doch mindestens alle möglichen mildernden Umstände annähme. Ist es doch erst wenige Wochen her, daß ein Bockenheimer Husar, weil er eine ihm von seinem Unteroffizier unter Miß­brauchung der Amtsgewalt applizirte Ohrfeige zurückgegeben hatte, zu fünf Jahren Festung verurtheilt wurde. Und wie beurtheilen nun dieselben strenge auf Mannszucht haltenden Militärgerichte schwere körperliche Vergehen gegen die Bürger? Der Fall des Würzburger Unteroffiziers Bude, der einen von ihm arretirten" Studenten, blos weil dieser ihm im Rausch davonlanfen wollte, erschoß und dann freigesprochen wurde, ist noch in frischem Gedächtniß. Indessen konnte sich Bude immer hin noch auf die Wachterdnung" berufen, die ihm formell Recht" gab.

Reinerlei derartige Entschuldigung aber stund dem jüngst vor dem Münchener Militärbezirksgericht verhandelten Sergenten Bielech bom 1. schweren Reiterregiment( gleich Bude und fast allen bisher verurtheilten Betheiligten an Säbelaffären und Soldaten­schindern ein Preuße) zur Seite, der eines Vergehens der Widersezung gegen die Staatsgewalt und eines Verbrechens der schweren Rörperberlegung be­schuldigt war. Derselbe hatte nämlich, nachdem er in einer Gastwirthschaft Streit angefangen hatte, sich geweigert, das Lo­kal zu verlassen und sich den patrouillirenden Gendarmen, als ihm diese die Arretirung ankündigten, widerseßt, sodann den Gendarm Thümann durch einen Stich in das linke Knie ver­legte, so daß dieser 28 Tage lang dienstunfähig war. Troß­dem aber diese Thatsachen beweiskräftig festgestellt waren, nahm das Militärgericht" Nothwehr" an und sprach den Sergenten frei. Natürlich wird sich nun die Gendarmerie hüten, sobald wieder gegen einen skandalirenden Herrn Soldaten einzuschreiten, und die Bürger haben demnach gegenüber den Unverschämt heiten der durch die ihnen garantirte Straflosigkeit nur immer anmaßender werdenden Säbelhelden auf keinen Schutz der " Sicherheits"-Behörde zu hoffen.

Das Allerunglaublichste, wol von keinem Menschen für mög­lich Gehaltene, hat aber das Kriegsgericht des zweiten schlesischen Ulanenregiments in Ratibor   fertig gebracht. Man erinnert sich wol noch der s. 3. wegen ihrer unerhörten Gewaltthätig= feit und Rohheit allgemeines Aufsehen hervorrufenden Säbel­affäre von Plania. Der Ulanensergent Heinze drang am 2. Auguſt ds. nächtlich in die Mägdekammer des Scholzen ( Gemeindevorstandes) Klimaschka und kehrte, nachdem er von diesem aus dem Hause verwiesen worden war, unit seinen Soldaten zurück, die auf seinen Befehl das Haus des Klimaschka mit Gewalt erbrachen, den Scholzen in Nachtkleidern hervorholten, und in barbarischer Weise mit Prügeln und Säbeln bearbeiteten, worauf der Arme an die Steigbügel zweier Ulanen gebunden

und unter fortwährenden Mißhandlungen als Arrestant" zu ver­schiedenen Behörden und schließlich auf die Hauptwache in Ra­ tibor  

transportirt wurde, von wo er jedoch alsbald entlassen werden mußte. Der famose Ordnungswächter" von Sergent wurde dieser Heldenthat halber wegen Hausfriedensbruches und schweren öffentlichen Friedensbruches, wegen schwerer Körper­verlegung, widerrechtlicher Freiheitsberaubung und schließlich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt( der Scholz ist Verwalter der Lokalpolizei) angeklagt. Und die Sühne für

all' diese Verbrechen?

Man höre, was die Presse über den Ausgang der Gerichts­

verhandlung berichtet:

" Der Sergent Heinze ist vom Kriegsgericht freigesprochen Der Sergent Heinze ist vom Kriegsgericht freigesprochen und für die von ihm begangenen militärischen Vergehen nur disziplinarisch bestraft worden. Infolge des freisprechen­den Erkenntnisses ist nunmehr von dem Esladron Chef des 2c. Heirize, Herrn Rittmeister Zansen von der Osten, der Strafantrag gegen den Scholzen Klimaschka we= gen Verleumdung gestellt worden."

Der Verbrecher gegen die öffentliche Ruhe und körperliche

Sicherheit freigesprochen, der Verlegte aber auch noch angeklagt

-

"

das

zum größten Theile nur die ärmste Bevölkerung, in geringerem Maßstabe den Mittelstand trifft und die Reichen fast gänzlich verschont. Die Einnahmen aus dem Personentransporte betrugen 37 Millionen Gulden, aber die Reisenden der ersten Klasse hatten zu dieser Summe nur 2,5 Millionen Gulden beigetragen. Für sie würde sich die Fahrt durch die neue Steuer um 250,000 Gul­den vertheuern, während aus dem 23 Millionen Gulden be: tragenden Ergebnisse der dritten und vierten Klasse für den Staat 2,3 Millionen Gulden gewonnen würden.

Die Wirkung der Erhöhung dieser, sowie der übrigen zur De­chung des Defizits einzuführenden Abgaben ist demnach eine kolossale

Mehrbelastung des ohnehin schon unter einer immenſen Steuer­last seufzenden und fast erliegenden österreichischen Volkes. Trotz auf Ersparungen. Von einer Verminderung des Armeebudgets dem denkt in der Regierung Niemand auch nur im Erferntesten

feine Rede

-

man darf noch sehr frohsein, wenn es nicht er­

notabene

höht wird. Der Abenteurerzug nach Bosnien   ist durch das Blut der Gefallenen und die 30 Millionen unmittelbare Okkupations kosten noch keineswegs bezahlt, vielmehr muß das österreichische Volk für die dauernde Besetzung der neuen Provinzen nicht we niger   als 5 Millionen aufbringen. Uno endlich präsentirt das niger   als 5 Millionen aufbringen. Uno endlich präsentirt das biedere Kaiserhaus für seine Herrschermühe eine kleine Liquidation von nicht weniger als 4,650,000 Gulden jährlich- notabene für die zisleithanische Reichshälfte allein, denn Ungarn   muß noch ebensoviel zugeben, so daß das Donaureich das Vergnügen, monarchiſch regiert zu werden, mit nicht weniger als 9 Mil­lionen Gulden bezahlen muß! Zweifellos aber wird dem Steuerzahler die etwas starke Pille wesentlich versüßt, seine Last leichter und sein eigenes Elend erträglicher, wenn er die sach­gemäße Verwendung dieser Summe für des Reiches Wohl in Betracht zieht und an der Majestät des kaiserlichen Hofstaates, der ununterbrochenen Reihe lustiger Hoffeste, dem feenhaften Glanz der Burgbälle, den stolzen Kavalkaden und süperben Fuchsjagden,

der königlichen" Pracht von Gödöllö   und anderer kaiserlicher Lustschlösser und an anderen für jenes Geld angeschafften, überaus nothwendigen und nützlichen Dingen das bedrängte Herz erquickt!

Oder sollte es wirklich Bösewichter geben, die angesichts von so viel Herrlichkeit an das bittere Elend des niederen Volkes" denken und meinen, daß alle diese Wunder der Monarchie ent­

behrlich seien und das Volk sich bedeutend billiger und beffer

selbst regieren könne?!

-

Wir haben jüngst der telegraphischen Meldung von Arbeiterunruhen in Böhmen   Erwähnung gethan und sofort unserm Zweifel an die Wahrheit der Mittheilungen der gewohnheitsmäßig lügnerischen Bourgeois presse, welche natürlich sofort den Arbeitern die Schuld beimessen, Ausdruck gegeben. Wie recht wir daran thaten, beweisen die nunmehr über die Tschauſcher Affäre bekannt gewordenen Thatsachen. Die Miß Nordböhmen   seit langem landbekannt. Trotzdem thaten aber stände in den Brürer und Durer Kohlenbergwerken find in die Grubenbarone nicht nur nicht das Geringste zu deren Ab­stellung, sondern trieben in ihrem Uebermuth die Arbeiter da­durch auf's äußerste, daß sie einerseits diejenigen Arbeiter, welche jene Mißstände bekämpften und fie mangels Entgegen tommens der Arbeitgeber in einer Brochure der Oeffentlichkeit denunzirten, an die Luft setzten und denselben zugleich durch eine Ronvention mit den übrigen Werkbesizern Nordböhmens feits, um den Lohn noch mehr zu drücken und die auffäffigen" jede Aussicht auf Wiederbeschäftigung abschnitten, und ander Arbeiter Klein zu kriegen, eine Masse czechischer Arbeiter von der preußisch- schlesischen Grenze kommen ließen. Als nun die bei der Lohnauszahlung willkürlich verkürzten Bergleute sich in Betriebsleitungshaus sammelten und volle Lohnzahlung und Abreise der he: spedirten Czechen forderten, sandte die edle Ver­

"

waltung sogleich zur Bezirkshauptmannschaft, mit dem Ersuchen,

da die Arbeiter diesmal einen größern Erceß zu beabsichtigen

"

"

aber beabsichtigten" die Arbeiter so wenig einen Erzeß, daß das herbeigerufene Militär gar nicht einzuschreiten brauchte, sondern die Arbeiter auf die Zusage, daß die Berechtigung der Klagen und Forderungen der Arbeiter schnell erkennenden Kom­missärs Graf Kuenburg, daß alle billigen Forderungen Berück­sichtigung finden würden, nach einer Protokollirung ihrer Be­schwerden rubig auseinander gingen. Und seitdem auf den " Rath" der Behörde die Lohnforderungen der Arbeiter befrie­digt und die von der preukischen Grenze hergezettelten zcechi­schen Arbeiter auf Kosten der Werkleitung wiederum in ihre Heimath zurückbefördert wurden, ist nicht die geringste Un­ruhe" mehr vorgefommen. Es ist demnach erwiesen, daß die von den lügnerischen Grubenherren und ihren Gesinnungs­genossen von der Preffe zu einer förmlichen Emeute aufgepuffte Affäre von den Arbeitgebern und nicht von den Arbeitern ver­schuldet war und daß die Forderungen vollkommen berechtigt sonst hätte sie kaum selbst die Behörde als solche

-

waren anerkannt.

man sage noch, daß Deutschland   nicht ein tadelloser Rechtsschienen", sofort Truppen zu Hilfe zu senden. In Wahrheit staat" sei und in ihm nicht Gleichheit vor dem Gesez" herrsche! Dem österreichischen Volk ist von seiner geliebten Re: gierung letzte Woche wieder eine allerliebste Ueberraschung bereitet worden. Die Thronrede hatte nämlich versichert, daß das Defizit im Staatshaushalt ein sehr mäßiges sei und versprochen, daß dasselbe ohne Inanspruchnahme des Staatskredites und ohne Schädigung der Produktionskraft der Steuerzahler gedeckt werden solle. Jetzt aber stellt sich heraus, daß alle diese feierlichen" Versprechungen nichts als eitel Flunkerei und Schwindel gewesen sind. Angeblich beträgt das Defizit freilich nur 123 Mil lionen Gulden, was für das schon seit langem mit Schulden hausende Desterreich verhältnißmäßig günstig, ja sogar gegen Vorjahr eine bedeutende Besserung( um 7 min. Glb.) wäre. Aber die Aufstellungen des Finanzministers tragen das Gepräge der Lüge und Verschleierung an der Stirn und wenn man die künstliche Gruppirung der Zahlen erst durchschaut hat, erkennt man, daß das Defizit in Wirklichkeit wenigstens 24-30 Millionen Gulden, ja wahrscheinlich noch weit mehr beträgt, da die meisten Ausgaben zu nieder, die Einnahmen dagegen mög­lichst hoch angesetzt sind. Zur Deckung des Ausfalls werden nun vorgeschlagen: eine indirekte Anleihe durch Veräußerung von Obligationen aus den gemeinschaftlichen Fonds, Erhöhung der Petroleumsteuer, Erhöhung der Personentransportsteuer und eine Ergänzungsabgabe zur direkten Steuer. Und in welcher Weise sollen diese neue Lasten vertheilt werden! Schonung der unberechtigten und Verletzung der berechtigten Interessen scheint das Programm der Regierung zu sein- so drückt sich selbst ein stimmführendes Bourgeoisorgan, die Neue Freie Presse" aus, das sich allerdings derzeit in der Opposition befindet und deswegen Dinge bemängelt, welche es bei einer ,, liberalen" Regierung vollkommen billigen würde. Die vorge schlagene Erhöhung der Zuckersteuer wird nicht eingeführt ste würde ja die Reichen mehr als die Armen treffen; dafür wird die Petroleumsteuer, die eigentliche Steuer der Arbeitenden und Armen desto mehr erhöht. Und wie macht sich das Bestreben der herrschenden Klasse, alle Lasten auf das Volk abzuwälzen, erst bei der Erhöhung der Personentransportsteuer geltend! Im Jahre 1877 verkehrten auf den österreichischen und den gemein­samen Bahnen insgesammt ungefähr 32 Millionen Menschen, von welchen etwa 27,5 Millionen die dritte und vierte, über 4 Millionen die zweite und nur 400,000 die erste Klasse be­nüßten. Diese Passagiersteuer ist also eine Belastung, welche

-

"

"

Die italienischen Machthaber scheinen endlich doch ein: zusehen, daß es auf die Dauer doch unmöglich ist, das Wim­mern und Murren des maßlosen sozialen Elends der Halbinsel durch das Säbelrasseln der Häscher und das Geschrei der Irreden­tiſten zu übertoben. Die letzteren insbesondere verlieren immer mehr an Anhang und selbst an Intereſſe, weil das Volk findet, daß es in Italien   auf jeden Fall noch viel Nothwendigeres zu thun gibt, als die von Fremdherrschern geknechteten Brüder" im Trientinischen und Triestinischen zu befreien" und daß vor allem das italienische Volk selbst von Unterdrückung, Hunger und Elend befreit werden müßte, ehe es sich berufen fühlen könnte, Andern diesen Liebesdienst zu erweisen. Die Sozialisten Italiens  haben sich denn auch von allem Anfang an gegen das chauvi­nistische Getriebe der Irredentisten erklärt und darauf hingewiesen, daß es im geeinigten Italien   selbst genug unerlöste Länder" gebe: die 3 Millionen Hektaren ertragsfähigen Ländereien, welche angesichts des größten Brodmangels gänzlich unbebaut, und die 1% Millionen, welche versumpft liegen, aber durch rationelle Behandlung leicht wieder urbar gemacht werden könnten! In dessen ist diese prunklose Kulturarbeit den herrschenden Liberalen  " viel zu langweilig und sie haben weit Wichtigeres zu thun, nämlich die Politik im großen Stil", die das Land bereits an den Rand des Bankrotts gebracht, lustig weiter zu treiben. In demonstrativer Weise werden Befestigungen gegen Desterreich er­

"

"

richtet und die Stimmführer Mezzacapo, Petruccelli 2c. schreien wie wahnsinnig nach Vergrößerung des Heeres. Soldaten, Kanonen, Befestigungen und dann nochmals Befestigungen, Ka­nonen und Soldaten; das ist Alles" darin findet der Ab­geordnete Petruccelli und finden mit ihm seine Anhänger von der Bourgeoisie die Rettung Italiens  !

"

sowenig vorhält und dem Volk seinen Hunger vergessen, macht Da aber, wie gesagt, dieses nationale" Betäubungsmittel eben als die zahllose Polizei und Justizmaßregeln aller Art, so steht sich die Regierung gedrungen, der hungernden Kanaille" und vor allem dem verschmachtenden Landproletariat einen Gnaden- und und Beruhigungsknochen noch nicht gleich hinzuwerfen, son: dern vorläufig nur zu zeigen. Wahrscheinlich rechnen die schon durch den bloßen Anblick des Futterbrockens wieder für eine schlauen Geschäftsleute in Rom   darauf, daß die hungrige Bestie Weile zahm gemacht und zum geduldigen Weiterhungern bewogen werden kann. Für den schlimmsten Fall kann der Köder indessen immerzu auch wirklich preisgegeben werden und wird er den Heißhungrigen und- Dummen dann sicher eine Zeitlang beschäf tigen. Dieser Köder zur Beruhigung des hungernden Volkes besteht nun einerseits aus öffentlichen Arbeiten in großem Umfang, welche der Bautenminister Baccarini zur Beschäftigung der Ar­beitslosen versprochen hat, und weiter aus der großen Land­vertheilung", welche der Ministerpräsident Cairoli den Landpro­letariern der neapolitanischen Provinzen ebenfalls versprochen hat.

Schon unter französischer Herrschaft war dort zur Verbesserung der Lage der ackerbautreibenden Bevölkerung die Vertheilung der aus dem abgeschafften Feudalsystem herrührenden Ländereien an die Besitlosen angeordnet worden, welche Maßregel jedoch nur zum geringsten Theil zur Durchführung kam. Cairoli will nun das Bersäumte nachholen und mehr als 300,000 Hektaren Do­mänen vertheilen ,,, um die bäuerlichen Arbeiter in ihrer gerechten

Erwartung nicht zu täuschen und das Proletariat der südlichen Provinzen aus der niedrigen Lage des Tagelöhners zu dem Rang

"

des Ackerbauers zu erheben." Er fordert deshalb die Präfekten  und Lokalbehörden auf, sich von der im höchsten Sinne humani­tären und sozialen Absicht" der Regierung durchdringen zu lassen und schleunigst statistische Notizen einzusenden und die definitive Maßregel vorzubereiten.

Unsere Ansicht über diese Frage brauchen wir nicht erst des Längeren auszuführen. Wir sind auch in dieser Beziehung nicht für's Theilen". Weit entfernt, in den Konzentrationsprozeß des Grundeigenthums hindernd einzugreifen und schon vorhandenes

"

Staatseigenthum, gleichviel ob durch Kauf oder Schenkung, in

den individuellen Besitz zurückzuführen, muß vielmehr allmählig der ganzen heute noch in Privathänden befindliche Grund und Boden in den öffentlichen Besitz übergeführt werden. Wie ökonomisch sie wirklich zur Ausführung kommt und daß weiter wirklich die widerfinnig die Cairolische Landvertheilung-angenommen, daß

Armen allein Land erhalten und nicht das beste Stück wieder der herrschenden Klasse in den Rachen fällt ist, werden ihre

Erfolge schon nach wenigen Jahren zeigen. Die neuen Land: eigenthümer, die nichts als ihr Barzellchen unkultivirten Boden haben, müssen sich, um die nöthigen Gebäude, Werkzeuge, Samen, Vieh 2c. beschaffen und bis zum ersten Ertrag leben zu können, schon von allem Anfang an in die Schuldknechtschaft des Kapitals Unglück, jedenfalls über kurz oder lang verfallen. Nach 10-15 begeben, dem sie nach dem ersten Mißjahr oder wirthschaftlichen Jahren ist höchstens noch der zwanzigste Theil der ursprünglich mit Land Betheiligten im Besitz des ihm vom Staate so groß­müthig Geschenkten, während die übrigen neuenzehn Zwanzigstel wieder nichts besitzen, der auf die Melioration des Bodens verwen dete Schweiß der vorübergehenden Kleinbesizer aber vom Kapital

eingeheimst ist, das so nach den alleinigen Gewinn ge­

zogen hat! Eine wirkliche Verbesserung des Landproletariats

kann sonach durch die Cairoli'sche Landvertheilung nicht eintreten,

und geben sich hierüber auch Cairoli und seine Gesinnungsgenossen selbst keiner Täuschung hin. Es handelt sich für sie nur darum, die misera plebs hinzuhalten und zu täuschen und diesen Zweck werden sie bei der Beschränktheit des Volkes auch bis zu einem gewissen Grad und auf eine Zeit lang erreichen.

-3u all seinen andern Nöthen: dem Massenelend, der Arbeitslosigkeit, dem Hungertyphus, der Auswanderung und den ganz unerhörten und sich immer weiter ausdehnenden, die Schrecken von Szegedin   noch weit überragenden Verwüstungen des Hochwassers hat Spanien   seit Jahrzehnten auch noch an dem Cubanischen Uebel zu laboriren. Bekanntlich eri­stirt die Sklaverei unbeschränft von allen zivilifirten Län­dern der Erde nur noch auf der Perle der Antillen. 3war sind schon verschiedene Anläufe zur Beseitigung dieser schmach­vollen Institution gemacht worden, aber sie haben bis jezt noch nie zum Ziel geführt. Unter der Regierung Amadeos war die Aufhebung der Sklaverei beschlossene Sache, aber fie fam unter ihr ebensowenig zur Ausführung, wie unter der ihr folgenden Republik  . Daß die Frage gerade unter der jetzigen bourbonischen Regierung wieder aufs Tapet tommt, ist natür­lich nicht etwa deren Humanität und Freisinnigkeit, sondern lediglich der Erfahrung zu danken, daß die Dinge auf Cuba  unmöglich mehr in der bisherigen Weise fortgehen können. Die menschen- und eigenthumsvernichtenden Insurrektionen hö­ren in Cuba   nie auf und das benachbarte Nordamerika   sieht längst mit begehrlichen Blicken nach der herrlichen Insel und reibt sich die Hände, wenn die Cubaner an einer Ordnung ihrer Angelegenheiten immer mehr verzweifeln und ihre Hoff­nungen auf die Union   sezen. Die Frage der Abschaffung der Sklaverei steht daher seit Eröffnung der jezigen Kortesfession auf der Tagesordnung und die Verhandlung der für Ausarbei­tung eines diesbezüglichen Gesezentwurfes niedergesezten Kom­mission nehmen das allgemeine Interesse in Anspruch.

-

Jetzt endlich ist diese Kommission zu Beschlüssen gekommen. Aber zu welchen! Während die Regierung selbst, resp. die Ges nerale Martinez Campos und Prendergast   und der Intendant Villaamil, welche sämmtlich der erste als Gouverneur, die andern als sein Generalstabschef und Finanzdirektor Cuba dienten, die sofortige und gänzliche Aufhebung der Skla­berei ohne irgend eine Entschädigung verlangten, und trotzdem General Martinez Campos kein Hehl daraus machte, daß die spanische Herrschaft über die Antillen, wol auch die Beziehungen

-

auf