splitter in's Gesicht fliegen!

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Sozialpolitische Rundschau.

Seitdem der deutsche Reichskanzler durch seine Wiener  Reise Desterreichs ficher geworden zu sein glaubt, schlägt nun auch die bisher ostentativ russenfreundliche offiziöse Presse einen ganz andern Ton gegen den Erbfreund" an und gesteht endlich zu, was audere vernünftige Leute längst gewußt haben, daß nämlich die ehemals so dicke preußisch russische Freund­schaft augenblicklich ein ziemlich überwundener Standpunkt ist. Wir halten es für überflüssig, dem Beispiel der bürgerlichen Presse zu folgen und tiefsinnige Betrachtungen über die Folgen dieser Isolirung Rußlands  " anzustellen. Denn einigermaßen sichere Schlußfolgerungen lassen sich nur auf verlässigen, sicheren Grund. lagen aufbauen, und solche bilden die politischen Aktionen, Bündnißabschlüsse und Freundschaftsauffündigungen der heu­tigen Gewalthaber, bei denen Habsucht, Laune und zahllose andere unberechenbare Einflüsse eine so große Rolle spielen, feineswegs. Gutes entsteht aus dem diplomatischen Ränkespiel so wie so selten für die Völker; schlimmes aber kann die Vereinzelung des Heerdes der finstersten Reaktion, Tyrannei und Barbarei ihnen kaum bringen. Es ist nur fráglich, ob dieser Zwist zwischen den beiden nordischen Militärdespotien lange anhalten wird, denn beide sind viel zu sehr einänder werth, als daß sie sich nicht bald in alter Freundschaft wieder finden sollten.

Mit dem Streit zwischen Regierung und Pfaffen ist's ja ebenso. Wenn man vor Jahren auf die Möglichkeit einer derein­stigen Wiederversöhnung zwischen der kulturkäm­pferischen beutschen Regierung und dem unnachgie­bigen Ultramontanismus hinwies und die Wiederaufnahme des Letzteren in Huld und Gnade der Regierung voraussagte, lief man fast Gefahr, für verrückt gehalten zu werden. Und wie haben sich jetzt die Zeiten geändert! Die liberalen Kulturpauker liegen ohnmächtig zu Boden und das streitbare schwarze Fähnlein ist zur Kerntruppe" avancirt. Ja die Macht des Zentrums ist der Regierung bereits einigermaßen über den Kopf hinaus gewachsen, da es durch die Neuwahlen auch im preußischen Ab­geordnetenhaus eine ausschlaggebende Stellung erlangt und da­durch die Regierung zur Revidirung bestimmter, ihm unbequemer Gesetze drängen kann. Diese Veränderung der Position macht sich denn auch bereits allenthalben bemerkbar. Die Verhandlun gen mit Rom   werden eifrigst fortgesetzt und scheinen in nicht weiter Ferne zu greifbaren Resultaten zu führen, so daß das frühere rührende Einvernehmen zwischen weltlichen und geistigen 3wingherren bald wieder plaßgreifen kann. Um aber den Ul tramontanen einstweilen den guten Willen zu zeigen und Ab­schlagszahlungen zu geben, reden die Minister und andere hohe Staatsbeamte nicht nur fleißig von der" Nothwendigkeit der Re ligion", sondern lassen es auch an entsprechenden Thaten nicht fehlen. Zwei der hervorragendsten und bezeichnendsten Zeichen für die dermalen in Deutschland   herrschende Strömung sind die Aufhebung einer Münchner   Simultanschule und ihre Rückver wandlung in eine Konfessionsschule durch den bayerischen Kultus minister und das Verbot der Eröffnung der paritätischen Schule zu Elbing   durch seinen preußischen Kollegen. Und in dieser Tonart geht's natürlich mit Grazie weiter.

Der Kampf gegen den gemeinsamen Feind beider, den Sozialismus, wird in der gewohnten Weise fortgeführt. Von größerm allgemeinen Interesse sind diese Schriftenverbote, Verhaftungen 2c. in der Regel nicht, wenn sie auch die Ein­zelnen schwer schädigen und die Infamie der Reaktion charat terisiren. Dagegen hat es selbst in weiteren Kreisen Aufsehen erregt, daß die Regierung auf's Neue Ausweisungen in Berlin  borgenommen hat und zwar gleich vier auf einmal: nämlich den Tischler Meyer, den Schneidermeister Tiede, den Schuh­machermeister Bartsch, den Geräthfabrikanten Japsen und den Weber Goldt. Daß einige der Ausgewiesenen ihre Familien in den dürftigsten Verhältnissen zurücklassen, alle aber materiell schwer geschädigt werden was fümmert sich darum der Staat, der Hort der Ordnung" und des Eigenthums"? Die Gesetze und ihr Schutz sind nur für die ruhigen Bür­ger", nicht für gemeingefährliche Sozialisten vorhanden. Die Letteren wissen das freilich auch und richten sich darnach. Wie aber, wenn sie dereinst obenauf famen und ihre Beiniger bon heute nach dem biblischen: Aug um Aug und Zahn um Zahn behandeln würden? Wir glauben kaum, daß die Leut­chen daran Gefallen fänden, sondern daß sie sofort über Recht losigkeit, Ungleichheit 2c. schreien würden. Aber es dünkt ihnen eben unmöglich, daß ihre Herrschaft einmal ein Ende nehme. Die Macht der Thatsachen dürfte sie wol früher, als man denkt, eines Bessern belehren.

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Die innern Zustände Oesterreichs   entwickeln sich in einer Weise, wie wenn Bismard bei seinem Wiener   Besuch sie fich extra so bestellt hätte. Die Czechen, welche solange schmollend und grollend beiseite gestanden, sind nach langen Verhandlungen mit der Regierung, die ihrer bedarf, um auf dem betretenen Weg der Annexionspolitik ungestört weiter gehen zu können und sich dem bisherigen überwiegenden Einfluß des Liberalis­mus zu entziehen, in die Volksvertretung" eingetreten und find dort natürlich von der Regierung auf's Freundlichste be= willkommt worden. Der Kaiser hat sogar ausdrücklich die der Verfassung unbekannte und von Regierung und Parlament bisher stets bekämpfte Rechtsansicht" der Czechen, nämlich das ,, böhmische Staatsrecht"- welches Böhmen   zu einem vollkommen autonomen Land und in ihm natürlich die Czechen zu unbedingten Herren machen soll anerkannt, worüber die Liberalen höch lich erstaunt und entrüstet sind. Und doch ist daran wenig zu berwundern, denn diese Anerkennung ist einfach der Preis für

die Hilfsbereitschaft der Czechen gegen den Liberalismus. Was Letterer in dieser Richtung zu gewärtigen hat, zeigte ihm schon die bei der Vizepräsidentenwahl zu Tage getretene kompakte Mehrheit der Rechten, welche durch den Hinzutritt der Czechen entstanden ist. Auf Grund dieses Abstimmungsresultates foll denn auch bereits im Ministerium eine Verschiebung nach rechts vor fich gehen. Der österreichische Liberalismus befindet sich demnach ebenfalls in keiner angenehmen Lage- wenn er auch nicht ganz so weit herabgekommen ist, wie der deutsche- und die Czechen spielen ihm gegenüber eine ähnliche Rolle, wie in Deutschland   das Zentrum. Immer weiter nach Osten gehen, den Liberalismus vernichten, die Deutschen   durch die Czechen abstoßen und verbittern, das polyglotte Land noch mehr in sich theilen und spalten- fann man beffer pour le roi de Prusse arbeiten?

Die österreichische Sozialdemokratie ist leider noch zu schwach, um die dermalige Situation nach Möglichkeit ausnüzen zu können und außerdem stehen ihr dabei selbst innerhalb ihrer Reihen noch vielfach die verzwickten Nationalitätsverhältnisse im Wege. Aber sie arbeitet, trotz aller Hindernisse und einem Drud der Regierung, welcher dem der deutschen   nichts nach­gibt, rüftig weiter und sucht sich namentlich innerlich zu stärken, zu reorganisiren und die im Kampf mit der Reaktion erhaltenen Verluste nach Kräften wieder auszugleichen. Als eine Frucht dieses lobenswerthen Strebens ist das Erscheinen eines neuen Zentralorgans für die österreichische Arbeiterpartei zu betrachten. Dasselbe wird vom 5. November ab in Reichenberg( Nord­ böhmen  ) unter dem Titel Der Volksfreund" erscheinen. Wenn sich auch vielleicht viele mit den Verhältnissen unbekannte Genossen verwundern mögen, daß der geistige Zentralpunkt der österreichischen Arbeiterbewegung so weit an die Peripherie verlegt ist, so muß die Wahl des Ortes doch als eine sehr günstige betrachtet werden, da gerade in jener industriereichen, dem benachbarten Sachsen   in den Verhältnissen ähnlichen und in der Gesinnung verwandten Gegend die österreichische Ar­beiterbewegung bon jeher ihren festesten Posten hatte, der auch bisher am wenigsten von den vielen Streitigkeiten berührt wurde, welche die österreichische Arbeiterbewegung so schwer geschädigt haben und die leider noch immer nicht ganz beseitigt find. Wir heißen den neuen Kampfgenossen von Herzen will­tommen und wünschen, daß er der österreichischen   Arbeiter bewegung ein erfolgreicher Führer, Organisator und Vorkämpfer fein möge!

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Eine jüngst vom holländischen statistischen Amt veröffent­lichte Zusammenstellung der Staats- Einnahmen und Ausgaben und des Waarenverkehrs von 1876 liefert ein nettes Kultur bildchen von der zivilisatorischen Mission" der Europäer   in Indien  . Wie raffinirt dort die Ausbeutung der Eingebornen zu Gunsten nicht des holländischen Volkes, sondern der herr schenden Klassen Hollands   betrieben wird, zeigen die Angaben des genannten amtlichen Werkes über Java. Die spekulativen Mynhers haben das bei ihrer Besizergreifung auf Java vor­gefundene altkommunistische Gemeineigenthum an Feld vortrefflich zu ihrem Nußen auszubeuten gewußt, indem sie ihren Staat ein­fach an Stelle der alten, von den Gemeinden Steuern und Frohnden erhaltenden Häuptlinge setzten und bezüglich dieser Lei­stungen noch überdies Solidarhaft der Gemeinden einführten. Diese Leistungen werden nun von den Gemeinden in der rüd sichtslosesten Weise eingetrieben, wogegen die zivilifirte" Regie rung ben eingebornen Dorfobrigkeiten unbeschränkte Vollmacht gibt, ihre Angehörigen auf jede, auch die barbarischeste Weise zur Leistung der sie treffenden dinglichen und persönlichen Lasten anzuhalten. Auf diese Weise bezieht Holland   von Java nicht nur jährlich 15 Millionen Gulden Steuern, sondern produzirt ver­mittels der unbezahlten Frohndienste der Eingebornen bei einer Auslage von nur 15 Millionen Kaffee und Zucker im Werthe von 49 Millionen, so daß es sich jährlich nicht weniger als für 34 Millionen unbezahlte Arbeit aneignet. Damit aber noch nicht genug, zieht der eble Staat von Java auch noch einen weiteren Nettogewinn von 25%, Millionen aus dem schmählichen, das Volk vergiftenden und es geistig, körperlich und materiell zu Grunde richtenden Opiumhandel.

Und für alle diese fabelhaften Leistungen erhalten die Javaner von Holland   nichts als Beamte, Soldaten und Pfaffen, von benen sie sich beherrschen, schinden und noch weiter privatim aus­saugen lassen müssen. Wird das aber den armen Wilden" ein­mal zu viel und suchen sie ihr Joch etwas zu erleichtern, dann tommt die ultima ratio der modernen europäischen   Zivilisation: blaue Bohnen und eiserne Zuckerhüte, und zwingt die lebendigen Arbeitsinstrumente, geduldig und unterwürfig weiter zu schaffen. Das ist das Gesellschafts- Ideal der herrschenden Klassen, das sie nicht nur in fernen Kolonien, sondern soweit es geht und unter Beobachtung modernerer Formen auch in Europa   durchzuführen und festzuhalten suchen.

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Belgien   befindet sich gegenwärtig in einer durch die Heßereien des turbulenten Pfaffenthums hervorgerufenen Erregung. Der an der Regierung befindliche Liberalismus hat bekanntlich ein Schulgesetz votirt, welches die Staatsschulen ihres bisherigen konfessionellen Charakters entkleidet und die Religion aus der Schule dahin verweist, wohin sie allein gehört: in die Kirche. Dies Geseß, welches bei konsequenter Durchführung allerdings geeignet ist, der unheilvollen Macht der Kirche über die Schule endlich ein Ende zu machen, wird nun von den in ihrem Besitz­stand bedrohten Pfaffen auf das heftigste angegriffen. Nicht nur, daß sie von Kanzel und Beichtstuhl gegen die religionslose" Staatsschule wettern, sondern sie belegen auch alle Lehrer, welche an den Staatsschulen wirken, sowie die Eltern, welche ihre Kinder in diese schicken, ja sogar alle übrigen Familienglieder und die Kinder selbst mit der kirchlichen Erkommunikation, welches Mittel bei der Beschränktheit der durch die Pfaffen mit Einwilligung des Staates systematisch verdummten Mehrheit des Volkes eine bedeutende Wirkung äußert. In vielen Gegenden, namentlich in Flandern   und Henegau, findet eine Massendesertion der Kinder von den Staatsschulen statt und auch zahlreiche Lehrer ziehen vor, sich mit der mächtigen Kirche nicht zu überwerfen und treten daher in die freien" katholischen Schulen über. Infolge dessen sind bereits über 1200 Staatsschulstellen vacant und dürfte auch nicht so bald ausreichender Erjazz beschafft werden.

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Diesen Feindseligkeiten gegenüber ist nun die Haltung der Liberalen eine mehr als schwächliche. Statt den herrschsüchtigen

Ruttenträgern energisch gegenüberzutreten und offen auf eine voll: ständige Trennung von Kirche und Staat, die der Macht der Kirche am schnellsten und radikalsten ein Ende macht, hinzu arbeiten, beschränkt sich der so heftig angegriffene Staat auf den passiven Widerstand" und behandelt seine grimmigsten Feinde noch mit der größten Rücksicht. Ja, seine Verblendung geht so weit, daß er statt die Gelegenheit zur gründlichen Beseitigung alles pfäffischen Wustes aus der Schule zu benützen, selbst de­monstrativ und in eckelhaftester Weise religiöse Heuchelei treibt. So hat der Unterrichtsminister van Humbeeck jüngst in einem Rundschreiben an die Provinzialgouverneure erläutert, daß durch das neue Schulgesetz keinerlei Veränderung in Bezug auf die bisherigen( religiösen) Gewohnheiten, die Gebete und religiösen Bilder und Embleme in den Schulen eingetreten sei, und daß an Stelle der Geistlichen nun die Lehrer den Reli­gionsunterricht geben werden, indem sie ohne irgendwelche Kritik oder Erläuterung lediglich den Katechismus recitiren." Die Klerikalen haben ganz recht, wenn sie sagen, daß sich die reli­gionslosen" Staatsschulanhänger der Lächerlichkeit und Verachtung preisgeben, indem sie jetzt, wo die Religion gesetzlich aus dem ligenbilder in den Schulen aufhängen und die Lehrer den Kindern Schulprogramm entfernt ist, Kruzifire, Kreuzwegstationen und Hei­einen Ratechismus einpauten lassen, von dem sie selbst nicht ein Wort glauben.

Auf solche Weise wird man mit dem als Feind nicht zu unter­schätzenden Pfaffenthum nimmermehr fertig und wenn die belgische Regierung nicht noch ganz andere Saiten aufzieht, namentlich auch der streitbaren Kirche durch Beseitigung des Kultus budgets eine Lebensader unterbindet, dann wird der belgische Kulturkampf genau ebenso enden wie der Bismarckische. Der Liberalismus ist eben überall gleich lendenlahm und impotent.

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In Frankreich   nimmt die Agitation für die vollkommene Amnestie immer größere Dimensionen an und verursacht im Verein mit den wachsenden Sympathien für die Personen der nach einem langen Martyrium zurückgekehrten Kommunarden und die von diesen verfochtene Sache eine tiefgehende Bewegung des Geistes, welche der Entwicklung der Dinge im Sinne des Sozialismus überaus günstig ist. Was seit mehr als acht Jahren in Frank­ reich   eine äußerste Seltenheit gewesen, kann man jetzt auf allen Gassen hören: Die Propaganda für den Sozialismus. Während Louis Blanc   und Blanqui   im Süden vor begeisterten Versamm­lungen sprechen, ist in Paris   letzter Zeit namentlich der Friedhof eine Stätte der wirksamsten Agitation geworden, nämlich gelegent­lich mehrerer Begräbnisse zurückgekehrter Deportirter. Besonders hervorzuheben ist in dieser Richtung das großartige Begräbniß des ehemaligen Nationalgardenhauptmanns Gras, bei welchem mehrere Redner vor den zehn Tausenden, welche das Leichengeleite gaben, im sozialistischen   Sinne sprachen. Ein Arbeiter, Namens Gauthier, richtete angesichts des Grabes die Aufforderung an die Arbeiter, das von Gras mit begonnene Werk der Bekämpfung der Bourgeoisie fortzusetzen. Es mag gut sein", meinte er, ,, Reden zu halten; vor Allem aber müsse man handeln, von den Worten zu den Thaten übergehen." Lepelletier( von der Mar­ seillaise  ") verherrlichte die Kommunards." Ja", rief er aus, ,, die Republik   wurde erhalten durch die, welche, wie Gras, nicht im Augenblick der Gefahr verzweifelten, die kämpften, litten, und die in Ermanglung des Sieges die Hoffnung bewahrt halten!" Bürger Delaborde aber schloß seine fulminante Rede mit den Worten: Im Namen meiner Freunde, aber auch als Proletarier, gebe ich meine Zustimmung mit den Worten, welche am Grabe dieses neuen Opfers des sozialen Krieges, dieses neuen Opfers der schrecklichen Rache, der Furcht der Bourgeoisie gesprochen wurden. Aber, Bürger, der Ruf: Es lebe die Republik!" läßt heute nicht mehr die, welche aus der Ausbeutung des Pro­letariats Nußen   ziehen, von denen, welche ihre Opfer sind, unter: scheiden. Da wir, die Enterbten der sozialen Ordnung, unsern Antheil an der Erde, der Sonne, der Freiheit, auch unsern An­theil an dem Produkt der Arbeit der Vergangenheit haben wollen, so muß ein anderer Ruf ertönen, der jede Zweideutigkeit beseitigt. Der Ruf: Es lebe die Republik!" genügt uns nicht mehr. Proletarier! Fügen wir die proletarische Rückforderung hinzu. Rufen wir: ,, Es lebe die soziale Republik  ! Es lebe der So­zialismus!" Auch in Versammlungen und Vorträgen wird der Sozialismus viel besprochen und die Nothwendigkeit der Bildung einer einheitlichen und aktionsfähigen sozialistischen   Partei lebhaft

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erörtert.

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Den Kämpfenden für die Amnestiebewegung ist neuerdings ein gänzlich unerwarteter Bundesgenosse erwachsen in Gambetta's Leiborgan» République française  «. Indeß ist es dem Oppor tunistenblatt dabei natürlich keineswegs um die Sache des Rechtes und der Menschlichkeit zu thun, sondern handelt es sich lediglich um eine politische Finte. Einerseits will nämlich Gambetta   den ihm in seiner Totalität nicht mehr genehmen Ministerium durch das Amnestiebegehren ein Bein stellen, anderseits empfindet er das Bedürfniß, sich bei den mächtiger werdenden radikalen Arbeiter­thum wieder etwas zu rehabilitiren, was nicht nur sein uner­wartetes Auftreten in der Amnestiefrage, sondern auch das fast noch unerwartetere Eintreten der» Rép. franç.» zu Gunsten der strikenden Pariser   Bautischler zeigt. Ob freilich die Pariser   Ar­beiter sich durch solche leicht durchsichtige Manöver so leicht täu­schen lassen und sich willig als Werkzeug für die Pläne des Erdiktators gebrauchen lassen werden, ist mehr als zweifelhaft.

Vorläufig indeß hat das Auftreten des Gambetta  'schen Or gans soviel erreicht, daß nicht nur die öffentliche Meinung sich weit lebhafter als bisher mit der Amnestie befaßt, sondern daß auch das Kabinet und die Kammerfraktionen bereits darüber be­rathen haben. Zwar haben sowol das linke Zentrum und die republikanische Linke, als das Ministerium die volle Amnestie aufs neue abgelehnt, allein letzteres war keineswegs einstimmig, sondern stimmten zwei Minister( Freycinett und Lepère) für die Amnestie. Einen weitern Stoß hat die Regierung durch die kürzlich erfolgte Wahl des vor Kurzem noch an die Galeerenkette geschmiedeten, jett amnestirten Kommunarden Humbert, sowie die des ebenfalls amnestiefreundlichen Bürgers Bouteillier zu Pariser   Munizipal­räthen erhalten. Die neuestens erfolgte Anklage Humberts wegen Glorifizirung der Kommune wird die Lage der Regierung kaum verbessern, voraussichtlich vielmehr sehr verschlechtern, denn der Unwille über diese Gewaltmaßregel ist ein allgemeiner. Die Tage des jettgen Ministeriums sind offenbar ebenso gezählt wie diejenigen des Widerstands gegen die volle Amnestie überhaupt.