Vertheidiger Rechtsanwalt Sachs macht darauf aufmerksam, daß wenn der Wächter Wittau seine Aufgabe im Sinne des Herrn Lieutenant ein wenig humaner aufgefaßt hätte, das Ganze gar nicht habe vorkommen können. Er plädirt warm für Annahme mildernder Umstände bei Lindenberg und für Freisprechung des Gericke. Das Gericht entschied in diesem Sinne. Gericke ward freigesprochen und Lindenberg kommt mit ins gesammt 53 M. Geldstrafe davon.
Soziale Uebersicht.
ernennen.
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Be
in den politischen
Die Buchdruckerei- Juhaber Niederösterreichs haben der Gehilfenschaft den mit Ende 1891 ablaufenden BuchdruckerLohntarif und jenen der Schriftgießer gekündigt. Der bezügliche Antrag geht von den größeren Druckerei- und Schriftgießereivesizern Wiens aus und lautet:„ Der Gremialvorstand wird beauftragt, die Kündigung vorzunehmen sowie die Abänderung der derzeit bestehenden Tarife unter Zugrundelegung derselben und unter Beibehaltung der bisherigen Arbeits- und Löhnungsprinzipien gemeinschaftlich mit dem Gehilfenausschusse zu berathen und einem für beide Theile gleich gedeihlichen Abschlusse zuzuführen."
Bertheidiger zur Seite. Der Anklage liegt in Kürze folgender I anderer Meinung. Er schloß wieder auf und sagte, der Klopfende Mainz , 4. Oftober. Bei der Wahl eines internatio Thatbestand zu Grunde: Im Anfang des Jahres 1890 sollen solle sich ruhig verhalten. Dies geschah nicht und nunmehr fiftirte nalen Vertrauensmannes der Metallarbeiter sich die fünf Angeklagten nebst dem flüchtigen Löwenthal ver- der Wächter den unruhigen Geist zur Polizeiwache. Hierbei nun für Deutschland wurden in einer hiesigen öffentlichen bunden haben, um Trikotwaayen, hauptsächlich baumwollene gehen wiederum die Ansichten der Zeugen auseinander. Gericke Metallarbeiter- Versammlung sämmtliche Stimmen für Martin Unterhosen und Hemden, in großem Maßstabe zu vertreiben. Sie hat geäußert, L. solle sich das nicht gefallen lassen. Nun wurde Segit in Fürth abgegeben. bezeichneten die von ihnen angepriesenen Waaren als besonders auch er zum Mitkommen eingeladen, dankte indessen dafür mit gesundheitsdienlich und nach dem System des Dr. Lamann an den zwar klassischen, doch doch noch Die Lehrerschaft Schleswig- Holsteins erörtert in Vers immer wenig salongefertigt. Es wurden fleine Städte besucht und in diesen nur fähigen Worten des seligen Gößz. sammlungen lebhaft die vom Kultusminister in sichere Aussicht Es fam zu einer Die Schneidermeister. Alle Ueberredungstünste wurden an- Art Balgerei zwischen Wittau und Lindenberg, und gestellte Erhöhung der durchweg unzulänglichen Gehälter. gewendet, um einen solchen harmlosen und geschäftsungewandten Beide, Lindenberg und Gericke, wurden endlich mit Hilfe fremden erregt deshalb die offizielle Mittheilung des Vorstandes Handwerker zur Abnahme eines Postens Waare zu bestimmen herbeigeholter weiterer Sicherheitsbeamten nach der am Görliger des allgemeinen schleswig- Holsteinischen Lehrervereins an die und wenn alle Bemühungen an der Vorsicht des zu Bearbeiten Bahnhof befindlichen Polizeiwache gebracht. Hier nun schildert Einzelvereine, daß es durchaus zu empfehlen sei, die Sache der den scheiterten, wurde zu anderen Mitteln gegriffen. Dem Gericke ein böses Erlebniß, welches wir aber lieber verschweigen Neuregelung unserer Gehaltsverhältnisse Schneidermeister wurde die Waare in Kommission angeboten und wollen. Um i Uhr Nachts tam auch der Eingangs erwähnte Beitungen nicht zu erörtern, da dies von wesentlichem Einfluß ihm versichert, daß er feinen Pfennig zu bezahlen oder für Un- Polizeilieutenant wieder auf die Wache. Ihm habe man diese auf die Entwickelung der Angelegenheit sei." fosten zu verauslagen habe. Angst vor oben- dein Name ist: Deutscher Lehrer! Er solle der einzige Verkäufer des Szene geschildert und eine Antwort darauf erhalten, deren Sinn Artikels in seinem Städtchen und der Umgegend sein und durch darauf hinausgelaufen, daß dergleichen auf seinem Revier nicht Eine Konferenz der Metallarbeiter von Baden, Elsaß geeignete Annongen in dem Lokalblatte solle der Abfah erleichtert vorkommen dürfe und streng von ihm untersucht werden solle. Lothringen und der Pfalz findet am 8. November in Offenwerden. Die Abrechnung solle vierteljährlich erfolgen in der Unter seinem Eid versichert indeffen der Lieutenant, davon nichts burg statt. Aufgabe der Konferenz ist, in jenen Landestheilen Weise, daß der Depoſitär einfach den Erlös für die verkaufte mehr zu wissen, obgleich er es nicht bestimmt verneinen könne. Die Errichtung von Vereinen der Metallarbeiter durch gemeinWaare nach Abzug eines entsprechenden Gewinnantheils ab- Dies der Vorgang der Sache. lieferte. fames Vorgehen zu fördern, und hierfür ein Agitationskomitee zu Alle unverkauften Stücke würden jederzeit und noch nach Jahresfrist wieder zurückgenommen, sodaß der Depoſitär durchaus keine Gefahr laufe. Diesen Vorschlägen lichen die Schneidermeister bereitwilliges Ohr und in den meisten Fällen strichen sie vor der Beredsamkeit der Angeklagten die Segel. Wenn das Geschäft so weit gediehen war, so hatte der Verkäufer auch sofort die Waare bei der Hand, da er stets einen großen Posten mit auf Reisen nahm. Bevor derselbe sich aber von dem neu gewonnenen Kunden verabschiedete, war noch ein kleines Geschäft zu erledigen, das von dem Angeklagten in der Regel als eine leere Formalität" bezeichnet wurde und mehr zur Sicherheit des Kunden Kunden als des Verkäufers diene. Dem Schneidermeister wurde nämlich ein Wechsel oorgelegt mit dem Ersuchen, seinen Namen an der Stelle des Annahmevermerts quer zu schreiben. Bisweilen war der Wechsel Leipzig , 6. Oftbr. Die Berathungen der deutschen schon vollständig ausgefüllt, in anderen Fällen trug das Papier Buchdrucker- Tarifkommission( Gehilfen und Prinnur in Buchstaben die Summe, zu welcher die in Kommission zipale) nahmen heute ihren Anfang. Die Verhandlungen werden gegebene Waare berechnet war. Natürlich wurden die Hand- geheim geführt. Ohne denselben vorgreifen zu wollen, muß fonwerfer stutzig und erwiderten, daß sie sich auf Wechsel nicht ein- statirt werden, daß die Leipziger Prinzipale alles auflaffen könnten, die Angeklagten verstanden es aber, ihre Bedenken bieten, um ein Zusammengehen mit den Gehilfen unmöglich zu zu besiegen. Sie versicherten hoch und theuer, daß der Wechsel machen. Wie ich höre, sind die Setzer, Drucker und Arbeiterinnen 28. September eine außerordentliche Versammlung ab, in welcher nur eine Anerkennung sei, daß sie die Waare erhalten hätten einer Druckerei heute früh schon nicht mehr zur Arbeit zugelassen Genosse Metzner über das Thema sprach: Haben wir gleiches und daß das Papier auf keinen Fall weiter begeben werden worden, weil sie sich weigerten, gestern Abend Ueberstunden zu Recht? Er erntete für seinen 1/4 stündigen Vortrag lebhaften würde. Die Angeklagten Louis Löwenthal Löwenthal und DB machen.( Gestern Abend fand zur Ehrung der Tarifkommission Beifall. Auf die Diskussion wurde verzichtet und dann folgende sollen sogar noch weiter gegangen fein. Sie schrieben eine Vorversammlung nebst Kommers im„ Café Battenberg" statt.) Resolution einstimmig angenommen:" Die heute am 28. Septbr. in Gegenwart der Kunden dicht am unteren Rand auf der Hier sei gleich eines Vorkommnisses Erwähnung gethan, das sich tagende Versammlung des Verbandes der Möbelpolirer erklärt Vorderseite des Wechsels den Vermerk:„ Dieser Wechsel darf nicht beim Kommers ereignete bezw. deffen Schluß herbeigeführt hat. sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden. Sie weiter begeben werden" und machten dadurch den Kunden sicher. Die Versammelten saßen in animirtester Stimmung beisammen, erkennt an, daß in dem heutigen Klassenstaat tein gleiches Recht Nach einigen Monaten wurde den Letzteren zu ihrer Ueber- als in der 12. Stunde der Besitzer des„ Café Battenberg" dem Vor- für Alle bestehen kann, sondern nur in einer sozialdemokratischen raschung ein vollständig ausgefüllter Wechsel präsentirt. Bei fizzenden der örtlichen Gehilfen- Tariffommission erklärte, daß er Gesellschaftsordnung es möglich ist, gleiches Recht für Alle zu denjenigen Wechseln, welche am unteren Rande den erwähnten feinen Saal zu der für nächsten Donnerstag angesetzten allgemeinen schaffen. Sie verpflichtet sich mit allen Kräften dahin zu wirken, Bermerk getragen hatten, war derselbe einfach abgeschnitten, Buchdruckerversammlung verweigere. Infolgedessen wurde der daß bei den Wahlen nur sozialdemokratischen Kandidaten die wohl oder übel mußten die Wechsel bezahlt werden und in vielen Rommers sofort aufgehoben, da die Versammelten einem Wirthe, Stimmen gegeben werden, da einzig und allein diese Kandidaten Im weiteren wurden noch Fällen kamen die durch List zur Unterschrift bewogenen Hand- welcher von den Prinzipalen beeinflußt erscheit, feinen Pfennig gleiches Recht für Alle erstreben. werker in arge Verlegenheit. Sie wandten sich an mehr zukommen lassen wollten. Man glaubt jedenfalls die Be- einige Werkstattangelegenheiten erörtert und dieselben theils der ihre Berliner Lieferanten mit der Anfrage, was es wegung einzudämmen, wenn die Arbeiter des Leipziger Buch- Fachkommission zur Regelung überwiesen. Zum Schluß machte mit dem Wechsel für eine Bedeutung habe und gewerbes feinen großen Saal zur Verfügung haben, bedenkt aber der Vorsitzende auf das am 10. Ottober bei Joel, Andreasstr. 21, es wurde ihnen die kurze und bündige Antwort, daß sie fest ge- nicht, daß die dadurch hervorgerufene Grbitterung die Arbeiter stattfindende Stiftungsfest aufmerksam und lud die Kollegen zu kauft hätten und den Wechsel einlösen müßten. Dazu kam noch, in ihren Entschlüssen nur befestigen kann. recht zahlreichem Besuche desselben ein. daß die Waare nicht absehbar war. Auf einer großen Anzahl Die Vorversammlungnahm nach einem furz gefaßten Situationsdieser Kundenwechsel standen die Namen der Angeklagten Her- berichte und einer Ansprache des Gehilfenvertreters Riedel mann Löwenthal, Rosenthal und Borchardt als erste Abnehmer. folgende Resolution einstimmig an: Die Auflage nimmt an, daß diefelben recht wohl wußten, wie die Wechsel entstanden sind, die sie rücksichtslos gegen den Afzeptanten eintlagten. Von den Angeschuldigten erscheinen Löwenthal und Schreyer am schwersten belastet. Alle Angeklagten bestritten ihre Schuld und sollen durch die umfangreiche Beweisaufnahme überführt werden. Die Verhandlung wird zwei Tage in Anspruch nehmen.
Ein unverbefferlicher Schwindler wurde gestern der II. Straffammer des Landgerichts I in der Person des Handlungsgehilfen Eugen Gläser vorgeführt. Nach vielfachen Vorstrafen hatte derselbe sich jetzt eine große Anzahl von Urkundenfälschungen und Betrügereien zu Schulden kommen lassen. Er ist früher in einem hiesigen größeren Geschäft angestellt gewesen, wo er sich heimlich nach dem Firmenstempel einen zweiten an= fertigen ließ, um später mit Hilfe desselben Betrügereien zu begehen. Diesen Zeitpunkt hielt Gläser für gekommen, als er eine längere Freiheitsstrafe in Blößensee verbüßt hatte. Hauptsächlich hatte er es auf Juweliere abgesehen. Er schrieb einen Bestellzettel auf den Namen seines früheren Prinzipals, wonach dieser sich von einer bekannten Firma verschiedene Silberwaaren, wie Eplöffel 2c. erbat. Als der Betrug glückte, setzte der Angeklagte den Schwindel fort. Er verschaffte sich eine Menge Werthgegenstände, die er sofort versetzte, Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu vier Jahren Buchthaus und den üblichen Nebenstrafen.
Versammlungen.
Der Verband der Möbelpolirer in Süd- Osten hielt am
Mit dem 1. Oktober entstand in Norbert's Festfälen durch Ginberufung und Referat vom Kollegen Morbach ein Verein der in Buchbindereien und verwandten Bes " Die am Vorabende der Tarifverhandlungen im„ Café trieben beschäftigten Arbeiterinnen. Derselbe Battenberg " tagende, von mehr denn 2000 Leipziger Buch- erklärte seinen sofortigen Beitritt zum Zentralverband der Buchdruckern besuchte Allgemeine Versammlung erwartet von binder Deutschlands und wählte folgende Damen in den Vor den Gehilfenvertretern die nachdrücklichste Verfechtung der stand: 1. Vorsitzende Frau Busse, Kassirerin Emma Stock, gehilfenseitig gestellten Anträge. In Erwägung des Schriftführerin Frl. Schulz, Beisitzerinnen Frieda Oldag und ohnehin für die Gehilfenschaft sehr problematischen Werthes Margarethe Kettenbach. Als männlicher Beirath wurden die der Tarifgemeinschaft wird die Fordauer derselben ab- Kollegen Morbach , Haß und Krank gewählt. Die nächste hängig gemacht von der Bewilligung der minimalen Ver- Vereinsversammlung findet Donnerstag, den 15. Oktober, mit fürzung der Arbeitszeit um eine Stunde bei ent- einem Vortrag des Herrn Türk über Frauenbefreiung statt. sprechender Erhöhung der Grundpositionen und der Lokal- Näheres wird im„ Vorwärts" noch bekannt gegeben. Es werden zuschläge sowie der Annahme von Druckbestimmungen. Die hierdurch alle Kolleginnen ersucht, in dieser Versammlung zu er Versammlung erblickt weiter in den vom Deutschen Buch scheinen, um der Unternehmerklasse zu zeigen, druckerverein systematisch ins Werk gesetzten, gehilfenfeind- Arbeiterinnen erkannt haben, daß sie nur durch eine starke lichen Unternehmungen und namentlich in der planmäßigen Organisation sich der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft durch ges Entlassung der Mitglieder des Unterstützungsvereins und wissenlose Unternehmer erwehren und bessere, geordnete wirthderen Ersatz durch Nichtmitglieder einen völligen Bruch schaftliche Verhältnisse schaffen können.
des bisher bestandenen Vertragsverhältnisses, aus welcher
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daß die
Thatsache sich die absolute Freiheit des Handelns für die In einer öffentlichen Versammlung der in der Gehilfenschaft von selbst ergiebt. Für den Fall der Ab- Gold- und Silberwaaren Branche beschäf lehnung der Gehilfenanträge fordern daher die Leipziger tigten Arbeiter und Arbeiterinnen hielt am Buchdrucker die Leitung der organisirten Gehilfenschaft 5. Oktober Genosse H. Peus einen Vortrag über Frauenarbeit, auf, unverzüglich alle zur Verwirklichung der Gehilfen in welchem er darlegte, wie sich auf Grund natürlicher Verans forderungen nothwendigen Maßnahmen zu treffen." lagung des Weibes und auf Grund wirthschaftlicher Einflüsse die Während des Kommerses wurden Ansprachen gehalten von Arbeit der Frau im Laufe der Jahrtausende gestaltet hat und Niedel. Leipzig , Döblin Berlin, Schröder Köln, Re- sich voraussichtlich in Zukunft gestalten wird. Erst in der dakteur Wittich- Leipzig( als Vertreter der Arbeiterpresse), sozialistischen Gesellschaft werde das Weib den an dasselbe als Beste ct- Berlin 2c. Einige Redner wollten noch das Wort er- Mutter und Erzieherin der Kinder gestellten Anforderungen vollgreifen, u. a. der Vertreter des hiesigen Gewerkschaftsfartells; fommen gerecht werden können, und erst dann das weibliche Ge dieselben wurden aber durch den vorzeitigen Schluß daran ge- schlecht frei und unabhängig dem Manne gegenüberstehen, hindert. wenn die wirthschaftlichen Schranken, welche das Weib bisher in eine mehr oder minder große KnechtschaftsVor Zuzug der Schuhmacher nach Barmstedt , Groitzsch , stellung bannen, gefallen sein werden. Dem mit lebhaftem BeiWeißenfels, Spandau , Grabow i. M., Jastrow i. W. warnt das fall aufgenommenen Vortrage folgte eine kurze Diskussion, nach Schuhmacher- Fachblatt"; vor Zuzug der Töpfer nach Dos, deren Beendigung eine Resolution einstimmig gefaßt wurde, in Baden- Baden , den Ofenfabriken von Chr. Seidel u. Sohn in welcher sich die Anwesenden mit den Ausführungen des ReDresden und Karl Böhme in Halle a. S. Der Generalausschuß ferenten einverstanden erklären und sich zum Anschluß an eine der Töpfer Deutschlands . Organisation verpflichten. Nachdem Herr Faber dann den Bericht über die bisherige Thätigkeit der Berliner Streit- Kontrollfommission erstattet hatte, stimmte die Versammlung dem bisherigen Vorgehen der Kommission zu, ebenso dein Vorschlage, daß auch ferner ein Kollege in die Kommission delegirt werde. Gewählt wurde dazu Herr Faber. Ferner wurde eine Kommission zur Agitation für die Versammlungen niedergesetzt und in diefelbe die Herren Freimuth, Ulrich, Ludwig, Konrad und Rottenau gewählt. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie ging die Versammlung auseinander.
In der Berufungsfache Lindenberg und Genossen wurde am Dienstag Mittag vom Landgericht I. verhandelt und hat die anfcheinend geringfügige Angelegenheit um deswillen einiges Interesse auch für weitere Bevölkerungstreise, weil in dieser Hauptverhandlung das Verhältniß der Exekutiv - und Sicherheitsbeamten Berlins zum Publikum scharfe und eingehende Beleuchtung erfuhr. Angeklagter Lindenberg wurde f. 3. vom Schöffengericht wegen öffentlicher Beamtenbeleidigung, Wider stands gegen die Staatsgewalt, in diesem Fall repräsentirt durch den Nachtwächter Wittau, und ruheſtörenden Lärms zu ins gesammt 3 Wochen Gefängniß und 8 Tagen Haft, fein Genosse Gericke wegen Anstistung zum Widerstand zu 20 M. Geldstrafe verurtheilt. Beide legten durch ihren Wertheidiger, Nechte des Bahnhofs in Beckum beschäftigt waren, haben wegen Lohn anwalt Sachs, Berufung ein und unter Ausbietung eines nicht unerheblichen Zeugenapparates gelangte die Angelegenheit zur Verhandlung vor das Landgericht.
Eine größere Anzahl Erdarbeiter, welche beim Bau streitigkeiten die Arbeit niedergelegt. Nach der„ Reinisch- Westf. Beitung" beträgt die Zahl der Streifenden 40.
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leber Lohnreduktionen, welche die Magdeburger OberIn der Nacht zum 13. April d. J., so erzählt der erste Zeuge, Postdirektion den ihr unterstellten Telegraphen- Arbeitern Polizeilieutenant von Karnack, vernahm derselbe, von einer Revision zu Theil werden ließ, berichtet die dortige Boltsstimme": der Hasenhaide zurückkommend, ein lautes, seiner Meinung nach Die Vorarbeiter in diesem lebensgefährlichen Berufe erhielten die nächtliche Ruhe beeinträchtigendes Gespräch, das von dem bisher pro Woche 25 M., während der Lohn der Arbeiter zwischen In Stralan tagte am 27. September eine Bersammlung geständigermaßen ziemlich stark angetrunkenen Angeklagten Linden- 18-19,50 m. schwankte. War diese Entlohnung nun schon an der Sozialdemokratie des Niederbarnimer Kreises, in welcher berg herrührte, der von zwei Freunden rechts und links unterstützt, sich eine verhältnißmäßig niedrige, so wurde dieselbe doch einiger Arthur Stadthagen unter reichem Beifalle über den die Wienerstraße entlang wanderte und das Bedürfniß verspürte, maßen durch die Thatsache ausgeglichen, daß die Arbeiter während Brüsseler Kongreß und den Programm- Entwurf Bericht erstattete. den Begleitern einen ebenso lauten als allem Vermuthen nach der Wintermonate, die eine volle Ausnutzung der Arbeitszeit nicht In der Diskussion kritisirte Genosse Grünberg die Ausweisung instruktiven Vortrag zu halten. Der Polizeibeamte gebot Silentium, zulassen, dennoch ihre volle Löhnung bekamen, wobei allerdings der Anarchisten vom Kongreß. Er war ferner der Meinung, der in der Mitte der Freunde Wandelnde glaubte in diesem zu berücksichtigen ist, daß die Arbeiter in dieser Zeit nicht etwa daß, wenn Stadthagen nicht für die Entfernung des Berichts Gebot einen Versuch der Beeinträchtigung seiner staatsbürger- mehr freie Beit haben, sondern zu anderen als ihren eigentlichen erstatters, welcher lügenhafte Berichte in die„ Köln . 3tg." lanzirte, lichen Rechte auf freie Meinungsäußerung zu erkennen und betonte, Berufsarbeiten herangezogen werden. eingetreten war, er auch unbedingt gegen die Ausweisung des daß ihm auch ein Polizeilieutenant das Sprechen nicht verbieten Heuer ist das anders geworden. Den Arbeitern, die bisher Anarchisten Ramos hätte stimmen müssen( für dessen Ausschluß dürfe. Die sich inzwischen bedenklich zuspißende Meinungs- Ver- einen Wochenlohn von 19,50 M. davontrugen, ist eröffnet worden, Stadthagen gestimmt hat). Die Versammlung erklärte sich hierauf schiedenheit zwischen Staatsbürger und Staatsbeamten ward von daß vom 1. Oktober d. J. ab nur noch 2,75 m., also pro Tag in zwei Resolutionen mit den Ausführungen des Referenten einden vernünftigen Begleitern des Angefäuselten beigelegt und 50 Pf. weniger, gezahlt werden, und daß der solchergestalt be- verstanden. G3 kamen dann die vom Genossen Stadthagen zur die Drei wandelten weiter. 2. fand indessen nicht so bald den schnittene Verdienst am 1. November um weitere 25 Pf. pro Tag Abänderung des Programm Entwurfs gestellten Anträge zur Schluß seiner Extemporation, als ihm der vom Lieutenant auf gekürzt werden soll. Verhandlung, welche in der ersten Beilage der gestrigen Nummer des Vorwärts" schon mit abgedruckt sind.
die laute Gruppe aufmerksam gemachte Wächter Wittau nach- Den Vorarbeitern ergeht es nicht besser. Ihr Tagelohn ist geeilt kam und nun seinerseits Ruhe forderte. Man ging zur pro Tag von über 4 M. auf 3.50 M., 3 M. und 2,75 M., je Obolus des Hauses Thür zu öffnen, on Lindenberg schwer Diese Abzüge erscheinen um so sonderbarer, als diese Neuerung fiel, das Schlüsselloch zu finden. Wittau schloß auf, Lindenberg mit dem neuen Ober- Postdirektor gleichzeitig ihren Einzug in verschwand im Flur und Jeder glaubte damit die fleine Episode Magdeburg gehalten hat." beendet. Indessen: Dieses war der erste Streich, doch der andere Staatsbetriebe find unzweifelhaft in jedem Falle in der Lage, folgt sogleich. Lindenberg mochte sich im Dunkel des Flurs den Lohn nicht fürzen zu müssen. wenig behaglich finden. Es verlangte ihn nach dem trauten Licht Daß sie in einer Zeit allgemeiner Theuerung wie der jetzigen einer gemüthlichen Kneipe, und er gab diesem blitzschnell in um so peinlicher diesen Grundsay befolgen sollten, als sie den seinem umdüsterten Herzen laut werdenden neuen Bedürfniß fest angestellten Beamten ja auch das Gehalt nicht türzen, durch Klopfen an die Hausthür deutlichen Ausdruck. Während sondern ihnen zum Theil Theuerungszulagen gewähren, ist eine nun die Entlastungszeugen in diesem Klopfen absolut nichts die Forderung, die nach unserer Ansicht ausnahmslos Jedermann nächtliche Ruhe Störendes zu finden vermochten, war der Wächter unterschreiben müßte.
Hierzu sprachen die Gen. Duchateau, Grünberg, Thal, Leid und Knauf. Es wurden dann Schöder- Bernau, Knauf- Reinickendorf, Leid- Friedrichshagen zu Delegirten für den Parteitag gewählt. Im„ Verschiedenen" ernannte man eine sechsgliederige Kommission, welche für die Aufbringung der durch die Delegation entstehenden Kosten Sorge zu tragen hat. Dieselbe besteht aus den Genossen Forgbert- Rummelsburg, Duchateau- Reinickendorf, Hasobsti- Weißensee, Deutschmann- Pankow , Bernißti- Friedrichshagen. Betreffs Bernau wurde Gen. Schöder beauftragt, für diese Sache einen Genossen zu bestimmen. Nachdem der Vorftzende zu fejtem Zusammenhalten ermahnt hatte, schloß die Versammlung mit einem Hoch auf die international- revolutionäre Sosial Demokratie.